Screensport Zwo: Europa League, Hockey Pro League, Servus TV, DAZN, China, Sportdigital

Die ersten beiden Geschichten sind mit Input eines namenlosen aas-Lesers geschrieben, der mir die Links per WhatsApp geschickt hat (+49 151 157 888 77). Ich bin auch via Signal und Threema (ID: FSUJMATD) erreichbar.

Schiebt Servus TV Eishockey ab?

Die Zukunft des Dieter Mateschitz-Senders Servus TV wackelt bereits seit geraumer Zeit – siehe die letztes Jahr angekündigte Schließung von Servus TV Deutschland und Servus TV Österreich, die dann wieder zurückgenommen wurde.

Quer über 2017 verteilen sich nun einige Einschläge. Das von Mateschitz angestossene und finanzierte neue Medienportal „Quo Vadis Veritas“ (QVV) wird nicht nur finanzielle und personelle Ressourcen abziehen. Die Salzburger Nachrichten wollen erfahren haben, dass die Sendung „Talk im Hangar“ zu QVV abwandern wird. QVV wird trimedial arbeiten und seine Inhalte nicht nur über die Website qvv.at und einem vierteljährlichen Printprodukt publizieren, sondern auch in Form von TV-Content für Servus TV.

Die finanziellen Ressourcen die von Servus TV abgezogen werden, machen sich in Form von Sparmaßnahmen im Programm bemerkbar. Lt. Salzburger Nachrichten wird das Frühstücks-TV „Servus am Morgen“ nach der Sommerpause nicht mehr on air gehen.

Die Kleine Zeitung meldete vor einem Monat, dass auch die pan-österreichische Eishockey-Liga von den Umschichtungen massiv betroffen sein soll.

Die Übertragungsrechte der aktuellen Rechteperiode musste sich Servus TV eh mit SKY teilen. Ab Anfang September soll Servus TV „seine“ Übertragungen zu einem Großteil ins Internet abschieben und nur noch einige wenige Leuchtturm-Spiele im TV übertragen. Servus TV sei gerade dabei, ein entsprechendes Portal zu entwickeln.

Kommentator Sebastian Schwele soll von Servus TV gekündigt worden sein – Wiederverpflichtung unter vermutlich anderen Konditionen, soll nicht ausgeschlossen worden sein – alles unbestätigt und daher im Konditional.

DAZN

DAZN-CEO James Rushton scheint aktuell auf Redaktions-Rundreise zu sein. Wenige Tage nach einem Artikel in der SZ (sorry, konnte/wollte ich nicht lesen, weil hinter Pay-Wall) erschien ein längeres Interview im Standard.

Das ist eines jener Interviews, deren Mehrwert gar nicht so sehr in faktischen Neuigkeiten liegt, sondern in der Tonalität des Interviewten und im Kennenlernen, wie jener so tickt. Und James Rushton ist einer, der definitiv anders tickt, als man es von hiesigen Größen aus dem Sport-TV-Bereich, vorzugsweise aus dem Münchner Speckgürtel, kennt.

Grundsätzlich betont Rushton im Interview nochmals, dass der Abo-Preis von 9,90 Euro/Monat trotz Champions League-Rechteerwerb in der Größenordnung bestehen bleiben wird („gelegentliche Inflationsanpassung“ nicht ausgeschlossen).

Rushton versucht im Interview mit Zweifeln am Geschäftsmodell aufzuräumen. Er betont die langfristig, auf zehn Jahre angelegte Strategie der Perform Group und Besitzer Len Blavatnik. Und er betont, dass man zwar bei den Rechtepreisen auf Augenhöhe der TV-Sender agiert, aber in der Unternehmensstruktur schlanker aufgestellt sei. Für Deutschland, Österreich und der Schweiz seien 170 Menschen bei DAZN aktiv, während es bei Sky, Zitat: „ein paar Tausend“ seien.

Auch das ist Rushton: in der Eile werden bei den Argumenten auch mal öfters Birnen statt Äpfel genommen. Die letzte mir bekannte Mitarbeiterzahl von Sky Deutschland stammt von 2012 und betrug 1.865 Mitarbeiter. Bei der DAZN-Zahl muss man hinterfragen, wie zum Beispiel die Mitarbeiter von Spox verrechnet werden, die für DAZN aufgrund des Website-Contents essentiell sind.

Aber er macht natürlich schon berechtigte Punkte in Sachen Skalierung. DAZN muss keine Call-Center unterhalten oder sich um eine Film- und Seriensparte bemühen. Und wie sehr DAZN auf Synergien achtet, wird sich an dem demnächst startenden DAZN-Portal in Kanada bemerkbar machen, wenn ein Teil der Inhalte bzw. Produktion in New York und aus dem englischen Leeds gemacht wird.

Auf der anderen Seite sieht Rushton das Potential für Stream-Plattformen. Die Pay-TV-Durchdringung würde in Deutschland und Österreich bei zirka 25% stagnieren, während der Markt für Streaming und Smart-TVs mit Onlineanbindung erst jetzt so richtig durchstarten würde und noch viel Musik drin ist.

Das Interview hat auch eine österreich-spezifische Komponente. DAZN käme lt. Rushton in Österreich überproportional gut an. 15% der Abonnenten aus der D-A-CH-Region kämen aus Österreich (Einwohneranteil Österreich an deutschsprachigen Raum: 9,6%). Ergo wird DAZN Geld in die Hand nehmen und in den nächsten ein bis zwei Jahren verstärkt mehr Geld investieren.

So ganz in Details will Rushton generell nicht gehen. Sei es was konkrete Abonnentenzahlen angeht oder sei es, was für Rechtekäufe noch geplant sind. Eine klare und einleuchtende Ansage gibt es aber doch:

Wenn man den Kunden 30 Tage kostenlosen Test anbietet und beliebige Kündbarkeit, sind Olympische Spiele über kaum drei Wochen nicht ideal. Auch Fußballweltmeisterschaften oder Europameisterschaften von vier Wochen sind ein großartiger Event von gewaltiger Aufmerksamkeit – passen aber auch nicht ganz zu unseren Abokonditionen. Grundsätzlich suchen wir nach Rechten über eine ganze Saison.

… nur um dann mit einem Cliffhanger weiter zu machen:

Auch wenn wir ganz gegen diese Generallinie in den nächsten ein, zwei Wochen bekanntgeben werden, dass wir ein ziemlich spannendes Einzelereignis zeigen.

(McGregor vs Mayweather?)

Ansonsten heißt es: Feuer frei. Formel 1, österreichische Bundesliga, Ski Alpin, BBL, EBEL – alles sei auf dem Radar und überlegenswert.

Die nächste Stufe die DAZN zünden will, eine Stufe die auch beim weiteren internationalen Ausbau wichtig ist, ist eine verstärkte Kooperation mit Vertriebspartnern. Also beispielsweise Markteintritt in neuen Ländern in Kooperation mit Telekommunikationsunternehmen, wo die DAZN-App bereits auf dem Handy vorinstalliert sein könnte. Oder in Supermärkten rein, um Limo-Dosen DAZN-Abo-Gutscheine beizulegen.

Diese „Eskalation“ oder „Skalierung“ des weltweiten Business könnte lt. Rushton im besten Fall schon 2019/2020 für erste schwarze Zahlen sorgen.

Ab zum Standard. Das Interview von Harald Fidler mit James Rushton/DAZN ist schon wegen des Derwischs von DAZN lesenswert.

Europa League gen DAZN und RTL Nitro

Lt. SPONSORs scheinen sich KICKER-Informationen vom Mai zu bestätigen, wonach die Europa League-Rechte für 2018/19 bis 2020/21 von SKY und SPORT1 weg, zu DAZN und RTL Nitro wandern.

DAZN wird die Pay-Versorgung per Stream unternehmen. Free-TV-Spiele sollen auf RTL Nitro (bzw. in Zukunft: „Nitro“) laufen.

Sportdigital | DAZN: Liga NOS

Sportdigital und DAZN haben sich für drei weitere Jahre die Übertragungsrechte an der portugiesischen Liga NOS gesichert. Wieder dabei: Heimspiele von Benfica, die sich in der letzten Periode noch selbst vermarkteten und daher nicht im Liga-Vertrag inkludiert waren.

Sportdigital hat sich die Rechte gesichert und DAZN partizipiert daran per Sublizenz. Es wird „mindestens“ drei Spiele pro Woche plus Highlights und Clips geben.

Hockey

Ab 2019 wird im Feldhockey die „Hockey Pro League“ als neuer Top-Wettbewerb für die Nationalteams eingeführt. Dabei treten neun Männer- und neun Frauen-Teams in einem halbjährigen Ligabetrieb gegeneinander an.

Einige Monate nach dem der Weltverband FIH die Pläne für die Hockey Pro League der Öffentlichkeit vorstellte und die zweimal neun Teilnehmer benannte, zog sich Indien Anfang Juli zurück. Zum einen fürchtet man um eine schlechte Integration mit dem Terminkalender der eigenen Profiliga. Zum anderen sieht man für das Frauen-Team schlechtere Chancen sich via Hockey Pro League für Olympia zu qualifizieren, als den Weg über die reformierte World League zu gehen.

Die FIH hat nun Ende letzte Woche die beiden Nachrücker für Indien festgelegt. Bei den Männern rückt Spanien und bei den Frauen Belgien nach.

Fußball per Stream: Big in China

Die NY Times hat letzte Woche in einem Artikel Game On: Suning Leads China’s $2 Billion Soccer Rights Frenzy den kommenden, großen Fußball-Player Chinas portraitiert: die Suning Commerce Group – in Europa seit einem Jahr mit der Übernahme von Inter Mailand auf dem Radar.

Die Suning Commerce Group ist in China eine Gruppe von (Consumer-Elektronik-)Kaufhäusern und eine eCommerce-Plattform mit einem Jahresumsatz von zirka 22 Mrd US$.

Sie haben nicht nur Inter Mailand übernommen. Bereits Anfang 2016 übernahm man den Super League-Klub Jiangsu FC mit Fabio Capello und kauft seit geraumer Zeit diverse TV-Übertragungsrechte in China. Bereits im Besitz: La Liga (290 US$ für 2015–2020) und die chinesische Super League. Demnächst im Besitz: die Bundesliga (250 Mio US$ 2017–2021) und Premier League (700 Mio US$ 2019–2021). In Verhandlungen: Serie A und asiatischen Fußball. Marktbeobachter halten die Preise die die Suning-Gruppe gezahlt hat, für nicht-refinanzierbare Mondpreise.

Die Fußball-Übertragungsrechte werden über eine eigene Stream-Plattform namens PPTV verwertet. Allerdings ist der chinesische Markt noch so strukturiert, dass die Übertragungsrechte für eine größere Reichweite auch ans TV abgegeben werden müssen. Das Pay-TV-Geschäft, besonders auch Pay-Stream-Geschäft, läuft in China noch sehr harzig, da gerne die Paywalls geknackt werden. Zusätzlich bevorzugen chinesische Konsumenten den Kauf von „Tagestickets“ für vereinzelte Spitzenspiele statt monatlicher Abos.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp