Am Morgen danach

Uli Hoeneß hat es vermutlich auf den Punkt gebracht, als er die 0:3-Niederlage des FC St. Pauli gegen Bayern München im DFB-Pokal-Halbfinale mit der 0:3-Niederlage von Bayern in Bremen verglich: Lange gegen das gegnerische Tor angerannt und selber drei Stück eingefangen.

Wobei ich fand, dass es St.Pauli nicht so gelungen ist über einen längeren Zeitraum das Tempo hochzuhalten. Sonst wären die Bayern wirklich reif gewesen.

Bedenklich fand ich bei den Bayern das nichtexistente Zusammenspiel im Sturm, die Verfassung von Makaay und die Innenverteidigung (Ismael 1m91, Lucio 1m87), die sich bei wirklich jedem hohen Ball von Felix Luz (1m86) überspringen ließ.

St.Pauli hat ferner die ultimative Anwendung von “You’ll never walk alone'” gezeigt: nicht als Aufwärmübung vor dem Spiel, möglicherweise auch noch durch den Stadionsprecher animiert (Hallo Betzenberg!), sondern in den Schlußminuten, 0:3 hinten liegend.

Ein Wort zu Reinhold Beckmann: wenn man sich überhaupt mit graduellen Unterschieden von Beckmanns Kommentatorenleistungen beschäftigen will, dann war es gestern einer der besseren Beckmanns, da er mitunter intelligente Beobachtungen einstreute, wie zum Beispiel zum Laufverhalten von Lahm. Aber Beckmann bleibt Beckmann. Lummas Zusammenfassung vom “Sabbern und Schleimen” bringt es auf den Punkt. Auch “Waldi” Hartmann war gestern eher am oberen Ende seines Potentials, als die St.Pauli-Fanproteste nicht verschämt totgeschwiegen wurden, sondern Hartmann bei Stanislawski nachfragte.

Rückschlag für die Dallas Mavericks. Gestern verlor man gegen die Golden State Warriors 102:114 und liegt im Kampf um Platz 1 im Westen gegen San Antonio wieder anderthalb Siege zurück. Die Spurs haben noch ein Spiel mehr als die Mavs zu bestreiten und spielen heute nacht gegen Orlando.

Im Westen gibt es noch einen Kampf um Platz 5 zwischen Memphis und den LA Clippers (halben Sieg getrennt, beide treffen nächste Woche in Memphis aufeinander) sowie um die Platz 7 und 8 zwischen den LA Lakers und Sacramento (1 Sieg getrennt) und mit Außenseiterchancen noch Utah Jazz, die anderthalb Siege hinter den Kings noch aus den Playoffs draussen sind, aber derzeit einen Lauf haben.

Im Osten haben Detroit, NJ Nets und Miami ihre Division klar (mit mehr als 10 Siegen Vorsprung) gewonnen. Dafür geht auf den anderen Plätzen die Post ab: um die Playoffplätze 5 bis 8 spielen fünf Mannschaften mit, nur durch zwei Siege getrennt, d.h. eine Mannschaft wird bei den Playoffs zugucken müssen: Washington, Milwaukee, Indiana, Chicago und Philadelphia.

Nach Lage der Dinge wäre derzeit die gesamte Central Division im Osten in den Playoffs, während aus den anderen beiden Divisions neben den beiden Champions nur Washington in der Southeast Division drin wäre. Just Washington (derzeit Platz 5) hat aber derzeit einen “negativen Lauf”: vier Niederlagen in Folge, 4-6 aus den letzten 10 Spielen. Die Mannschaft aus der 5er-Gruppe mit dem besten Lauf ist derzeit Chicago (Platz 8) mit einer 8-2-Bilanz.

Am Freitag kommt es nun zu Chicago – Washington (nicht auf PREMIERE) und am Dienstag zu Washington gegen Milwaukee, wenn ich es richtig sehe, die einzigen direkten Duelle der Fünf untereinander.

Randnotiz: via Deadspin entdeckt. Wie cool ist das? “The Floridians” von 1971/1972, u.a. mit ‘Psychadelic’ Lucious Shackleford a.k.a. Shaquille O’Neal.

In der NHL stehen noch zirka drei Spiele für jedes Team an. Im Osten sind rechnerisch noch zwei Plätze für vier Teams frei. Aber bei sechs zu vergebenden Punkten und einem vier Punkte-Abstand szehen Montreal und Tampa Bay ziemlich sicher drin, während Atlanta und – zum Schrecken aller Kanadier – die Toronto Maple Leafs draussen sind. In den Playoffs sicher drin: Ottawa, Carolina, NY Rangers, Buffalo, Philadelphia und NJ Devils. Bliebe es bei dem Stand, käme es in der ersten Playoff-Runde zur Serie zwischen den Devils und den Rangers. Äh, nennt man dass dann auch “Subway-Series”?

Im Westen fast die gleiche Situation: fünf Teams für drei Plätze, wobei die LA Kings auf Platz 10 quasi weg vom Fenster sind. San Jose (Platz 6, 95 Pkt) darf sich noch recht sicher fühlen, aber zwischen Edmonton (Platz 8, drin) und Vancouver (Platz 9, draussen) ist es wirklich noch eng: 91 zu 90 Punkte. Richtig heiß ist die Situation für die Colorado Avalanches. Die sind auf Platz 7 (94Pkt) und 4 Punkte Vorsprung auf Vancouver sehen sicher aus. Aber Colorado muss noch gegen Vancouver UND Edmonton spielen und Calgary (#3) ist auch nicht zum Frühstück zu verspeisen. Die Avalanches können also nach unten, aus den Playoffs rausgereicht werden. Nach Lage der Dinge gibt es keines dieser Spieler auf PREMIERE oder NASN.

Im Westen für die Playoffs qualifiziert: Detroit, Dallas, Calgary, Nashville und Anaheim.

Anderenortes

Was macht Chris Berman in seiner Freizeit? “You’re with me, Leather‘” (via Deadspin, siehe auch hier)

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Kleine Ergänzung zur NHL: San Jose ist nach dem 5:4-OT-Sieg gegen Vancouver von gestern Nacht definitiv für die Playoffs qualifiziert. Den Gamewinner erzielte im übrigen Christian Ehrhoff…

  3. Aber verstanden habe ich Stanislawskis Erläuterungen nicht.

    Lucio und Ismael würde ich nur bedingt Vorwürfe machen. Dieser Luz hat schon eine gewaltige Sprungkraft, meine Herren.

    Alles in allem war das Spiel von St.Pauli halt leider in den entscheidenden Momenten zu unsauber.

    Zu Lahm: Was soll er als Rechtsfuß auf der linken Seite auch sonst machen als nach innen ziehen? Da verbreitet Beckmann zumindest keine sehr neue Erkenntnis.

  4. Re: lahm
    klar war das keine neue erkenntnis. aber wieviele deutsche fußballkommentatoren erwähnen so etwas? beckmann war nach langer zeit der erste der mir aufgefallen ist.

    lahm könnte später oder früher reinziehen. er ist wirklich mit eiskalter präzision immer exakt 20m vor der torauslinie reingezogen. da herrschte null variation.

  5. Dass Lahm immer am selben Punkt reingezogen ist, ist Beckmann aber aufgefallen. Das dies im europäischen Spitzenfußball nach ca. 10 min. (oder schon vorher auf Video) durchschaut wird und dementsprechend unterbunden wird ist klar. Schade, dass sowas mal nicht genauer im TV oder in der Presse erörtert wird.
    Vielleicht sollte man es wirklich mal mit Jansen auf der Position probieren, denn der hat mehr Varianten drauf und ist Linksfuß.

    Noch mal zu Beckmann, denn eins muss man ihm lassen. Den Spruch “Das Millerntor – ein Abenteuerspielsplatz für die Stiftung Warentest” fand ich gelungen. Vielleicht hat er sich den aufschreiben lassen, oder schon Wochen vorher ausgedacht, aber gut war er trotzdem.

  6. Irgendwer hat beim Confed-Cup mal was ähnliches über Schweinsteiger gesagt. Aber egal: Wir wollen beide so etwas öfter hören.

    früher reinzuziehen macht m.A. nur Sinn, wenn ein anderer (und zwar ein Linksfuß!) die linke Seite dann übernimmt. Lahm also den Weg frei macht, indem er nach innen zieht. ist bei einem linken Verteidiger aber ein absurder Gedanke, weil hinter ihm keiner ist, der nachrücken kann.

    Geht er später rein, muss er sich sehr stark drehen, um mit rechts einen Pass spielen zu können. Kostet Zeit und ist genauso durchschaubar. Außerdem ein Manöver, bei dem ihn so ziemlich jeder Abwehrspieler hindern kann, überhaupt zu passen. Es sei denn, er setzt zum Dribbling an.
    Letzteres ist, würde ich sagen, die einzige Variante, die ein Rechtsfuß auf der linken Seite hat. Schnelles Spiel ist das dann aber nicht.

  7. Es geht ja nicht darum, dass Lahm nun statt des Einen ausschließlich das Andere machen soll, sondern darum, dass er mehr “streut”. Und wenn er nicht mal ein Dribbling versucht oder mal bis zur Grundlinie durchläuft, um sich dann fast komplett um die eigene Achse zu drehen, dann kannst du 20m vor dem Tor dem Lahm auch ein Pylon als Abwehrbollwerk hinstellen und er wird hängenbleiben.

    Damit Lahms eine gefährliche Bewegung gefährlich bleibt, muss er dem Gegner verkaufen können, dass er nun ebenso gut etwas anderes machen könnte. Gerade das hat er gestern nicht getan.

    Ronaldo hat sich bei ManU in der Tat mit Dribblings beholfen, aber im Laufe der Zeit auch den schwachen Fuß “gestärkt” und ist inzwischen recht flexibel.

  8. Ich find’s gut, dass St. Pauli jetzt endlich raus ist. Danke an die Bayern, und ab jetzt kann ich sie dann auch wieder verlieren sehen wollen … ;-)

  9. Da die Seite ja allesaussersport heißt, noch eine Sache zur Übertragung, die mir aufgefallen ist. Vorher aber eine kleine Randnotiz: Ich verfolge Fußballspiele auf allen Sendern, außer Eurosport, seit einigen Monaten ohne Ton, da ich das Geseiere nicht ertragen kann und bin dadurch vielleicht etwas visuell überstimmuliert :-). Mir viel störend auf, das Felix Magath 2-3x grundlos in Super-Nahaufnahme gezeigt wurde und dabei war, oh welch Zufall, der Schriftzug auf seiner Brille überdeutlich zu erkennen. Gebührenfinanziertes Product-placement oder einfach nur eine Überreaktion meinerseits, da ich zur Zeit Jürgen Bertram’s “Mattscheibe” , die Abrechnung mit dem ÖRF lesen?!

  10. Ja, das ist mir übrigens nicht nur mit dem Brillengestell aufgefallen (wobei sich die Frage stellt, was eher da war, der große Aufkleber auf der Brille oder der Zoom auf die Brille), sondern auch beim Interview von Michael Ballack, das dem Reporter zufällig so verunglückte, dass es wie “Kaufen Sie morgen den STERN mit dem großen, authorisierten Michael Ballack-Portrait” klang.

    Aufmacher des STERNs: “Die WM-Stars ganz nah: Von Beckham bis Zidane. Teil 1: Michael Ballack”

  11. Zur NBA

    Kampf um Platz 5 im Westen würde ich das nicht nennen, denn durch die schwachsinnige Regel, dass die Division-Sieger automatisch auf 1-3 gesetzt sind, würde der 5. auf Dallas treffen. Ich glaube, dass sich die Clippers über Platz 6 mehr freuen würden, da dann Denver der Gegner in der ersten Runde wäre.

  12. Kurz zu Waldi: Schön, dass er bei Stanislawski nachgefragt hat, aber er hat eine Nullantwort bekommen und nicht weiter nachgebohrt. Nachher wusste ich genauso viel wie vorher und ich wollte wirklich wissen, warum es Proteste gegen Littmann gab. Das ist eher schlechter Journalismus.

  13. @Dülp

    Falls du es noch nicht woanders gelesen hast: Die Proteste haben einen langfristigen und einen aktuellen Hintergrund. Zum einen gibt es schon seit Littmann Präsident ist, Streitigkeiten zwischen ihm und Ultras. Auslöser für die “Bye bye Littmann”-Winkehände waren aber Streitigkeiten wegen einer Fan-Choreo für das Pokal-Spiel. Die Utras haben seit Wochen daran gearbeitet und kurz vorher hat Littmann eine Kooperation mit dem Hambuger Abendblatt bekannt gegeben. Es sollten Winkehände vom Abendblatt verteilt werden, auf denen “Bye bye Bayern” stehen sollte. Diese Winkehände hätten aber die Choreo extrem gestört, so dass man letztendlich die Choreo enttäuscht abgesagt und sich für den Protest entschieden hat. Finde ich ziemlich schwach, dass Stani sich nicht dazu geäussert hat. Die Winkehände gab es dann übrigens doch nicht. Würde mich mal interessieren, ob die Aktion dann doch von Vereinsseite oder vom Abendblatt abgesagt wurde. Ich kann da nur ein Plakat zitieren: Wir sind St. Pauli und keine Kunden!

    Forza St. Pauli!