CFL Semifinals 2007

Am Sonntag stehen – parallel zu den NFL-Spielen – die Semi-Finals im Osten und Westen der CFL an. NASN zeigt Aufzeichnungen beider Spiele am Montag vormittag.

Jeweils drei von vier Mannschaften aus der East und West Division qualifizieren sich für die Playoffs. Dabei spielen der Zweit und Dritt-Platzierte die Semis aus um eine Woche später gegen den Führenden die Divisionsmeisterschaft und Teilnahme am Grey-Cup auszuspielen.

Mit der Ansetzung der Semis gab es an diesem Wochenende Probleme: am Sonntag ist auch in Kanada “Remembrance Day“, ein Gedenktag an dem den gefallenen Soldaten gedacht wird.

In Regina in der Provinz Saskatchewan wurde deswegen die Anstoßzeit kurzfristig von lokal 12h auf 13h verlegt. Der Bundesstaat erlaubt keine öffentliche Veranstaltungen am Remberance Day vor 13h. Doch selbst diese Verlegung kann die Verärgerung nicht komplett beseitigen. Viele Rastaurants und Geschäfte haben angekündigt anläßlich des Spiels vor 13h aufzumachen und die Stadtbehörden drohen eine Armada von Ordnungsbeamten auszusenden und tüchtig Bußgelder zu kassieren.

Fans beschweren sich, dass sie keine Zeit hätten von den Gedenkfeiern (die einige in voller Uniform abhalten) zum Stadion zu eilen.

Winnipeg Blue Bombers – Montreal Alouettes

Dreimal trafen die Mannschaften in der Saison aufeinander. Dreimal konnte Winnipeg gewinnen.

Die Blue Bombers besitzen um den QB #5 Kevin Glenn herum eine sehr ausgeglichene Offense. RB #1 Charles Roberts ist der zweitbeste RB der der Liga (hatte davor 3x in Serie die meisten yds in der CFL erlaufen) und die Passfänge verteilen sich recht gleichmäßig auf WR #82 Terrence Edwards, #83 Derick Armstrong und #85 Milt Stegall. Dennoch dürfte Milt Stegal die meiste Aufmerksamkeit bekommen, denn dieses Jahr hat der Veteran den Rekord gebrochen: most career TDs. Dazu ist der 37jährige auf Platz zwei von career receiving yds gerückt. Stegall wurde vor dem Spiel des 9ten Spieltages mit einer knapp 20minütigen Zeremonie geehrt, bei der die Blue Bombers den WR mit Geschenken und Ehrengästen überhäuften.

Die Saison der Montreal Alouettes ist ungleich wilder gewesen. Getrübt wurde sie durch QB Anthony Calvillo, der sich Ende Oktober selbst aus dem Roster genommen hat, nachdem seine Frau an Krebs erkrankte (seine Frau schlug inzwischen auf eine Therapie gut an).

Die unruhige Saison begann aber schon früher, mit dem überraschenden Rücktritt der Trainerlegende Don Matthews, der danach bis zum heutigen Tage völlig untergetaucht ist. Sein Nachfolger wurde Jim Popp, der seit 1996 General Manager der Alouettes ist und den Job letzten Oktober in Personalunion übernahm.

Ein Grund für die unstete Saison der Alouettes scheint zu sein, dass die Beteiligten sich schwer taten mit den neuen Strukturen umzugehen. Neben dem neuen Headcoach gab es auch einen neuen OffCoord. mit Marcel Bellefeuille, neue WRs und QB Calvillo schien in der ersten Saisonhälfte verunsichert zu sein, weit weg von seiner sonstigen Solidität. Die OL fand erst am 7ten Spieltag zu ihrer finalen Formation. Anfang Oktober gab es Gerüchte das Popp kurz vor der Entlassung stand (Bilanz damals: 6-7).

Die Unruhe wurde durch die Wechsel auf der RB-Position verstärkt. RB Robert Edwards fehlte anfangs zu Saisonbeginn, wurde nach fünf Spieltagen wegen Formschwäche durch den Sohn von Walter Payton, Jarrett Payton ersetzt (und später an Toronto getradet).

Diese Unruhe ist im Laufe der Saison nie völlig verschwunden. Die Winnipeg Blue Bombers gehen als klare Favoriten in das Spiel, während die Montreal Alouettes mit einem QB Marcus Brady starten müssen, der eine ganze Klasse schlechter als Calvillo ist, … mit einem QB der nicht der präzise Kurzpasser wie Calvillo ist und deswegen den besten WR Cahoon nicht zur Geltung kommen läßt … und mit einem RB Payton, der in der letzten Partie wegen Rippenverletzung aussetzen musste.

QB Marcus Brady ist ungleich beweglicher als der astreine Pocket-Passer Calvillo, aber darauf scheinen sich seine Anspielstationen nicht einstellen zu können. Jedenfalls ist in den letzten Wochen die Zahl der fallengelassenen Pässe sprunghaft angestiegen. Die Alouettes werden darauf angewiesen sein, dass die gute Pass Defense den Score niedrig hält. Zudem hoffen die Alouettes auf den “X-Factor”: sie haben letzte Woche den Return-Spezialisten Bashir Levingston geholt und setzen darauf, dass er Punkte retourniert (was in der CFL einfacher möglich ist als in der NFL)

Die Offense der Blue Bombers ließ es zuletzt auch nicht exakt an Punkten regnen. Seit Mitte September sind maximal 27 Punkte bei rumgekommen. Man lebt verstärkt von der exzellenten Defense. Mit Winn, Simpson und Hall hat man das beste LB-Trio, LB #51 Simspon ist leading tackler. Dazu eine Defense Line die das gegnerische Laufspiel an die Kette legen kann.

Ein Fragezeichen steht hinter der Secondary, die in der erst in der zweiten Saisonhälfte ihre Formation gefunden hat.

Saskatchewan Roughriders – Calgary Stampeders

Die Vorfreude in Regina, Hauptstadt von Saskatchewan ist gigantisch. Das einzige Profi-Sportteam der ganzen Provinz hat zum ersten Mal seit 1988 zuhause ein Playoff-Spiel. Nach einem grandiosen 7-2-Start ist die Euphorie in Regina nicht zu bremsen gewesen und das knapp 29.000-Zuschauer fassende Stadion war in sechs der acht Heimspiele ausverkauft.

Wie merkwürdig muss so eine positive Stimmung den Calgary Stampeders (7-10-1) vorkommen. Die Mannschaft kommt aus einer Serie von sieben Niederlagen in den letzten acht Spielen und Headcoach Tom Higgins gilt als “dead man walking“. Angeblich soll er nach der Saison gefeuert werden. Der Vertrag mit Nachfolger John Hufnagel soll schon unterschrieben sein. GM Jim Barker soll durch Roy Shivers abgelöst werden. Hufnagel und Shivers kommen ausgerechnet aus dem Dunstkreis der Saskatchewan Roughriders. Hufnagel war zuletzt OffCoord. bei den NY Giants, wo er 2006 gefeuert wurde.

Die Unruhe bei den Stampeders ist schon die ganze Saison groß. DefCoord Denny Creehan wurde nach 13 Spieltagen nach der 9:42-Niederlage gegen die BC Lions gefeuert. Unter der Woche schleifte OL-Coach Kris Sweet den Franchise-RB Reynolds aus einem Interview raus, weil Reynolds zu spät zu einem Meeting erschienen war.

Das Momentum liegt klar auf Seiten der Saskatchewan Roughriders (12-6-0). Die große Unbekannte ist aber Calgarys QB Henry Burris, der den Stampeders etliche Wochen fehlte, zum Beispiel beim letzten Aufeinandertreffen Anfang Oktober (21:33).

Burris hat einen monströsen Wurfarm und ist – wenn er genügend Zeit bekommt – bei langen Pässen extrem präzise. Und Calgary hat auch die Abnehmer für solche Big-Play-Pässe. WR #85 Rambo, #80 Copeland, #3 Thelwell und #82 Lewis.

Der Knackpunkt wird sein, wie gut die OL Calgarys auf den Pass Rush der Roughriders reagiert. Wenn Burris unter Druck gerät, ist er sehr schnell entnervt. Paradebeispiel ist die Begegnung vom zweiten Spieltag, als Calgary nach dem ersten Viertel 8:7 führt und Saskatchewan in der restlichen Spielzeit 42 Punkte in Folge zum 49:8-Sieg macht, u.a. 17 Punkte aus vier Turnovers.

Die Calgary Stampeders brauchen Punkte, denn sie haben die schwächste Defense der Liga und treffen auf die Offense mit den zweitmeisten Punkten. Die blutjunge Defense wirkt in allen Belangen überfordert, egal ob gegen Pass oder Lauf. Egal ob beim Provozieren von Turnovers oder dem Einfangen von Strafen.

Der “Knackpunkt” Calgarys passt wie Faust aufs Auge auf die Saskatchewan Roughriders, die über einen der aggressivsten Pass-Rushes der Liga verfügen. DefCoord Ritchie Hall verfügt über viele unterschiedliche Blitz-Pakete, greift teilweise mit sechs Mann den QB an.

Die Offense der Roughriders ist auch ganz ordentlich. Sie profitieren davon dass QB Kerry Joseph einer der wenigen QBs in der CFL ist, die fast die komplette Saison durchspielen konnten (er fehlte nur eine Partie). 2006 wurde er aus der Konkursmasse der Ottawa Renegades geholt, hat 24 TDs geworfen und 17 TDs selbst erlaufen. Ein Scrambler vor dem Herrn. Seine Hauptanspielstationen sind WR #3 DJ Flick, WR #83 Andy Fantuz und WR #88 Matt Dominguez. Das Laufspiel ist eher weniger von Bedeutung. QB Joseph hat hat nur 130yds weniger gelaufen als der Franchise-Back Wes Cates.

Sonst so

Die Zukunft von Torontos Headcoach “Pinball” Clemens ist ungewiß. Diese Woche sind Gerüchte aufgekommen, dass Clemens den Job nach fünf Jahren an den Nagel hängen will, doch der Fanliebling dementierte inzwischen dass ein Entschluß bereits gefallen sei. Er würde sich erst nach Ende der Saison einen Kopp machen.

Die Hamilton Ti-Cats feuerten ihren General Manager Marcel Desjardins nach nur 15 Monaten. Marcel Desjardins kam erst Mitte letzter Saison aus Montreal. Ihm wird vorgeworfen Headcoach Charlie Taaffe an der zu langen Leine gelassen zu haben und einige sehr unglückliche Trades in der letzten Offseason gemacht zu haben.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Neuerdings mischt auch der Dalai Lama mit: http://www.cfl.ca/index.php?module=newser&func=display&nid=21356