Football-Weapons of choice

Die NY Times bringt heute einen, zumindest mich, verblüffenden Artikel, wonach immer mehr NFL-Spieler im Besitz von Waffen sind. Groben Schätzungen zufolge besitzen 50 – 90% aller NFL-Spieler Waffen. Ex-Football-Spieler sprechen von der Omnipräsenz von Waffen: in den Spielerkabinen, im Trainingscamp, in den Autos der Spieler, auf den Flügen, in den Stadien.

Zwar werden nach 9-11 z.B. die Fans am Stadioneingang nach Waffen kontrolliert, auf Nachfrage stellt sich aber heraus das die Spieler nur selten auf Waffen untersucht werden, der teambus zum Beispiel unkontrolliert durchgewinkt wird. Und wir reden hier nicht von einem 16-Mann-Kader wie wir ihn vom Fußball kennen, sondern von mehr als 60 Menschen pro Team!

Michael Strahan, DE/LB bei den Giants, bestätigt den Eindruck das mehr Waffen im Umfeld auftauchen und argumentiert: “I am much more worried about aggressive people than I have ever been. Because of our salaries and the exposure we receive, fans feel like they have a right to physically challenge you.

Michael Huyghue, einer Spieler-Agent, sieht in den Waffen ein Status-Symbol für den jungen Athleten, dass an die gleichen Macho-Instinkte appelliert wie schnelle Sportwagen oder Goldketten.

Mitunter, sagt Huyghue, könne er aber die Ängste der Spieler auch nachvollziehen: “People don’t realize how many aggressive fans there are. There are a lot of people out there who want to make a name for themselves by taking on a football player. In my opinion, those types of confrontations have increased in number and intensity.

Umgekehrt gibt es auch NFL-Spieler die als öffentlich bekannte Waffengegner auf der Schwarzen Liste der Waffen-Lobby NRA stehen: Doug Flutie, Vinny Testaverde und Keyshawn Johnson (was man bei seinem Ego nicht unbedingt vermutet hätte).

Greg Anthony, ehemaliger NBA-Pointguard, sieht ähnliche Entwicklungen auch in der NBA. Würde er den Anteil der waffentragenden in den 90ern auf unter 5% schätzen, so hat sich seiner Schätzung nach die Zahl inzwischen verdreifacht.

Unabhängig Wissenschaftler sind über diese Zahlen nicht erstaunt. Nach deren Schätzungen sind in 40% aller US-Haushalte Waffen und dass der Anteil beim sehr männlich dominierten Football höher wäre, sei normal.

Das Problem bei den Football-Spielern ist aber die höhere Belastung durch Stress und Emotionen. Was für gruppendynamische Prozesse in einer Horde von 60+x adrenalin-geschwängerten NFL-Profis abgehen können, mag ich mir nicht vorstellen wollen.

Michael Strahan erzählt von einem Vorfall in den 90ers, als in der Giants-Kabine ein Spieler ausrastete und damit drohte aus seinem Auto eine Waffe zu holen um den Mitspieler zu erschiessen. Nur mit Mühe konnten mehrere Mitspieler den Mann von seinem Tun abhalten.

Es gibt zwar eine offizielle NFL-Regelung zum Thema Waffen, allerdings wird diese nicht besonders stark befolgt.

Das Waffenthema gerät derzeit verstärkt in den Medien, da in den letzten Monaten es hinreichend viele Vorfälle mit NFL-Spielern und Waffen gegegen hat. Die ganze Bandbreite durch: vom Drohen mit Waffen bis hin zum unerlaubten Führen einer Waffe weil alkoholisiert am Steuer (McNair).

Fred Lane, RB der Carolina Panthers, wurde im Februar 2000 verhaftet, weil er illegal ein Gewehr bei sich im Auto führte. Einige Monate später wurde Lane von seiner Ehefrau mit diesem Gewehr erschossen.

Letztendlich spiegelt die Einstellung der NFL-Spieler zu Waffen nur die US-Gesellschaft wieder. Zahlreiche NFL-Spieler wissen von tödlichen Gewalttaten in ihrem Umfeld zu berichten, oder waren selber betroffen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp