NFL, Week #16: Tennessee Titans – San Diego Chargers

In der Nacht von Freitag auf Samstag spielten Tennessee und San Diego gegeneinander. Nach einem 0-6-Start hat sich Tennessee durch sieben Siege in acht Spielen bis zu einer Bilanz von 7-7 und damit in Schlagweite zu den Playoff-Plätzen herangerobbt, aber: jede Niederlage bedeutet das Aus. San Diego, mit 11-3 bereits für die Playoffs qualifiziert, hätte durch einen Sieg sich eine Bye-Week für die erste Playoff-Runde geholt.

Es wurde kein wirkliches spannendes Spiel. Die Chargers legten eine derart hohe Schlagzahl vor, dass Tennessee alle Mühe hatte, das Spiel nicht schon zur Halbzeit abzuschenken. Das NFL Network schenkte sich zur Halbzeit jede Analyse und spulte gelangweilte die zehn besten TDs des Jahrzehnts ab.

Halbzeitergebnis: 21:10, Endstand 42:17 für die Chargers. Die Chargers machten zehn Drives, die wie folgt aussahen: Punt, TD, TD, TD, Halbzeitpfiff, TD, TD, TD, Fumble, Schlußpfiff. Noch Fragen?

Das Duell zwischen Chargers-Offense und Titans-Defense war nie auch nur ansatzweise fair. Das waren Profis gegen Bubis. Das war eine andere Liga. Zwei Probleme griffen dabei für die Titans ineinander, starteten den Teufelskreis der letztendlich dazu führte, dass man nur einen von zehn Drives aus eigener Kraft stoppen konnte.

Der Pass Rush bekam keinen Zugriff auf QB Philip Rivers. Die Pocket ist nie kollabiert. Es gab in der Mitte keinen Druck, es gab von rechts keinen Druck und auf der Blind Side hatte OT #73 Marcus McNeill DE #93 Vanden Bosch nahezu immer unter Kontrolle. Ganz, ganz starke OL-Leistung.

QB Rivers brauchte auch nie besonders lange mit seinem Wurf zu warten, denn die Secondary der Titans wurde von den Charger-Receivern auseinandergenommen. In Manndeckung sah die Titans-Secondary kein Land: WR #80 Floyd und WR #83 Jackson waren mit ca. 1m95 gefühlt zwei Köpfe größer als ihre verteidigenden Titans-Pendants. Sie schirmten bei den kurzen Routen die Bälle mit ihrem Körper ab oder konnten bei den langen Routen sich im Sprung durchsetzen. In der Zonenverteidigung liefen die Receiver traumwandlerisch an den Nahtstellen der einzelnen Zonen entlang. Wichtige Zutat: ein QB Philip Rivers der gestern jedes noch so kleine Fenster getroffen hat. Bis auf einen unterworfenen Pass gegen den Wind zu Beginn des Spiels, kann ich mich an keinen eklatanten Fehlwurf erinnern. QB Rivers mit 21 von 27 Pässen. Die Offense wurde dazu noch aufgemischt von RB Tomlinson und Sproles.

Nicht ein einziger Spieler der Chargers erreichte im Spiel Werte für die Rekordbücher, aber als Ganzes war das traumwandlerisch.

Auf der anderen Seite muss man über die Tennessee Titans sprechen. Angesichts dieser Defense muss man schon fragen, wie die zuletzt sieben Siege haben holen können. Das lag nicht nur am gestern fehlenden LB Bulluck – der ist kein Pass Rusher und hätte den Druck auf Rivers nicht erhöht. Die Secondary war im ganzen Handling der Situation schlecht – überfordert bei den Würfen und schlechte Fouls gezogen.

Die Offense der Titans war auch nicht wie die starke Schulter an die sich eine Defense hätte lehnen können. Dabei war RB Chris Johnson nicht das Problem (21 Rushes für 142yds, weiterhin auf Kurs 2.000rushYds in dieser Saison). Eher schon dass Johnson die One-Man-Show abgeben musste. QB Vince Young erwischte einen schlechten Tage: 8von21 für 89yds im Passspiel. Zwei wirklich schlechte INTs und ein vermeidbarer Fumble. Die ersten beiden Turnovers in der ersten Halbzeit, erlaubten es den Chargers den Vorsprung substantiell zu vergrößern und damit den Titans das Passspiel aufzuerlegen. Young wurde zwar nur einmal gesackt, musste aber immer in Bewegung oder Würfe überhastet abschließen.

Für die Tennessee Titans ist die Saison endgültig vorbei. Keine Playoffs mehr erreichbar und nächste Woche geht es nach Seattle. Gähn…

Die San Diego Chargers haben das Maximale herausgeholt was zu holen war: #2-Seed in den AFC-Playoffs. Nächste Woche Sonntag empfängt man die Washington Redskins, für die auch schon alles vorbei ist. Auch hier ein gemeinschaftliches GÄÄÄÄHN!

Mangels direktem Aufeinandertreffen bleibt aber nach diesem Spiel die diskussionswürdige Frage: wer ist das beste Team der AFC? San Diego oder Indianapolis?

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Das Spiel heute war wahrhaftig sehr eindeutig. Ich würde daraus aber jetzt keinen grossen Klassenunterschied im Allgemeinen erkennen. Tennessee hatte heute einen miserablen Tag – in erster Linie festgemacht an Vince Young. Wie gesagt. TD #2 und 3 jeweils nach Turnovers brach den Titans das Genick. Das sie das Zeugs in der Offense hätten, haben sie vor der Halbzeit mit dem TD zum 21:10 Anschluss gezeigt.

    San Diego war doch auch in den letzten Jahren vor den Playoffs heiß gehandelt. Das ist wieder die klassische Wundertüte. Wobei nicht Rivers das Zünglein an der Waage sein wird, sondern wieder mal LT. Wenn er einmal auch in den Playoffs seine Leistung abrufen kann, hat SD sicher das Zeugs für die AFC-Championship.

  3. Aus #Dolphins Sicht war die Titans Niederlage unabdingbar für ein noch möglichen Wildcard Spot.

    An Hand dogfoods Spielerkenntnissen hat Miami in den Playoffs leider nix zu suchen, ich halte zwar nicht soviel von Quervergleichen, aber Miami hat gegen diese Titans vor 5 Tagen verloren. Gut sie haben den Titans durch die Overtime natürlich Kraft geraubt, aber letztendlich hätte man die Titans schlagen müssen, sowie die Chargers, vielleicht net so deutlich.

    Miamis Playoffchancen sind noch am Leben, ob der Einzug Sinn macht.. steht auf einem anderen Papier.

    Go Dolphins

    Gruss fedEX

  4. Mal von dem Saints vs. Cowboys Spiel abgesehen, waren die NFL N Spiele alle samt boring.

    Anyway, die Chargers sind für mich das heißeste Team der Liga momentan. Beeindruckend wie die Chargers momentan spielen.

    @ Austhromas

    Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die AFC in den letzten ausgeglichener war als dieses Jahr. Es gibt eigentlich nur 3,5 Topteams. Der Rest ist eher mittelmäßig.

    Zu deiner Voting-Frage:

    Sollte es tatsächlich zu Chargers @ Colts kommen, dann sehe ich nicht die Colts als Favoriten. Die Colts hatten dieses Jahr mehrere Male Glück, dass sie den Kopf aus der Schlinge gezogen haben ( z.B. vs. NE, vs. SF, vs. HOU, @ BAL). Diese Spiele hätten sie auch verlieren können. Manning ist bei weitem nicht so dominant wie er gerne gemacht wird.

    Rivers hat dieses Jahr deutlich beeindruckendere Auftritte (u.a. @ NYG, @ DAL, vs. PHI). Rivers nimmt die (angeschlagene) Colts-Pass D genauso auseinander, wie er es mit PHI, DAL und NYG.

    Deswegen sind die Bolts – trotz des schlechteren Records – der Favorit, sollte es zu diesem AFC Championship Game kommen.

  5. Ich würde sagen, dass das Momentum für SD zählt. Ich selber war bei ihrer letzten Niederlagen gegen Denver im Stadion, damals gab es noch große Probleme mit der Defense sowie Schwierigkeiten den Entscheidenen Pass als Touchdown zu verwenden.

    Was sich jedoch in den letzten Wochen entwickelt hat sieht sehr gut aus. Viele aus der Manschaft spielen schon seit einer langen Zeit zusammen und sie sind heiß endlich in den Super Bowl einzuziehen nachdem man in den letzten Jahren immer so knapp daran gescheitert ist.

    Dieses Jahr werden die Chargers sich durchsetzten und aufgrund dessen endlich ein neues Stadion bekommen, sonst besteht nämlich die Gefahr das sie irgendwann zum großen Bruder nach LA abwandern.

    Let’s go Chargers!