Das Geschwuchtel II: Wichstheater (oder: Bundesliga-Finale 2005/06)

(Aus der Serie: Kryptik ist das neue Schwarz)

Zum letzten Spieltag der Bundesligasaison 2005/06 fuhr die DFL noch einmal mit zwei LKWs voll Dramatik vor dem Fernseher vor. Zwei adrenalinreiche Spiele um den letzten Abstiegsplatz und die direkte Champions League-Qualifikation versöhnten mit einer ansonsten eher blassen Spielzeit.

Das erste markige Statement des Tages setzte Marcel Reif, der mal wieder nur zweiter Sieger im Kampf gegen die Tontechnik blieb. Während in der Regie heftig am Ton herumfuhrwerkt wurde, entfuhr Marcel Reif – in bester “Dieses Geschwuchtel hat bald ein Ende“-Manier – ein markiges “Was ist das denn hier für ein Wichstheater?“. Der in der Pfalz aufgewachsene Marcel Reif hatte noch Minuten später einen derart dicken Hals, dass er nur in Pressatmung kommentieren konnte. Vor dem Wolfsburger Stadion fuhren dann auch Einsatzkräfte der Polizei auf, um den Ü-Wagen von PREMIERE in der Halbzeitpause vor einem möglicherweise randalierenden Reif zu schützen.

Ich hatte erwartet dass die Wolfsburger im Abstiegsduell vor wackeligen Knien nicht Geradeaus laufen könnten. Falsch. Wolfsburg legte einen sehr guten, dominanten Start hin, aber dann kam aus dem Nichts die Lauterer Führung von (wer sonst) Altintop in der 20ten Minute. Das Spiel kippte und Lautern war fortan sehr sicher unterwegs.

In der ersten Halbzeit konnte das Spiel HSV – Werder noch getrost ignoriert werden. Sehr vorsichtig, mit sehr viel Kalkül agierend. Die Führung von Werder (Klasnic, 27te, nach starker Vorbereitung von Klose) war logische Konsequenz der Bremer Überlegenheit, während der HSV zu wenig machte.

Nach der Halbzeit drehte sich alles um. Insbesondere das Spiel in Hamburg nahm enorm an Fahrt zu und wurde so intensiv geführt, wie es sich für das Duell um Platz 2 gehört. Grandiose zweite Halbzeit für den Zuschauer. Der HSV nun überlegend, aber im Angriff zu leicht ausrechenbar und vorallem zu verschwenderisch mit den ganz großen Chancen. Ailton machte einen auf Takahara-Double und hat zweimal freistehend vor dem Tor vergeben. In einer anderen Aktion riskierte Wiese alles als er sich in den Lauf von Trochowski reinschmiß und noch an den Ball kam. Alles andere wäre minimum Gelb und Elfer oder gar Tor gewesen. Davor ein nicht gegebener Elfer an Jarolim. Der HSV machte aber noch sein Tor in Form von Barbarez, der sich nachdrücklich für eine Vertragsverlängerung empfahl.

Werder kam nur noch selten aus der eigenen Halbzeit raus, machte aber in der 72ten die 2:1-Führung (Klose) und bekam zehn Minuten später einen Elfmeter, den Borowski aber nur an den Innenpfosten schoß. Der HSV versuchte Druck zu entwickeln und hatte seine Chancen, aber ich hatte das Gefühl, dass vorallem mental die lange Saison beim HSV seine Spuren hinterlassen hatte und Spieler wie Mahdavikia und Jarolim nur noch nach Schema F angriffen. Es blieb beim 2:1 für Werder. Im Grunde genommen ist es wurscht, solange beide es irgendwie in die CL schaffen. Doll war nach dem Spiel noch sichtlich wegen den vergebenen Chancen angefressen. Ich würde keinen Pfifferling darauf wetten wollen, dass wir Ailton wieder in Hamburg sehen werden.

In Wolfsburg nahm sich Kaiserslautern selbst den Rythmus, kam viel zu passiv in die zweite Halbzeit rein. Ohne das Wolfsburg nun Weltklasse gespielt hätte, wuchs der Druck auf das Lauterer Tor. Die Ballverluste geschahen immer früher. Dann kam der Doppelschlag in der 66ten und 69ten Minute mit dem zur Halbzeit eingewechselten Makiadi als Torschütze und Vorbereiter. Bei den Lauterer Bubis war zwar noch bis zuletzt der Wille da, aber das Fleisch war schwach. Es kam zwar 4 Minuten vor Schluß noch zum Ausgleich von Ziemer, aber man hatte nicht das Gefühl, dass die Lauterer wirklich noch das Wunder hätten schaffen können.

In München feierte man derweil sehr routiniert (um nicht zu sagen: unterkühlt) die Meisterschaft. Michael Ballack wurde sowohl beim Abschied vor Anpfiff als auch beim Überreichen der Schale so massiv ausgepfiffen, dass Hoeneß zu den Fans rannte und drauflospolterte.

Die Saison

Nicht nur die Meisterschaft war seit geraumer Zeit abgefrühstückt, sondern auch die Analyse des Meisters Bayern München, bei dem man im Jahr zwei von Felix Magath nur Stagnation erkennen konnte, was wesentlich zum schalen geschmack dieser Saison beitrug.

Wenn man überlegt wer die Mannschaft der Saison gewesen ist, fällt einem auf, wie mediokre die Bundesliga sich derzeit darstellt. Die halbe Liga scheint eher enttäuschend abgeschnitten zu haben. Der Glanz der Mannschaft der Saison fällt daher recht schnell auf den HSV, auch wenn er zuletzt seinen Zillionen Pflichtspielen Tribut zollen musste. HSV-Trainer Thomas Doll ist für mich einer DER Männer in dieser Saison. Was er in seinen knapp 18 Monaten Amtszeit beim HSV umgesetzt hat, ist für einen Bundesligatrainer-Novizen einfach fabulös. Es wird einem auch bewusst, wenn man die Saisonvorschau vom KICKER noch einmal durchblättert, in der der KICKER sowie die “Experten” Daum und Helmer den HSV jeweils auf Platz 8 getippt hatten. BTW: Zitat aus dem Resümee des KICKERs im letzten Sommer: “Im Saisonfinale zerstörte eine eklatante Abschlußschwäche den Traum von der direkten UEFAcup-Qualifikation“. Hmm, das Thema kennen wir irgendwoher…

Das Schöne am HSV: das was Doll und Beiersdorfer da geleistet haben, sieht, trotz des finanziellen Balanceakts, nach einem soliden Fundament aus.

Man kann über Werder Bremen und seine eklatanten Abwehrschwächen oder vielleicht naives Nach-Vorne-Spiel schimpfen. Aber nach dem heutigen zweiten Platz muss auch festgestellt werden: substantiellen Personalverlust aufgefangen (Ernst, Ismael, Magnin, Stalteri) und neben dem HSV die unterhaltsamste Mannschaft der Saison gewesen.

Dahinter folgt die Riege der Ambitionierten und Gescheiterten: Schalke, Leverkusen, Hertha und noch weiter unten (Platz 9) VfB Stuttgart. Hier ist der Weg für die nächste Saison ungewiss, was bei allen vier auch damit zu tun hat, dass die Trainer keine uneingeschränkte Autorität geniessen. Weder bei Slomka, Skibbe, Götz noch Veh hatte man den Eindruck, dass die Mannschaft auf Aktionen des Trainers reagiert. In Leverkusen und Stuttgart, vielleicht auch bei Hertha stehen gravierende personelle Änderungen an, z.b. der Weggang vom 21-Tore-Berbatov. Die nächste Saison wird also bei keinem der vier leichter.

In diese Riege der UEFAcup-Aspiranten versucht Borussia Dortmund einzudringen. Dort steht der vielleicht größte Umbruch seit längerem an. Auf der einen Seite werden Spieler wie Rosicky oder Koller gehen, auf der anderen Seite wird nun die Parole ausgebeben, dass wieder bewusst in den Kader investiert werden soll, um Zuschauer und Ansprüche bei der Stange zu halten. Bislang konnte Coach van Marvijk in Ruhe seine Youngster aufbauen. Der Druck dürfte mit der nächsten Saison und den Investitionen eher wachsen und die ersten unzufriedenen Stimmen über den manchmal recht sturen Holländer könnten schnell lauter werden. Ich rieche eine Sollbruchstelle.

Mit Nürnberg auf Platz 8 beginnt eine Gruppe von Teams, die eigentlich erwartet hatten, bis zum letzten Tag gegen den Abstieg zu kämpfen, aber mehr oder weniger früh durchgewunken wurden: Mainz (Platz 11) und Bielefeld (Platz 13). Bielefeld war für die meisten ein astreiner Abstiegskandidat, mich eingeschlossen, hatte man geglaubt, dass die Rettung von Bielefeld in der letzten Saison viel mit dem Konzeptfußball von Rapolder zu tun hatte. Zudem Abgänge von Buckley und Owomoyela. Pustekuchen. Rapolder ward seit einem halben Jahr in der Liga nicht mehr gesehen, Köln konnte sich vom Rapolderschen Konzept nicht schnell genug erholen, nur von Heesen und die Arminen sind noch drin. Von Heesen gehört damit für mich zu einen der unbesungenen Helden der Saison.

Die zweite Charge von Mannschaften bei denen Budgets größer als das Können war, folgt am Platz 10: Gladbach. Okay, zehnter Platz wäre für Gladbach so schlecht nicht, aber die Hoffnungen waren nach der Hinrunde größer, der Kampf gegen den Abstieg dauerte länger als erwartet. Und Hotte Köppel dürfte nicht zu halten sein.

Hannover 96, der Club der es besser als Ewald Lienen wusste und ihn entließ, als H96 auf Platz 13 war. Saisonabschluß: Platz 12. Fette Steigerung. Und Peter Neururer, der es besser wusste als Hans Meyer und die Saison vier Plätze und 6 Punkte hinter Meyer und Nürnberg abschloß.

Und schließlich Wolfsburg wo die Gedanken teilweise schon in europäische Regionen war. Am Ende der Wolfsburger Saison steht der Verlust eines Spielmachers mit viel Potential (D’Alessandro), der komplette Kollaps der sportlichen Führung Strunz/Fach und ein Trainer Augenthaler, der die Saison sogar zwei Plätze unterhalb von Fach beendete.

Die KICKER-Experten hatten in Sachen Abstieg überwiegend auf Frankfurt, Lautern und Bielefeld getippt. Lautern ist es geworden. Bei Lautern und Köln gibt es das gleiche Leitmotiv: zu spät. Wolfs Konzept der jungen Wilden griff vielleicht einen Spieltag zu spät, Kölns Latour brauchte zu lange um eine neue Ordnung in einem wild zusammengewürfelten Kader zu finden. Insbesondere bei Köln ist es bitter, weil jeder spürte, dass das spielerische Potential und der Zuschauerzuspruch da wären, um sich eigentlich länger in der Liga halten zu können.

Lautern bekommt die Quittung für die schwere finanzielle Schrumpfkur serviert, die Jäggi unternehmen musste. Ein letzter Abschiedsgruß der alten Lauterer Führung um “Atze” Friedrichs. Allerdings kann Jäggi nicht frei von Schuld gesprochen werden, denn sportlich griff er mehrmals schwer daneben, was sich an den Trainern ablesen ließ. Kurt Jara und noch mehr Michael Henke waren Fehlbesetzungen die nicht zur Region gepasst haben.

Die Personen

Trainer des Jahres ist für mich Thomas Doll, knapp vor Thomas von Heesen. Einen Eintrag ins Fleißheftchen gibt es für Schaaf für einen unterhaltsamen Kick und Hans Meyer für gelungene Personalführung wie im Fall Vittek. Bei solchen “Motivationskünstlern” wie Jürgen Klopp stellt sich mir immer die Frage: wie lange hält die Magie, wie lange spricht die Mannschaft noch auf so etwas an. Platz 11, saubere Arbeit, kann man wirklich nicht meckern.

Spieler des Jahres ist für mich Miroslav Klose. 25 Spiele, 25 Tore, 14 Vorlagen. Vor vier Jahren hatte er eine sensationelle WM als flipfloppendes Kopfballwunder in Asien. Danach schien der rehäugige Pfälzer in der Provinz unterzugehen. Das erste Jahr bei Werder war schon gut. Im zweiten Jahr hat er noch mehr Statur bewiesen und spielt nicht mehr mit den ganz großen Jungs, sondern ist selber einer. Er und Werder, das paßt einfach. Ich würde es ihm gönnen, wenn er eine sensationelle WM bekommt, denn seine leistungen stehen oft im medialen Schatten von den Schweinsteigers und Podolskis.

Bemerkenswert die “Wiedergeburt” des Vitteks oder auch von Mahdevikia. Nur zur Erinnerung: Doll, der HSV und Mahdevikia waren zur Saisonbeginn so zerstritten, dass es nach einem Rausschmiß des Iraners aussah. Doch Doll und Mahdevikia benahmen sich wie Männer und überwanden alle Animositäten.

Ansonsten fehlte es mir in dieser Saison an dominierenden Figuren. Jemand wie van der Vaart war letztendlich zu sehr mit sich und Verletzungen beschäftigt oder wie Ballack mit sich und Transfers. Marcelinho oder Lincoln sind zu launisch und fördern in ihren Teams eine spielerische Monokultur, die diesen nicht gut tut. Dank Jürgen Klinsmann und Jogi Löw sind sehr viele junge Spieler in den Mittelpunkt gerückt, die aber im Laufe der Saison zu inkonstant spielten und in mehr oder weniger lange Löcher fielen. Sie sind halt jung…

Eine merkwürdige Saison. Irgendwie langweilig, aber de-facto spannender als die letzte Saison, mit einer Meisterschaftsentscheidung erst am vorletzten Spieltag.

Ich hoffe vorallem auf die nächste Saison, denn Werder und der HSV machen auf mich einen solideren Eindruck, als Schalke, Hertha oder Stuttgart in der letzten Saison. Der HSV scheint einen guten “Masterplan” im Kopf zu haben und Werder könnte erstmals mit einer eingespielten Mannschaft in die Saison gehen (Micoud würde ich trotz seiner 14 Vorlagen nicht mehr als essentiell für die Mannschaft bezeichnen). Dieses “Eingespieltsein” gilt insbesondere für die Werder-Abwehr, die zwei Jahre in Folge mit Krstajic und Ismael derbe Verluste erlitt. Jetzt ist sie eingespielt und die Folge: beste Abwehr in der Rückrunde mit nur 16 zugelassenen Toren.

Von den anderen Mannschaften erwarte ich nicht viel. Slomka hat für mich nicht das Format und Veh nicht das Standing. Leverkusen war zu wackelig und der Verlust von Berbatov wird zu heftig. Bei Hertha habe ich bislang außer Ankündigungen verstärkt auf Talente aus dem eigenen Verein zu setzen, zu wenig gesehen. Bis auf Leverkusen schleppen alle diese Mannschaften zuviel Ballast in Form nicht immer reibungsloser Vereinsführung mit. Das Wohl und Wehe von Schalke und Stuttgart könnte davon abhängen, wieviel Macht Andreas Müller und Horst Heldt sich aneignen können und ob sie die Assauers und Hundts in den Vorstandsetagen ruhig stellen können. Bei Hertha ist hingegen ein Generationswechsel im Management nicht in Sicht.

Nun gilt es zwei bis drei Tage durchzuatmen, in einer lauwarmen Sommernacht das Champions League-Finale sich anzugucken und dann ist ja auch schon WM.

Und NBA-Playoffs. Und NHL-Playoffs. Und Motorsport. Und Baseball. Und…

PS – Zum Vergleich: meine Prognose zu Saisonbeginn:
Tief unten
Im Niemandsland
Die Kirschen auf der Torte

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Prima Zusammenfassung einer Saison, in der die (hin und wieder doch vorhandene) Spannung auch bei mir nicht so recht überspringen wollte.

    Und wenn ich ganz ehrlich bin sehe ich da auch für die nächste Spielzeit kein Land, die Aufsteiger sind allesamt aus der Kategorie ‘muss man nicht gesehen haben’, die Kräfteverteilung an den entscheidenden Stellen (Bayern, Bremen + “Team aus der Lostrommel”, dann lange nix) relativ gefestigt und die Mitläufern regen bei mir sowieso nichts.

    Zum Glück beginnt bald die Weltmeisterschaft, und hoffentlich schaffen ‘meine’ Bremer nächstes Jahr wieder eine Steigerung in der CL.

  3. Scheiß-Söldner der Ballack! Hoffentlich haben die das Schw*** ordentlich ausgepfiffen!!

  4. Was ist das nur immer mit dem Herumreiten auf der angeblichen Abwehrschwäche von Werder?
    Nur drei Teams haben weniger Tore kassiert, der Meister ganze fünf Törchen weniger und in der Rückrunde haben sie die wenigsten Tore aller Erstligateams gefangen.

  5. Ich denke das mit der Wahrnehmung der Werder’schen Abwehrschwäche kommt daher, dass es recht viele individuelle Fehler sind. Naldo und Fahrenhorst nach seiner Rückkehr, haben recht viele individuelle Fehler gemacht. Gleiches gilt für die linke Abwehrseite, egal ob nun Schulz oder van Damme.

    Und diese individuellen Schnitzer bleiben einfach länger in den Hirnen der Beobachter (also: ich) haften, als Probleme in der Zuteilung bei Standardsituationen o.ä.. Alle drei Abwehrpositionen (links, beide Innenverteidiger) werden einfach als “schwach” wahrgenommen. Wie gesagt: die Zahlen sagen etwas anderes aus.

  6. Das wird es wohl sein. Na wie auch immer, wir sind zweiter, wir sind in der Champions League und fast noch wichtiger: Hamburg ist nicht die Nummer Eins im Norden…

  7. Frage an die Satistiker: Gab es das schon mal, dass ein Aufsteigertrio (Mainz, Bielefeld, Nürnberg) auch das zweite Jahr geschlossen überstanden hat?
    Kann mich da an keines erinnern.

  8. Die einzigen die ansehnlichen fussball gespielt haben waren die bremer und in der 2. saisonhälfte die nürnberger.Der Herr Mayer hat ja scho des öfteren die mangelnde Spielkunst in deutschland kritisiert und nürnberg hat einfach schönen offensivfussball geboten genau wie werder nur des war nicht so überraschend

  9. Ich warte ja darauf, dass Gladbach heute bekannt gibt, dass Köppel trotz Vertrag bis 2007 nicht weiter trainieren wird. Morgen ist Vollversammlung, und da noch Köppel zu zeigen, und danach erst rauswerfen, das geht ja gar nicht. Also wird da wohl heute was passieren.
    Ich würd mich ja über Rangnick freuen, das wäre mal interessant. Und von dem halte ich deutlich mehr als von Gerets, der ja auch gehandelt wird.

  10. Warum denn eigentlich?
    Über Rangnick freuen, Gerets nicht. Warum soll Köppel weg?
    Fazit der Gladbacher Saison:
    Keine Abstiegssorgen, das gabs lange nicht.
    Natürlich eine schlechtere Rückrunde, aber ist überhaupt mehr Potential da?
    Nein. Eine Hinrunde über Niveau, eine Rückrunde unter Niveau. Ergo Niveau erreicht.
    Zumal Köppel Spieler wie Janssen und Polanski hervorgebracht hat und fördert und einige weitere junge Talente auf dem Sprung sind.

  11. @ peterb:
    der erste Aufsteiger aus dem Jahre 1997 ist erst gestern wieder abgestiegen (Hertha, Wolfsburg, Kaiserslautern kamen damals hoch) ;-)

  12. @kurt: Die Einschätzung von Köppel beruht vor allem auf der Entwicklung der Mannschaft und der Spielweise. In der Hinrunde haben die Ergebnisse einigermassen gestimmt, es gab ein paar Überraschungen, wie der Sieg gegen Bremen oder am 17. Spieltag das gedrehte Spiel gegen Frankfurt. Aber insbesondere ist es Köppel nicht gelungen, aus dem vorhandenen Potential mehr zu machen bzw. es einfach auszunutzen. Sicherlich hat er gute junge Spieler aus den Amateuren hochgeholt, und das finde ich auch sehr gut. Aber gerade die eklatante Auswärtsschwäche hat er nicht beheben können, und die ist auch mit verantwortlich für das eher schlechtere Abschneiden in den ganzen letzten Jahren. Ich mag Köppel, aber ich glaube nicht, dass das Team sich mit ihm weiterentwickeln wird. Platz 10 ist trotzdem ein schönes Ergebnis, und ich bin auch sehr froh, dass Gladbach sich nicht in der Saison von Köppel getrennt hat, aber jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür gewesen.

  13. @Dirk

    …”Auswärtsschwäche nicht behoben”…
    D’accord.

    …”vorhandenen Potential mehr zu machen bzw. es einfach auszunutzen”…
    Ich weiß nicht, aber ist denn da wirklich soviel mehr Potential für den Moment vorhanden, das nicht erst über längere Zeiträume herausgekitzelt werden muss?

    …”ich glaube nicht, dass das Team sich mit ihm weiterentwickeln wird.”…
    Mmh, die jungen Leute aus der Amateurelf wurden dort trainiert von… richtig, Horst Köppel.
    Wenn man dann die Zeit nicht gibt, um die Mannschaft sich auf anderem, weil höherem Niveau entwickeln zu lassen, auch mit diesem, ihrem Trainer, kann ich das nicht verstehen und man wird es auch nie herausfinden ob eine Entwicklung stattfindet.
    Denn die, bei denen noch mehr herauszuholen ist, sind die jungen Spieler. Und die brauchen nunmal Zeit. Insofern war das Abschneiden doch das Maximum des Erreichbaren.

    By the way, wir werden ja das Ergebnis eh nicht mehr bekommen, vielleicht diskutieren wir über seinen Nachfolger dann in einem Jahr.

  14. @gans_moehre
    Danke für die Info! War mir gar nicht mehr klar, dass Hertha, Lautern und Wolfsburg in einem Jahr aufgestiegen waren.

  15. (Mitunter frage ich mich, warum ich die RSS-Feeds vom Kicker und der netzeitung abonniert habe, wenn diese es bis 20h30 nicht gemeldet bekommen, dass um 16h30 Köppel entlassen worden ist)

    Horst Köppel ist heute nachmittag, wie erwartet, entlassen worden. Eine billige Entlassung. Dank entsprecherner Ausstiegklausel bekommt Hotte nur 40.000 EUR Abfindung.

    Ich weiß nicht ob es am Hundeblick von Köppel liegt, aber irgendwie tut er mir leid…

  16. Von n-tv:
    “Wir haben das sachlich besprochen und festgestellt, dass wir seit Oktober eine Negativ-Tendenz hatten”, sagte Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Peter Pander nach der gemeinsamen Analyse zur Beurlaubung Köppels, der am kommenden Mittwoch 58 Jahre alt wird.”

    Wenn es seit Oktober wirklich eine Negativ-Tendenz gegeben hätte, wäre M’Gladbach wohl abgestiegen, statt dessen ein “Abrutschen” von Platz fünf (nach zehn Spieltag mit Siegen gegen Duisburg, Bremen, Bielefeld, Mainz und K’lautern) auf Platz zehn. Naja, da scheint auch der Spielplan eine Rolle gespielt zu haben, denn ausser Bremen sind das nicht gerade Sensations-Ergebnisse. Am Ende ist die Mannschaft da gelandet, wo sie nach meinem Gefühl auch hingehört.
    Ich kann diese Entlassung daher nicht wirklich nachvollziehen… Manager Pander macht mir eigentlich einen soliden Eindruck, aber er scheint die unrealistischen Träumereien aus Wolfsburg jetzt nach M’Gladbach importiert zu haben.

  17. ^ Genau, ich sehe das Gladbacher Problem auch eher bei Pander als bei Köppel, hat der überhaupt schonmal etwas als Manager erreicht? (ausser teure Südamerikaner zu kaufen, die dann alle VW-Fahrer querfinanzieren durften ;-) )

  18. UEFA-Cup war für Gladbach sicherlich unrealistisch, das war auch nicht das Saisonziel. Zielvorgabe war zu Beginn der Saison ein Platz im gefestigten Mittelfeld, den man jetzt am Saisonende durch den Auswärtssieg in Frankfurt mit Platz 10 noch erreicht hat (sonst wäre es Platz 14 gewesen!), eigentlich sollte es ein einstelliger Tabellenplatz sein. Und insbesondere nach der Vorrunde war dies durchaus realistisch, die Negativtendenz seit Oktober ist einfach nicht zu übersehen. Dazu kam eben noch, dass Köppel eine nicht eindeutig erkennbare Strategie verfolgte (also eher keine), und einige seiner Personalentscheidungen bzgl. Aufstellung sehr merkwürdig waren (Strasser auf der 6? Daems auf Rechts?).

    Sicherlich hat Gladbach Pander auch geholt, um höhere Ziele zu erreichen, es kann ja nicht Zielvorstellung eines Bundesligavereins sein, so grade die Klasse zu halten. Daher ist langfristig auch ein Heranarbeiten an den internationalen Fußball als Ziel sinnvoll, von Meisterschaften oder Championsleague redet da (noch) keiner. Ich wünsche mir aber auch, dass diese Ziele mal mit Konstanz auf dem Trainerposten angegangen werden, denn Trainerwechsel hatte Gladbach in den letzten Jahren einfach zu viele.

    Ich empfehle dazu auch den entsprechenden Artikel bei Seitenwahl zu lesen, da sind einige der taktischen und personellen Wankelentscheidungen von Köppel aufgeführt.

  19. erstaunlich, dass Gladbach vergisst, was Köppels Vorgänger für einen Käse angerichtet hat – und dass Köppel (aus der Ferne betrachtet) eine total sorgenfreie Saison produziert hat!

    Köppel kommt in der Wahrnehmung genauso schlecht – und das völlig zu Unrecht – wie einst Ewald Lienen in Hannover.

    Gladbach wird im November dicke Tränen weinen!

  20. kirmesboxxer, nene, so schlimm ist es nicht. Wenn Köppel so schlecht wegkäme wie Lienen (geht das überhaupt), dann wäre er schon in der Saison gegangen worden (was mich z.B. sehr gestört hätte). Man weiß durchaus, was er getan hat, und mir persönlich tut es für ihn auch leid, aber der Schritt ist halt nachvollziehbar.

  21. Chritoph Daum ist doch gestern zurückgetreten! Vielleicht holen die Fohlen ihn?

  22. Auf Schalke wird man sich nun in den Allerwertesten beissen, dass man sich bereits auf Slomka festgelegt hat, jetzt wo Daum frei ist.
    Andererseits… würde sich Schalke einen Daum überhaupt leisten können? Selbst wenn akut kein Finanzkollaps drohen sollte, so ist die Kasse zumindest angespannt.

  23. Mal was anderes, nämlich eine schöne Vorausschau auf die neue Saison. Aus dem Spiegel:

    http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,416104,00.html