Wright-Ausleger

Heute nacht gab es ein boxerisches Feinkost-Menü. Vor dem Hauptgang Wright – Mosley stand als Vorspeise ein öder, lauwarmer Kampf um nordarmerikanische Light Middleweight-Gürtel zwischen Olajide und Gardener. Ian Gardener gewann einen ereignislosen Kampf weil er ein Hauch mehr Aktivität zeigte. Immerhin ist Gardener noch jung (23 Jahre alt), an ihm kann noch gefeilt werden.

Das “Light Middleweight” bzw. “Super Welterweight” ist vermutlich die derzeit spektakulärste Gewichtsklasse, um mal ein bißchen Namedropping zu machen: Mayorga, De la Hoya (er will ins Weltergewicht zurückkehren), Vargas, Vernon Forrest. Alles aber ältere Herrschaften die in Bälde abtreten.

Das eigentliche Spektakel war die Revanche von Shane “Sugar” Mosley an Ronald “Winky” Wright für die Niederlage vom Märt. An Gürtel standen dabei von der WBA und WBC im Light Middleweight auf dem Spiel. Die IBF hat sich zurückgezogen und Kassim Ouma zum Titelträger ernannt.

Nach der Niederlage im März hat sich “Sugar” Shane von seinem Vater als Trainer losgesagt und Joe Goosens geholt. Ein Schritt der im allgemeinen begrüßt wurde, denn Mosley wurde im Frühjahr klar “geoutcoacht”, sein Vater neigte zu Scheuklappen und hatte taktisch nur wenig auf dem Kasten.

Die Experten erwarteten einen “anderen” Mosley, der schneller und raffinierter auf den geschickt agierenden Wright reagieren würde. Trotzdem war an den Wettschaltern Wright leichter Favorit.

Der Kampf erfüllt die Erwartungen, die beiden Fighter wurden mit Standing Ovations aus dem Ring verabschiedet, aber bis auf Runde 5 gab es keinen wirklichen Höhepunkt der die Leute aus den Sitzen riß. Stattdessen nur ein permanent hohes Niveau.

Sehr angenehm war der Respekt den beide füreinander empfanden und der Kampf war ein leichtes zu führen für Ringrichter Joe Cortez.

Mosley war in der Tat besser eingestellt, kam schneller in den Fight. Doch die erste Runde, in der Mosley die Initiative ergriff, war nur ein kurzes Aufflackern. Fortan war es Wright der das Tempo vorgab. Es erinnerte vieles an den Kampf vom März: Mosley ackerte sich mit schnellen Kombinationen ab, aber nahezu alles verpuffte wirkungslos an der Deckung von Wright.

Wie ein Fechtkämpfer verstand es Wright immer wieder mit dem rechten Jab oder der linken Gerade ins Ziel zu kommen und zu punkten.

Nach der ersten Runde konnte Wright die “frühen” und “mittleren” Runden für sich entscheiden, u.a. eine spekatkuläre fünfte Runde in der Wright bewusst die Deckung aufmachte und Mosley zum schlagen einlud.

Zwar fing Mosley früh an tief durchzuatmen, aber de-facto brach bei Wright die Kondition früher ein. Aber in den Runden 7, 8, 9 nahm Wright immer mehr das Tempo raus, legte den Rückwärtsgang ein und versteckte sich in seine Deckung.

Mosley wirkte ratlos aber arbeitete sich weiterhin fleißig ab. Mit nachlassender Kondition von Wright gelang es Mosley mit Geraden durch die Deckung durchzukommen. Die Runden fielen nun “Sugar” Shane Mosley zu.

Wright besann sich eines besseren und legte in Runde 10 nochmal zu und konnte sie für sich entscheiden. Zumindest für meinen Punktzettel der zeitpunkt ab dem Mosley nur noch mit Niederschlägen gewinnen konnte.

Am Ende des Kampfes kam ein hauchdünner Sieg für Wright raus. 1 x Unentschieden 114:114 und 2 x 2 Runden Vorsprung. Ich hatte ihn vier Runden vorne.

Mosley wirkte besser, weil er nie aufgab, aber er brachte Wright trotz des engen Punkteurteils nicht wirklich an den Rand einer Niederlage.

Abbitte leisten

Der Valuev – Nobles-Kampf in der ARD war eine ganz bittere Nummer. Inzwischen weiß ich wie bitter: ARD und/oder Sauerland haben den Valuev im Fernsehen als Hauptkampf durchgedrückt. Offensichtlich ohne den Hauch von sportlicher Berechtigung.

Der sportlich wertvollere und bessere Kampf Sinan Samil Sam – Dennis Bahktov gab es nur als “Zugabe” weit nach Mitternacht.

Und das war dann wirklich ein offener, spannender und gutklassiger Schwergewichtsfight. Bahktov mit Nehmerqaulitäten die nicht mehr von diesem Stern war. Und ein Sinan Samil Sam dem der Rausschmiß/Kündigung vom Universum Boxstall sehr gut getan hat. Ich habe Sam noch nie so agil und so aktiv gesehen wie gestern. Mit Grausen erinnere ich mich an seinen Auftritt bei einem Klitschko-Vorkampf in New York und schließlich an den Kampf gegen Krasniqi.

Nun ist aber Sauerland nicht wirklich mit guten US-Kontakten gesegnet, unabdingbar für gute Schwergewichtsfight. Und ob Sam nochmal das Wagnis eingehen wird, im Windschatten eines Klitschko-Kampfes in die Staaten zu reisen?

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp