Mexikos 23 für die WM 2006

Die Standardeinleitung: das hier geschriebene basiert auf Informationen der WM-Sonderhefte vom KICKER und der SportBILD sowie Testspielen und der WM-Quali.

Die mexikanische Elf

Die mexikanische Elf gehörte in den Vorbereitungen zu den interessanteren Mannschaften. Aus dem Confed-Cup hatte man sie noch als kleine Wusler in Erinnerung. Quasi das amerikanische Pendant zu den Japanern: viel Laufen, immer auf des Gegners Füßen, schnell und auf breiter Front nach vorne sprinten und den Ball am liebsten mit der Zunge ins Tor reintragen.

In den Vorbereitungsspielen gegen Frankreich und den Niederlande sah das verdammt anders auf. Geblieben ist das laufintensive Spiel. Forechecking ist zwar immer noch da, aber die Raumverteilung sieht viel kontrollierter aus. Das sah mitunter schon italienisch aus. Ist dass das argentinische Blut von Trainer La Volpe? Wenn der Gegner im Ballbesitz ist, hat er keine Räume zum agieren, keine Anspielstationen für den Pass.

Nominell spielen die Mexikaner ein 3-5-2. Dieses System zieht sich aber bei gegnerischen Ballbesitz in der Vertikale massiv zusammen. Gegen Frankreich wurde die Abwehr so häufiger zu einer Viererkette, 4-4-2, gegen Niederlande integrierte sich das Mittelfeld teilweise in die Abwehr, so dass es einem 6-3-1 gleich kam. Das ist für gegnerische Mannschaften die versuchen steil, vertikal zu spielen, wie z.B. die Niederlande, die reine Hölle, wie 90minütiges Dickes-Brett-bohren mit pfeifendem Heimpublikum im Rücken. Ein Blick auf die Gruppengegner der Mexikaner: Portugal, Iran und Angola.

Ich brachte vorhin den Vergleich mit den Italienern. Dieser Vergleich ist auch im Spiel nach vorne angebracht: Mexiko versucht deutlich stärker als noch beim Confed-Cup das Spieltempo zu kontrollieren. Im Offensivspiel wird das Tempo variiert. In der Regel kommt man langsam, ja, fast passiv daher, um dann bei anderen Spielzügen plötzlich auf breiter Front den Ball schnell über die Flügel nach vorne zu treiben und mit sechs Mann im Strafraum aufzutauchen.

Wenn sich der Eindruck aus der Vorbereitung bewahrheitet, wird es interessant sein, diese “modifizierten” Mexikaner zu sehen. Ich fand aber die Durchschlagskraft bzw. Torgefährlichkeit alles andere als berauschend. Ich sehe daher nicht, wie sie über das Achtelfinale hinaus, weit kommen sollen.

Torwart

#1 Sanchez – gilt als starker Keeper auf der Linie

Abwehr

#5 Osorio – #4 Marquez – #3 Salcido (v.r.n.l.) – Die Abwehrspieler haben extrem viele Ballkontakte im mexikanischen Spiel. Wenn aus der Abwehr heraus Druck nach vorne gemacht wurde, dann am ehesten über links hinaus, im Zusammenspiel mit #14 Pineda.

Es sind alles keine Kopfballmonster: 1m73, 1m82 und 1m75. Im Mittelfeld ist keiner der Schergen größer als 1m75. Stürmer Borgetti (1m82) hilft bei Standards aus, sah aber z.B. gegen Holland im eigenen Strafraum mitunter stümperhaft aus.

Mittelfeld

#15 Castro – #? – #8 Pardo – #? – #14 Pineda
Ein Fünfer-Mittelfeld mit zwei Fragezeichen. Da hat die “Nachrichtenlage” einfach nichts ergeben, welche zwei Spieler an der Seite der drei gesetzten Spieler spielen könnten. Schaut man sich den Kader an, sind fast alle in den 70er-Jahren geboren und haben 50 Länderspiele auf den Buckel. Deutet also auch auf eine gewisse Austauschbarkeit der Nebendarsteller hin.

Die drei Spieler bilden das Gerüst rechts, zentral und links. Aus dieser Formation heraus gab es gegen Frankreich die defensivere Variante, dass #4 Marquez aus der Abwehr etwas vorrückt, als Staubsauger hinterm Mittelfeld und die 5te Position wurde von #23 L.Perez eingenommen, halblinks. Die Position von #4 Marquez in der Abwehr wurde von #2 Suarez eingenommen.

Gegen Holland gab es die offensivere Variante mit #17 Fonseca. Wenn der Gegner im Ballbesitz ist, agiert er mit den beiden anderen Stürmern als erste Abwehrkette, ist Mexiko im Ballbesitz läßt er sich etwas hinter den beiden Stürmern zurückfallen. Die 5te Position wurde gegen die Niederlande mit #19 Omar Bravo ausgefüllt.

Angriff

Gesetzt scheinen #9 Borgetti und #10 Franco. Gegen Holland gab es die Variante das Mittelfeld um zwei weitere nominelle Stürmer, Fonseca und Bravo zu ergänzen, ohne dass sich an der Spielweise etwas verändert hätte.

#9 Borgetti gilt zumindest im gegnerischen Strafraum als kopfballstark.

Die Mexikaner scheinen bei Standards sich einiges vom Basketball abgeguckt zu haben und setzen während der Ausführung von Eckbällen “Screens”, also eingeübte Laufwege, bei denen man seinen Gegenspieler abschüttelt, indem man ihn einfach von einem Mitspieler blocken läßt.

Der Kader

Torwart

1 Oswaldo Sanchez
12 Jose de Jesus Corona
13 Guillermo Ochoa

Abwehr

2 Claudio Suarez
3 Carlos Salcido
4 Rafael Marquez
5 Ricardo Osorio
14 Gonzalo Pineda
15 Jose Antonio Castro
16 Mario Mendez
22 Francisco Rodriguez

Mittelfeld

6 Gerardo Torrado
7 Antonio Zinha
8 Pavel Pardo
11 Ramon Morales
18 Andres Guardado
20 Rafael Garcia
23 Luis Perez

Angriff

9 Jared Borgetti
10 Guillermo Franco
17 Francisco Fonseca
19 Omar Bravo
21 Jesus Arellano

Weitere Kader siehe unter dem Tag “Kader 2006”

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. […] Mexiko/Deutschland (MTN) – Wer sich kurz vor der WM noch einmal über Aussichten und Spielsystem der WM-Mannschaft Mexikos informieren möchte, findet bei “allesaussersport.de” eine interessante Kurzanalyse mit dem Titel: Mexikos 23 für die WM 2006. (fob) […]