Winterschlußverkauf in Fußball-Landen

Uli Hoeneß erwähnte vor einigen Wochen in seinen gewohnt launigen Winterpausen-Interviews, dass Roman Abramovich derzeit Chelsea verschiedenen Kreisen für einen Euro zum Verkauf anbieten würde.

Die Sunday Times wird in ihrer heutigen Sonntagsausgabe konkreter: “Abramovich wants to sell Chelsea“. Demnach sind Abgesandte von Abramovich derzeit in Saudi Arbaien und den Golfemiraten unterwegs, um vorzufühlen wie groß das Interesse an einer Übernahme von Chelsea wäre. Nach Schätzungen von Insidern würde die Übernahme knapp 900 Millionen EUR kosten – schließlich gilt es die von Abramovich in den Verein gepumpten Darlehen von knapp 500 Mio EUR abzulösen. Abramovich selber, soll nach Schätzungen der Times knapp ein Viertel seines 13 Milliarden EUR umfassenden Vermögens in Rahmen der weltweiten Finanzkrise verloren haben.

Vor einem Jahr stand Paris St.Germain mit dem Rücken zur Wand. In der Ligue-1 auf einem Abstiegsplatz, Auflösungserscheinungen in den Vereinsstrukturen, schwer mit den Fans verkracht, ein ratloser Trainer Paul Le Guen.

Der Abstieg wurde mit Müh und Not verhindert. Im Sommer hat sich einiges getan. Die wichtigste Personalie war der neue Präsident des PSGs: Charles Villeneuve, ein 67jähriger Mann der aus dem TV-Metier kommt und als Ex-Sportchef von TF1 über zahlreiche Kontakte in der Sportszene verfügt. Diese Kontakten wurden genutzt, um im Laufe des Sommers den Kader des PSGs aufzurüsten. Nach der Verpflichtung von Routiniers wie Makelele, Giuly, Thuram (wg. Herzprobleme aber zurückgetreten) oder dem gefloppten Kezman, befindet sich der PSG im oberen Tabellenmittelfeld, mit Anschluß an UEFAcup-Plätze.

Es wird wieder spannend beim PSG. Am Wochenende wurde in der Zeitung “Le Parisien” ein Brandbrief von Charles Villeneuve an die Vereinsgremien publik, in der Villeneuve mehr Kompetenzen und finanzielles Engagement vom Besitzer, der Investmentgruppe Colony Capital, einfordert. Villeneuve deutet in dem Brief auch finanzielle Probleme des PSGs an, verlangt eine kurzfristige Kapitalerhöhung. Genauer mag er sie nicht beziffern, da der PSG-Schatzmeister an Präsident, Vorstand und Aufsichtsrat vorbei, nur mit dem Besitzer kommuniziert. Deswegen bringt Villeneuve auch ein Audit, also ein Durchleuchten der PSG-Finanzen ins Spiel.

Das könnte man noch als internen Streit abtun, wenn nicht Charles Villeneuve nach Informationen des Parisiens am letzten Wochenende in Manchester gewesen wäre und mit Verantwortlichen der sogenannten “Abu Dhabi-Gruppe” über einen Verkauf von Paris St. Germain just an jene Gruppe gesprochen hätte. Die Gruppe soll angeblich ein Interesse haben, den PSG als “Farm Team” für City zu benützen.

Bislang gibt es keine zweite Quelle für solche Gespräche. Auch die “Mail on Sunday” beruft sich auf “Le Parisien”. Der PSG bestätigt das Villeneuve in England gewesen ist, dementiert aber, dass der Besuch beruflichen Charakter hatte und dementiert Besuche bei Verantwortlichen von Manchester City und der Abu Dhabi-Gruppe. Der “Parisien” bleibt bei seiner Darstellung.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. und bei Werder Bremen wird laut SZ-Artikel von gestern erwogen, sich Investoren ins Boot zu holen:

    http://www.sueddeutsche.de/sport/227/454907/text/

    wäre ein für mich überraschender Strategiewechsel beim SVW, nachdem bisher noch nicht einmal der Name des Weserstadions verkauft wurde. Und ob in der jetzigen Lage, die Investoren Schlange stehen, bleibt abzuwarten

  3. *lol* PSG als Farmteam für ManCity… Die Fußballwelt wird echt immer lustiger. Fragt sich nur, welche Verrenkungen die Scheichs dann noch vollführen wollen, um die UEFA-Regularien auszuhebeln (keine zwei Teams desselben Besitzers im selben Cup-Wettbewerb)…

  4. Es kommt nur auf das Konstrukt an. Siehe vor einigen Jahren Chelsea und ZSKA Moskau.

  5. Was man aber nicht vergessen darf, ist , dass bei Werder Bremen schon häufiger über einen Verkauf der Namensrechte nachgedacht wird. Und bei dem Ausbau des Stadions hat man dann nach zähem Ringen ein Finanzierungskonzept aufgestellt, dass eben ohne diesen Verkauf ausgekommen ist. Aber ich wette, dass es zu einem Verkauf gekommen wäre, wenn das andere Konzept nicht zustande gekommen sei. Überlegungen gibt es schon länger. Bisher hatte man Glück, dass man um einen solchen Verkauf herumgekommen ist. Und das Wort der Fans wurde auch bisher immer gehört. Proteste waren groß gegen einen Verkauf.

    Ich hab es nicht im Kopf, aber ich meine, Werder hätte bei der Vorstellung des Stadionausbaus und dem Finanzierungskonzept eine Garantie gegeben, dass der Name des Stadions nicht verkauft wird. Mal schauen, ob man daran festhält.

  6. Müssten diese arabischen Investoren nicht mit dem Klammerbeutel gepudert sein, solche Avancen überhaupt in Betracht zu ziehen?

    Ich habe die Motivation für das Investment in solche Geldvernichter ja ehrlich nie verstanden, aber wenn man heute gern ein paar hundert Millionen anlegen will, gibt es sicher genug lohnende Ziele, bei denen man am Ende Gewinn macht, langfristige Perspektiven für die eigene Bevölkerung auftut oder sogar beides.

    Was also läuft da bitte falsch?

  7. @Scheichs von ManCity. Die sollen erstmal erfolge mit ManCity machen und dann überlegen ob man ein zweites Team übernimmt. Kurz gesagt zuerst die Hausaufgaben machen und dann entscheiden ob man noch ne Aufgabe machen will.