Draft 2006: Spieler und Top-Picks

[Für eine Einleitung zur Draft siehe hier]

Lange Zeit war RB Reggie Bush der herausragende Star der Draft 2006. In den letzten Wochen sind einige Namen mehr in den Topf geworfen worden, aber diese Draft zeichnet sich dadurch aus, dass es recht wenige Topleute auf den Skill Positions gibt. Insbesondere die Receiver-Position gilt als sehr schwach besetzt.

Houston hat den Schlüssel

Den Schlüssel zum Verlauf der Draft halten die Houston Texans in der Hand, das Team das in der ersten Runde als erstes dran kommt. Während im Prinzip alle Ratio für die Wahl von RB Reggie Bush spricht, gibt es einen “X-Faktor” namens QB Vince Young.

Bush wäre ein Spieler der sofort einschlagen könnte. Running Backs haben es wesentlich leichter als Quarterbacks, sich auf NFL-Niveau zurecht zu finden. Nun ist es aber so, dass mit Vince Young ein local guy, gebürtiger Houstonianer, von den Texas Longhorn zur Verfügung steht.

Sollte Houston wider Erwarten sich gegen Bush entscheiden, dürfte dass sämtliche Pläne in den War Rooms der Teams durcheinander bringen.

Glaubt man den Aussagen der Houston Texans, will man sich nur noch zwischen RB Bush und DE Mario Williams entscheiden. Man dementiert die Notwendigkeit einen QB zu draften und allgemein wird die Option Williams nur Fake erachtet, damit Houston sich in einere besseren Verhandlungsposition bringt.

Wird also vielleicht wirklich auf Reggie Bush hinauslaufen. Bush stammt von einer der renomiertesten College-Football-Teams der letzten Jahre, den dominanten USC Trojans. Bush steht in diesen Tagen negativ in den Schlagzeilen. Es gilt für den College-Sport die Regel, simpel formuliert, dass die Athleten keine finanziellen Vorteile aus dem Sport ziehen dürfen, noch nicht einmal Schuhe von Sponsoren geschenkt bekommen.

In den letzten Tagen förderten Recherchen an den Tag, dass irgendwas im Umfeld von Bush nicht koscher abgelaufen ist. Allen Anschein nach lebten die Bushs kostengünstig in einem Haus eines Managers, der sich erhoffte Bush in seiner Profikarriere unter Vertrag zu nehmen.

Konsequenzen für Bush sportliche Karriere wird dieses nicht haben, allenfalls USC drohen Sanktionen von der NCAA. Für Bush bleibt maximal ein kleinerer, temporärer Imageschaden.

Die Nummer Zwei

Als zweites Team kommen die New Orleans Saints dran, und hier herrscht allgemeines Rätselraten, denn die haben auf fast allen Positionen Handlungsbedarf.

Der Zeitpunkt einen QB zu draften, könnte ideal sein. Mit QB Drew Brees (Ex-SD) hat man einen Frontmann der für 1-2 Jahre den Vollzeit-QB geben kann und in dessen Windschatten man einen jungen QB aufbauen kann. Für diese Variante würde der neue Headcoach Sean Payton sprechen, der als “QB-Coach” gilt. Gegen diese Variante würden die hohen Kosten sprechen. Brees ist nicht für ein Butterbrot nach New Orleans gekommen und ein QB als Top-Pick wäre nicht billig.

Option zwei wäre der OT D’Brickshaw Ferguson, mit dem Hintergedanken den etwas empfindlichen Drew Brees durch eine bessere Offenseline zu schützen.

Option drei wäre einfach den besten Spieler zu nehmen, der zu dem Zeitpunkt verfügbar ist und nach Ansicht der Scouts soll es DE Mario Williams sein. Diese Variante wird derzeit als wahrscheinlichste gehandelt.

Die Optionen zwei und drei werden dadurch etwas würziger, dass die Teams an #3 und #4, die Tennessee Titans und NY Jets, als potentielle Interessenten für einen QB gelten und die Saints versuchen könnten, ihren Pick an ein Team zu verticken, dass unbedingt an einen der drei guten QBs der Draft, Young, Leinart und Cutler rankommen möchte. Die Chancen für die Saints auch an Position 5 oder 6 noch an Ferguson oder Williams ranzukommen, sind durchaus da.

#3 Tennessee Titans – Jedermann geht davon aus, dass die Titans einen QB nehmen werden. Norm Chow, der Offense Coord. der Titans hat früher Leinart bei USC gecoacht und daher eine klare Präferenz.

#4 NY Jets – Die Jets haben zwei Picks in der ersten Runde und könnten daher versucht sein, den zweiten Pick in der ersten Runde gegen eine bessere Position einzutauschen. Grosso modo zwei Optionen: ein neuer Quarterback, weil man nicht genügend Vertrauen hat, dass der verletzungsanfällige Pennington noch viele Vertragsjahre in seinen Wurfarm hat. Die Jets würden eventuell sogar vieles geben, um sich das Großstadtkind QB Leinart zu holen, was eine adäquate Antwort auf Eli Manning bei den Giants sein könnte. Die zweite Option, z.B. wenn man nicht tradet und Leinart schon weg ist, wäre den besten Athleten zu nehmen, und das wäre zu diesem Zeitpunkt möglicherweise OT D’Brickshaw Ferguson. Eine Verstärkung der OL wäre angesichts der Probleme mit QB Pennington und dem alternden RB Martin nicht die schlechteste Idee.

#5 Green Bay – Analysten tippen überwiegend auf LB AJ Hawk, den zweitbesten Defensive Player der Draft hinter Williams.

#6 49ers – Split decision zwischen den Experten. Einige behaupten, dass die 49ers ihnen signalisiert hätten, dass TE Vernon Davis ihr Topmann sei, an dem auch die Denver Broncos schwer interessiert sein sollen. Andere halten für die schwächste Secondary der letzten Saison DB Michael Huff für den richtigen Mann. Er kann trotz seiner jungen Jahre auch auf der Safety-Position eingesetzt werden. Seine beim Combine gelaufene 4.34s-Zeit wird aber angezweifelt und für künstlich antrainiert gehalten. Im Spiel soll er nicht so schnell sein. Auch die Bills sind an Huff interessiert.

#7 Oakland – Viele glauben dass die Raiders einen QB draften werden. Der neu verpflichtete Aaron Brooks gilt nicht als Franchise-QB und mit Randy Moss und Jerry Porter warten hochkarätige WRs auf Pässe. Zu diesem Zeitpunkt könnten Vince Young und Jay Cutler noch im Topf drin sein.

#8 Bills – Schwerpunkt des Interesses soll die Defense sein.

Die Quarterbacks

Drei bessere Quarterbacks grundverschiedener Ausprägung sind auf dem Markt. Es wird damit gerechnet dass zwei der drei QBs innerhalb der ersten fünf Picks weggehen werden.

QB Vince Young – Er ist nicht der beste QB in der Draft, aber der QB über den sich die meisten das Maul zerreissen.

Er fiel vor allem beim Rose Bowl auf, als er USCs Leinart in Grund und Boden gespielt hat. Die Scouts scheinen sich bzgl. Young nicht sicher zu sein, sogar ob seiner Charakteristika? Mit seinem Wurfarm eher ein Pocketpasser oder mit seiner Beweglichkeit eher ein Scrambler?

Für Young sprechen hervorragende athletische Tests vor versammelten NFL-Scouts. Gegen Young sprechen Gerüchte, wonach der IQ-Test (“Wonderlic Test“) so schlecht ausgefallen sein soll, dass man sich wundert, dass der Mann überhaupt aufrecht gehen kann. Auf einer Skala von 0 bis 50, mit einem Durchschnitt von 20, soll er im ersten Anlauf einen Wert von 2 erzielt haben und nach einem, angeblich getürkten, zweiten Anlauf. Andere Zahlen über Youngs Wonderlic-Test: 6 und 7. Die Zusatzzahl ist 15. Die Scouts wundern sich, wie jemand so unvorbereitet zu den Combines kommen kann, dass er im Wonderlic-Test 2, 6 oder whatever erzielt. Der IQ-Test spielt insofern auch eine wichtige Rolle, weil Young sich in der NFL an ein stark verändertes Spielsystem anpassen muss. Er spielte bislang nahezu ausschließlich die Shotgun-Formation, nahm nur selten die Bälle direkt vom Center. Der Wonderlic-Test gilt als Indiz für die Lernfähigkeit von Spielzügen und die Aufnahme von Informationen (z.B. Analysen des Gegners).

Zudem soll er eine merkwürdige Wurfbewegung haben und die Bälle nicht hart genug werfen. Young gilt eher als noch zu schleifender Diamant.

QB Matt Leinart – Er bringt von den QBs die besten athletischen Voraussetzungen mit, war 2004 Heisman Trophy-Winner und USC spielt unter Pete Carroll eine Offense die man mit der NFL vergleichen kann. Leinart ist am ehesten der QB den man bereits in der ersten Woche in ein NFL-Spiel schmeißen kann. Nur sein Charakter wirft einige Fragezeichen auf. Leinart gilt als sympathischer, vereinnehmender, charismatischer Typ. Aber er ist umgeben von einem Umfeld, das darauf bedacht ist, größtmöglichsten Wind zu veranstalten. Vielen sind die zahlreichen Ratgeber von Leinhart nicht geheuer. Als unsicher gilt auch sein Trainingsfleiß.

QB Jay Cutler – Der QB in der Draft mit dem stärksten Wurfarm. Aber er kommt von einem kleinen College (Vanderbilt) und hat nicht die großen Spiele im Fokus der Öffentlichkeit gehabt. Immerhin, und das ist selten bei College-QBs, war er in allen vier Jahren Starter. Eine gute Leistung bei den Combines hat ihm im Ansehen der Scouts geholfen. Seine Wurfpräzision ist aber umstritten. Sieht aus wie ein Double vom jungen Ringo Starr.

QB Marcus Vick – Außer Konkurrenz. Ach ja, die Vick-Bros. Atlanta-QB Michael Vicks Bruder hat alle notwendige getan, um sich in der Draft nach unten zu bomben, inkl. eines Rausschmiß von Virginia Tech. Will sagen: er ist ein charakterliches Risiko, das wohl nicht viele Clubs eingehen werden wollen. Viele tippen das Vick – Spitzname in Anlehnung an seinen Bruder “New Mexico” – erst in den letzten beiden Runden gepickt wird, wenn überhaupt. Vielleicht erbarmt sich Dennis Green/Arizona, der ein großes Herz für solche Problemfälle hat. Spielerisch gilt Marcus Vick als halbe Kopie seines Bruders: athletisch besser als die meisten QBs, aber nicht so beweglich wie sein Bruder. Dafür mit etwas besserem Wurfarm und mehr Präzision als sein Bruder ausgestattet. Soll im Wonderlic Test nur eine 11 erzielt haben.

Andere Spieler

TE Vernon Davis – Tight Ends, vorallem die paßfangende Variante, nicht die Blocker, sind in den letzten Jahren dank Antonio Gates und Shockey in Mode gekommen. Mit Davis kommt nun ein sehr athletischer Vertreter dieser Variante in der Draft, der entsprechend früh in der Draft wohl genommen wird. Scouts sind begeistert. Ein sehr schneller Mann: 4.3s.

WR Jeremy Bloom – Kein Spitzenkönner, aber war bei den olympischen Spielen in der Ski-Alpin-Mannschaft der USA.

The Drinking Game

Deadspin hat für die Draft auch schon das entsprechende “Drinking Game“. Ein Auszug:

-If someone says:

“National Football League” instead of NFL – 1 drink
“Upside” – 1 drink
“Motor is always running” – 1 drink
“Intangible” – 1 drink
“Work ethic” – 1 drink
“Good/bad character guy” – 1 drink
“War room” – 1 drink

-If the following topics are brought up:

The subject of Brett Favre – 2 drinks
Favre loving the game – 5 drinks
If Favre says he loves the game – 10 drinks
How will Parcells and TO get along – 2 drinks
Comparisons of Reggie Bush to Gale Sayers – 1 drink
New Orleans disaster references – 1 drink

-Wild Card:

Cutler went to Vandy, so he’s smart – 1 drink
Draft pick gives interview. 1 drink for every grammatical error.
Draft pick far too underdressed – 2 drinks
Camera shot of last undrafted, languishing pick – 3 drinks
A happy posse celebrating – 5 drinks
Vikings miss allotted time to make pick – 10 drinks
If Cutler is 1st or 2nd QB taken – drown it
Brodie Croyle taken in the 1st!!!!!!!! – drown it
Marcus Vick does something illegal on draft day – drown it

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Die heile Welt des College Footballs:

    “New Orleans Saints running back Reggie Bush and his family appear to have accepted gifts, money and other benefits worth more than $100,000 from two marketing agents while the Heisman Trophy winner was still playing at Southern California, according to a report posted Thursday on Yahoo.com.”
    CBS Online 15.9.06

  3. Das Gerücht brodelt doch schon seit Monaten

  4. Nachdem ich das Drinking Game mitgemacht habe bin ich heute aus dem Delirium erwacht und warne hiermit vor Drogen.