Blutige Rache

In Sportarten gibt es neben den Regeln auch “ungeschriebene Gesetze” und Rituale. Mitunter erinnern diese an Macho-Gehabe aus dem Tierreich. Im Eishockey gibt es bestimmte Fouls die billigend in Kauf genommen werden, weil sie dazu dienen die Autorität eines Spielers und eines Teams zu stärken.

Was putzig in Form von ritualisierten Faustkämpfen anfängt, kann fatal enden.

Ein solcher Fall sorgt derzeit in den USA für Aufregung. Am Montag kam es in der NHL in der Partie Vancouver – Colorado zu einem folgenschweren Foul, welches nun von der NFL und der kanadischen Staatsanwaltschaft untersucht wird.

Todd Bertuzzi von den Canucks schlug seinem Gegenspieler Steve Moore aus Denver von hinten seitlich gegen den Kopf und rammt den Kopf aufs Eis. Moore landete mit dem Gesicht aufs Eis, der 110kg schwere Bertuzzi auf ihm rauf und lag minutenlang in einer Blutlache eher er auf einer Trage abtransportiert wurde.

Im Krankenhaus wurde ein Nackenbruch (“broken neck”), Gehirnerschütterung und einige tiefe Schnittwunden im Gesicht festgestellt.

Schlimm genug, bekommt der Vorfall aber noch einen besonderen Haut-Gout durch den Umstand dass die Canucks im Vorfelde vor dem Spiel Rache angekündigt haben, weil Moore letzten Monat den Canucks-Captain Naslund ausgeknockt hatte und jener drei Spiele aussetzen musste.

Bertuzzi hat inzwischen, tränenüberströmt, auf einer Pressekonferenz eine Erklärung verlesen in der er sich entschuldigt, u.a. mit den Worten “Steve, I had no intention of hurting you“. Sondern?

ESPN zählt minutiös die Dauer der Rede (3Minuten) und die Zahl der tränenerstickten Pausen (3).

In einem ähnlich gelagerten Fall wurden im Jahr 2000 vor Gericht auf Körperverletzung mit Waffen entschieden und eine 18Monatige Gefängnisstrafe auf Bewährung ausgesprochen. Die NHL verhängte eine einjährige Spielsperre.

Der Vorgang um das Foul von Bertuzzi schlägt hohe Wellen, sowohl im “Mutterland” des Eishockeys Kanada, als auch in den US-Gegenden in denen Eishockey noch nicht etabliert ist. Das Foul kommt der NHL besonders ungelegen, da man sich derzeit in Vertragsverhandlungen mit Fernsehanstalten befindet. Der lukrative Deal mit ESPN und ABC wird so mit Sicherheit nicht mehr erneuert, da die Einschaltquoten ins Bodenlose gefallen sind und der Deal bereits Ende der Neunziger als hoffnungslos überhöht galt.

Gleichzeitig stehen ganz schwere Verhandlungen mit den Spielergewerkschaften an. Stimmen die von der NHL in Auftrag gegebene Untersuchung der Finanzverhältnisse in den NHL-Teams, so manövriert sich die halbe Liga schnurstracks in den Konkurs.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Inzwischen wurde von Seiten der NHL Bertuzzi vorläufig bis zum Ende der Saison, inkl. Playoffs gesperrt und gegen die Vancouver Canucks eine Viertelmillion Dollar Geldstrafe verhängt.

    Vor Beginn der Trainingscamps der nächsten Saison will die NHL endgültig über die Dauer der Sperre entscheiden.

  3. Der Bruce heißt Todd…