F1 2004 Vorschau: Die Regeln

Es hat sich bei den Piloten nicht soviel getan, daher düfte der spektakulärste Faktor für größere veränderungen in dieser Saison die neuen Regeln sein. Und dort wird alles in den Schatten gestellt von der neuen Ein-Motoren-Regel.

Ein Motor pro Wochenende

Es darf für jeden Piloten pro Rennwochenende nur noch ein Motor eingesetzt werden. Wechselt der Fahrer ins Ersatzfahrzeug, muß der Motor ebenfalls aus- und ins Ersatzfahrzeug eingebaut werden. Für jeden neuen Motor den der Fahrer im Laufe des Rennwochenendes einsetzt, wird er für das Rennen um 10 Startplätze nach hinten strafversetzt.

Erlaubt sind nur Reparaturen an der “Oberfläche” des Motores.

Hintergrund ist die mit der geringeren Anzahl der eingesetzten Motoren verbundene Kostenreduzierung, was den kleinen Teams entgegenkommen soll. Andere argumentieren aber, dass das Hochzüchten der Motoren für die längere Standfestigkeit für eine Kostensteigerung verantwortlich ist. Der nächste Schritt ist für 2005 vorgesehen, wenn die Motoren gar 2 Rennwochenenden durchhalten sollen.

Die neue Regel hat zwei Konsequenzen für die Rennen. Zum einen werden die Teams die Rennwochenende sehr “konservativ” angehen. Das heißt dass der fürs Testen vorgesehene Freitag eine sturzlangweilige Veranstaltung wird. Und vermutlich wird auch das erste Qualifying, da die beiden Qualifikationszeiten nicht zusammenaddiert werden, von den Fahrern nicht mit Volldampf bewältigt werden.

Die letztes Jahr neu eingeführte Punkteverteilung belohnte bereits die Fahrer die vielleicht nicht viele Rennen gewannen, aber regelmäßig ankamen. Die neue Motorenregelung geht einen Schritt weiter in diese Richtung.

Man wird abwarten müssen, ob die neue Regel die Fahrer kastriert, weil sie häufig mit “angezogener Handbremse” fahren, oder ob sie für ein kunterbunt gemischtes Startfeld sorgen, weil irgendwelchen Highflyern der Motor im Training um die Ohren geflogen ist und sie sich hinter de Minardis einordnen müssen.

Qualifying

Wieder einmal wurde am Qualifying-Modus geschraubt und keiner weiß warum es eigentlich ausgerechnet diese Änderungen gab. Ich kenne keinen der im Vorfelde für so ein Modell eintrat.

Beide Qualifikationsläufe finden am Samstag ab 14h statt, direkt hintereinander. Dabei dient der erste Lauf nur für die Plazierung im 2ten Lauf, sprich: der Schnellste darf zuletzt starten. Diejenigen die im 1ten Lauf ausfallen, starten im Rennen von hinten. Der erste Lauf wird nach der Reihenfolge des letzten Rennens gestartet. Der Sieger zuerst.

Zwischen den Qualifyings darf an den Autos gearbeitet werden, nach dem 2ten Lauf wird der Bolide in den Parc Fermé gerollt.

Ich bin gespannt was bei angekündigtem schlechten Wetter passiert, ob wie beim 1ten Qualifying ein Schleichen um die Wette beobachten werden, weil jeder die 2te Qualifikation vor — sage wir — 15h30 fahren möchte, bevor der Regen einsetzt.

Ich wage die Prognose: dieser Qualifying-Modus wird nach der Saison wird verändert werden.

Der Freitag

Der Freitag ist durch das entfallene Qualifying völlig entwertet worden. Das einzig spannende: die Teams müssen sich im Laufe des Freitages für ihre Reifen entscheiden. Bis Samstag, 9h, muss die Entscheidung eingereicht sein. Für den Freitag selber sind nur 3 Reifensätze erlaubt.

Die hinteren sechs Teams haben das Recht ein drittes Fahrzeug zum Testen einzusetzen. Was den Kostenreduzierungsmaßnahmen Hohn spricht… Und so richtig wertvolle Erkenntnisse auch nicht bringt, da nur unerfahrene Fahrer im dritte Wagen eingesetzt werden dürfen (dürfen 2002 und 2003 nicht mehr als 6 GrandPrixs gefahren sein).

Elektronische Fahrhilfen

Verboten wurde die “Launch Control“, also die Startautomatik. Hingegen nahm die FIA Abstand von einem Verbot der Traktions-Kontrolle, da diese angeblich nicht kontrollierbar und damit durchsetzbar wäre. Die Traktions-Kontrolle darf aber erst bei Geschwindigkeit über 100kmh einsetzen.

Tempo-Limit

In den Boxen wird nun die Max-Geschwindigkeit auf 100kmh (vorher: 80kmh) erhöht. Damit sind Tankstopps schneller absolvierbar, der Trend könnte also zur 3- oder 4-Stopp-Strategie gehen, was nicht unbedingt der Übersicht und Spannung auf der Strecke dient…

In Sonderfällen, z.B. Monaco, kann die Höchstgeschwindigkeit immer noch herabgesetzt werden.

Alles in allem scheinen die Verantwortlichen beim beschluß der neuen regeln von allen guten Geistern verlassen worden zu sein. Das ist keine stringente Reform, die angesichts des Kostendrucks nötig wäre, sondern ein Herumlavieren zwischen radikalen reformen und den Interessen der großen Automobilhersteller.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp