Screensport Zwo: BLMs freundliche Assistenz, Al Jazeera goes USA

Gestern, 18h30, wurde eine nicht uninteressante Pressemitteilung von der Bayrischen Landesmedienanstalt BLM veröffentlicht.

RealityCheck via Twitter zur BLM-PM: “Wenn die BLM noch offensichtlicher gewesen wäre, hätten sie “Liga Total bekommt die Lizenz entzogen” geschrieben“.

Es geht wieder um das Thema der redaktionellen Unabhängigkeit von Liga Total! und dem Status der Telekom als Staatskonzern (darf keinen normalen Sender betreiben). Die BLM schreibt dazu:

Die Frage des Einflusses der Telekom auf die Constantin Sport Medien muss allerdings neu gestellt werden, wenn die Telekom neben den IPTV- und den Mobile-Rechten weitere Rechte an der Fußball-Bundesliga für die Kabel- und Satellitenausstrahlung erwirbt […]

Die Rechte an der Fußball-Bundesliga gehören zu den wichtigsten Rechten, die im deutschen Fernsehen zu vergeben sind […] Bei einer Ausweitung der Rechte der Telekom könnte der derzeitige Vertrag wohl nicht einfach verlängert werden.

Man habe Anfang der Woche der Constantin Sport Medien GmbH, die Macher von Liga Total!, einen Fragekatalog zum Verhältnis zur Telekom gestellt und die Antwort am gestrigen Donnerstag bekommen. Die Constantin Sport Medien GmbH betont in ihrer Antwort ihre Unabhängigkeit in Programmentscheidungen.

Zwei bis drei Dinge überraschen am BLM-Statement. Erstens: Das Timing. Jedem der mit einem Ohr in der Medienbranche zuhört, hätte allerallerspätestens mit den ersten Telekom-Aussagen über ein Bieten um das große Paket im Januar hellhörig werden müssen, und nicht erst in der letzten März-Woche. Entweder man reagiert früh im Vorfeld, oder man reagiert wenn der Zuschlag zu den Rechten erfolgt ist. Dieses Weder-Fisch-noch-Fleisch-Timing wirkt wie freundliche Assistierung des Bundesliga-Gebotes von SKY.

Zweitens: das Timing, part two. Anfang der Woche wird der Fragenkatalog geschickt. Die Antwort schlägt am Donnerstag mit der Hauspost auf und nur einen halben Tag später haut man die Pressemitteilung raus. Dafür dass man mehr als zwei Monate gebraucht hat, um überhaupt auf das potentielle Telekom-Angebot zu reagieren, wirkt dies wie eine sehr hektische Reaktion, zwei Werktage vor Abgabeschluß der Bundesliga-Gebote an die DFL.

Drittens: die Tonalität. “Bei einer Ausweitung der Rechte der Telekom könnte der derzeitige Vertrag wohl nicht einfach verlängert werden.“. Im Zusammenhang mit dem Timing, hilft so eine Aussage nicht der Telekom und nicht der DFL und verstärkt den Eindruck, dass die BLM inzwischen Partei ergriffen hat.


Al-Jazeera – Der Sender bereitet auch für die USA den Markteintritt seiner Sportsender unter dem Label BeIn Sports vor. epltalk.com meldet den Erwerb der Rechte der Primera Division, Serie A und Ligue 1. Wie in Katar und Frankreich, arbeitet man auch in den USA eng mit dem spanischen Medienkonzern Mediapro zusammen, der dort ein Produktionshaus besitzt.

Mit der Premier League wird demnächst international ein TV-Recht frei, dass geradezu nach einem Anbieter mit endlos tiefen Taschen schreit. Al-Jazeera hat bereits bei der Ligue 1 gezeigt, nicht lange zu fackeln und hat dort sämtliche Auslandsrechte gekauft. Es wird seit längerem über einen Markteintritt in Großbritannien spekuliert und der Einsatz der Marke “BeIn Sport” auch in den USA bestätigt die weltweite Dimension des Vorhabens (Biètry letzten Dezember: man will in sehr vielen weiteren Ländern Ableger gründen und ist daher bewusst auf der Suche nach einem Namen der in Asien genauso verstanden wird, wie in Großbritannien)


NFL – Die Klage von Ex-NFL-Spielern in Sachen Spätschäden bleibt am Köcheln. Gestern wurde bekannt, das der 92er-Super Bowl-MVP Mark Rypien zu den mehr als 120 anderen Klägern dazustossen wird. In der Klage geht es darum, dass die NFL die Spieler nicht ausreichend auf mögliche Spätschäden, u.a. im Kontext von Gehirnerschütterungen hingewiesen hat. Die Kläger verlangen u.a. ein besseres Nachsorgeprogramm. Rypien klagt nach eigener Aussage über Depressionen und schweren Gedächnisproblemen – ihm wurden im Laufe seiner 11jährigen Karriere nur 2 Hirnerschütterungen offiziell attestiert. Qu: ESPN 


Formel 1 – Ungeachtet der weiterhin wackeligen politischen Lage in Bahrain, will Bernie Ecclestone den Grand Prix dort durchziehen. Auto, Motor & Sport meldet, dass es aber einen Notplan gibt. Bis zum Abend des F1-Rennens in Shanghai, eine Woche vor dem GP in Bahrain, kann die F1 umdisponiert und Personal und Fracht noch umleiten. Qu: @andrewchappelle

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Es gibt zum Thema auch eine Wortmeldung der Monopolkommission die in der Telekom weniger das Problem sieht, dafür aber viel mehr bei der ARD und dem ZDF .

  3. Monopolkommission, hört sich offiziös an, ist aber dann doch nur eine einfache Wortmeldung des Vorsitzenden eines beratenden Gremius – nicht zu verwechseln mit dem Kartellamt. Das ist eine andere Güteklasse als die Pressemitteilung der BLM und ähnliche Aussagen der direkten LT!-Aufsichtsbehörde.

  4. Irgendwie erstaunt es mich immer noch, dass sie Al Jazeera mit dem fiesen Namen “Be in Sport” und dem hässlichen, amateurhaft wirkenden Logo tatsächlich auf einen großen englischsprachigen Markt wagt. Oder ist sowohl der Name als auch das Logo vielleicht doch nur vorläufig?

  5. Nein, der Name ist endgültig. Entsprechende Webdomains – auch international – sind reserviert.

    Putzig ist übrigens dass es selbst in Frankreich keiner weiß, wie der Name richtig geschrieben wird und daher kursieren die Varianten “Be In Sport”, “Be IN Sport”, “BeIn Sport” und “BeIN Sport”.

    Es wäre ja nicht der einzige Designfehlgriff arabischer Unternehmen (siehe auch Aspire)

  6. Was verspricht sich die Telekom davon, es hilft ihnen weder ihre Produkte besser zu verkaufen, noch Entertain weiter voran zu bringen. Vll. würden sie zum Schluss etwas Gewinn damit machen, aber wenn es so einfach wäre könnte es die DFL auch selbst so machen. Wenn sie Pech haben finden sie keine Abnehmer. Interessant finde ich auch mit welcher Frequenz Telekom Manager in letzter Zeit Interviews geben, während alles anderen Bieter schweigen.

    Mfg

  7. So viele Interviews der Telekom habe ich aber nicht gesehen. Es sind eher andere, die über die Telekom und die Rechtevergabe sprechen und spekulieren.

  8. Vll. kommt es mir auch nur so vor, aber viele Artikel in den letzten Tage enthalten Zitate von Telekom Managern, während man von Sky nur hört dass man sich aktuell nicht äußert.

    Mfg

  9. Das, sagen wir mal, Murdoch-nahe “Wall Street Journal Deutschland” will nun auch etwas von den Telekom-Gebot erfahren haben:
    http://www.wallstreetjournal.de/article/SB10001424052702303404704577313263277752168.html

    Was die Telekom davon hat: Bei IPTV das Angebot ausbauen, bei Entertain Sat das Bundesligaangebot damit bündeln und (angeblich) Vereinbarungen mit den Kabelnetzbetreibern, die dann ihre eigenen Pakete schnüren können, und schon wäre Sky bei der Bundesliga völlig raus

  10. So wie ich die Artikel verstanden habe will die Telekom jetzt lieber Großhändler spielen anstatt die Rechte mehr selbst zu nutzen.

    Mfg

  11. Mir sind die Artikel im Moment einfach rund um die Telekom viel zu viele: Erst der Draxler in der BILD und jetzt wird in den Fachblättern ein Furz nach dem anderen von der PR Abteilung der Telekom verbreitet. Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Telekom über die Öffentlichkeit versucht viel Werbung in eigener Sache zu machen. Offensichtlich scheint noch erheblich Überzeugungsarbeit zu leisten sein, andernfalls würde man sich Sky like zurückhaltend in der Öffentlichkeit geben und am Verhandlungstisch mit der DFL zu einem Ergebnis kommen.
    Gleichzeitig bleibt festzuhalten:
    1. Im Pay-TV gibt es neben der Telekom keinen ernsthaften Bewerber um die Pay-TV Rechte der Liga. Kein Al Jazeera, Yahoo oder Google.
    2. Die Telekom hat ein Problem mit seinem Konzept, sonst würde man es nicht groß im Minutentakt ändern und in der Öffentlichkeit anpreisen. Die Medienanstalt hinterläßt offenbar Spuren. Es hat etwas von Nerven blank liegen…
    3. Der Preis pro Saison für die Pay-TV Rechte wird aufgrund des Bieterkampfes Sky vs. Telekom bei mehr als 300 Mio pro Saison liegen.

  12. EBU-Chef: “This contract is a humbling compliment.”

    Etwas weniger devot gegenüber dem Blatter Sepp und FIFA war wohl nicht drin?

  13. Und wie wahrscheinlich ist, dass Sky sich die PayTV-Rechte für 2018 und 2022 von ARD und ZDF sublizensieren wird?

  14. 2018. ARD und ZDF haben noch keine 2022er-Rechte.

    Die Wahrscheinlichkeit wird von SKY abhängen – aber so wie SKY bislang z.B. bei der EM oder 2014 agierten: eher nein.

  15. Hm, “als einziger Sender alle WM-Spiele live” war doch in den letzten Jahren seit 2002 immer ein ganz zentraler Werbefaktor in den WM-Jahren. Fällt mir schwer zu glauben, dass Sky sich das 2014 und 2018 entgehen lassen würde.

  16. 2002 und 2006 wurden noch zu Kirch-Zeiten gekauft und 2010 war die ursprüngliche Prämisse dass man 16 Spiele exklusiv hatte (die man später aus Geldnot dann doch sublizensieren musste).

    Nicht umsonst hat SKY noch kein einziges EM-Spiel gezeigt…

  17. Dass sich ausgerechnet die schon immer den “privaten Anbietern” sehr, sehr nahestehende BLM sich jetzt auch noch vor den PR-Karren spannen lässt überrascht mich eigentlich weniger.

    Mich beschäftigt eigentlich mehr, warum niemand (ich habe jedenfalls bisher nichts in dieser Richtung gelesen) die Sinnhaftigkeit der Auslegung der rechtlichen Lage hinterfragt.

    Die Gewinnerzielungsabsicht bzw. Wirtschaftlichkeit der Telekom wird ja, so glaube ich, nicht in Frage gestellt. Also soll wohl die Demokratie bewahrt werden, bzw einer mögliche politische Einflussnahme vorgebeugt werden.
    Geschichtlich sicherlich keine falsche Idee, aber macht dies in der konkreten Frage “BuLi-Fußball via Telekom-TV” wirklich Sinn.
    Mal ehrlich, würde das politische System Deutschlands wanken, selbst wenn Angela Merkel persönlich bei LigaTolal moderieren würde oder Sigmar Gabriel den Field-Reporter geben würde.
    Ich meine Nein.
    Ginge es um einen Nachrichtensender o.ä. würde ich ja evtl. Bedenken im Ansatz noch Nachvollziehen können, aber in dieser Ausgestaltung ist es für mich eine scheinheilige Diskussion über eine Gesetzesauslegung die ein historisches Relikt darstellt.

    Eigentlich sollte man vielleicht mal bei der Telekom nachfragen, warum die Lobbyarbeit in den letzten Jahren verschlafen hat, dieses Hinderniss auf gesetzlicher Basis, aus dem Weg zu räumen, als es noch nicht so im Mittelpunkt der Diskussion stand.

  18. Die Telekom mußte ja nur mal Geld für was sinnvolles in die Hand nehmen und dem Bund die Aktien abkaufen…

    Aber was hat “die Telekom wird zum Rechtehändler” mit der Veranstaltung von Rundfunk zu tun? Oder warum will man das erst ernsthaft prüfen, wenn die Telekom mehr Bundesligarechte hält? Ist ein bißchen schwanger in Ordnung?

  19. Bin ich eigentlich der einzige der bei dem Namen auch irgendwie immer an bwin denken muss? Könnte bwin als “Sportbewegbildübertragungsdiensleister” auf Namensrechte pochen?

  20. @Berni:

    Frag mal bei Berlusconi nach, wie wichtig Fußball auch für Politiker ist… ;)

  21. @RealityCheck:
    OK, der Vergleich mit dem Römischen Reich Berlusconis hat Charme.
    Wobei es meiner Phantasie durchaus schwer fällt sich auszumalen, daß Angie in den nächsten Tagen die RTL-Group, Sky und Borussia Dortmund übernimmt und sich exzessiver plastischer Chirurgie aussetzt. ;-)