Racing-Sonntag

Hintenbleiber

Michael Schumacher gewinnt nach der Pole Position auch den Grand Prix von San Marino zu Imola vor Alonso, Montoya, Massa und Räikkönen. Weitere Punkte gehen an Webber, Button und Fisichella.

Gleich in der ersten Runde ein spektakulärer Überschlag von Albers, dem Ide/Super-Aguri in den Karren gefahren ist. Wenn man Ide bei den Rennen, beim Training und beim Qualifying sieht: wann ist ein Fahrer eigentlich so langsam, dass er als fahrendes Hindernis aus dem Rennen genommen gehört? Mal schauen ob Honda wirklich Anthony Davidson bei Super-Aguri “parken” will.

Alle Fahrzeuge bis auf Ralf Schumacher und Jenson Button fuhren auf zwei Stopps. Im ersten Renndrittel fuhr Michael Schumacher vorweg, während Massa an zweiter Stelle teilweise zwei Sekunden langsamer fuhr und Alonso einbremste bis der Vorsprung von MSC auf roundabout 12 Sekunden angewachsen war. Ein überraschend langer erster Stint. Marc Surer tippte auf 13 Runden Benzin, nicht zuletzt aufgrund der extrem guten Qualifying-Zeit, aber es wurden 21 Runden.

Im zweiten Stint gab es schnell Probleme für Michael Schumacher, der nicht mehr die 1:25er, 1:24er-Zeiten aus dem ersten Stint fahren konnte, sondern teilweise zweieinhalb Sekunden langsamer fuhr (Grund bislang nicht bekannt). Alonso konnte schnell aufschließen und fortan entwickelte sich ein Duell zwischen den beiden Fahrern. Aber Alonso konnte aufschließen so viel er wollte, über zwanzig Runden lang gab Michael Schumacher sich nicht eine Blöße in die Alonso hätte hineinstossen können. Laut Marc Surer hat Alonso sich wohl die Tosa versucht für ein Überholmanöver auszugucken. Vier Runden vor Schluß, vielleicht um die kurze Gerade zur Tosa besondern gut zu nehmen, fuhr Alonso die Villeneuve-Schikane zu flach an und wurde weit rausgetragen. Von diesen zwei Sekunden Zeitverlust konnte sich Alonso nicht mehr erholen.

Was das italienische Fernsehen aber nicht davon abhielt weiterhin beide Fahrzeuge zu zeigen, so dass die zweite Rennhälfte in Sachen Fernsehbilder reinste “Monokultur” war.

Und das obwohl es zwei weitere Duelle gab: Massa und Räikkönen um Platz 4 und Button und Fisichella um Platz 7. Räikkönen und Fisichella waren rundenlang in den Heckflügeln ihrer Vordermänner, aber es gab so gut wie nix zu sehen. Ab und zu wurden ein paar Bilder vom Massa/Räikkönen-Duell im Cockpit-Kanal spendiert.

Im Nachhinein muss es einem wundern, dass es Alonso nicht gelungen ist, beim zweiten Boxenstopp Michael Schumacher zu überholen. Alonso ist eine Runde früher als Schumacher reingekommen, konnte aber diese eine Runde nicht nutzen um 0,4 Sekunden gegen den zu diesem Zeitpunkt waidwunden Schumacher aufzuholen.

Verlierer: die beiden Hondas. Auf 2 und 3 an den Start gegangen, auf 7 und 10 ins Ziel gekommen. Button verschenkte einen Platz, weil bei einem Boxenstopp der Lillipop-Mann die Kelle zu früh hob, Button losfuhr und dabei den noch aufsitzenden Tankschlauch abriß. Beide Hondas fuhren als erste gen Tankstopp, kamen knapp 7-10 Runden früher rein.

Gewinner: McLaren-Mercedes. Von 7 und 8 gestartet, auf 3 und 5 gelandet. Vielleicht hat man sich verzockt, weil man eine bessere Startposition durch zuviel Benzin im Qualifying verschenkte. Norbert Haug, sich normalerweise immer schützend vor seine Fahrer schmeißend, klang aber im Interview nach dem Rennen etwas angefressen ob der Leistung von Räikkönen, der im Start Plätze verlor.

Williams: als “unabhängiges” Team fahren sie recht solide. Webber fuhr von 10 auf 6 vor.

Am Wochenende meldete die NZZ, dass in der Formel 1 der Frust über den Qualifikationsmodus, insbesondere dem dritten Shootout, so gewachsen ist, das möglicherweise bereits zu den Rennen in Kanada und den USA im Juni der Modus verändert wird, möglicherweise auch mit Folgen für den immer unpopuläreren Freitag.

NASCAR-Fahrer gen Sonnenuntergang

Es war ein Rennen das aufgrund zahlreicher Safety-Car-Phasen (ich glaub 7 Stück) lange brauchte, bis die Fahrer versuchten unterschiedliche Boxenstopp-Strategien zu entwickeln. Und genau diese Strategie bestimmte dann in der Schlußphase das Rennen, denn die letzte Gelblicht-Phase kam bei Runde 223, Green-Flag bei Runde 231, also 80 Runden bis zum Rennende, exakt an der Kante des “Fuel Window” von 75-80 Runden.

Es kam wie es kommen musste: in den letzten Runden mussten einige Fahrer das Tempo drosseln um mit ihren letzten Tropfen durchzukommen, andere fuhren volles Risiko und in den letzten zwei Runden rollten die Autos mit leerem Tank aus, wie weiland das fröhliche Fliegensterben. Greg Biffle, der das Rennen mit über 150 Führungsrunden dominierte, musste derart einpacken und landete nur auf Platz 15. Tony Stewart preschte nach vorne, hatte dann aber nicht mehr den Wagen um Kevin Harvick aufzuhalten, der einen unglaublich guten Wagen in den letzten Runden hatte.

Harvick gewann vor Stewart und Kenseth. Der Führende der Gesamtwertung Jimmie Johnson kam auf 7, Jeff Gordon auf 10, Dale Earnhardt Jr. auf 23.

In der Gesamtwertung übernahm nun Kenseth die Führung, vor Johnson, Kahne, Martin, Stewart, Earnhardt und Gordon.

Nächste Woche geht es auf das 2,6 Meilen-Trioval von Talladega.

GP2

Das Sprintrennen war nicht so kindergeburtstagig wie gestern, aber auch etwas eigen…

Vorne wurden die beiden Polesitter Yoshimoto und Glock schnell nach “hinten” durchgereicht und Viso und Piquet fuhren ihr eigenes Rennen und gewannen mit 25 Sekunden Vorsprung, ohne allerdings das Piquet Viso gefährlich werden konnte.

Für Spektakel sorgte Timo Glock. Als Siebter des gestrigen Rennens startete er von Platz zwei aus, musste Viso und Piquet durchlassen, um sich dann aber gaaaaaaaanz breit zu machen und sich knapp zwanzig Runden lang den Angriffen einer Kolonne von 7 Fahrzeugen, angeführt von Lapierre zu erwehren.

Defensiv war das eine große Leistung von Glock, aber Lapierre im Arden schien auch nicht wirklich vor Originalität zu sprühen.

Die Liste des Uwe Alzen

Der Porsche Supercup war ein völliger Langweiler. Nein, wäre ein völliger Langweiler gewesen, wenn nicht Richard Lietz den Uwe Alzen rausgeschubst hätte, “in die Ecke gefahren” wäre.

Uwe Alzen hatte jedenfalls einen extrem dicken Hals und gab ein Interview, wie man es im deutschen, aseptischen Rennsport zu selten hört. Sinngemäß: “Das war nicht okay, was Richard Lietz da gemacht hat. Das war ein Idiotenfehler. Ich habe ihn nun auf meiner Liste und ich werde die Liste abarbeiten. Die Liste ist lang, aber ich werde sie abwarbeiten. Er ist auf meiner Liste!“. So entwickeln sich Storylines einer Saison.

Am Ende gewann Richard Westbrook. Der Zweite Richard Lietz wurde mit 20 Sekunden Zeitstrafe belegt und fiel auf den 11ten Platz zurück. Lietz hatte nach Alzen auch den Zweiten Walfisch auf die gleiche Art und Weise umgedreht.

So wurde Christian Menzel Zweiter vor Horion.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Alzens Liste war definitiv der Spruch des Tages. Der arme Lauterbach schaute ob solcher offenen Wort ganz verunsichert aus der Wäsche und bekam auf seine beschwichtigende Nachfrage dann auch noch ein trockenes “Der steht auf meiner Liste, der wird abgearbeitet.” hinterher. Einfach köstlich!

    PS/F1: Der arme Massa hat, wenn ich die Zeiten noch richtig im Kopf habe, nur einmal eine 1:28 “eingestreut”, und fuhr sonst halt 4-6 Zehntel langsamer als MSC, was auch dem normalen Speed von Alonso entsprach. Bremsklötze sehen anders aus. (->man erinnerne den omniblockierenden Trulli des ersten Halbjahrs 2005)

    Und über Imola kann man sagen was man will, die Strecke verhindert zwar effektiv jedes Überholmanöver, aber an Spannung liessen weder die Ausgabe 2005 noch die heurige vermissen. Insofern ist die Schnarchnasenregie der RAI auch nicht so schlimm.

  3. Die Alzen Geschichte war sehr schön. Ein Grund mehr, die nächsten Rennen zu schauen.

    Was Imola angeht: Ich bin ja nicht so ein Freund der meisten neuen Strecken, aber einen Vorteil haben die gegenüber den alten Strecken: meist ist es ja Spitzkehre, lange Gerade, Spitzkehre. Sieht langweilig aus, hat aber den Vorteil, dass in den langsamen Kurven die Aerodynamik nicht so greift, und man sich ranbremsen kann. Auf der Geraden dann ransaugen usw. Auf den eher eckigen Strecken passiert deswegen auch deutlich mehr. Die meisten älteren Strecken haben zwar spektakuläre und schnelle Kurvenkombis, aber das hindert eben die heutige Formel Eins beim Überholen.

    Noch was zu Massa. Seine schnellste Runde ist eine knappe Sekunde langsamer als die von Schumacher. Keine Ahnung, warum der das ganze Wochenende so langsam war.

  4. @NoteMe: “Der arme Massa hat, wenn ich die Zeiten noch richtig im Kopf habe, nur einmal eine 1:28 “eingestreut”, und fuhr sonst halt 4-6 Zehntel langsamer als MSC

    Nope. Er fuhr schätzungsweise 5 Runden bis zu seinem Tankstopp zwei Sekunden langsamer als MSC, roundabout 1:27er Zeiten, während MSC sich rapide der 1:24 näherte

  5. Also, ich habe mir die Zeiten noch einmal angeschaut (www.visionf1.com), dort kann man sehr gut erkennen, dass sogar ich mit meiner einzigen 1:28 Massa unrecht getan habe, in Wirklichkeit fuhr er im ersten Stint, abgesehen von der SC-Phase, eine 1:27.209 als schwächste Runde. (Lap 17)

    Vor dieser Runde lag er deutlich vor Alonso (+1,3), konnte ihn also garnicht bremsen, erst danach hing ALO MAS im Windschatten. (+0,6) In der folgenden Runde 18 fuhr MAS eine 1:26.216, gut eine Sekunde langsamer als MSC an der Spitze (1:25:179), und auf einer Höhe mit ALO (1:26.237). Die Runde hat, nimmt man die Alonso-Zeiten der Runden zuvor zum Maßstab, ALO etwa 5-6 Zehntel gekostet.

    Die 19. Runde sah MAS mit einer 1:27.053, dieser fuhr aber am Ende auch zur Box, ALO erreichte hinter ihm eine 1:26.353, während MSC an der Spitze eine seiner berühmte letzten Runden fuhr. (1:24.624)

    Wenn man das zusammenfassen möchte, dann könnte man sagen, dass Alonso sich, bevor er überhaupt hinter Massa herfahren konnte, schon 9,6 Sekunden Rückstand auf Schumacher eingehandelt hatte. In den folgenden 3 Runden verlor er, gegen seinen hypothetischen Maximalspeed 2,8-3 Sekunden. MSC holte “aus eigener Kraft” weitere 1-1,1 Sekunden heraus.

    Mithin glaube ich, dass Du da einfach was falsch erinnert hast.

  6. Mal nicht ganz passend, aber der letzte Eintrag zu Motorsport, den ich gefunden habe. Erst ein kleiner Link, und dann die Schreckensvision:

    Die Boost-Button-Twins moderieren die F1 und erläutern den dort auch. Waaahhh…..