Mahlzeit: sich eine Kontroverse selber ans Bein binden

NHL: Stühlerücken und Neurusse

Das heitere Spieler-Geschacher geht weiter. Der Deutsche Christian Ehrhoff hat seinen Vertrag bei den San Jose Sharks um drei Jahre verlängert.

RJ Umberger wechselt von Philadelphia zu den Columbus Blue Jackets, die in dieser Offseason bislang extrem aktiv sind (Torres aus EDM, Tyutin + Backman aus NYR, Huselius und Commodre). Umberger bekommt einen 3-Jahres-Vertrag mit einem Salär zwischen 3,5 und 4,5 Mio US$ pro Saison. Und weil die Blue Jackets in Aktionismus machen, haben sie den Vertrag mit ihren Coach Ken Hitchcock um 3 Jahre verlängert.

Tampa Bay hat von Atlanta den langjährigen Pens-Spieler Mark Recchi (40 Jahre alt) geholt. 1-Jahres-Vertrag. Auch die Lightning sind bislang sehr aktiv, mit neuem Trainer und der Verpflichtung von Ryan Malone, Gary Roberts, Radim Vrbata, Adam Hall und Olaf Kölzig.

Brendan Morrison geht von Vancouver nach Anaheim. Die Ducks sind vorsichtig und geben den zuletzt verletzungsanfälligen Center (letzte Saison nur 39 Spiele) nur einen 1-Jahres-Vertrag (2,75 Mio US$)

Pittsburgh hat dem Topscorer der finnischen Elite-Liga Janne Pesonen einen 1-Jahres-Vertrag zum Ausprobieren gegeben. Pesonen wurde einst von den Ducks gedraftet, aber nie ausgetestet. Von ihrem Farmteam verpflichten sie den Verteidiger Ben Lovejoy für ein Jahr.

Aus Todd Bertuzzi wird ein Journeyman (falls er es nicht schon längst ist). Nach seinem Abstecher in Anaheim letzte Saison, kehrt er nach Kanada zurück. Einen 1-Jahres-Vertrag bei den Calgary Flames für unter 2 Mio US$. Die Sache mit dem Moore-Foul aus der 2004-Saison ist immer noch nicht bereiningt. Ex-Avs-Spieler Steve Moore hat eine Zivilklage wegen Schadensersatz angestrebt.

Einer der interessanteren Wechsel ist aber der von Ex-Sens-Goalie Ray Emery, der wie Jagr zu einem Klub in die Kontinentalliga wechselt: Atlant Mytihchi, einem Vorstadtverein von Moskau. Irgendwie hätte man sich bei dem glamourösen Schönling und Langschläfer auch schlecht irgendeinen sibirischen Verein vorstellen können, aber trotzdem: ausgerechnet Emery nach Russland?

Und da gibt es natürlich auch die andere Seite: man kann zwar nicht sagen dass die Kontinentalliga die Eishockey-Szene mit Geld zuschmeißt, aber Geschichten wie die von Jagr oder Emery sind schon aufmerksamkeitserregende Nadelstiche. Emery wird mit 2 Mio US$/Jahr auch nicht wirklich schlecht bezahlt (er hätte in Ottawa 3 Mio p.a. verdient).

NFL

Im American Football gibt es den Franchise-QB um den herum eine Mannschaft gebastelt wird und es gibt den Typus QB, den man einfach nur in eine Mannschaft setzt, damit er nicht allzuviele Fehler macht. Den Rest besorgen die anderen Mannschaftsteile.

Einer jener “Arbeiter-QB” zieht sich nun nach 13 Jahren zurück. Während im Hintergrund immer noch laut das unwürdige Wimmern, Betteln und Flehen von Brett Favre nicht verstummen will, hat Trent Dilfer angekündigt seine Karriere zu beenden. 2000 holte er mit Baltimore den Super Bowl in einem Katastrophen-Endspiel dass vorallem durch die Abwesenheit von Offense glänzte und Rekordhalter für die Zahl der Punts (21 Punts) geworden ist.

Probleme gibt es ausgerechnet bei einer der solidesten NFL-Franchises überhaupt, den Pittsburgh Steelers. Die Steelers sind seit 1933 im Besitz der Rooney-Familie. Die Rooneys gelten als eine der ganz großen Konstanten in der NFL. Vor zwei Jahren ist der neue NFL-Commissioner und als Saubermann angetretene Roger Goodell an die Rooneys herangetreten und hat ihnen unter der Hand mitgeteilt, dass er den Status Quo bei den Steelers verändert sehen möchte: unklare Besitzverhältnisse, nicht geklärte Nachfolgefrage und Verbindungen mit der Glücksspiel-/Wettspielindustrie.

Unternehmen der Rooneys besitzen Pferde- und Hundebahnen mit angeschlossenen Poker-Spieltischen. Zudem müssen sich in der NFL mindestens 30% einer Franchise im Besitz eines Individuum befinden. (ich nehme an dass es für die Packers irgendeinen Kompromiß oder Ausnahmeregelung gibt)

Nach Berichten des Wall Street Journals und NY Times haben diese Forderungen einen Familienzwist unter den fünf Rooneys losgetreten. Zwei der Rooneys wollten sich auf das Glücksspielgeschäft konzentrieren und mit den drei anderen Rooneys ihre Anteile der Steelers gegen Anteile an die Pferde- und Hundebahnen tauschen. Aber die Familie wurde sich nicht über den Wert dieser Anteile einig und die drei Rooneys hatten auch nicht das Kapital um die anderen beiden auszuzahlen.

Auch wenn die Verhandlungen derzeit nicht weit fortgeschritten sind, könnte es eine Lösung geben, bei dem ein Außenstehender mit ins Boot geholt wird: Stanley Druckenmiller, ein Investmentbänker, könnte die Steelers komplett aufkaufen und zwei der Rooneys die Leitung der Franchise überlassen. De-Facto wäre es aber das Ende der 75jährigen Rooney-Ära der Steelers.

CFL – Toronto Argonautes, Desaster waiting to happen

Heute abend beginnt der dritte Spieltag der CFL in Kanada, hoffentlich wieder mit 1-2 Spielen die morgen früh bei tsn.ca in Gänze als video on demand zu sehen sind:
Montreal – Calgary
Edmonton – Toronto

Von den vier Teams sind drei bei 1-1, nur Montreal ist noch ungeschlagen, auch wenn das nach einer brillianten Halbzeit gegen Winnipeg nochmal knapp wurde.

In Toronto steht überraschend QB Michael Bishop kurz vor dem Abschuss. Er wurde on waivers gestellt. So richtig nachvollziehbar finde ich das nicht. Bishop hatte eine solide Saison 2007, bekam aber in der Offseason überraschend den MVP der Saison QB Kerry Joseph aus Saskatchewan vor die Nase gesetzt. Glaubt man der Globe and Mail, wurde der Deal mit Joseph damals an den Coaches vorbei, zwischen dem Vorsitzenden (und Ex-Coach) Pinball Clemens und Joseph gemacht. Die Coaches wurden nach Vollzug informiert.

Bei den ersten Spielen konnte keiner der beiden QBs so richtig überzeugen und die Erfahrung zeigt, dass kaum ein CFL-Team mit nur einem guten QB gut durch die Saison kommt. Zweite Lehre aus der CFL: die Backups haben häufig eine schauerliche Qualität.

Die selbst herangezüchtete QB-Kontroverse hat nur zwei Wochen gebraucht, um ihre Opfer zu fordern: nach der überraschenden Heimniederlage gegen Hamilton (13:32) hat Headcoach Rich Stubler seinen OffCoordinator Steve Buratto öffentlich enteiert. Das Playcalling sollen fortan die QBs auf dem Feld übernehmen, so seine Ankündigung auf der turnusmäßigen Pressekonferenz. Intern hat er bereits in der Halbzeit des Hamilton-Spiels Buratto die Anweisung gegeben, sich aus dem Playcalling rauszuhalten und QB Kerry Joseph das Spiel alleine machen zu lassen.

Ein ungewöhnlicher Schritt, der aber gleichzeitig impliziert, dass QB Kerry Joseph bis auf weiteres der Starting-QB ist. Das Playcalling macht für Joseph mehr Sinn als für Bishop. Joseph verfügt über mehr Autorität und ist mit seinen Scrambles wesentlich stärker an der Gestaltung des Spiels beteiligt als der eher blasse Pocket Passer Michael Bishop, der schon in den Vorjahren große Probleme hatte, an dem rüstigen Rentner Damon Allen vorbeizukommen.

Aber schon sagenhaft wie schnell sich die Franchise selbst beschädigt. In der Offseason drückt Vorsitzender Pinball Clemons seinem Headcoach-Nachfolger Stubler einem QB aufs Auge und kratzt damit an seine Autorität, tritt QB Bishop auf die Füße, der diverse Startplatz-Garantien bekommen hatte. Der neue OffCoordinator wird nach nur zwei Wochen zum Papiertiger.

Basketball

Ohne dass ich in den Zeitungen eine große Resonanz gefunden hätte, hat die Euroleague laut L’´Equipe vorgestern den Modus für die Euroliga ab der Saison 2009/2010 umgestrickt.

Bis zu 16 der 24 Teilnehmer bekommen eine permanente Startberechtigung für die Euroleague, unabhängig ihres sportlichen Abschneidens in der nationalen Liga. Damit soll die Entwicklung von Spitzenbasketball in einigen großen Franchises zentralisiert und unterstützt werden. Man wird zwischen drei “Startberechtigungen” unterscheiden.

Die “A-Startberechtigung” ist zeitlich nicht beschränkt und bringt eine automatische Startberechtigung mit sich. Die Lizenz wird an Resultaten in der Euroliga, Zuschauerzahlen und TV-Einnahmen gekoppelt. Es soll maximal 16 solcher Lizenzen geben. Konkret wird an maximal drei spanische Teilnehmer für diese A-Lizenz gedacht.

Die B-Startberechtigung wird den Vertretern von sieben Ligen gegeben.

Die C-Startberechtigung bekommt der Sieger des EuroCups.

Die französische Zeitung erwähnt auch, dass Vertreter des Pay-TV-Senders sich mit den Vertretern des französischen Klubs ASVELs zusammengesetzt haben um darüber zu beratschlagen, wie man sich möglichst gut in der Euroleague positionieren kann.

Bereits ab Oktober dieses Jahres werden die europäischen Wettbewerbe neustrukturiert. Ganz oben steht die EuroLeague, eine Art Champions League (deutscher Vertreter: ALBA). Darunter der EuroCup, formerly known as “ULEBcup” (32 Teams mit Artland Dragons, Bamberg und nach Quali evtl. Bonn) und darunter die EuroChallenge (Evtl. mit Bamberg. In der Quali: Oldenburg und Frankfurt).

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Meinst du mit Individuum bei der 30%-Regel natürliche Person? Das würde mich aus Stabilitätsgesichtspunkten erstaunen.

  3. Umberger bekommt in der ersten Saison 3 Millionen Dollar, dass ist dann auch wohl die Saison die du bei seinem 4-Jahres-Vertrag vergessen hast ;-) Dann gibts 3.5, 4 und 4.5 die Jahre danach.

  4. Damit sind sowohl natürliche (Besitzerfamilien) wie auch juristische Personen (zB. Holdings) gemeint.

  5. Ich war immer ein totaler Favre-Fan. Deshalb finde ich das widerliche Theater jetzt besonders schlimm… schade, daß sich manche Leute ihren Ruf so gezielt versauen…

  6. – Wenn auch juristische personen darunter fielen, wäre für die Packers strenggenommen keine Ausnahmegenehmigung nötig.

    “ausgerechnet Emery nach Russland? Emery wird mit 2 Mio US$/Jahr auch nicht wirklich schlecht bezahlt (er hätte in Ottawa 3 Mio p.a. verdient).”
    Häh? Warum zieht man denn von Ottawa nach ‘bei Moskau’ um dort deutlich weniger zu verdienen? Oder geht sich das durch irgendeine Nebenrechnung (Netto/Brutto, zusätzliche Leistungen, wasweissich) für ihn aus?

    – und überhaupt Kontinentalliga: habe ich hier schonmal gefragt, aber weiss irgendjemand ob und wie wir diese Liga in den fernseher kriegen?

  7. Netto/Brutto und Umrechnungskurse könnten vielleicht eine Rolle spielen, aber gut möglich das Emery überhaupt keinen anderen Job gefunden hat. In Ottawa haben sie ihn gegen eine Abfindung rausgeschmissen (bzw. sich aus dem Restvertrag rausgekauft). Das Ottawa Emery loswerden wollte, nachdem er in dieser Saison sich zickig angestellt hat, war kein Geheimnis und de-facto war er seit Februar/März mehr oder weniger auf dem Markt. Es gab null Gerüchte über Kontakte zu einer anderen Mannschaft. Soviel also zur Attraktivität von Emery und seinen Wahlmöglichkeiten.

    Kontinentalliga: es würde mich überraschen wenn wir hier was zu sehen bekommen. Eine Liga mit 22 russischen, 1 weißrussische und einer weiteren Mannschaft (habs vergessen, Kasachstan??) ist für hiesige Sender nicht sonderlich attraktiv. Ich mein: wenn eh schon von NHL und DEL außerhalb von NASN und PREMIERE so gut wie nix zu sehen ist…

    Am ehesten würde ich auf den russischen Nachrichtensender “Russia Today” setzen, die bereits während der NHL-Saison in ihrem Sportblock immer 3-4 Minuten über die NHL berichtet haben.

    Re: “natürliche Person”
    Im NY Times-Artikel war von “person” die Rede, was ich auf Person aus Fleisch und Blut bezogen habe, was ja durchaus Sinn macht, denn bis auf die Packers befindet sich — wenn ich es richtig überschaue — kein Team in der Hand eines Unternehmens/Genossenschaft/Holdings, sondern im “Privatbesitz”. Entweder direkt durch eine Person, oder durch ein Firmenkonstrukt die dann doch wieder nur auf eine Person hinausläuft.

    Aber ich gebe zu, dass “juristische Person” sich logischer anhört.

  8. Ach so. “er hätte in Ottawa verdient” klang so, als hatte er die freie Wahl zwischen 3 Mio hier und 2 Mio dort gehabt.

    Ist natürlich schade, wenn wir von der Kontinentalliga nichts sehen werden. So wird im Ergebnis (obwohl ich der Liga durchaus Sympathie entgegenbringe) schlicht die Durchschnitsqualität der NHL-Spieler schlechter, sprich: des Hockeys in meinem Fernseher. Wäre wirklich dringend mal Zeit über eine Ligaverkleinerung nachzudenken…
    Russia Today kriege ich wohl mit meinem KDH gar nicht, muss ich mal nachschaun.

  9. Liegst richtig mit Kasachstan. Dieses Team wird glaub ich von Astana gesponsert, haben Ciernik von den Kölner Haien geholt.

  10. nachtrag:
    Weiß nicht ob der Wechsel schon fest steht. Aber Vertreter der NHL und der KHL haben sich mal zu einem Plausch getroffen: http://tsn.ca/nhl/story/?id=243045&lid=headline&lpos=topStory_main

  11. Vielleicht bietet die Kontinentalliga ja ein Streaming-Angebot an. Wäre aus Sicht der Liga sicher nicht dumm, vor allem weil sie sich ja als Gegenstück zur NHL positionieren wollen und dafür schon eine Reichweite über Russland etc. anstreben sollten.

  12. Ansonsten will ich mal für die Hotbird-Fraktion noch “Planeta Sport” in die Runde werfen. Hilft sternburg zwar nicht – aber ist beruhigend zu wissen daß dort bisher immer mal wieder rusisches Eishockey lief wenn ich vorbeigezappt hab. D

  13. … Da solls auch livestreams geben ;-)

  14. Es wird einen neuen reinen Hockeykanal auf NTV+ geben. Allerdings sollen mindestens 3 Spiele pro Spieltag im free-tv gezeigt werden (was nicht zwangsläufig live sein muss).

    RTR Sport ist wohl raus, es wird wohl auf Channel One zulaufen, auch Lokalsender sollen die Möglichkeit bekommen, Spiele live zu zeigen.
    Exklusivpartner ist aber NTV+, alle anderen Sender übernehmen ggf. die Bilder von NTV+.