Tour 2007, #19: Cognac – Angoulème

[17h24] Contador* geht als 5ter durchs Ziel, mit 2’18” Abstand hinter dem Sieger Leipheimer.

Im Gesamtklassement bleibt Contador* 23s vor Evans* und Leipheimer (32s hinter Contador*).

[17h20] Evans* durchs Ziel, bleibt 8s vor Leipheimer im Gesamtklassement. Die RMC-Reporter glauben nicht dass ein Rückstand von nur 30s ausreichen wird, um für morgen das “Gentlemen Agreement” einer neutralen Schlußetappe aufzuheben.

[17h19] Letzter Kilometer für Evans*, der auf den letzten Kilometern beim Anstieg Zeit auf Contador* gutmachen konnte und den Rückstand im Gesamtklassement vielleicht noch auf unter 30s schrauben kann.

[17h17] Contador* hält 38s Vorsprung auf Evans* im Gesamtklassement. Evans befindet sich auf den allerletzten Kilometern.

[17h15] Leipheimer pulverisiert die Zeit des bisherigen schnellsten Zeitfahrers Karpets, verbessert sie um 1’55” mit einem Schnitt von 53kmh.

Sein Rückstand bei km50 auf Evans* war 9s.

[17h13] Leipheimer 3km vor dem Ziel 11″ hinter Evans*. Auch das bleibt derzeit stabil.

[17h11] Knapp 10km noch für Contador*. Evans* nun bei 40″ hinter Contador*.

Im Ziel berichten die Reporter von sehr zurückhaltenden Zuschauern in Angoulême.

[17h10] Evans* gewinnt weiterhin nicht mehr auf Contador*. Der virtuelle Abstand im Gesamtklassement ist bei 43s und damit relativ stabil.

[17h08] Evans* scheint nicht mehr zulegen zu können. Leipheimer nur noch 11s hinter Evans*, überholt gerade Carlos Sastre der vor ihm gestartet ist.

[17h05] Leipheimer (Sternchen oder nicht?) fährt wie entfesselt, liegt in der Gesamtwertung virtuell nur noch 15″ hinter Evans. Evans* liegt nur noch 49″ hinter Contador*. Alle drei Fahrer haben noch 10-15km zu Fahren.

[17h01] Angesichts der dicken Eier die bei Contador* gerade in der Zeitlupe zu sehen sind, bitte ich um Testosteron-Tests.

Contador* nun auch durch die zweite Zeitnahme und sein Gesamtwertungsvorsprung ist auf unter eine Minute gerutscht: 55″. Dann kommt Evans und 24″ dahinter kommt bereits Leipheimer.

Wenn das so weiter geht, stellt sich wirklich die Frage ob das morgen eine gemütliche Schönwetter-Fahrt gen Paris wird oder zumindest drei zwei Teams mit Messer zwischen den Zähnen fahren.

[16h56] Evans* nun bei der zweiten Zeitnahme 35 Sekunden hinter Leipheimer dem Gesamtwertungsdritten.

[16h51] Contador* verliert ungefähr zur Streckenhälfte 44s auf Evans*.

[16h46] An der ersten Zeitnahme hat Contador* 22 Sekunden auf Evans* verloren. Evans* baut aber den Vorsprung aus und bei “Libe-Berechnung” zwischen den Zwischenzeiten hat sich der Rückstand von Contador* auf 35 Sekunden erhöht.

[16h29] Alberto Contador* fährt im Grunde genommen zwei Zeitfahren. Das eine ist heute gen Angoulême. Das andere ist in den nächsten Tagen und Wochen in den Medien. Man schießt sich langsam auf Contador sein und er muss hoffen dass er sich irgendwie über die Zeit schleppt, bis Gras über die Sache wächst.

Die größte Artillerie fährt heute die Le Monde auf, die in einem Artikel noch einmal die Verwicklung von Contador* in der Operation Puerto aufrollt.

Die Tour hat im letzten Jahr beschlossen, dass alle Fahrer die in die Operation Puerto verwickelt sind, nicht in der Tour starten dürfen. Dabei gibt es derzeit zwei Möglichkeiten der Verwickelung. Zum einen gefundene Blutbeutel und zum anderen in den von der Guardia Civil beschlagnahmten Dokumente.

Alberto Contadors Name taucht mehrere Male in den Dokumenten auf. Nach Ansicht von Contador* und der UCI stand sein Name nur irrtümerlicherweise in den Namenslisten der Guardia Civil. Contadors Name fiel nur bei Plaudereien über den Radsport allgemein, aber nicht explizit als Kunde von Doc Fuentes.

Genau hier setzen die Vorwürfe einiger Medien und u.a. von der Le Monde heute an:

Ihr liegen Untersuchungsergebnisse der spanischen Polizei vor, die ausdrücklich bestätigen dass Contadors Name zusammen mit anderen Namen in Papieren auftaucht, die “im Zusammenhang mit illegalen Aktivitäten” stehen. Zudem taucht das Kürzel “A.C.” noch in einem anderen Dokument auf und in einem dritten Dokument wird die Legende zum Kürzel “A.C.” gegeben: Alberto Contador*. Diese letzten Dokumente gehören alle zu einem Stapel Papiere der die Saisonplanung des Jahres 2005 des Teams Liberty-Seguros beschreibt.

Der Name Alberto Contador* wird zwar in den Papieren nicht direkt mit der Einnahme von Dopingmitteln gebracht. Aber die Situation von Contador* ist identisch mit die des italienischen Radfahrers Gianpaolo Caruso, der just für das Auftauchen in diesen Papieren von dem italienischen NOK für zwei Jahre gesperrt werden soll.

Contador* wurde wegen der Papiere im Dezember 2006 für zehn Minuten verhört. Er dementierte den Dr. Fuentes zu kennen und lehnte eine Abgabe von DNA zum Abgleich mit gefundenen Blutbeutel ab.

[16h21] Die Tour nähert sich der Entscheidung sportlicherseits. Im Einzelzeitfahren sind eben Cadel Evans* und Alberto Contador* an den Start gegangen. Contador* hat 1’50” Vorsprung. Der Bergspezialist fuhr zuletzt ein … äh… überraschend gutes Zeitfahren und verlor nur eine Minute auf Evans*.

[11h07] Prost. Waiting vor the Dopingfall.

Seit gestern abend hyperventilieren die Gerüchte über einen vierten Dopingfall. Belgische und dänische Medien spielen Pingpong und nach einer Stunde in der Echo chamber schien es festzustehen: der Halter des Bergtrikots Soler soll am letzten Sonntag gedopt gewesen sein und gestern abend soll eine Durchsuchung des Hotels stattgefunden haben. Sagte das belgische Boulevardblatt hln.be und diverse deutsche Medien steigen darauf ein…

… nur in Frankreich weiß man von nix. Es wurde nirgends eine Hoteldurchsuchung gemeldet, was aber bei einigen deutschen Medien wie z.B. spiegel.de kaum für Skepsis sorgt. Am besten war noch die Netzeitung, die sich nicht entblödete heute morgen um 9h38 den Dopingfall Soler und die nicht vorhandene Hoteldurchsuchung als fix zu meldet und erst anderthalb Stunden später unauffällig zurückruderte.

Heute vormittag stehen alle mit sehr leeren Händen da. Die 11h-Pressekonferenz der Tour-Organisatoren entpuppt sich als lange vorher angekündigte Fragerunde zur Tour im Allgemeinen.

Die Kommentare in dem gestrigen Thread spiegelten die Nachrichtenlage wieder. Skepsis war angesichts der ausbleibenden Meldung französischer Medien angebracht. Alleine die ARD hat angemessen darüber berichtet, als sie hinreichend viele Zweifel vorbrachte. SPIEGEL, EUROSPORT oder Netzeitung hielten es hingegen nicht für nötig ihre Leute vor Ort zu befragen oder einfach mal mit news.google.fr/news.google.com die Lage zu sondieren und zu gucken ob es wirklich mehr als nur ein Gerücht ist.

Peinliches Nachrichten-Doping.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. SPARGEL hat die Meldung zurückgezogen und begründet dies mit DPA Fehlinformationen, denen man gestern noch aufgesessen sei. Man habe kritisch nachgefragt, deren Meldung aber dann doch übernommen. DPA hat selbst mittlerweile dementiert, folglich entpuppt sich das Gerücht schlussendlich…
    Aber das hatten wir ja schon.

  3. Die Darstellung von SPIEGELonline ist ärgerlich. Es obliegt dem SPIEGEL bei Zweifel an der Meldung, diese Zweifel auch deutlich zu machen (siehe die ARD von gestern abend) und nicht 1:1 die dpa-Meldung zu übernehmen.

    SPIEGELonline hat Leute vor Ort. Es wäre ein leichtes gewesen anhand der Geschichte mit der Hoteldurchsuchung, beim Mann vor Ort nachzufragen und die dpa-Story entsprechend als Gerücht aufzubereiten.

    Simpel gesagt: was mir als einfacher Blogger und Leuten in Radsport-Foren am Freitag abend aus der lauschigen Bude gelingt, sollte erst recht einer Online-Redaktion wie SPon gelingen.

  4. […]   Das Gedicht beginnt mit den Zeilen: "Nah ist / Und schwer zu fassen der Gott. / Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch. Im Finstern wohnen / Die Adler und furchtlos gehen / Die Söhne der Alpen über den Abgrund weg / Auf leichtgebaueten Brücken." Und wem spätestens bei der Passage „.. furchtlos gehen die Söhne der Alpen über den Abgrund“ die Zusammenhänge zur Tour nicht einleuchten wollen, der sei darauf hingewiesen, daß die Alpen nur stellvertretend stehen – Pyrenäen wäre schlicht metrisch nicht geeignet gewesen. [↩]Daß v.a. die Führungsriege der UCI alles andere als konsequent gegen Doping vorgeht, wurde ebenfalls in den letzten Tagen klar. Die Radsportgemeinde sollte sich dringend Gedanken darüber machen, ob man mit Spitzenrepräsentanten wie Pat McQuaid oder Vizepräsident Hein Verbruggen wirklich glaubhaft den Weg in eine dopingfreie Zukunft antreten kann. Verbruggen bemüht sich derzeit etwa darum das bislang zweitklassige Team „Relax-Gam“ in die ProTour-Liga zu hieven. Bei Relax sind mit Oscar Sevilla, Francisco Mancebo und Angel Vicioso gleich drei Dopingfreunde im Team. Hier stellt sich letztlich wirklich die Frage, wer den Radsport vor solchen Funktionären schützt. [↩]Mittlerweile ist völlig offen, ob es sich hier nur um eine Falschmeldung gehandelt haben sollte. Bei "allesaußersport" wird man in dieser und anderer Hinsicht aktuell auf dem laufenden gehalten. [↩]Wie diese Gremien zu besetzen wären, müßte im Einzelnen diskutiert werden. Man denke aber beispielsweise an die sog. Wahrheitskommissionen zur Aufarbeitung der Verbrechen der Apartheid in Südafrika. Klar ist: dieses Angebot einer teilweisen Amnestie muß zeitlich befristet sein und die kooperativen Sportler oder auch Ärzte, Physiotherapeuten etc. "belohnen". Wer sich freilich daran nicht beteiligt, später aber ertappt wird, darf auf kein weiteres Entgegenkommen hoffen. Die Kommission würde Anhörungen durchführen, alle Informationen dokumentieren und schließlich einen – öffentlich zugänglichen – Abschlußbericht abgeben. Auf dessen Grundlage könnte weiter ermittelt werden bzw. müßten belastete Personen von ihren Aufgaben umgehend entbunden werden. [↩]Allen, die heute die Zeichen der Zeit erkennen, sich nicht länger herausreden und umdenken, sollte man die zukünftige Mitarbeit an einem weitgehend dopingfreien Radsport nicht verweigern; und wissen wir nicht aus dem Lukas-Evangelium, daß auch im Himmel größere Freude über einen reuigen Sünder herrscht, als über 99 Gerechte? Diese Sichtweise sollte man zum Vorbild nehmen. [↩] […]

  5. Es wären ja nur zwei Teams, da Contador und Leipheimer Teamkollegen sind. Aber was wird bei Discovery gemacht, wenn Leipheimer und Contador nicht weit auseinander sind. Ich bin gespannt.

  6. Bemerkenswert ist, dass vier Fahrer von Discovery unter den ersten Zehn im Zeitfahren gelandet sind.

  7. Ich habe vorhin beim Zappen bei Eurosport gehört, dass der Herr Armstrong bei AC im Begleitfahrzeug weilte? Dafür hat AC mindestens ein zweites Sternchen verdient.
    (Persönlich bin ich für ein Sippenhaftsternchen für all Discovery Channel Fahrer)

  8. @marcus: bemerkenswert? Wenn man die fehlenden 3 (*hüstel*) astana- sowie die beiden Cofidis-Zeitfahrer der 13. Etappe wegläßt paßt das schon…

    @dogfood:
    Würde mich mal interessieren ob das “30 Sekunden”-Limit auch dann gelten würde, wenn ein Franzose/ein französisches Team/Evans(*) vorne wäre. :)
    Und fürs Sommerloch: warum darf ein Fahrer mit fremdländischer Lizenz bei den nationalen Meisterschaften teilnehmen, der lokale Verband aber nicht bei Dopingprob(lem)en mitreden?

  9. Man streiche Frage 2, hab da wohl eine Verneinung überflogen ;(

  10. Hm ich muss was verpasst haben… Warum die Sterne bei Contador* und Evans*?

  11. Contandor hat ein Operation-Puerto-Gedächtnissternchen, bei Evans weiss ich es auch nicht.

  12. Bei Evans ist es ein Ferrari-Gedächnisstern. Nachdem ich mir eben noch einmal diverse Webseiten angesehen habe, gebe ich aber zu, dass ich zumindest ein halbes Sternchen wegnehmen müsste, weil die Indizien ungleich wackeliger sind als bei Contador*.

    – Evans wird von Tony Rominger betreut, der nicht nur a.) eine sehr ambivalente Haltung zum Doping hat (remember EUROSPORT-Kommentierungen oder ZEIT-Interviews), b.) ein Großkunde von Dr. Ferrari war, c.) eine Reihe von Fahrern betreut die im Dunstkreis des Dopings sind/waren (Vinkourov, Sinkewitz, Kessler, Contador)

    – Evans wird von einigen Journalisten als Kunde des Dr. Ferraris bezeichnet. Teilweise gibt sich Rominger unglaubwürdig ahnungslos.

    – Evans war 2001 beim Team Saeco, 2002 bei Mapei, 2003-2004 beim Team Telekom. Drei Teams die man zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt als porentief rein ansehen muss.

  13. @Dogfood:
    welches Team ist porentief rein? Und wer glaubt überhaupt noch an einen saubern Sport ( ich sage extra nicht Radsport)? Auf das Thema TdF zurück, hab ich Aussagen von überführten Dopern im Kopf die sagen ohne Doping ist die TdF mit diesen Geschwindigkeiten gar nichtr zu schaffen, wieso glaubt dann noch jmd an saubere Sieger? Ich weiß es ist ein Generalverdacht aber wenn man solche Aussagen hört muss man einen Generalverdacht haben mM.

  14. @dogfood du hast bei der Auflistung vergessen, daß
    – Evans*/2 am Berg zwar hinter Contador* und Rasmussen* zurückblieb, aber mindestens mit Sastre* und Klöden* mithalten konnte
    – er Vinokurov* zwar am Berg schlagen konnte
    – er im Zeitfahren hinter Vinokurov****************************************** aber noch vor Klöden* und dem ganzen Rest* ankam ;-)

    and remember the australian doping controlling system (alleine dafür gibts als Ausgleich nen halben Thorpe*-Gedächtnisstern wieder drauf)

  15. ‘Ferrari is old news to us.’

    ‘When Vinokurov said Ferrari is a great trainer …Ok what happend to Vinokurov
    today and what happened to Slipkowitz (Sinkewitz), he was a product of Ferrari as well. So we have Ferrari testing positive 2 times’

    ‘Ferrari was not known as a training doctor, Ferrari was known as a doping doctor.’

    ‘You give 5% of your salary to Ferrari andhe makes you ex amount faster. 10% of your salary and he makes you even faster. 15% of your salary and …’

    Betsy Andreu im Interview bei competitorradio am 24. Juli

    http://www.competitorradio.com/details.php?show=154

  16. In der Print Ausgabe der Süddeutschen (28./29.) steht, dass es wohl auch einen mit A.C gekennzeichneten Fuentes-Blutbeutel geben soll. Falls dies stimmt und Contador sich an sein UCI-Ehren-Versprechen hält, einen DNA Test durchzuführen, wird der TdF 07 Sieger wohl ähnlich unbekannt bleiben wie 06. Dann doch besser heute erstmal keine Siegerehrung durchführen, das Foto könnte wertlos sein…

  17. @Thomas (*piep*): Warum hat Klöden auch nen Stern? Weil jemand in seinem Team positiv getestet wurde? Weil er manchen Berichterstattern kein Interview geben wollte?

  18. Ich beineide dich ja irgendwie um deine Einstellung zur Unschuldsvermutung, kann das aber irgendwie nicht teilen – sei es aus Sarkasmus, Überzeugung oder gar Frust über das vermeintliche System.
    Wie du bemerkt haben dürftest habe ich aus diesem Grund auch den Rest mit einem Sternchen versehen. Und nein, die Vinokurov-Sternchen kann ich dir nicht alle definieren, das war einfach mal auf die Taste gehalten ;)
    Btw: was ist an schweizer Lizenzen so toll? Steuern sparen? An der Entfernung zu Fans, Reportern und Medien kanns nicht liegen, Kreuzlingen ist ja vom Konstanzer Hafen aus durch ein Loch im Zaun erreicht… Ach, ich vergaß: er wollte ja nur zu seinem Ulle ziehen (und der wohnt da weil es 5 Grad kühler ist als in Merdingen)
    Du siehst, mir fehlt irgendwie der Respekt, das ganze wirklich ernsthaft zu betrachten.

  19. na, an der schweizer lizenz dürfte wirklich das steuerargument das schlagkräftigste sein. die monegassische lizenz bei rasmussen vermutlich ähnlich. da mögen aber bei beiden noch gründe mit reinspielen.

  20. Wenn Dein einziges Argument für eine Schuldvermutung der schweizer Wohnsitz von Klöden ist, finde ich das ehrlich gesagt ziemlich mau. Nach Milchmädchen-Logik müssten der siebenmalige F1-Weltmeister Schumi und der erfolgreichste deutsche Tennis-Spieler B. Becker dann sicherlich auch gedopt sein…

    Ich bin solange von Klödis Unschuld überzeugt, bis zweifelsfrei das Gegenteil bewiesen ist. Meiner Meinung nach wird vieles zur Zeit von der Presse hochgepusht, da das Thema gerade einfach “in” ist und es derzeit nichts anderes Spannendes zu berichten gibt. Man sieht alleine an der Falschmeldung über Soler, wie geil die Medien darauf sind, neue Dopingfälle zu präsentieren und den Radsport tot zu reden. Dabei sehen Sie sich selber überhaupt nicht als Teil des Problems. Ich zitiere mal die Videotextseite vom ZDF nach dem ersten Zeitfahren (Hab ein Foto gemacht – zum Andenken!):

    “Andreas Klöden hat das anvisierte Gelbe Trikot beim ersten Einzelzeitfahren der Tour de France verpasst. Beim Tagessieg seines Astana-Teamkollegen Alexander Winokurow kam Klöden im 54 km langen Kampf gegen die Uhr nur auf Rang drei.”

    Aha, die Pfeife fällt vom Rad und schafft dann “nur” Platz 3 – von 189 Startern. Zu solch einem dummen Gelaber der ÖR fällt mir nichts mehr ein! Und dann noch eingeschnappt sein, weil Klödi diesen Nasen kein/e Interview/Stellungnahme gibt.

    Ich empfehle als Lektüre ein aktuelles Interview mit Klödi von HEUTE: http://www.radsport-aktiv.de/sport/sportnews_45451.htm Vielleicht kann das ja Impulse liefern die Meinung über diesen Spitzensportler etwas zu überdenken.

  21. Um das mal klarzustellen: ich habe keine Schuldvermutung sondern “nur” für den Profi[rad?]sport ganz global keine Unschuldsvermutung. Fertig aus – kannst meine Meinung gerne so arm finden, wie ich den Profiradsport. Aber wir müssen uns trotzdem nicht kloppen ;)
    Und ja, ich verbringe im Monat auch einige hundert km auf dem Rad, nur um diese Vermutung gleich mal aus dem Wind zu treiben.
    Zum Interview: “Es war ein Schock für mich [das V. positiv getesten wurde]… überhaupt nicht dran geglaubt” – das hingegen glaube ich nicht und lese einfach nicht weiter… Er fährt doch die ganze Zeit mit dem Herrn, er weiß doch was er kann, er hat doch bemerkt wie er nicht mitkam.

  22. Das Unbehagen gegen Klöden hat weniger etwas mit Milchmädchenrechnung zu tun, sondern mehr mit dem Verhalten und der Biographie von Klöden in den letzten Jahren. Dass Klöden dies nicht erkennt, den Trotzkopf spielt und lieber wüste Räuberpistolen in die BILD reinsetzt, zeigt eine sehr lädierte Wahrnehmung seiner Außendarstellung.

    Ich weiß, es klingt abenteuerlich. Im Radsport kämpfen UCI (Rad-Weltverband/ d. Red.) und die ASO (Tour-Organisatoren/ d. Red.) um die Tour. Es werden Intrigen gesponnen, jeder wünscht dem anderen das Schlechteste. Es geht um viel Geld. Was ist, wenn manipuliert wird, um alles kaputt zu machen, um dann die Reste zu übernehmen?

    Auch das Interview bei radsport-aktiv.de macht eher deutlich das Klöden Teil des Radsport-Problems ist. Selbst wenn man noch daran glaubt Klöden er nicht gedopt hat – es fällt angesichts dessen was man über Team Telekom weiß, schwer – so ist er in seinen Statements noch aus einer alten, überkommenen Zeit des Radsports verhaftet, die den Radsport ganz schwer in die Scheiße reingeritten hat. Leute wie Klöden schaden derzeit den Radsport.

    Patrice Clerc hat in dem Interview in der heutigen L’Équipe den Wandel der Mentalität innerhalb der letzten neun Jahre an den Unterschieden zwischen dem Festina-Skandal und der aktuellen Tour festgemacht. Beim Festina-Skandal haben sich die Tourfahrer auf den Boden hingesetzt um gegen die Dopingtests zu protestieren, heute versuchen einige die Karte Transparenz und Offenheit zu spielen. Bei Klöden wird man das Gefühl nicht los, dass er sich auch heute noch am liebsten zu Boden schmeißen würde.

    Alles was an Interviews von Andreas Klöden aufläuft, ist wüste Relativierung die mich an Interviews von Altkommunisten nach der Wende erinnert. Klöden sucht die Probleme bei anderen. Den bösen Medien, der bösen ASO und der bösen UCI. Dunkle Mächte walten. Er sieht sich als bloße Marionette in einem Machtspiel anderer Leute. Klöden, das Opfer.

    Klöden, der Ahnungslose. Acht Jahre beim Team Telekom gefahren, von dem wir inzwischen von Zuegen hörten das manch munterer Doper mitfuhr, die Teamärzte an Dopingpraktiken beteiligt waren, der Teamchef Godefroot mutmaßlicher Mitwisser war und der Sportliche Leiter Pevenage eine Beteiligung an Doping nicht dementiert.

    Klöden, der Ahnungslose, der nun von der Masse der Dopingfälle beim Team Astana überrascht war, obwohl das Team seit Gründung von allen sehr scheel angeguckt wurde. Und Godefroot wurde als Berater wahrscheinlich nur angestellt, weil er gute Spaghettis kochen kann.

    Klödens Jagdfreunde und Kollegen wie Vinokourov, Kessler oder Ullrich sind wegen (mutmaßlichen) Dopings auf- und/oder rausgeflogen. Wieder: Klöden hat nichts gewusst, gibt den Überraschten. Die Kundenliste von Klödens Manager Rominger liest sich wie eine Liste von WADA-Stammkunden.

    Es sind sehr viele Einschläge in Klödens Vorgarten.

    Klöden ist Radsportprofi. Seine Einnahmen stehen in einem engen Zusammenhang mit der öffentlichen Darstellung von sich und seinem Sponsor. Und was macht Klöden in der Öffentlichkeit? Wieviel Prozent an öffentlich Statements verwendet Klöden darauf sich von Dopern zu distanzieren und die Probleme des Radsports anzusprechen? Und wieviel Prozent verwendet Klöden drauf, um den Ahnungslosen, die verfolgte Unschuld oder die kleine Marionette im großen Machtspiel zu geben? Pisst Jaksche und Dietz ans Bein, kritisiert die “Beichten” von Henn, Bölts und Zabel. Unterschreibt die Ethik-Carta als einer der letzten.

    Nehme ich den derzeitigen Generalverdacht unter dem der Profiradsport fällt, addiere ich die Außendarstellung von Klöden und seine Biographie, ist Klödens Glaubwürdigkeit bei mir bei unter Null. Da braucht es keine Medienbereichten, das macht Klöden von alleine.

  23. klöden fuhr in den kritischen jahren für telekom und nun für astana. für mich reicht das für ein sternchen.

  24. Mal ganz naiv gesprochen: Wie kann man denn bei einem Einzelzeitfahren einen Schnitt von 53 km/h erreichen?! Doping hin oder her – ist das ein menschliches Wesen?
    Gut, ich habe natürlich keine Ahnung vom Radfahren (S-Bahn-fahren kann ich gut beurteilen;), aber die werden ja wohl nicht auf einer abschüssigen, schnurgeraden Autobahn fahren. Wäre die Strecke nicht abgesprerrt, ist ein _Schnitt_ von über 50 Sachen auf einer welligen und kurvigen Strecken doch sogar mit dem Auto schon mal ne ordentliche Leistung…

  25. @sternburg: Mal ein kleiner Vergleich: Klödis Schnitt beim 54km EZF in Albi betrug 47,49 , der von Leipheimer beim abschließenden EZF über 55,5km 53 km/h – 6 km/h Unterschied – mehr als 10%! Allerdings wurde während der Übertragung häufig betont, dass starker Rückenwind herrsche, das alleine erklärt schon den riesen Unterschied (6 km/h ist eine Welt, wer selber Rennrad fährt, weiß wovon ich rede)

    Francesco Moser fuhr bereits 1984 den ersten Stundenweltrekord (heute nennt man es “Weltbestleistung”) über 50 km/h – natürlich auf der Bahn, aber das soll jetzt mal außen vor sein. Die Technik der Räder hat sich in 20 Jahren natürlich enorm verändert. Von einem anderem Stern sind die Fahrer deshalb trotzdem nicht. Der aktuelle Rekord mit einem Liegerad liegt bei 85,991 km/h!!! (http://de.wikipedia.org/wiki/Stundenweltrekord ).

    Wenn ich als Amateur-Radfahrer auf 5h langen RTFs (~150 km) mit über 1000hm am Ende einen Schnitt von knapp 30 km/h erreichen kann (und ich spritze nichts – außer meinem Insulin), kann ich mir sehr wohl vorstellen, dass ein Klöden, der in 2-3 Wochen mein Jahrespensum Rad fährt, ein Zeitfahren mit einem 47er Schnitt beenden kann. Beim Marathon (Weltrekord 20,26 km/h – Dauer 2:04:55 – (ich wette, manche hier können diesen Schnitt nicht mal auf dem Rad fahren ;-)) oder Langlauf über 50 km (hab leider keine Zeit, wird aber auch astronomisch sein) sagt doch auch niemand, dass sowas nicht machbar ist.

    Nicht persönlich nehmen, sternburg, aber das ist genau das was ich versuchte anzusprechen. Durch die massive Berichterstattung weiß plötzlich jeder übers Radfahren Bescheid – bzw. glaubt Bescheid zu wissen. Und da kann es ja gar nicht möglich sein, eine 3wöchige Rundfahrt machen oder ein EZF über 50 km in einer Stunde zu fahren…

  26. @livefields: Wie ich schon sagte:
    – Mir käme nie in den Sinn, zu behaupten, ich wüsste über das Radfahren Bescheid.
    – Ich empfinde dieses Durchschnitts(!)tempo als fast schon unanständig schnell, egal ob derjenige dopt oder nicht. Rückenwind? Soweit ich informiert bin, wäre Tempo 50 für die allerallermeisten Segelboote keine auch nur annähernd erreichbare Marke. ;)
    Ansonsten danke für deine Einschätzung.
    Trotzdem bleibt natürlich der Eindruck haften, daß für eine solche Leistung übernatürliches getan werden muss. Sei es in der Motivation, der Trainingsleistung, der Technik des Sportgerätes oder halt auch mit medizinischer Hilfestellung. Und ich wäre nicht überrascht, wenn es sich nicht um ein “oder”, sondern um ein “und” handelt. Und sich damit auch automatisch die Frage stellt, ob das Überschreiten eines gewissen Leitungsniveaus überhaupt wünschenswert ist.

    Aber eigentlich wollte ich nur ganz naiv ein wenig staunen. Wie früher halt.
    Und im übrigen bin ich mir durchaus nicht sicher, ob ich selber auf Marathondistanz einen 20er-Schnitt mit dem Rad schaffen würde. :)

  27. Ich pflichte dir bei, es ist unanständig schnell um nicht sogar zu sagen unglaublich schnell (im wahrsten Sinne des Wortes). Trotzdem bin ich überzeugt, dass so etwas ohne Doping schaffbar ist und auch geschafft wurde.

    Ist zwar etwas offtopic, aber ich habe gerade mal bei Wikipedia nachgelesen wie schnell die Läufer bei 100m sind. Zitat: “Die Höchstgeschwindigkeit, welche ein Athlet während eines Laufes erreicht, liegt bei über 40 km/h. Donovan Baileys Höchstgeschwindigkeit bei seinem Weltrekord von 9,84 Sekunden betrug ungefähr 12,1 m/s oder 43,56 km/h. Asafa Powell hat bei seinem Weltrekordlauf um den 60. Meter angeblich sogar eine Höchstgeschwindigkeit von rund 48 km/h erreicht.” Krass, oder. Bei sowas bin ich mehr von den Socken wie bei den EZF Ergebnissen – liegt aber vlt auch daran, dass ich von Leichtathletik kaum nen Plan hab ;-)

  28. Das sind ja nur Höchstgeschwindigkeiten, die zählen nicht. ;-)

    @sternburg: ohne jetzt auch nur ansatzweise deine körperliche (und Körper-)Form zu kennen: 20km/h wirst du mit ein wenig Training und Motivation packen; 16-18 davon rollt das Rad ja schon von allein. Mußt halt auf Asphalt fahren und schmale Reifen nehmen :-)
    Das Sportgerät macht im übrigen gewaltig was aus. Kannst bei deinem Selbstversuch ja mal das ganze mit nem Mountainbike probieren, da merkst du das vermutlich auch recht schnell.