March Madness 2011: jezz aber wirklich

The Big Dance

Heute beginnt die zweite Runde der neu formierten March Madness,. Aber im Grunde genommen ist es die erste “richtige” Runde. Heute und morgen gehen alle 64 Teams an den Start. Heute 16 Spiele die von ESPN America und im NCAA-Stream von 17 Uhr bis 5h30 zu sehen sind und morgen noch einmal ein Schwung von 16 Spielen.

Mein Bracket

Mein diesmal recht langweilig ausgefallenes Bracket (zum Betrachten hier angucken)

Hier das Bracket von Barack Obama, der auch wieder getippt hat.

Der Playoff-Baum ist in vier “Regionen” mit jeweils 16 Mannschaften aufgeteilt: East, West, Southeast und Southwest. Die Sieger der vier Regionen treffen in den Final Four zusammen. Der Playoff-Baum jeder Region wird aufgrund der Setzliste festgelegt. In der zweiten Runde heute und morgen spielt in jeder Region die #1 gegen die #16, die #2 gegen die #15, usw, usf… (Tipp: die Quersumme ist immer 17). In der zweiten Runde trifft der Sieger von #1/16 auf den Sieger von #8/#9, der Sieger von #2/#15 auf den Sieger von #7/#10 etc…

Die “Regionen” sind dabei kein geographisch ernst gemeinter Begriff. Die Setzlisten versuchen übergroßen Heimvorteil, aber auch übergroße lange Wege zu vermeiden. Daher sind die Austragungsorte in den Runden 2 und 3 recht bunt gemischt.

Das Tippen des “Brackets”, also welche Mannschaften sich durchsetzen, ist zu einer nationalen Sportart und millionenschwere Industrie geworden, dem sich auch der College Basketball-Fan Barack Obama nicht mehr entzieht. Wie im letzten Jahr, hat er auch diese Saison mitgetippt.

Heute und morgen ist wegen der Frühspiele der zweiten Runde in den Büros in den USA Ausnahmezustand und die Streams erreichen Rekordzugriffszahlen. 2010 waren unter den Top5 bei den Unique Vistors der Sport-Streams zwei USA-Spiele der Fußball-WM (gg Algerien und Slowenien) und drei Erstrundenspiele der March Madness mit Tip-Off um 12h bzw 14h.

Die diesjährigen, vom NCAA-Komitee festgelegten Setzlisten, sind so massiv wie seit langem nicht mehr, kritisiert worden. Neben einiger fragwürdiger Entscheidung welchen Teams Wild Cards gegeben wurden, wurde vor allem das Seeding kritisiert. Das als absolute #1 ernannte Ohio State hat einen mit etlichen Stolperfallen gespickten Weg bis zur Final Four bekommen: in der dritten Runde wartet #8 George Mason, danach #4 Kentucky und #2 North Carolina.

Aufgrund des neuen TV-Vertrages werden diesmal landesweit mehrere Spiele parallel im TV ausgestrahlt. Daher ist nicht ganz klar wie sehr die Sender diesmal mit ihren Konferenzschaltungen die Spiele durchmischen werden. Es fällt auch auf, dass die Tipp-Off-Zeiten deutlicher als bislang entzerrt wurden.

17h15: #5 West Virginia Mountaineers – #12 Clemson Tigers

17h40: #8 Butler Bulldogs – #9 Old Dominion Monarchs

Die Monsterpartie des frühen Abends. Butler hat einen Lauf von neun Siegen in Folge und den #9-Seed von Old Dominion halten viele für viel zu schlecht.

Butler, das kleine Mid Major, war letzte Saison der Überraschungsfinalist und das erste Mid Major in einem Finale – verlor nur mit 2Punkten gegen Duke. Den Abgang von Gordon Hayward haben sie nicht kompensieren können. Letzte Saison noch ein #5-Seed, sind sie diesmal auf #8, und damit sind sie gut bedient, runtergerutscht – fünf Niederlagen mehr als im letzten Jahr.

Old Dominion war letzte Sasion noch ein #11-Seed und schied in der damaligen zweiten Runde gegen Baylor mit 8Punkten aus. Sie sind bei den Rebounds einer dominierenden Teams des Landes. G #24 Bazemore ist zum besten Defense-Spieler der CAA gewählt worden, F #21 Frank Hassell (6’9″) ist der beste Rebounder des Teams und zieht die meisten Fouls.

18h40: #4 Louisville Cardinals – #13 Morehead State Eagles

19h10: #7 Temple Owls – #10 Penn State Nittany Lions

Dies wird eine Defense-Schlacht. Penn State wankte glücklich in die March Madness rein. Nur ein gutes Abschneiden im Big Ten-Tournament bei dem sie #13 Wisconsin und Michigan State schlugen, dürfte sie aus der Bubble Zone ins Feld gehievt haben. Bemerkenswert die Defensschlacht gegen Wisconsin. Endergebnis: 36:33. Ihre Bilanz von 19-14 (9-9) wird dadurch kompensiert, dass sie den vierschwersten Schedule im Lande hatten. Aufgrund ihrer schwachen Offense (diese Saison nur in drei Spielen mehr als 70 Punkte gemacht) ist ihre absolut einzige Chance für einen Sieg, die Punktzahl niedrig zu halten.

Das Niedrighalten der Scores ist auch eine Stärke der Temple Owls aus Philadelphia. Vor der Saison von den Coaches auf Platz 23 getippt, ist Temple bei AP jetzt zum Saisonende auf #24 gelandet. Die Mannschaft ist eingespielt und hat in der Saison vier seiner fünf Topscorer des letzten Jahres zusammenhalten können. Letzte Saison war Temple aber in der March Madness eine komplette Enttäuschung. Als #5-Seed schied man in der ersten Partie gg #12 Cornell aus – zeigte eine leblose Vorstellung mit zu wenig aggressiver Defense.

19h45: #4 Kentucky Wildcats – #13 Princeton Tigers

Das Interessante an Princeton ist der Umstand dass sie aus der athletisch eigentlich schwachen Ivy League kommen, wo sich akademisch hochwertige Schule zusammengefunden haben, die nur wenig in ihre Sportprogramme investieren. Was die Ivy League diese Saison interessant macht, ist der Umstand dass das zweitplatzierte Harvard von vielen ebenfalls als legitime March Madness-Mannschaft angesehen wurde, was das Komitee verneinte.

20h10: #1 Pittsburgh Panthers – #16 UNC-Asheville Bulldogs

Pittsburgh geht als erster und einziger #1-Seed heute an den Start. Noch einmal die essentielle Statistik: seit Erweiterung des Feldes auf 64Teams 1985 hat noch nie ein #16-Seed gegen ein #1-Seed gewonnen.

21h10: #5 Vanderbilt Commodores – #12 Richmond Spider

21h40: #2 San Diego State Aztecs – #15 Northern Colorado Bears

Passend zur Statistik von Pittsburgh: bislang haben es seit 1985 nur vier #15-Seeds geschafft den #2-Seeds aus dem Turnier zu werfen. Zuletzt Hampton 2001.

San Diego State aus der Mountain West zählt zu einer der Überraschungsmannschaften der Saison. In den AP-Polls vor der Saison nicht in den Top25, sind sie jetzt auf #6. Zwei Spiele haben sie diese Saison verloren: beide Spiele der regular season gegen BYU (beide Male mit 13Punkten), aber dafür gegen BYU das MWC-Finale mit 18 Punkten gewonnen. Auch San Diego State steht defensiv besser als offensiv. Gute Rebounder und lassen nur wenige Punkte zu. Ihre beiden Schlüsselspieler sind F #4 Thomas und F #15 Leonard die beide im gleichen Maße fürs Rebounden und Punkte-Machen zuständig sind.

23h50: #2 Florida Gators – #15 UC Santa Barbara Gauchos

Der #2-Seed von Florida ist nicht unumstritten, aber war vor der Saison nicht unerwartet, da Coach Billy Donovan sein Team zusammenhalten konnte.

0h15: #3 BYU Cougars – #14 Wofford Terriers

BYUs wichtigster Abwehrspieler C #0 Brandon Davies wurde wegen Verletzung des “Ehrencodes” der Mormonen-Universität aus dem Kader geschmissen – gerüchteweise soll er vorehelichen Sex gehabt haben. Seine weitere Zukunft bei BYU ist fraglich. Sein Verlust soll für BYU sportlich kaum zu kompensieren sein. Zwei der vier Saison-Niederlagen BYUs kamen nach seiner Suspendierung.

0h20: #3 Connecticut Huskies – #14 Bucknell Bisons

Deutsches Team, Teil 1: UConn. Die Huskies haben mit #1 Enosch Wolf und #5 Niels Giffey zwei deutsche Spieler im Kader. Leider sind bei beiden Spielern die Zahl der Spielminuten deutlich zurückgegangen. Giffey bekam anfangs viel und gute Einsatzzeiten – teilweise mehr als 20 Spielminuten – aber mit zunehmender Wichtigkeit der Spiele reduzierte sich das auf sechs Minuten und weniger. Rein vom Muster der Einsatzzeiten sieht es so aus, als würde Jim Calhoun viel von Giffey halten, aber es noch für 1-2 Jahre zu früh halten, um ihn als substantiellen Teil der Rotation einzubauen.

Anders sieht es beim Center Enosch Wolf aus, der eh erst Mitte Dezember in den Kader stieß und nach einigen Einsatzminuten Ende Dezember seit dem nur noch in zwei Spielen eingesetzt wurde.

Aber das ist eh egal, denn die Spiele der Huskies drehen sich eh nur um einen Spieler: PG #15 Kemba Walker. Er sorgt für knapp ein Drittel der Punkte und ist einer der besten Spieler der Saison. Er ist DER Spieler der das gesamte Team auf Championship-Niveau hebt. Walker darf sich nicht verletzen oder früh in Foul Trouble geraten.

0h27: #4 Wisconsin Badgers – #13 Belmont Bruins

2h20: #7 UCLA Bruins – #10 Michigan State Spartans

Michigan State und Coach Tom Izzo gehören seit Jahren zu der Spitze im College Basketball. Diese Saison ist ihnen aber aus den Händen entglitten, obwohl sie bei den Coaches Polls vor der Saison #2 einnahmen – der #10-Seed für Michigan State spricht Bände für den Saisonverlauf. In der Conference liegt man mit 9-9 bei .500, 14 Niederlagen insgesamt (19-14), nur 5-13 gegen RPI-Top50-Teams. In Iowa (RPI #170) mit 20 Punkten(!) verloren. Gegen Indiana (RPI #182) nur mit einem Punkt gewonnen.

Man kann nicht den Finger drauflegen, was das Problem ist, denn der Kader ist mit Seniors und Juniors gefüllt. G #1 Kalin Lucas ist nach seinem Achillessehnen-Riss bei der letztjährigen March Madness zurückgekehrt und bis auf etwas weniger Assists hat er sich bei diversen Kennzahlen verbessert (17ppg). Eine Facette könnte sein, dass die Bank als nicht wirklich tief gilt.

Gegner UCLA kommt mit zwei interessanten Spielern. Der eine ist F #10 Alex Schrempf. Ja, beim Namen “Schrempf” klingelt es genau richtig: es ist der Sohn vom deutschen NBA-Spieler Detlef Schrempf und hat in einigen deutschen Junioren-Auswahlmannschaften gespielt. Die Mitwirkung des Freshman hält sich aber diese Saison bei UCLA noch in Grenzen: eine Spielminute Mitte November beim Saisonauftakt und eine Minute Ende Februar gegen Arizona.

Interessanter ist da schon das Monster F #34 Joshua Smith. Auf 2m10 verteilen sich 138 Kilo Fleischeinwaage. Er räumt vor allem die Rebounds unterm eigenen Brett ab.

2h45: #6 St. John’s Red Storm – #11 Gonzaga Bulldogs

Für mich das zweite Monster Match des Tages. Gonzaga ist quasi der personifizierte Underdog der March Madness. Eine kleine Privatschule in den hintersten Wäldern des Bundestsaates Washington, sind sie nun im zwölften Jahr in Folge in der March Madness drin. Und so sehr wie diese Saison, haben sie schon lange nicht mehr gewackelt. Bis Anfang Februar hätte keiner für eine Teilnahme der “Zags” seine Hand ins Feuer legen wollen. Bezeichnend dass es die Bulldogs nur über den Gewinn der WCC-Championship geschafft haben – Finalist St. Mary’s, auch so ein Team das man vor der Saison in der March Madness erwartet hatte, musste draußen bleiben.

Coach Mark Few hat teilweise das Alter des Teams für die harzige Saison verantwortlich gemacht: ein Senior, drei Juniors, ein Sophomore.

Deutsches Team, Teil 2: Elia Harris und Mathis Mönninghoff sind Bestandteil der Mannschaft. Der deutsche Nationalspieler Harris, der zu Saisonbeginn angeschlagen spielen musste, gehört zu der Starting Five und ist essentiell für Defensive Rebounds und Punkte unterm Brett. Mathis Mönninghoff, von Nationaltrainer Dirk Bauermann zu Gonzaga vermittelt, hat bis zum Jahreswechsel permanent mehr als 15 Minuten Einsatzzeit bekommen, aber seit dem eher im Schnitt nur noch 5 Minuten pro Partie gespielt – von einigen Ausreißern nach oben abgesehen. Aber auch hier gilt: für ein Freshman ist das ein guter Start.

Gonzaga bekommt es mit einem der diesjährigen High Flyer zu tun: St. John’s Red Storm. In Queens, New York gelegen, kämpft die Uni seit Jahren gegen strukturelle Probleme. Allen Umbauarbeiten zum Trotz, alle Versuche Jugendliche aus dem Großraum New York anzulocken, zum Trotz: Coach Norm Roberts wurde letztes Jahr nach sechs Spielzeiten gefeuert.

Die Wahl für seinen Nachfolger war ungewöhnlich: Steve Lavin wurde mit nur 32 Jahren einer der jüngsten UCLA-Coaches und verlebte dort sieben erfolgreiche Jahre, ehe er ausstieg und bei ESPN Basketball-Analyst wurde. Nach sieben Jahren ESPN und ohne wirkliche Praxis seit 2003, nahm er die schwierige Aufgabe in New York an und legte eine Cincerella-Saison in der schwierigen Basketball-Conference des Landes hin.

Die Saison von St. Johns war nicht von großer Konstanz geprägt. Siege gegen Top25-Teams wechselten sich mit Knaller-Niederlagen wie eine 3-Punkte-Niederlage gegen Fordham (RPI #244) ab. Aber irgendwann ließ sich die Bilanz nicht mehr negieren: 21-11 (12-6) für die Saison, 7-6 gegen die Top25, 8-7 gegen die RPI-Top50. Seit Februar haben sie ihren Platz in der AP Top25 gefunden, rangieren dort an #18 mit einem Strength of Schedule von #8. Im Big East-Turnier hat sich aber mit DJ Kennedy einer ihrer wichtigsten Spieler verletzt und wird für die March Madness ausfallen.

2h50: #6 Cincinnati Bearcats – #11 Missouri Tigers

2h57: #5 Kansas State Wildcats – #12 Utah State Aggies

Das Abschlussspiel des Tages hat es in sich. Weniger wegen der Utah State Aggies, sondern der großen Unbekannten Kansas State. Rund um den Freak-Coach Frank Martin zeigte die Mannschaft letzte Saison einen ganz starken March Madness-Auftritt und wurde vor der Saison an #3 getippt. Stattdessen bekam Martin aber diese Saison die Spiele und/oder Spieler nicht in Griff. Ganz schlimm wurde es Ende Januar, als man nach fünf Niederlagen in sieben Spielen aus dem Kreis der March Madness-Kandidaten zu torkeln schien. Die Gründe liegen nicht nur im Abschied von drei wichtigen Spielern im Sommer. Es muss auch intern im Kader nicht gestimmt haben, des es gab haufenweise Suspendierungen und Transfers. Wally Judge verließ das Team Anfang Februar, Freddy Asprilla Mitte Januar. ungewöhnlich späte Zeitpunkte in der Saison. Es gibt Indizien dass Frank Martin mit seinem Tyrannen-Stil überzogen hat.

Der Februar, u.a. mit einem 16Punkte-Sieg gegen #1 Kansas, hat die Saison für Kansas State gerettet. Aber wie stabil ist Kansas State im Turnier wirklich?


Ja, es wird Liveblogging von mir geben, aber dass ich es heute bis um 5 Uhr aushalten, liegt außerhalb meines Vorstellungsvermögens.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Temple – angeblich mit deutschem Spieler: T.J. DiLeo

  3. Ja, TJ DiLeo ist deutscher U20-Nationalspieler. Hier nen Interview auf Spox: http://www.spox.com/de/sport/mehrsport/basketball/1006/Artikel/t-j-dileo-tony-dileo-temple-owls-university-dirk-bauermann-steve-nash-dbb.html

    TJ ist der Sohn des ehemaligen Trainers der Damennationalmannschaft und von Saturn-Köln (Meister 87, 88) Tony DiLeo. Heute ist DiLeo – mit einem Trainerintermezzo – Vizepräsident der 76ers in der NBA.

  4. Oh ja, ich sehe wieder viele Stunden verschwendeter Produktivität auf mich zukommen. Toll!

  5. Wie? Nicht bis 5h durchhalten? #””

    Respekt wiedermal für die tolle Zusammenstellung.
    Leider werden wohl die Spiele mit deutscher Beteiligung an mir vorbei gehen. Schade.

  6. Habe mal eine Frage zur March Madness, man kann ja alles Spiele on Demand auf der NCAA.com Website sehen, gibt es dort irgendwie die Möglichkeit wie beim NBA Leaguepass die Ergebnisse auszublenden, da ich gerne einige Spiele am nächsten Tag “spoilerfree” sehen möchte?