The daily Hoyzer

(ich habe die Meldung jetzt mal in chronologisch umgekehrter Reihenfolge sortiert)

19h10: SZ beschuldigt Dresden und Chemnitz, muss der DFB-Pokal wiederholt werden?

In einem Vorabbericht der Montagsausgabe der SZ stellt Redakteur Thomas Kistner schwere Anschuldigungen im Raum. Möglicherweise ist es der SZ gelungen Zugang zu den Untersuchungs-Protokollen und den Aussagen von Hoyzer zu bekommen. Im Einzelnen:

  • Hoyzer hat seinem Berliner Kollegen Zweyer (jener Mann war u.a. Assistent bei RWE – Köln, vor dem er von Hoyzer angerufen wurde) kleinere Geldsummen in Höhe von mehreren hundert Euro selber übergeben.
  • Hoyzer nahm von Wettern pro Spiel zwischen 5.000 und 15.000 EUR an, insgesamt zirka 60.000 EUR. Die Summe musste bei “Nichterfolg” zurückgezahlt werden
  • Spieler des Zweitliga-Klubs Dresden und die Regionaligisten aus Chemnitz und Paderborn, sollen Geld der “Wettmafia” angenommen haben, so will es Hoyzer von Wettern erfahren haben. Gegen acht Spieler wird derzeit ermittelt.

Unterdessen, so berichtet Kistner, soll es auch innerhalb des DFBs schwer rumoren, da wichtige Präsidiumsmitglieder erst spät von entsprechenden Verdachtsmomenten erfuhren. Theo Zwanziger erfuhr z.B. erst vor 9 Tagen von den Vorwürfen und der Strafanzeige von Oddset. Auch geschah die Befragung von Hoyzer nicht innerhalb der üblichen Prozedere sondern, rein rechtlich, allenfalls in einer Art “privatem Rahmen”.

Götz Eilers, Chefjustitiar des Verbandes, erklärte gestern gegenüber der SZ: “Mit dem Eingang des Faxes mit den Oddset-Informationen ist das Verfahren eingeleitet worden.”

Auch Hilperts Presseerklärung vom 28. Januar ist zu entnehmen, dass ein Verfahren lief: Der Kontrollausschuss habe es “ruhen” lassen, heißt es darin, und “im Zuge der Ermittlungen gegen Hoyzer seit 19. Januar 2005 wurde der Hinweis von Oddset wieder aktuell aufgegriffen” – eine brisante Feststellung. Einmal, weil sich die tatsächlichen Ermittlungsmaßnahmen des Kontrollausschusses darin erschöpften, der Kripo Berlin “vollstes Vertrauen” (Eilers) zu schenken, von eigenen Maßnahmen ist indes nichts bekannt. Um so schwerer wiegt, dass Hoyzer nun gestand, auch die Partie Ahlen-Burghausen (22. Oktober) verpfiffen zu haben – zu einer Zeit, als er zumindest unter DFB-Beobachtung hätte stehen müssen.

Laut Kistner soll der HSV den DFB-Statuten nach, sehr gute Chancen haben, sein Pokalspiel wiederholt zu bekommen. Da das Verfahren von Seiten des HSVs damals vor Beginn der nächsten Pokalrunde eingeleitet wurde und der HSV de-facto durch das Geständnis von Hoyzer recht bekommen hat, sind alle folgenden Pokalrunden quasi ungültig (etwas simpel ausgedrückt).

17h04: Selbstanzeige des SC Paderborns

Die Netzeitung meldet dass der Präsident des SC Paderborns, der Gegner des HSVs im “verschobenen” DFB-Pokalspiel mit Schiedsrichter Hoyzer, Selbstanzeige gestellt hat.

Der “Sport-Bild” hat Präsident Finke von einem Spieler erzählt, der von der “Wettmafia” vor dem Pokalspiel eine Siegesprämie bekommen hat, die im Falle einer Niederlage hätte zurückgezahlt werden müssen. Der Spieler hat das Geld nach dem Sieg an seine Mannschaftskollegen verteilt.

14h00

Wie der sid meldet (via Netzeitung) wurde kurzfristig der Schiedsrichter Jürgen Jansen von der Partie Werder – Hansa heute nachmittag abberufen. Der DFB dementiert das “Tatverdacht” besteht, der Name Jansen soll aber im Zusammenhang mit dem Wettskandal aufgetaucht sein, ohne dass der Zusammenhang benannt wurde oder sich derzeit “ergooglen” läßt.

11h14

Im DSF-Doppelpaß spricht gerade der Journalist Christian Witt des Focus, der die üble Story von gestern zu verantworten hat. Er bestätigt noch einmal, dass der Focus seine Headline und seine Beschuldigungen nur und ausschließlich auf die Tatsache stützen, dass 3 Hertha-Spieler im Café verkehrten und Angestellte/Besitzer des Cafés auf das DFB-Pokal-Spiel Braunschweig – Hertha wetteten.

Von “neutraler Faktendarlegung” kann angesichts des Tonfalls und der selektiven Auswahl der Fakten im Artikel nicht die Rede sein. Rafael, von Witt als “Café King”-Besucher dargestellt, bestreitet Besuche des Cafés.

Die Darstellung des Focus legt ferner nahe, dass Madlung das Eigentor zum 2:3 mit Absicht geschossen hätte, verschweigt aber, das Madlung eine Minute vorher die Vorlage zum 2:2-Ausgleich gegeben hat. Ein Umstand den bislang nicht ein einziger in der Doppelpaß-Runde darstellte. Soviel zur Qualität der varsammelten Journalisten-Riege, Glückwunsch an DSF, Focus, KICKER und BZ.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Langsam geraten die Dinge etwas aus der Perspektive: Es ist nicht verboten, jemandem Geld dafür zu zahlen, dass er sich anstrengt und versucht, zu gewinnen. Es ist sogar ziemlich normal, dass das passiert. Man nennt es Siegprämie. Verboten und unanständig ist es, jemanden Geld für’s Verlieren zu zahlen!

    Natürlich wird das Geld, das “die Wettmafia” Paderborn für einen Sieg angeblich geboten und gezahlt hat, kaum versteuert worden sein. Außerdemdem darf man sich fragen, ob nach solchem “Anfüttern” das nächste Mal nicht für’s Verlieren gezahlt worden wäre. Ein G’schmäckle gibt’s schon, aber wir sollten die Kirche im Dorf lassen.

  3. Ich bitte zu unterscheiden: die Prämie ist von anscheinend völlig vereinsfremden Personen, ohne Wissens des Präsidiums (und vermutlich des Trainers) an nur einem Spieler gezahlt worden, und zwar vor dem Spiel.

    Ich erinnere an den Ausdruck des “Anfütterns” den Hoyzer gebraucht hat, um eine beginnende Abhängigkeit zu bezeichnen…

    (Ich meine mich zu entsinnen, dass auch Hoyzer erzählt hat, dass er zuerst von der “Wettmafia” mit Geschenken bedacht worden ist, ohne das eine Gegenforderung gestellt worden ist)

  4. Hoyzer: Wiederholung des Pokalspiels Paderborn- HSV?

    Vielleicht gibt es ja doch eine Chance fr den HSV, die erste Runde im DFB-Pokal zu schaffen, jedenfalls schreibt dies sueddeutsche.de:
    Hinzu kommt ein weiteres Problem. Da die Ermittlungen schon unmittelbar nach der betreffenden Partie (Paderborn-HSV …

  5. Na gut, ich nehme meinen Kommentar zurück, nachdem ich gerade gelesen habe, dass der Herr Waterink von Paderborn, der Geld angenommen hatte, den ersten Elfmeter des Spiels provoziert hatte, den Herr Hoyzer dann auch brav pfiff.

    Vielleicht wusste Waterink, dass mehr von ihm für das Geld erwartet wurde, als nur besonders gut zu spielen.

  6. diese prämiengeschichte verstehe ich nicht. amateure strengen sich im pokal gegen profis ohnehin an; der schiedsrichter war ja schon bestochen und würde bestimmte situationen sicher richtig “erkennen”; zudem erweitert das doch nur den kreis der mitwisser. und wie geht die geschichte weiter, wenn paderborn das spiel dann doch verliert? klingt schon sehr stümperhaft.

  7. Für einen Elfmeter braucht es zwei: einen Schiedsrichter und einen Stürmer der fällt…

    Man muss sich das einmal bildlich vorstellen: ein Spieler bekommt von einem Unbekannten Geld damit er sich besonders anstrengt um zu gewinnen und dann kommt zur Halbzeit der Schiedsrichter und sagt: “Jungs, macht nur weiter so, ich sorg’ schon dafür das ihr gewinnen werdet.” Die Augen des Spielers hätte ich gerne gesehen (sofern er nicht schon vorher den faulen Geruch des Geldes bemerkt hat)

    Hybris, dein ist mein Name.

  8. ích rede mir ja jetzt mal ein, dass die hemmschwelle, eine schwalbe zu machen, in einem pokal-spiel gegen einen höherklassigen, ohnehin brutal angeschlagenen verein sehr, sehr viel niedriger ist als in jedem normalen spiel. und auch da ist sie (auch regionalligaspieler sind ja schon profis) ohnehin schon niedrig. insofern: unnötig.

    zudem ja interessant, wie stümpferhaft es dann angestellt wurde und wie offensichtlich es war, dass da etwas faul war. klarer geht es ja nicht mehr.

  9. Du bist Doof..:D