Upcoming: NFL-Saison 2006/07, AFC South

AFC South

Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde die AFC South seit langem die langweiligste, weil farbloseste Division. Nicht dass sie qualitativ schlechter wäre als z.B. eine NFC West oder die mitunter elendige NFC North. Aber die Division scheint so völlig ohne interessanten Rivalitäte und Geschichten auszukommen. Was vielleicht auch daran liegt, das zwei Franchises Expansion Teams der letzten 15 Jahre sind (Texans & Jags) und ein drittes Team umgezogen ist (von Oilers zu Titans via Memphis).

Die Rollenverteilung in der Division ist klar: Indy der Champ, die Jags der Herausforderer und die Titans und Texans ziehen gerade ihre Fundamente neu.

Indianapolis Colts

Eigentlich hat sich bei den Colts nicht viel getan. Nur zwei ganz große Namen sind abgegangen. Aber andererseits ist mit dem Weggang von RB Edgerrin James eine Säule der Offense der Colts weggebrochen. Die vorläufig neue Nummer #1 ist RB Dominic Rhodes. Der hat zwar z.B. 2001 bewiesen, dass er Starter sein und mehr als 20 Läufe pro Spiel nehmen kann. Aber das liegt nun eben auch schon fünf Jahre zurück. Seit letzten November hat er insgesamt 16 Läufe für 13yds gemacht. Die Colts-OL ist gut, aber bringt Rhodes das Zeug zur Extraklasse mit, um QB Manning zu entlasten? Im Hintergrund wartet der eigentliche Nachfolger RB #29 Joseph Addai, Erstrundenpick der Colt in diesem Jahr.

Eigentlich gäbe es nichts über die Receiver zu sagen. Marvin Harrison, Reggie Wayne, Brandon Stokley, Dallas Clark. Tadellos. Wenn es in der letzten Saison nicht einige Verstimmungen zwischen Manning und Harrisson gegeben hätte. Mal sehen ob die noch nachwirken.

Abseits des großen Fragezeichen beim Laufspiel, haben die Indianapolis Colts mit bad karma zu kämpfen. Wieder einmal in den Playoffs gescheitert. Wieder einmal werden die Qualitäten von QB Peyton Manning und Headcoach Tony Dungy hinterfragt. Wieso schaffen es die beiden nicht, diesen letzten Schritt hin zur Meisterschaft zu gehen?

Manning kann keine großen Spiele gewinnen und Tony Dungy scheiterte mal wieder an seiner Vorsicht, ließ gegen Pittsburg im Divisional die Offense zu vorsichtig spielen und die angeblich so wunderbare OL war überhaupt nicht auf die Blitze von LeBeau eingestellt. Die Playoffs werden die wahre Meßlatte für die Colts sein. Die 17 Spieltage davor, sind nur Aufwärmprogramm.

Mein Tipp: 12-4

Jacksonville Jaguars

Die Jacksonville Jaguars sind vielleicht noch prototypischer für die AFC South als die Colts. Sie sind überall gut, aber nicht herausragend. Ohne Schwächen, aber auch ohne Highlights. Wenn sie in größeren Rückständen kommen, haben sie nichts, womit sie sich am eigenen Schopfe aus dem Schlamassel ziehen könnten. Keine Defense die den Gegner eben gepflegt 20yds zurücktreibt und keine Offense die Maß nimmt und mit zwei Pässen sich in der Endzone gegenüber wiederfindet.

Richtig schmerzen könnte das Karriereende von WR Jimmy Smith, Hauptanspielstation von Pocket-Passer-Pummel QB Byron Leftwich. Keiner der WRs im Gefolge, Ernest Wilford, Matt Jones oder Mike Williams hat “Prime Time” auf seiner Stirn geschrieben.

Im Laufspiel nimmt der alternde RB Fred Taylor häufiger mal ein Päuschen.

Leftwich und Taylor sind verletzungsanfällig und hier liegt eine Chance für die Jags, denn QB David Garrard ist ein völlig anderer Typ als Leftwich. Flink auf den Füßen, kann ihn keine Macht dieser Welt in einer Pass-Pocket halten.

Bis dahin wird es jedoch die eine oder andere Niederlage setzen: Dallas, Pittsburgh, Indianapolis stehen in den ersten drei Wochen an.

Mein Tipp: 8-8

Tennessee Titans

Umbruch, die erste. Vor zwei Jahren mussten die Tennessee Titans einen harten Cut beginnen, den sie in diesem Jahr beenden. Stichwort: Überalterung des Kaders und Salary Cap-Probleme. Die Achse QB McNair und RB George ist komplett verschwunden. Auch der General Manager wurde kurz nach der Draft ausgetauscht.

QB Steve McNair wurde durch eine lupenreine QB-Controversy ersetzt. McNairs hervorragender Backup der letzten Jahre war QB Billy Volek. Volek freute sich nun nach langen Jahren des Wartens endlich als Starter in die Saison zu gehen. Zwar war es klar, dass er nur ein Übergangskandidat für den mit viel Boohay gedrafteten QB Vince Young ist, aber er steht im letzten Vertragsjahr und könnte danach als Free Agent woanders einen großen Vertrag ziehen.

Doch Volek schwächelte in der Preseason. In Nashville munkelt man, das Volek in den Trainingscamps nicht den angemessenen Fleiß an den Tag legte. Vor knapp 10 Tagen handelten die Titans und verpflichteten überraschenderweise QB Kerry Collins. Es ist für Volek nicht zum worst case gekommen und er wurde letztes Wochenende nicht gecuttet. Auch gab es recht früh die Ansage, das Volek in der ersten Woche starten wird. Aber alle Auguren sagen: es wird danach nur eine Frage von 2-3 Spieltagen sein, ehe sich QB Collins das Playbook angeeignet hat und Volek zur #3 degradieren wird. Das war es dann mit dem Rentenvertrag für Volek…

Eines scheint klar zu sein: QB Vince Young, dem vor der Draft der Intellekt eines Zehnjährigen nachgesagt wurde, wird zuerst nur fallweise aufs Feld kommen. Vorallem dann, wenn es einen agilen QB braucht.

Die Titans scheinen ihre Salary Cap-Schmerzen überwunden zu haben, denn es wurde teures Material verpflichtet. C Mawae, WR Givens, LB Thornton und S Hope.

Bei all den Wechseln wird es auf der QB-Position heuer eher konservativ zugehen. Schwerpunkt könnte im Laufspiel liegen, da man dort mit Travis Henry (Ex-Bills), LenDale White (Draft-Pick) und Chris Brown gut und tief besetzt ist.

Mein Tipp: 7-9.

Houston Texans

Umbruch, die zweite. Die Texans ähneln den Cleveland Browns: sie nehmen nach Start der neuen Franchise den zweiten Anlauf zum Aufbau. Neuer Headcoach: Gary Kubiak, der jahrelang die Offense bei den Denver Broncos zu verantworten hatte.

Offense hin, Offense her, die Ansage wurde mit der Draft 2006 gemacht. Statt RB Reggie Bush zu holen, entschied man sich für DE #90 Mario Williams. Kubiak und die Texans werden also das neue Team um die Defense herum aufbauen. DefCoord. ist Richard Smith, aus Miami kommend. Wie groß der Einfluß von Smith bei der hervorragenden, schnellen Defense der Dolphins war, ist nicht klar, da die Plays von seinem Assistenten Muschamp “gecallt” wurden und Nick Saban auch noch ein Wort mitredete.

Die Offense ist bei den Umbauarbeiten noch “on hold”. Auch Gary Kubiak will es noch einmal mit QB David Carr probieren. Zur Entschuldigung der schwachen Leistungen von Carr muss gesagt werden, dass es der vorige Headcoach Dom Capers in vier Jahren nicht geschafft hat, dem Mann eine überlebensfähige Offense Line zu geben. Kein QB dürfte binnen vier Jahren so häufig gesackt worden sein, wie Carr (letzte Saison: 68 Sacks, also mehr als vier Sacks pro Spiel!)

Im Laufspiel scheint man auf RB #37 Domanick Davis zu setzen. Der Schnitt pro Lauf von über 4yds kann sich sehen lassen (Davis mit Seasonending Injury, siehe Kommentar von Matt. Die Texans führen nun #33 Wali Lundy, Rookie, als #1 der Depth Chart). Den anfangs dieser Woche erworbenen RB Ron Dayne (in Denver entlassen) sehe ich eher als Third-Down-Back, Blocking Back oder in einer Kombination mit Davis, vergleichbar mit dem “Thunder and Lightning”-Paket vor einigen Jahren bei den Giants (Dayne & Barber). Aber die Verletzung von Davis mischt die Karten natürlich neu. Wird Lundy nur Lückenfüller sein, bis Dayne soweit das Playbook in allen Variationen kennt? Lundy ist knapp 15kg leichter als Dayne

Mein Tipp: 5-11

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Davis’ Knieprobleme haben dazu geführt, dass er vor einer knappen Woche auf die Injured Reserve gesetzt wurde. Er wird also die ganze Saison nicht spielen können und dürfen.

    Deshalb auch die Verpflichtung von Ron Dayne. Starter ist wahrscheinlich erst mal Rookie Wali Lundy, der eine starke Preseason hatte. Aber auch Vernand Morency (Drittrundenpick aus dem letzten Jahr) wird ein paar Läufe kriegen. Und dann Dayne, wenn er ein bisschen besser mit dem Spielsystem vertraut ist (das ja jenem in Denver sehr ähnlich sein sollte).

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  4. Nach der Verletzung von Davis muss Mario Williams schon eine sensationelle Saison spielen um die Fragen nach Reggie Bush nicht sehr laut werden zu lassen.
    Die Texans müssen sich schon Fragen lassen in welche Richtung sie eigentlich wollen.
    Denn die OL ist nach wie vor ein Sorgenkind und ohne vernünftiges Laufspiel wird das wieder eine schmerzhafte Saison für Carr werden.
    Deshalb sehe ich schon wieder die große 1 in den Augen der Verantwortlichen und vielleicht können sie ja dann was für diese katastrophale Offense tun.
    Ich glaube auch nicht dass Eric Moulds zur Stabilisierung beitragen wird.
    Ohne gute O-Line werden 5 Siege schwer zu erringen sein
    Mein Tipp: 2-14

  5. @Matt: Danke für den Hinweis, hab ich nun korrigiert.