Screensport am Freitag

Moin aus G20-Town. Ich war gestern bis Nachmittags bei einem Kunden, mit Sitz etwas östlich von der Innenstadt. Da war die G20 das Tagesgespräch. Von den Hubschrauber, die permanent in der Luft waren, bis hin zum mit fortlaufender Zeit kollabierenden Verkehr. Wann immer du an einer Gruppe von Menschen vorbeigingst, unterhielten sie sich darüber, wie sie am besten von X nach Y kommen würden.

Bei bestem Wetter schmiss ich meine Pläne um und ging nicht ins Büro zurück, sondern zu einer Freundin nach Neugraben, in die Fischbeker Heide: andere Elbeseite, an den Stadtgrenzen von Hamburg, am Waldrand gelegen. In Neugraben hast du von der G20 nichts mitbekommen. Der Ehemann der Freundin hatte sich für 15 Uhr zuhause angekündigt, blieb aber im Verkehr stecken – um 18 Uhr war er immer noch nicht da. Auf dem Rückweg wollte ich den Bus nehmen, aber sie ist auf der A7/Elbtunnel im Verkehr verreckt. Der HVV meldete auf der Linie Verspätungen von bis zu 130 Minuten…

Also doch wieder mit der S-Bahn zurück ins Univiertel, um ein Päckchen abzuholen. Die S-Bahn war gewohnt voll. Auf dem Heidenkampsweg, eine von drei Straßen mit der man stadtauswärts über die Elbe kommt, war um 19 Uhr immer noch Verkehrsstillstand. Amsinckstraße, Nordkanalstraße und Spaldingstraße, drei weitere Hauptausfallstraßen, waren hingegen komplett leer – offensichtlich abgesperrt.

Am Dammtor-Bahnhof, Grenze zwischen Innenstadt und Uni-Viertel, gab es zwar um halb Acht erhöhte Polizeipräsenz, aber kaum noch Autoverkehr. Stattdessen eroberten bei sommerlichen Wetter die Radfahrer die Straßen – und wären nicht die omnipräsenten Hubschrauber gewesen, wäre es so leise gewesen, wie sonst nur Sonntagsmorgens.

Im Uni-Viertel, entlang der geplanten Demostrecke, herrschte eine merkwürdige Atmo. Kein Autoverkehr. Viele Radfahrer, aber recht wenige Fußgänger. Kein vergleich mit dem was sonst an einem Sommerabend im Univiertel los ist. Dafür aber viele Leute die draußen an den Imbissen, und beim Asiaten/Türken/Italiener/Eismann sassen.

Nach nur wenigen Metern, nach dem ich von Demostrecke und Hauptstraße abgebogen war, fühlte es sich wie ein normaler Hamburger Sommerabend an – abgesehen von der Bereitschaftsfeuerwehr, die auf dem Pausenhof der Ida-Ehre-Schule parkte und sich die Zeit mit Fußballspielen vertrieb.

Nächste Hauptstraße, Ring 2, die Gärtnerstraße, wo ich wohne. Auch hier weniger Verkehr als sonst. Kurz nach Acht zuhause angekommen, entflammten unten am Fischmarkt die ersten gewalttätigen Ausschreitungen und N24, n-tv, Sky News und CNN waren live dabei und zeigten in Dauerschleife die gleichen Bilder von der Hafenstraße.

Ich habe schon besser geschlafen. Ich wurde etliche Male von vorbeifahrenden Polizeiwagen mit Blaulicht und Sirenen und einigen Polizeihubschrauber geweckt.

Heute morgen, kurz nach Fünf, bin ich angesichts des eingeschränkten ÖPNVs wieder mit dem Rad in die Stadt, ins Büro gefahren. Leere Straßen. Bis zum Dammtor-Bahnhof gab es keine Polizei zu sehen, dann aber Wanne um Wanne. Eine Kolonne ist Richtung Gängeviertel abgebogen. Aus der Ecke hörte man um kurz vor Sechs noch eine Demo ihre Parolen skandieren. Quer über die komplette Innenstadt stand an jeder Ecke eine Polizeiwanne. Im Passagenviertel haben etliche Läden inzwischen einen Zettel ausgehängt, das sie heute und morgen die Läden geschlossen halten.

Hamburg ist groß. 30km in Nord-Süd- und 40km in Ost-West-Richtung. Die Krawalle konzentrierten sich gestern in einen Bereich von grosso modo anderthalb Kilometer Radius in St. Pauli, Schanze und Altona-Altstadt. Für die Leute dort, war gestern/heute Nacht „Hamburg brennt“ (gesehen auf Twitter). Dinge die in Altona-Altstadt, Schanze oder St. Pauli abgefackelt werden, haben gute Chancen, Leute richtig ins Mark zu treffen, da dort i.d.R. nicht gerade einkommensstarke Schichten wohnen.

Aber für die anderen bedeuteten die Krawalle eine schlecht geschlafene Nacht oder Verkehrskollaps und nicht „Hamburg brennt“ oder „verwüstete Innenstadt“.

Ich bin wie gewohnt seit Sechs im Büro. Und gegenüber, im gleichen Stock, ist der Steuerberater auch schon da. Alles geht seinen Gang. Erst einmal.

Heute morgen scheinen sich die ersten Protestaktionen aber wesentlich stärker quer über Hamburg zu verteilen, als es gestern der Fall war. Bereits früh wurden in Altona wieder Fahrzeuge angezündet und sorgten für Dauer-Retweets der gleichen 15 Sekunden Autofahrt an brennenden Gegenständen auf der Straße vorbei oder das gleiche Panoramabild über Altona, mit Rauch über der Skyline („Über Hamburg stehen Rauchwolken“).

Die Bilder geben dem Tag eine Tonalität. Untermalt wird es hier in der Innenstadt mit dem Sound der permanent über der Binnenalster kreisenden 3–4 Hubschrauber. Es geben sich verdammt viele Leute Mühe, Bürgerkrieg in Hamburg herbeizuschreiben, während die G20 längst in den Messehallen tagt. Bürgerkrieg ist u.a. in Syrien, aber nicht heute Vormittag in Hamburg, während ich kurz zum Bäcker am Jungfernstieg gehe und mir Franzbrötchen hole. Vielleicht einfach mal verbal abrüsten.

Diff

Eigentlich wollte DAZN die Basketball-WM der U19 streamen. Erste Übertragungen der seit Samstag in Ägypten stattfindenden WM, waren eingepflegt – doch einige Tage vor Turnierstart, schmiss DAZN die Übertragungen aus seinem Programm.

Seit gestern finden sich bei DAZN wieder Streams der zweiten Playoff-Runde, der Viertelfinals wieder im Programm. Mal Hü, mal Hott.

Alle vier Viertelfinals werden heute auf DAZN und von der FIBA auf dem YouTube-Kanal FIBAWorld gestreamt. Mit dabei nach einem 72:65-Sieg in Achtelfinale gegen Neuseeland: das deutsche Team, das heute im Spätspiel ab 21h15 gegen die USA spielt … und vermutlich ausscheidet.

Auch die andere Begegnungen lesen sich auf dem Papier interessant: 13h45 Litauen – Italien, 16h15 Argentinien – Spanien und 18h45 Frankreich – Kanada. Insbesondere Frankreich – Kanada sieht wie ein Spiel auf Augenhöhe aus.

Spocht von heute

Was bei den Männern die World League ist, ist bei den Volleyball-Frauen der World Grand Prix: ein undurchsichtiger Turniermodus mit 32 Nationalteams auf drei „Gruppen“ genannten Ebenen verteilt. Gruppe 1 und Gruppe 2 spielen drei und Gruppe 3 zwei Spieltage mit je zwei bzw. drei Miniturnieren aus.

Heute beginnt der erste Spieltag mit den Miniturnieren. Deutschland ist in der zweiten Liga, der Gruppe 2 und spielt in Bulgarien gegen Bulgarien, Südkorea und Kasachstan. Ziel ist es, nach den drei Miniturnieren den Abstieg als Tabellenletzter der zweiten Gruppe zu vermeiden und als eines der drei Top-Teams (Tschechien ausgenommen) sich für das Abschlussturnier und potentiell dem Aufstieg in die Gruppe 1 zu qualifizieren.

Alle World Grand Prix-Spiele gibt es auf YouTube im Kanal videoFIVB zu sehen. Deutschland spielt sein Auftaktspiel heute ab 15h30 gegen Südkorea. Erste Spiele des World Grand Prix fangen schon um 8h50 mit Spielen in China an, verteilen sich über den ganzen Tag bis tief in die Nacht mit Partien aus Puerto Rico und Mexiko.


An diesem Wochenende wird das Thema „Vettel“ weiter durchgekaut – trifft sich die Formel 1 doch zum GP von Österreich in Spielberg. Es sind die gewohnten mitteleuropäischen Zeiten: heute ab 10 und 14 Uhr, morgen ab 11 Uhr und Qualifying ab 14 Uhr.

Screensport Zwo

Basketball – FIBA und Euroleague bleiben weiter auf Kollisionskurs. Einige Tage nach einer erfolgreichen Klage der FIBA gegen die Euroleague (umstrittene Vertragszahlungen über 900.000 Euro aus einem Vertrag von 2012–2015), positioniert sich die Euroleague massiv gegen die FIBA. Gestern beschloss die Euroleague den Rahmenkalender für die Saison 2017/18 für Euroleague und Eurocup und beide Rahmenkalender sehen keinerlei spielfreie Zeiten für die von der FIBA neu eingerichteten Länderspielwochen zur WM-Qualifikation vor. FIBA not amused.

Die FIBA pocht auf eine Grundsatzvereinbarung mit der Euroleague von 2016, in der zugesichert wurde, dass die Klubs Nationalspieler zu den Länderspielen abstellen. Die einzelnen Spieler nun entscheiden zu lassen, ob er lieber für Klub oder Land spielen will, wird als unfaire Belastung gegenüber den Spielern bezeichnet.

Die FIBA weist darauf hin, dass sämtliche Landesverbände dem FIBA-Kalender zugestimmt hätten, die FIBA-Rahmentermine seit August 2015 vorliegen und der neue Spielplan der FIBA durch Wegfall der Kontinental-Wettbewerbe zirka ein Viertel weniger Spiele bedeutet.


CL/Schweiz – Das schweizer Öffentlich-Rechtliche SRF wird ab 2018 doch noch bei CL und CL zum Zug kommen. Nach dem Erwerb der CL- und EL-Rechte durch den Pay-TV-Sender Teleclub, gelang es der SRF bei der UEFA/TEAM ein Free-TV-Rechtepaket zu erwerben. Statt 50 Spiele, gibt es nun mittwochs und donnerstags 31 Spiele aus CL und EL zu sehen. Die Vereinbarung gilt für die deutsche SRG, die französische RTS und das italienische RSI.

Dabei hat die SRF beim Mittwochs-Spiel der CL freie Wahl bei den Spielen. Zudem kann die SRG umfassend Spiele zeitversetzt in voller Länge übertragen. Hat-Tip @totalfilmfreak


SKY – Die Bundesliga-Talkshow von SKY „sky90“ wechselt mit der kommenden Bundesliga-Saison von Sonntag 19h30 auf Montag 22h30, im Anschluss des SKY-exklusiven Zweitliga-Spiels (bzw EUROSPORT-exklusiven Bundesliga-Montagsspiel).

SKY positioniert die Sendung damit gegen die neue Wochenend-Zusammenfassung von RTL Nitro „100% Bundesliga“. Gleichzeitig dürfte der Sendeplatz als wesentlich schwächer einzuschätzen sein, als der bisherige Sonntags-Sendeplatz und damit als Degradierung des Wasserziehr-Talks zu interpretieren sein.

Mit der kommenden Saison wird SKY mit „Wontorra“ auf SKY Sport News einen Free-TV-Talk gegen den Doppelpass setzen – Sendestart jeweils sonntags um 10h45.


SPORT1 – Als Ersatz für den fehlenden Montagsfußball durch die verlorenen Zweitliga-Rechte, hat sich SPORT1 nun Ersatz in Form der Regionalliga geholt. Für 2018/19 bis 2021/22 wurden entsprechende Vereinbarung mit der Regionalliga Nord, Regionalliga West, Regionalliga Südwest und Regionalliga Bayern getroffen. Es fehlt die Regionalliga Nordost.

Gespielt wird dabei anscheinend nicht direkt gegen Zweite Liga/Bundesliga, sondern schon zu Anstosszeiten roundabout 18 Uhr.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp