Divisional Playoffs New Orleans Saints – Philadelphia Eagles

Nach fünf qualitativ fragwürdigen Spielen kam es gestern Nacht endlich zu einer Playoff-Partie die ich mir auch gerne als SuperBowl angesehen hätte. Es waren endlich zwei Mannschaften mit Selbstbewusstsein, die weniger an Risikominimierung dachten, sondern versuchten dem Gegner ihr Spiel aufzudrücken.

Der erste Drive der Saints setzte Zeichen. RB McAllister walzt sich durch die Linien für 12yd Raumgewinn. Zweites Play: ein Swing-Pass auf RB Bush, der zwei Zehntelsekunden später so furchterregend getacklet wird, dass jeder Normalsterblicher seine Rippen hätte einzelnd vom Rasen einsammeln können.

Im Laufe der nächsten drei Viertel sah man zwei Offenses mit einer Vielzahl von Optionen und zwei konzentrierte Defenses die keine grundsätzlichen Schwächen zeigten. Immer wieder Big Plays durch großartige individuelle athletische Leistungen.

Es war ein offener Schlagabtausch: 3:0 nach dem ersten Viertel, 13:14 zur Halbzeit und 27:21 nach dem dritten Viertel.

Die Saints spielten anfangs mit Läufen von McAllister durch die Mitte und zahlreichen Kurzpässen vorallem auf RB Reggie Bush. Die Eagles-Defense arbeitete fantastisch, konnte mit wenig Mann Pass Rush erzeugen und ließ QB Brees nie allzuviel Zeit. Die Swing Passes wurden gut antizipiert, so dass diese häufig incomplete waren oder für Raumverlust endeten. Bedenken konnte man bezüglich der Laufabwehr der Eagles haben, da McAllister und Bush viele Tackles brechen konnten und häufig erst im zweiten oder dritten Anlauf gestoppt werden konnten.

Im zweiten Viertel gelang es den Saints besser das Laufspiel zu etablieren und damit auch das Pass-Spiel zu öffnen. Alles dabei: Kurzpässe, Swing Passes und die Suche nach dem Big Play.

Die Eagles-Offense kam nicht ganz so gut ins Spiel. QB Garcia wirkte etwas rostig, seine Würfe etwas unpräzise. Offense vorallem in Form von Westbrook als Läufer und Passfänger. Erst im zweiten Quarter begann Garcia die gesuchten Big Plays auch zu finden. Pass auf Stallworth für einen 75yd-TD. Tiefe Pässe auf Brown (32yds) und Baskett (25yds) damit Westbrook mit einem 1yd-Lauf zum TD Punkte aufs Scoreboard bringen konnte.

13:14 zur Halbzeit, das dritte Viertel machte mit dem Offenserausch beider Mannschaften weiter. 27:21. Im vierten Viertel legten dann die Saints den Schalter um und ließen konservativer spielen, versuchten Kontrolle über die Gameclock zu bekommen. Die Saints setzten ihre Abrißbirne McAllister ein um eine ermattete Defenseline abzuräumen. Die Eagles versuchten den Rückstand aufzuholen, aber Garcia bekam dank Pass Rush zu selten Zeit um tief zu gehen. Kein First Down für die Eagles in den letzten 11 Spielminuten. Ein wichtiges First Down in deren letzten Drive wurde durch eine Strafe (False Start) wieder zurückgepfiffen.

Über diesen letzten Drive wird möglicherweise eh noch diskutiert werden. Mit knapp 1:50 auf der Uhr, 24:27 in Rückstand liegend und zwei Timeouts haben die Eagles nach einer Strafe ein 4th and 15 an der eigenen 39. Headcoach Andy Reid entscheidet sich für den Punt statt dem Ausspielen, wohlwissend dass die Saints nach dem nächsten First Down gewonnen hätten. So kam es auch. First Down, die Saints konnten abknien, 27:24-Sieg.

Obwohl das Spiel im vierten Viertel an Tempo verlor, war es ein unterhaltsames Spiel.

QB Jeff Garcia hatte nicht immer Glück und Können auf seiner Seite was Pässe anging, aber ein fabulös beweglicher QB der auch im Lauf noch gute Pässe anbringen kann. In lichten Momenten bringt er tödlich schnelle, flache Pässe an den Mann.

QB Drew Brees ist ein korrekter Sachwalter mit gutem Arm (wasn Hail Mairy am Ende der ersten Halbzeit!) und wenig Fehlern.

Wie Headcoach Sean Payton beide RBs einsetzt, ist vom obersten Regal. RB McAllister spielt die Brechstange durch die Mitte (ganz großer TD im dritten Viertel als McAllister und ein Haufen von zehn Spielern in die Endzone geschoben wurde, eine Szene die an ein Gedränge im Rugby erinnerte) um dann Screens zu fangen und mit einer schnellen Körpertäuschung Trotter im 1:1-Duell aussteigen zu lassen.

RB Reggie Bush, die Allzweckwaffe mit gutem Auge, fantastischer Beschleunigung und Beweglichkeit. Großer TD im 2ten Viertel, als er an der 4yd-Line beim Versuch durch die Mitte zu laufen, gestoppt schien, nur um wie ein Flummy von der gegnerischen DL abzuprallen und im weiten Bogen auf die rechte Flanke zu laufen und durch durchzubrechen.

In der gestrigen Verfassung waren beide Mannschaften in NFC-Championship-Form. Schade dass es die Eagles nun bereits in der zweiten Runde zerlegt hat.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Ich stimme zu. Endlich mal ein richtig gutes Football-Spiel.

    Allerdings wieder mit einer Katastrophe an der Seitenlinie.
    Was Andy Reid sich mit dem Punt kurz vor Schluß gedacht hat, das entzieht sich mir völlig. Klar hätte man die Saints stoppen können. Dann wären höchstwahrscheinlich die beiden eigenen Time-outs Geschichte, die Saints hätten gepuntet, die Eagles wären irgendwo in ihrer eigenen Hälfte an den Ball gekommen. Ohne Time-out, mit knapp einer Minute auf der Uhr und geschätzten 40-50 Yards zu einem halbwegs machbaren Field Goal. Möglicherweise.
    Das sind mir zuviele wenns und hätten. Ich finde die Entscheidung schlichtweg Quatsch.

  3. Ja, ich hab jetzt auch die Aufzeichnung angesehen. Großes Spiel mit ruhigem Beginn nach dem Hammer-Hit gegen Bush, und im zweiten und dritten Viertel haben beide es dann richtig krachen lassen. Wobei ich am Anfang der zweiten Hälfte den Eindruck hatte, die Saints wären etwas verschlafen aus der Halbzeitpause gekommen. Sehr schade, dass eine der beiden Mannschaften ausscheiden musste, das war von beiden ganz grosses Tennis!