Miamis Wannstedt geht freiwillig

… und zwar sofort.

Dave Wannstedt, Headcoach der darbenden Miami Dolphins (1 Sieg in 9 Spielen), ist am Montag Abend zurückgetreten. Der Defense Coordinator Jim Bates wird als Interims-Coach fungieren.

Wannstedt gab als Begründung an, dass inzwischen all das Gerede um seine Zukunft bei den Dolphins negative Effekte auf die Mannschaft hätte und es daher im besten Interesse aller ist, wenn er nun seinen Hut nimmt.

Neben Wannstedt hat auch der “Club President” Eddie Jones seinen Rücktritt nach der Saison angekündigt.

Der Rücktritt von Wannstedt geschah gegen den Willen des Teambesitzers Huizenga, der die Saison in Ruhe und mit Anstand beenden wollte, aber Huizenga liess sich von Wannstedt weichklopfen.

Das der Rücktritt ausgerechnet in dieser Saison geschieht, ist so etwas wie Ironie der Geschichte. Wannstedt war in Miami nie beliebt. Der kulleräugige Mann mit der Rotzbremse rückte als Headcoach nach, nachdem der Strahlemann Jimmy Johnson mit seiner Beton-Föhnfrisur mit seiner Karriere aufhörte. Dort wo Johnson eine respektierte NFL-Kompetenz war (Zillionen SuperBowl-Siege mit den Cowboys, erfolgreicher College-Coach, aber an den Dolphins biß er sich die Zähne aus), allzeit für knackiges mediales Statement bereit war, heftete Wannstedt aus seiner Zeit als Bears-Headecoach ein Loser-Image an. Wannstedt blieb unscheinbar, hatte einfach nicht das Format dass die anspruchsvollen Dolphins-Fans von einem Nachfolger von Shula und Johnson erwarteten.

Die Dolphins sind nun seit Jahren sportlich auf den absteigenden Ast, verschiedene Versuche mit neuen RBs oder QBs oder WRs die Mannschaft nach vorne zu bringen, fruchteten nicht wirklich. Wannstedt fuhr in 4 Jahren nur einen Playoff-Sieg ein.

Seit 2-3 Jahren foderten die Fans nach jeder Saison die Entlassung von Wannstedt, ohne Erfolg. Wannstedt geht nun ausgerechnet in einer Saison in der er wirklich gute Entschuldigungen hätte. Eine Reihe von Verletzungen und Karriereende vor der Saison hinterließ die gesamte Offense in Trümmern.

Ob trotzdem dabei am Ende des Tages eine Bilanz von 1-8 herauskommen muss, bezweifeln nicht nur Dolphins-Hardcore-Fans. Die Konsequenz: ins Bodenlose fallende Zuschauerzahlen in Miami, die Huizenga spätestens nach der Saison wohl die Notbremse hätten ziehen lassen.

Was nun? So lange die Saison läuft, können die Dolphins nicht wirklich gut irgendwelche unter Vertrag stehende Coaches oder Assistenten anquatschen. Steve Spurrier, die furios in Washington gescheiterte Coach-Legende der Florida Gators, wird wohl von Seiten der Dolphins nicht angesprochen werden. Schnell könnte LSUs Nick Saban im Mittelpunkt rücken, der aber nicht ganz so leicht für NFL-Football zu begeistern ist (letztes Jahr sagte er den Atlanta Falcons kurzfristig ab)

Am Ende bleibt das Erstaunen was mit einer, neben den 49ers, der profiliertesten NFL-Franchise geschehen ist. Ach ja, die 49ers…

(siehe auch NY Times)

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp