Moin!

Liverpool “nur” 2:1 gegen Juventus, Lyon “nur” 1:1 gegen PSV Eindhoven. Zeitungen schreiben Juve und den PSV bereits ins Halbfinale. Es täte vielleicht nicht schlecht, die letzten Auswärtsspiel-Ergebnisse in der Championsleague von den “Reds” und Lyon ins Gedächnis zu rufen…

Heute findet theoretisch auch das Mailänder Derby Inter gegen AC (oder umgekehrt?) statt, de-facto kennen die deutschen Zeitungen nur ein Thema: Mourinho, Mourinho, Mourinho. Wie gut dass ich es bereits gestern verbraten habe. Die deutschen Zeitungen spielen die ganze Palette der Antipathie aus: “Giftmischer”, “Arroganz”. Wenig zu spüren von der Grandezza mit der Mourinho aus Chelsea ein Erfolgsmodell macht und die eben mehr ist, als nur das Reinpumpen von Öldollars ist. Ein Artikel in der FAZ trifft es gut:

So viel Arroganz muß man sich leisten können: durch die Paarung mit Ehrgeiz und Erfolg. Und das Auftreten eines Eroberers. Dunkel funkelnde Augen, bronzener Teint, graumelierter Kurzschopf, fein geschnittene Züge, dazu der Anflug eines Nachmittagbartes, weil er sich vor Spielen grundsätzlich nicht rasiert: So könnte Jose Mourinho auch einen portugiesischen Entdecker in einem Seefahrerfilm spielen. Den Eroberer-Look, den Siegerblick kombiniert er stilsicher mit eleganten Mänteln und sportlich-federndem Auftritt. Aber er hat nicht nur das grimmige Pokerface im Repertoire oder die kühle Arroganz, auch einen entwaffnenden Charme und eine unterhaltsame Rhetorik voll Witz und Ironie.

Weswegen Mourinho für mich eben nicht nur ein potentieller Kokser ist, sondern eine der derzeit interessantesten Figuren des Weltfußballs.

Was mir bis gestern nicht bewusst war, dass der “Platzverweis” von Mourinho, nicht ein einfaches “auf die Tribüne schicken” ist. Vielmehr ist Jose Mourinho jedwede Kontaktaufnahme mit dem Team verboten. Mir ist nicht bekannt bis zu welchem Zeitraum vor dem Spiel sich diese Kontaktsperre erstreckt (“in den Stunden vor dem Spiel“). Tatsächlich hat ihm aber die UEFA jedwede Tür aufgemacht, um die Limits des Kontaktverbotes auszureizen. In der Berliner Zeitung erklärte UEFA-Sprecher Frits Ahlströhm: “Wir kontrollieren ihn nicht. Wir müssen ihm vertrauen. José ist ein guter Junge.“. Der Kontrolle wird sich Mourinho möglicherweise auch dadurch entziehen, dass er bei sich zuhause bleibt und vielleicht von dort aus mit diversem elektronischen Schnickschnack Kontakt hält.

Mourinho-Literatur: FR, Tagesspiegel, Berliner Zeitung, FAZ,

Die Artikel mit Nährwert verbergen sich etwas weiter hinten. In der FAZ analysiert Christian Eichler den Club Chelsea. Was ist für ein Club zur europäischen Spitze notwendig, außer einer guten Truppe? Chelsea hat durch das Stadion bedingt, strukturelle Probleme. Trotzdem wird das verbaute Stadion effizient genutzt. Das “Matchday Income“, also das Geld das die Besucher Spiel für Spiel im Stadion bei den Eintrittskarten, Bratwurst und Fanschal liegen lassen, liegt bei 68,– EUR und ist lt. FAZ “Weltspitze”, doppelt so hoch wie bei den Bayern.

Peter Kenyon, der “Monetenmacher” der aus Manchester geholt wurde, will die Kostenseite, namentlich Spielergehälter, runterschrauben und die Einnahmenseite durch Vermarktung vorallem in China und Nordamerika verbessern: Chelsea TV und Auslandsreisen.

Der zweite lesenswerte Artikel ist ein Interview mit dem “großen, alten Mann” bei den Bayern, der weder groß, noch alt ist, aber maximale Lässigkeit und Souverinität hinlegt: Bixente Lizarazu in der SZ.

SZ: War es schwer für Sie, Uli Hoeneß anzurufen und ihn zu fragen, ob Sie zurückkommen können?

Lizarazu: Es ging nicht um einen Gefallen, und ich war auch nicht schüchtern. Dazu habe ich keinen Grund – ich habe schon alles gewonnen im Fußball. Und ich glaube auch nicht, dass sie mich genommen haben, weil ich ein cooler Typ bin.

Im Profifußball ist so etwas sowieso unmöglich. Sie haben mich genommen, weil sie Bedarf hatten. Ich wusste das, und ich habe auch keine Angst gehabt, Uli (Hoeneß) anzurufen. Mit Uli und Karl-Heinz (Rummenigge) ist es ganz einfach. Du kannst über alles mit ihnen sprechen.

Entweder sagen sie ja oder nein. Ich wusste, dass die Antwort nicht heißen würde: ,Vielleicht, mal sehn, warte ab.‘ In diesem Klub gibt es kein Bla Bla. Einen Tag später hatte ich die Antwort, der Respekt unter uns ist sehr groß.

Auf ein Neues

Gestern gab es in Hamburg ein sportives Großereignis. Nein, nicht der 1:0-Sieg des FC St.Paulis gegen die Amateure des HSVs, vor über 18.000 Zuschauer am Millerntor.

Die Rede ist von der Saisoneröffnung der DTM in Hamburg, die gestern nachmittag über 15 – 25.000 Zuschauer verfolgt haben sollen, inkl. einer Rundfahrt vom Rathausmarkt rund um die Binnenalter zum Gänsemarkt. Alle lechzen nach einem DTM-Rennen in Hamburg. Selbst Norbert Haug dürfte ob der Aussicht ein Stadtrennen in einer Metropole zu halten, ganz porös werden.

Ich kann ja der DTM nur mäßig viel abgewinnen. Jedesmal fixt sie mich zu Saisonbeginn an, dann schaue ich mir das erste Rennen an und halte zirka eine halbe Stunde aus. Ich mag das Fahrerfeld nicht, bei denen es zwanzig Werkteams von drei Automarken gibt und dazwischen einige reiche Privatiers. Ich mag die chaotische Kameraführung der Öffentlich-Rechtlichen nicht. Kurz: ich brauche einen Rennen um vergrault zu werden.

Ich gebe aber zu, dass auf ein Neues, die DTM einen Reiz auf mich ausübt. Die Zeiten der reichen Grafen die sich in die Serie einkaufen sind vorbei, zugunsten von werbeträchtigen Sympathieträgern wie Frentzen, Alesi und Häkkinen. Dazu talentierte Race wie McNish und Jamie Green, der in der Formel 3 Euro alles, inkl. Rosbergs Filius gebügelt hat.

Mit MG kommt endlich eine neue Marke hinzu (wann sie dieses Jahr beginnt, ist noch unklar). Großes Fragezeichen aber nach dieser Saison, was wird, wenn Opel aus der Serie aussteigt.

Neues Reglement: Handicap-Gewichte für die Platzierten und deren Markengefährten.

Neue Rennen: Brünn, Spa, Avignon (obwohl fahrerisch wg. mangelnder Überholmöglichkeiten öd) und die F1-Strecke von Istanbul. Bis auf Hockenheim, wird also keine deutsche Strecke mehr zweimal angefahren.

Alle Rennen und Qualifyings werden live in der ARD übertragen, die Rahmenrennen am Samstag und Sonntag auf PREMIERE.

In die Reuse

Cleveland – NJ Nets 80:111
Washington – Boston 108:116
Charlotte – LA Clippers 102:104
Atlanta – New Orleans 86:96
Miami – Chicago 104:86
NY Knicks – Indiana 79:97
Memphis – Denver 91:94
Dallas – Orlando 114:105, Nowitzki wird weiter geschon, 29min SPielzeit,21 Punkte, 9Rebs. 5 weitere Spieler der Mavs mit zweistelligem Score, Terry mit 13 Assists.
Utah – Portland 90:79
Phoenix – LA Lakers 125:99
Sacramento – Seattle 122:101
Golden State – Houston 122:117

Die Lakers sind nach der krassen 24-Punkte-Niederlage in Phoenix nun auch rein rechnerisch aus jedweder Verlosung um die Playoff-Plätze geflogen.

Im Osten haben die Miami Heat nun Platz 1 der Setzliste uneinholbar fix. Platz 3 und 4, Chicago und Washington haben verloren, Boston und Indiana (Siege in Washington und bei den Knicks) sind bis auf 2 Siege rangerückt und könnten sich doch noch Heimvorteil für die erste Runde schnappen.

Cleveland ist zwar höchstwahrscheinlich durch, spielt aber sehr instabil (Niederlage gegen Nets). Die Nets, mit zwei Spielen wenige rin der Hinterhand, sind bis auf ein Sieg an den Achten 76ers rangerückt. Orlandos Niederlage in Dallas könnte zuviel gewesen sein (1,5 Siege von 76ers weg).

Im Westen sind durch Seattles Niederlage (in Sacramento) und Dallas Sieg beide Mannschaften auf Platz 3 und 4 pari. Nach unten hin, regt sich nicht viel, Heimrecht sieht ungefährdet aus. Ebenso scheint sich auch in Sachen Playoff-Ambitionen nicht viel zu tun. Allenfalls Minnesota hat mit 2,5 Siegen Abstand Chancen die Grizzlies einzuholen. Aber aus den letzten 10 Spielen leistete sich nicht ein Playoff-Team im Westen eine negative Bilanz.

Derzeit beeindruckt im Westen vorallem der Lauf von Phoenix und Denver. Denver, als derzeit Siebtplatzierte, könnte das unangenehmste Team im Playoff-Topf sein, da nützt einem auch das Heimrecht als Zweit-, Dritt- oder Viertplatzierter nicht.

Kurz und schmerzlos

Ausgehend von einem Gerichtsurteil in Hamburg, hat die DEL ein Problem. Eine Mutter wurde von einem über die Längsseite hinausfliegenden Puck schwer getroffen und ist mit ihrer Schadensersatz- und Schmerzgeldforderung durchgekommen. Das Hamburger Landgericht hat außerdem verfügt dass Sicherheitsnormen die Anbringung von Fangnetzen an der Längsseite erforderlich machen (Abendblatt).

PREMIERE sagt: Tests hätten ergeben, dass sich dann Eishockey-Spiele nicht vernünftig übertragen lassen. Die DEL sucht nun einen Kompromiß und hat beim DIN-Ausschuß für Sicherheitsnormen beantragt, auch eine Erhöhung der Plexiglas-Scheiben auf 2m85 zu akzeptieren.

Der Artikel im Hamburger Abendblatt spricht interessanterweise davon, dass es pro Saison zu 4-5 schwereren Verletzungen durch hinausfliegende Pucks kommt. Eine Zahl die ich so nicht erwartet hätte.

In Sachen Dopingfall Danilo Hondo hat Hondo um die Öffnung der B-Proben gebeten (FAZ). Hondo war bei der Murcia-Rundfahrt gleich zweimal positiv auf Aufputschmittel getestet worden. Untersuchungen von Hondos Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamente waren erfolglos. Wenn alles normal weiter seinen Gang der Dinge geht, wird er innerhalb der UCI für zwei Jahr gesperrt, darf 4 Jahre lang nicht eine einem ProTour-Team verpflichtet werden und verliert selbstredend seinen Platz im Team Gerolsteiner. Wäre er Baseballer, dürfte er sich inzwischen wieder auf seinen Drahtesel schwingen…

Screensport

Radsport, 2te Liga Nachholspiele, Championsleague, Baseball.

14h30 Radsport UCI ProTour Gent – Wevelgem, EUROSPORT live
15h30 MLB NY Yankees – Boston, NASN
16h30 Radsport UCI ProTour Baskenlandrundfahrt, Etappe 3, EUROSPORT live
18h00 Zweite Liga
Top-Spiel: Greuther Fürth – Burghausen
Konferenz: Karlsruhe – Oberhausen, Erfurt – Unterhaching
19h00 MLB Houston – St.Louis, NASN
20h45 Championsleague Chelsea – Bayern, AC – Inter, SAT.1 und PREMIERE live
Für PREMIERE: Marcel Reif in London, Roland Evers aus Mailand. Für SAT.1: Erich Laaser in London.
3h30 NY Yankees – Boston, NASN

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. besten dank für die vielen mourinho-links, aber einen artikel hast du wohl übersehen: im spiegel vom montag hat sich matthias mattusek über mourinho und chelsea ausgelassen und imho sehr viel richtiges dazu geschrieben. kern der argumentation: skrupellose technokraten der fussballmoderne im kampf gegen eine rückständige, reaktionäre funktionärskaste, ausgang offen.

  3. Und noch ein Mourinho-Artikel, vielmehr ein Kommentar, war gestern lesenswert. In der SZ schrieb Klaus Hoeltzenbein über “Unter Haien”:

    Es besteht die Gefahr, dass der Trainer des FC Chelsea zwischen Genie und Wahn verbrennt, ähnlich wie es mit Christoph Daum geschah.

    Na, wenn da mal nicht jemand allesaussersport liest ;-)

    Sehr schön das Fazit:

    Mourinho – der neue Robin Hood? Für alle, die es schon vergessen haben: Chelsea kam gegen den FC Barcelona durch ein irreguläres Tor weiter. Ein Spieler hatte den Torwart auf der Linie gefoult. Englische Zeitungen berichteten, diese Art des Foulspiels werde bei Chelsea trainiert. Das tun andere Haie auch. Nur heulen die später nicht im Becken.

  4. Nicht übersehen, ich bin kein SPIEGEL-Leser (bekomme von der Freundin den “alten” SPIEGEL für 1-2h zum Durchblättern) und der SPIEGELonline-Inhalt ist im Allgemeinen zu dürftig, als das ich mir die Mühe mache die Site täglich zu besuchen.

    Matussek, na ja, ich habe vor Monaten seine Reise durch die östl. Bundesländer gelesen und das war arg mau. Aber…

    skrupellose technokraten der fussballmoderne im kampf gegen eine rückständige, reaktionäre funktionärskaste, ausgang offen

    … klingt wiederum wie Punktlandung.

  5. Auswärtsspiel-Ergebnisse in der Championsleague von den “Reds” und Lyon ins Gedächnis zu rufenÂ…

    Trotzdem habe ich nach den gestrigen Spielen den Eindruck, dass sich Juve und PSV durchsetzten werden.
    Juve, gestern kurz vorm Untergang, wurde von Minute zu Minute stärker, Liverpools Powerfussball reichte nicht, diese unsäglichen Spielverderber zu Null zu schlagen. Nu hamse den Salat. Habe den Eindruck, Juve wird sich auch zu Hause hinten reinstellen und auf die eine Chance warten, harrharrÂ…
    Lyonnais, typisch – irgendwann ist für die Hurra-Mannschaften eben Schluss.
    Spannend bleibtÂ’s trotzdem, das ist gut.

  6. Nochmals zur Parallele Mourinho/Daum und dem entsprechenden Koks-/Drogen-Verdacht…

    Hat es in irgendeiner anderen Sportart oder dem Fußball selber, einen langfristig erfolgreichen Trainer gegeben, der derart “hochtourig” bzw. umtriebig agiert? Wie lange kann man das ohne künstliche Hilfsmittel machen?

    Ich grübel über Football, Basketball und Fußball nach, mir fällt keiner ein. Erstaunlich viele Trainer agieren eher mit Kühle und Ruhe. Selbst die Trainer die am Spielfeldrand mit rotem Kopf rauf- und runterrennen, sind spätestens Off-Field viel gelassener.

    Der einzige annähernd umtriebige Trainer der mir einfällt, ist Pat Riley. Just jener Pat Riley ist erklärtermaßen Vorbield für Christoph Daum gewesen (zumindest zu Leverkusener Zeiten)