AP: George Steinbrenner gestorben.

AP meldet gerade den Tod des NY Yankees-Besitzers George Steinbrenner nach einem Herzinfarkt. Steinbrenner feierte vor einigen Tagen seinen 80jährigen Geburtstag. Sein Tod fiele auf das All Star Game heute abend und den Tod des langjährigen Yankees-Stadionsprechers Bob Sheppard vor zwei Tagen.

George Steinbrenner 1930 – 2010

RIP, George Steinbrenner. Bob Sheppard already there to announce your arrival.

Tweet von @Adam_Schafter

Bob Sheppard ist der langjährige Stadionsprecher (56 Jahre lang, bis 2007) der vor zwei Tagen im Alter von 99 Jahren gestorben ist (Hommage bei ESPN). Gestorben nur damit er den Einlauf von George Steinbrenner im Himmel rechtzeitig ankündigen kann?

Möglich wäre es, denn George Steinbrenner war ein so mächtiger Mann in der US-Sportszene, dass vermutlich auch das locker in seinen Kräften liegen würde. Das entsprechende Superlativ das ESPN und Co. in diesen Minuten verwenden: “The greatest team owner in the history of professional sports“. Steinbrenner ist der Prototyp des Teambesitzers im US-Sports. Der einzige Teambesitzer der in Saturday Night Live auftrat und seine eigene Rolle in der Seinfeld Show hatte.

Nach einem gescheiterten Übernahmeversuch der Cleveland Indians kaufte George “The Boss” Steinbrenner III 1973 für 8,7 Millionen US$ die New York Yankees vom Fernsehsender CBS. In dieser Zeit fielen 7 World Series-Siege, 11 American League-Meisterschaften und 20 verschiedene Manager (u.a. fünfmal Billy Martin, zweimal Bob Lemon, zweimal Gene Michael, zweimal Lou Piniella, zweimal Dick Howser).

Für 8,7 Millionen US$ gekauft, hat die Franchise 37 Jahre später einen Wert der auf irgendwo zwischen 1,5 bis 2 Milliarden US$ geschätzt wird. Steinbrenner hat wie kein anderer Besitzer einen Instinkt für das Sportsbusiness gehabt. Mit YES, dem Yankees Entertainment and Sports Network hat zum ersten Mal eine Sportfranchise einen eigenen Fernsehsender gegründet. Damals als Gegenreaktion zum monopolistischen Verhalten von Cablevision gedacht, die damals die lokalen TV-Rechte aller New Yorker Profiteams hielten, gilt YES inzwischen als eine wichtige Einkommensquelle für die Yankees.

George Steinbrenner war ein Kauz und dieser Ruf resultierte vorallem aus seiner ersten Amtszeit bis 1990, als er allen Beteiligten durch permanente Einmischung ins Tagesgeschäft das Leben schwer machte – 19 Wechsel des Managers in den 17 Jahren von 1973 bis 1990.

The phone would ring in the middle of the night. And you knew it was either Mr. Steinbrenner or an illness in the family. After a while, you started to root for an illness in the family.

Harvey Greene, damals Public Relations Director der Yankees über seinen ehemaligen Boss George Steinbrenner, lt. Miami Herald

1990 wurde er vom MLB-Commissioner Fay Vincent auf Lebenszeit aus der MLB verbannt, weil er einen kleinen Gauner 40.000 US$ bezahlte um ein bißchen Dreck über seinen ungeliebten Spieler Dave Winfield zu erfahren. Steinbrenner genoß den Ruf eines Tyrannes zu sein. Die Nachricht von seiner Verbannung wurde im Yankees-Stadion mit anderthalb Minuten Standing Ovations und “No more George“-Rufen begrüßt. In dieser ersten Steinbrenner-Ära haben Spieler sich teilweise zusammengesetzt um feierlich Steinbrenner-Pressemitteilungen zu verbrennen. Steinbrenner hat einerseits permanent Geld aus den Yankees-Gewinnen für eigene Zwecke abgezweigt, andererseits immer wieder die Stadt New York neue Subventionen abgerungen.

Drei Jahre später wurde er “begnadigt” und durfte die Yankees wieder führen. Im Hintergrund hatten inzwischen General Manager Gene Michael in der Zwischenzeit Steinbrenners Abwesenheit genutzt, um neue Strukturen einzuziehen und ungehindert von Steinbrenners Dazwischenfunken mit großartigen Drafts den Nukleus für die Yankees der Spätneunziger gebaut: Mariano Rivera, Andy Pettitte, Derek Jeter, Jorge Posada.

1993 kehrte ein einigermaßen geläuterte George Steinbrenner wieder zurück zu den Yankees. Immer noch kraftmeiernd, hielt er sich deutlich aus dem Tagesgeschäft zurück. Steinbrenner verbrannte in den 17 Jahren seit 1993 nur noch drei Manager. Aber dafür fünf World Series-Titel und sieben AL-Meisterschaften.

Winning is the most important thing in my life, after breathing. Breathing first, winning next.

George Steinbrenner, lt. ESPN

Kein anderer Besitzer wird aber auch derart für explodierende Spielergehälter verantwortlich gemacht, wie Steinbrenner, der, ähnlich wie Real Madrid mit seinen Galacticos, die Creme de la Creme zusammenkaufen wollte. Anders als in der NHL und NFL kennt die MLB kein hartes Salary Cap: wer ein zu hohes Spielerbudget hat, zahlt zusätzliche luxury taxes an die Liga. Für die inzwischen mit weiten Abstand reicheste Franchise der MLB, kein Problem.

In der Saison 2008 haben die NY Yankees 4.298.655 Zuschauer zuhause gehabt. Das ist ungefähr ein Drittel der gesamten Zuschauerzahl der Fußball-Bundesliga.

Steinbrenner zog sich im Laufe der letzten Jahre immer weiter zurück. Seit 2006 liegt das Tagesgeschäft bei seinen beiden Söhnen Hank und Hal.

George Michael Steinbrenner III verstarb heute morgen an den Folgen eines schweren Herzinfarktes.

Siehe auch Jürgen Kalwa bei American Arena.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Vielleicht ein Grund, um auch mal zdf_neo in aas zu erwähnen: Immerhin wird George Steinbrenner in einigen Folgen von Seinfeld persifliert und dabei (im Original) sogar von Larry David selbst gesprochen …

  3. Bob Sheppard war 99 nicht 90 aber das ist jetzt wieder kleinlich…

  4. Achso und nochwas. Die Saison hat 182 Spiele, das sind 90 Heimspiele. Jeder Bundesligaverein hat 17 Heimspiele. 90/17 sind 5 durch 18 sind 0,27. Das Yankee-Stadium hat 52000 Plätze und damit 6000 Plätze mehr als die Bundesliga im Schnitt hat. Macht 12 Prozent weniger. 88% von 33% sind 29% und dann ist der Unterschied lediglich noch 2% und damit ziemlich gering.

    Das ganze Geld kommt sicherlich eher durch TV- und Merchandising-Vermarktungsrechte, nicht so sehr durch Zuschauer, und zum anderen hat die Metropole New York 19 Millionen Einwohner.

  5. @Sebastian: Nö. Ich will auf was ganz anderes hinaus. Welcher Profiklub schafft es ein 57.000er-Stadion in einer Saison 81x nahezu auszuverkaufen (Saisonschnitt: 93%)?

    (Übrigens: es sind nur 162 Spiele in der regulären Saison, nicht 182, ergo auch nur 81, nicht 90 Heimspiele. 2008 waren die Yankees auch nicht in den Playoffs. Und das Yankees Stadium hatte zuletzt ein Fassungsvermögen von fast 57.000 Zuschauer, nicht 52.000 und die Metropole New York hat ein Viertel der Bevölkerungszahl Deutschlands – was auch immer uns dieser Quervergleich sagen soll)

  6. Naja die USA haben 300 Millionen Einwohner, wir 80, das fast das Vierfache. Das Berliner Umland hat 6 Millionen Einwohner, das Ruhrgebiet knapp 27 Millionen. Jetzt stellt sich die Frage, mit wem man das am besten vergleicht. Mit der Hertha oder mit Borussia Dortmund?

    Das wollte ich damit sagen :-)

  7. Das Ruhrgebiet hat 27 Millionen Einwohner? Hey, das wären zehn Millionen mehr als ganz NRW! :)

  8. Ist ja auch Schichtbetrieb unter Tage…

  9. Und um auf 6 Mio für Berlin zu kommen muss man auch ganz Brandenburg als Umland rechnen, das ist dann doch zu sehr entgegen meines märkischen Heimatstolzes ;)

  10. Toll da guck ich EINE Zahl nicht nach und schon isses falsch. Grrrr. So viel zum Thema Schulwissen…

  11. Was soll die Zahlendreherei? Beeindruckend – so oder so.

  12. Steinbrenner hat die Yankees zum reichsten Club der Liga gemacht, zum bekanntesten weltweit.

    Ich mag die Yankees nicht. Trotzdem rest in peace!

  13. Welcher Profiklub schafft es ein 57.000er-Stadion in einer Saison 81x nahezu auszuverkaufen

    Mit Augenzwinkern: Hätten Toronto, Montreal oder Buffalo so grosse Hallen, wär das wohl bei deren Crazyness auch kein Problem.

    Aber im Ernst: R.I.P George. Da ist ein ganz grosser von uns gegangen. Nicht vergessen darf man auch seinen Einfluss im Raum Tampa, wo er ja eines der modernsten Trainingszentren für die Yankees hinstellte und extrem viel für die Kommune gemacht hat.

  14. “Steinbrenner hat die Yankees zum reichsten Club der Liga gemacht, zum bekanntesten weltweit.”

    Und genau dafür: RESPEKT and RIP.

  15. Steinbrenner hatte bei Seinfeld keine Rolle, sondern war eine Figur, die von Lee Bear verkörpert und von Larry David gesprochen wurde. Steinbrenners tatsächlicher Auftritt als er selbst (Finale von Staffel 7) fiel der Schere zum Opfer und hat es nur zum DVD-Bonus gebracht.

  16. Man soll ja nur Gutes über Verstorbene sagen, also von daher:

    Er ist verstorben. Gut.

  17. Vielleicht sollte ich nicht von mir auf einen Trend schliessen, aber waehrend meines NY Trips war ein Besuch beim Baseball (noch im alten Yankee Stadium) ein touristisches Highlight. Bei der Masse an NY-Touristen wuerde ich mal davon ausgehen, dass diese ein groesserer Faktor bei der Auslastung des Stadiums sind, zumal die Saison in die Monate April-September faellt (und im Falle von den Yankees ja auch oft genug bis Oktober geht). Diesen Effekt haben in Deutschland wenn ueberhaupt wohl nur die Bayern, Schalke und vielleicht Dortmund (und v.a. die beiden letzteren haben ihn wohl auch eher nicht noetig)

    Dies hilft ungemein bei der Stadionauslastung, ist aber natuerlich nur ein weiterer Beweis fuer die Strahlkraft der “Marke” New York Yankees und letztlich damit auch ein Verdienst Steinbrenners.

  18. Das dürfte nicht nur ungemein bei der Stadionauslastung helfen, sondern auch beim Merchandise und so. Schaut euch doch mal in einer beliebigen mitteleuropäischen U-Bahn um, wie viele Leute dort eine Kappe mit den berühmten verschränkten Buchstaben tragen. Möchte nicht wissen, wie wenige von denen jemals auch nur ein Baseballspiel vom Anfang bis zum Ende gesehen haben.

    Was natürlich auch ein Verdienst, wenn man so will, ist. Das schaffen einer ungemein wertvollen, international bekanten und beliebten Marke. Die allermeisten Sonnenbrillenträger werden auch keine logiscvh begründeten Vorzüge der Marke “DG” benennen können.

    Davon ab wird es auch bei einer ganz anderen Einkommenquelle hilfreich sein: dem Abgreifen von städtischen Subventionen (schön, dogfood, das Du das ansprichst). Mit dem Pseudo-Argument des angeblichen Touristenmagnets schafft man es hierzulande ja auch allzu leicht, dem Gemeinwesen [..aus Rücksicht auf den Umgangston abgebrochen].