Kevin O’Neill wegen 1.000 US$ Coach bei USC

Gestern abend hat das Basketball-Programm der USC Trojans nach elftägiger Suche Kevin O’Neill zum neuen Headcoach ernannt.

Vorgänger Tim Floyd trat Anfang Juni zurück, nachdem sich über Wochen das Gerücht hielt, Floyd hätte einem Mann aus der Entourage des Spielers OJ Mayo auf offener Straße bar 1.000 US$ übergeben, was nach den Regeln des US-Collegesport-Verbandes NCAA als verbotene Zahlung eines Spielers interpretiert werden könnte. Da das USC-Football-Programm gerade von der NCAA nach ähnlichen Regelverstössen abgeklopft wird (Stichwort: Geschenke an Reggie Bush), standen USC und Floyd unter Druck zu handeln. Am Ende kam dabei die schmallippige Rücktrittserklärung von Floyd raus, in der viel von Motivation und “nicht mehr genügend geben können” die Rede war, aber nicht ein Jota auf die Geldübergabe eingegangen wurde.

Nun Kevin O’Neill, ein 52jähriger Coach, den niemand bei der Trainersuche auf der Rechnung hatte, der aber trotzdem etliche Checkboxes antickt und daher im Nachhinein eine erklärbare Wahl ist. Der Mann mit dem sehr schütteren Haupthaar (Marke Larry David) verfügt über reichlich Pro-Basketballerfahrung (u.a. Headcoach bei den Toronto Raptors) – ähnlich wie Floyd der 6 Jahre bei den Bulls und Hornets war und dem Football-Coach Pete Carroll.

Zuletzt war O’Neill Coach- und GM-Assistent bei den Memphis Grizzlies, jenem NBA-Klub der OJ Mayo gedraftet hat…

Kevin O’Neill gilt wie Floyd als Coach der eher defensivorientiert ist.

Im College Basketball ist Kevin O’Neill zuletzt durch die Episode bei den Arizona Wildcats im Gedächtnis geblieben. Im Sommer 2007 ging O’Neill als Assistent zu den Arizona Wildcats. Fünf Monate später kündigte Coach-Legende Lute Olson plötzlich an, auf unbestimmte Zeit aus persönlichen Gründen Urlaub zu nehmen. Zunächst wurde gestreut, das Olson psychisch durch die Scheidung von seiner 2ten Frau angeknockt wäre. Erst ein Jahr später, nach seiner Rückkehr, wurde bekannt, dass Olson während seiner Abwesenheit einen zunächst nicht erkannten Schlaganfall hatte, der zu einer Persönlichkeitsveränderung führte (Depressionen, eingeschränktes Urteilsvermögen etc…).

Kevin O’Neill war in Abwesenheit von Lute Olson vom Dezember 2007 bis Frühjahr 2008 der Interims-Coach der Wildcats. Trotz widriger Umstände erreichte O’Neill eine Bilanz von 19-15 und kam als #10-Seed in die March Madness wo man mit 10 Punkten gegen #7 WVU verlor.

O’Neill wurde von der Universität der Coach-Job von Olson versprochen, sobald Olson offiziell in Rente gehen würde. Olson schmiss aber die Pläne über dem Haufen, als er kurz nach der March Madness seine Rückkehr bekanntgab und verkündete, dass er O’Neill nicht mehr als Assistent behalten wolle. Nach Olson-Rückkehr verließen binnen weniger Wochen zwei weitere hochkarätige Assistenten die Wildcats.

Die Verbindung zu Floyd? Olson ist im Oktober 2008 endgültig zurückgetreten und in diesem Frühjahr haben die Wildcats einen Nachfolger gesucht und u.a. bei Tim Floyd angeklopft.

Für USC ist nun am Ende ein relativ kleiner Name herausgesprungen, nachdem die kolportierten Namen wie Pitts Jeremy Dixon, PJ Carlesimo oder Ex-Kings Reggie Theus sich nicht realisieren ließen.

Was ist von Kevin O’Neill zu halten? Ich kenne ihn nur aus seiner Zeit bei den Wildcats, wo sich sein Charisma sehr in Grenzen hielt. Er war kein übergroßer Motivator und schien immer öffentlich die Last der plötzlichen Ernennung zum Interims-Headcoach zu tragen. Ihm geht gleichzeitig die Attitüde eines Tim Floyds ab, der bei USC versuchte die Aura eines Profiklubs zu versprühen, was manchmal mitunter lächerlich rüberkam. O’Neill wirkt eigentlich zu fad für eine Großstadt-Universität, die in Konkurrenz zu dem aggressiven Recruiting des Lokalrivalens UCLA steht.

Der Druck auf O’Neill ist nach einem eher erfolgreichen Jahr von Floyd, groß. USC ist amtierender PAC-10-Meister geworden und erreichte unter Floyd letzte Saison die zweite Runde der March Madness (wo man an Michigan State scheiterte).

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp