NFL Shots von Week 5

Nach den mitunter sinistren Niederlagen von Philadelphia, Atlanta und San Diego, sieht es so aus, als würde der NFL diese Saison kein wirklich dominantes Team abgehen. Gut, Indianapolis sieht derzeit sehr souverän aus, aber bei dem Spielplan? Der erste wirkliche Härtetest kommt erst Anfang November, gegen New England.

Dallas – Philadelphia 33:10. In den Vorwochen machte die Offense der Cowboys, ausgehend von der Offenseline, einen alles andere als guten Eindruck und am Sonntag überrollen diese Texaner die Eagles 27:3 in Halbzeit 1. Es gibt eine Zahl in der all das Elend der Eagles drinsteckt: 19 Minuten Spielzeit. Die Spielanteile waren 41Minuten zu 19 Minuten zugunsten der Cowboys verteilt. In der ersten Halbzeit hatten die Eagles 6 Drives, von denen nur einer länger als 16yds war. Drei der Drives hatten negative yards.

Die Eagles bekamen ihre Offense überhaupt nicht in Gang und gleichzeitig wurde die Defense mit Pässen bitter verbrannt. Wo die Cowboys OL bis dato einen schlechten Job machte, spielte sie auf einmal grandios auf. Kein Sack für Bledsoe, der häufig viel Zeit in seiner Pocket hatte und 167yds Laufspiel. Die Eagles Secondary kollabierte. Etwas erstaunlich wenn man sich die Namen in der Defense anschaut, aber die Eagles-Secondary erlebte und DefCoord. Johnson immer wieder solche Kollapse, wo sie nie ins Spiel kommt.

Das Desaster rund um die Eagles-Offense (129yds Raumgewinn, 19 durch Laufspiel) kommt dagegen nicht ganz so überraschend. Schon in den letzten Wochen hatte man den Eindruck, dass QB McNabb mit seinem Pass-Spiel Probleme im Laufspiel kompensieren muss. Das schlug gegen eine gute, aggressive DL der Cowboys völlig fehl und zu allem Überfluß verschlimmerte sich die Leistenverletzung von McNabb so sehr, das sein humpelnder Schritt ab dem dritten Viertel nicht mehr mit anzusehen war. Bei Philly werden die Alarmglocken läuten, denn neben dem Laufspiel haben sich nun mit einem Schlag zwei neue Baustellen aufgetan: die Secondary und McNabb. Die Bye-Week hätte nicht besser kommen können.

Die Baltimore Ravens haben sich mit der 17:35-Niederlage in Detroit (repeat: in DETROIT!) völlig zur Lachnummer entwickelt. Sensationelle 21 Penalties (NFL-Rekord: 22) sowie 2 Platzverweise alleine von den Ravens. Interessante Frage: warum läßt man einen unerfahrenen, fragwürdigen QB 37x werfen, wenn man im Backfield zwei Runningbacks hat, die in der Partie einen Schnitt von 5yds pro Lauf haben? Und zwar ohne dass das Ergebnis eine frühe und schnelle Aufholjagd notwendig macht?

Rückschlag für Miami. 14:20-Niederlage in Buffalo dank undisziplinierter Leistung (18 Penalities, Killer-INTs von Frerotte). Und Buffalo hat mit diesem ersten Sieg von QB Holcomb (20 von 26, 1TD) eine QB-Controversy im Haus. Sofern sich Holcomb nicht seine übliche Quartalsverletzung zuzieht, kann ein nochmaliger Tausch mit QB JP Losman erstmal schwer verargumentiert werden.

Habe ich heute schon Superlative wie “verprügelt“, “verdroschen“, “zertrümmert” oder “vernichtet” benützt? Green Bay – New Orleans 52:3, in Worten: Zweiundfünfzig zu Drei. Die sonstigen Statistiken lesen sich noch nicht einmal so schlecht für New Orleans. Die Pass-Werte der Saints sind grottig, aber durch den 3:35-Halbzeit-Rückstand erklärbar. Aber um die Niederlage dann noch einmal so richtig reinzupfeffern: RB Deuce McAllister ist wg. Bänderschaden höchstwahrscheinlich out for the season, womit das Laufspiel der Saints ad acta gelegt werden kann.

NY Jets – Tampa Bay 14:12. Das Spiel war keine Schönheit, aber packend im Schlagabtausch der Defenses. Der Unterschied machte die Red Zone-Defense bzw. -Offense. Die Buccs bekamen im Angriff nichts auf die Reihe. Teils durch Strafen, teils weil der Verlust von RB “Cadillac” Williams durch Pittmann (46yds) nicht ausgeglichen werden konnte. Ohne Cadillac mussten die Buccs spätestens nach dem ersten Down immer komplett auf Pass gehen und waren entsprechend simpel auszuschalten. In der gesamten zweiten Halbzeit wurde bis auf zwei Ausnahmen ausschließlich bei 1st Down gelaufen und das zweite und dritte Down waren Pässe. Dazu kamm dann ein QB Brian Griese, der alles andere als souverän wirkt. Au contraire. Er hat mir überhaupt nicht gefallen. Unmotivierte, unpräzise Pässe.

Die Rückkehr des 41jährigen Vinny Testaverde gestaltete sich nach dem Motto: nur keine Bolzen bauen. Sehr konservativ und risikoarm. Kein Wunder nachdem er eigentlich schon mit dem Profifootball abgeschlossen hat. 13 von 19, 1INT. Auch das Laufspiel um Curtis Martin (23 Rushes, 59yds) wurde nicht ins Laufen gebracht. Aber in der punktearmen Partie waren seine beiden TDs aus Läufen in der Red Zone heraus, dann ausschlaggebend.

Kein schöner Sieg für die Jets, aber einer auf dem sich aufbauen läßt, nach all den Problemen mit den QBs. Umgekehrt hat sich die Leistung der Buccs aus den ersten Wochen relativiert. Über die Defense muß nicht diskutiert werden, aber die Offense macht Sorgen.

Atlanta – New England 28:31. Der kurzfristige Ausfall von QB Michael Vick sorgt noch im Nachhinein für Ärger. Zum einen ist es offensichtlich, dass die Falcons Schindluder mit den Verletztenmeldungen getrieben haben und Vicks Zustand unter der Woche wesentlich besser dargestellt worden ist, als er in Wirklichkeit war. Erst war er “probable”, ehe er plötzlich am Samstag zu “questionable” wurde und am Sonntag morgen dann “out” war. Den gleichen Trick hat vor einiger Zeit auch Belichick himself gemacht.

Der Ausfall von Vick stellt aber auch die Frage nach seiner Verletzungsanfälligkeit und Toughness. Vick ist immerhin nicht irgendjemand, sondern, auch finanziell, das Fundament der Falcons-Franchise. Tatsächlich hat er aber in seinen fünf Jahren bei den Falcons noch nicht ein Jahr komplett durchgespielt.

Inzwischen kommen Gerüchte auf wonach er ein empfindliches Knie hat und lieber einmal zuviel als zuwenig aussetzt.

Sein Ersatz Matt Schaub, und das ist eine der überraschenderen Erkenntnisse aus dem Spiel, hat ihn aber problemlos und beeindruckend vertreten. Die Offense der Falcons passte sich recht problemlos an: von einer laufintensiven Offense wurde auf ein Angriff mit Schwerpunkt Pass umgeschaltet.

Erleichtert wurde es durch die Secondaries der Patriots und der Falcons, die beide einen “Tag der offenen Tür” hatten. Die Partie hatte deshalb einen “sehr luftigen Touch”. Brady konnte ungestört 50-60yd-pässe werfen, die 5 Sekunden in der Luft hingen. Gegen Pittsburgh wären das nicht nur sichere Interceptions gewesen, Brady hätte seinen Unterkiefer in Stücken vom Rasen aufsammeln können.

So nett der Sieg für die Patriots gewesen ist, die Secondary bleibt ein enormes Problem. Aber nichtsdestotrotz beeindruckend. Brady lenkt das Team und Vinatieri macht einen siegbringenden FG Sekunden vor Schluß.

St. Louis (Niederlage 31:37 gg. Seattle) gehört weiter zu den Teams die weit unter Potential spielen. Nun gibt es Leute die behaupten das Coach Mike Martz Teil des Problems ist. In diesen Wochen stimmt es sogar. Martz hat sich eine bakterielle Infektion (oder Entzündung?) am Herzen zugezogen. Bereits letzte Woche wurde gemunkelt, dass er nicht ganz bei der Sache sei, nur zu wenig am Training teilnehmen könne. Inzwischen ist die Sache ernster geworden und gestern nahm Mike Martz unbefristeten Urlaub zur Heilung und Genesung. Vorerst übernimmt Assistant Headcoach Joe Vitt das Training.

Houston – Tennessee 20:34 Die Zahl des Spiel: 7 Sacks gegen QB Carr. Die Texans bekommen den gegnerischen Pass Rush nicht in Griff. Carr wurde in nur 4 Spielen unglaubliche 27x gesackt. Der erste Assistent ist bereits geflogen und an einer Rückkehr von Headcoach Dom Capers nächste Saison glaubt derzeit keiner. Die neueste NFL-Franchise hat im vierten Jahr ihres Bestehen nicht nur stagniert, sondern einen gewaltigen Rückschritt gemacht.

San Francisco – Indianapolis 3:28. QB Alex Smith: 5 Sacks, 4 INTs, 9 von 23, 74yds Pässe, QB-Rating: 8,5. 10 Turnovers bei 9 Completions. Autsch. QB Alex Smith ist ein Flop. Punkt.

Arizona – Carolina 20:24. Die Panthers sehen weiterhin nicht souverän aus, während nach Ansicht der Beobachter QB McCown trotz Niederlage und 3INTs immer mehr in den Sessel von Kurt Warner reinspielt.

Denver – Washington 21:19. Ich habe auf Washington keinen Pfifferling gegeben, aber in Denver nur mit 2Pkten zu verlieren, Donnerwetter. Joe Gibbs scheint wirklich den starken Wurfarm von QB Brunell verwenden zu wollen, ließ ihn 53x werfen und Brunell machte 322yds Raumgewinn. Zum Vergleich: Plummer 92yds(!).

Jacksonville – Cincinnati 23:20.

San Diego – Pittsburgh 22:24. Das Spiel der Steelers erinnerte an die Partie vor zwei Wochen gegen die Patriots, als die Steelers bis zum vierten Viertel wie von einer anderen Welt spielten, als wären sie die Unbesiegbaren. Nun auch in San Diego: was die Steelers in der ersten Halbzeit in Offense und Defense zeigten, war so krachledernd dominant, das ich darauf wartete das Schottenheimer das weiße Handtuch werfen würde.

Aber eben nicht über die gesamten 60 Minuten und San Diego kam wieder zurück.

Das Problem der Steelers, das dem cleveren Gegner eine Rückkehr ins Spiel ermöglicht, ist die Defense. Zum einen machen die Steelers anscheinend in ihren Blitzing Schemes keine Änderungen zur Halbzeit und werden berechenbar. Sowohl die Chargers als auch die Patriots kamen im 4ten Viertel recht gut mit den Blitzen zurecht. Zum anderen scheint die Kondition der Steelers auch nicht für das aggressive Blitzen zu reichen. Jedenfalls wurde häufiger soft gespielt und voll auf die Coverage der Secondary gesetzt, nach dem Motto bend, but don’t break. Im Falle der Chargers hat das geklappt, nur zwei TDs aber drei FGs. Aber solange die Steelers selber nicht ein Highscoring-Team sind, kann sich eben jede Mannschaft mit Fieldgoals an die Steelers ranrobben und bleibt in Schlagweite.

Für die Steelers wieder dabei: Jerome Bettis in altbekannter Manier und exzellenter Form. Schrecksekunde für die Steelers: Ein Chargers-Spieler fiel auf Roethlisbergers Knie, der sich mit Schmerzen auf dem Boden wälzte und durch Charlie Batch ersetzt werden musste. Es ist nur eine Überdehnung des Knies plus Prellungen/Verstauchungen. Er soll am Sonntag spielen können.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. sehr interessant.
    woher beziehst du deine informationen?
    ist das wirklich ein von dir verfasster text?
    also das was ich bisher von dieser page gesehen habe, gefällt sehr!
    wie konnte mir diese adresse nur solange verbogen bleiben.

    zum thema:
    wieviel pech kann man haben;
    ich als jets-sympathisant bin geschockt wie schnell man seinen start und backup quaterback verlieren kann. super das sie gegen die bucs gewinnen konnten.

  3. >>QB Alex Smith ist ein Flop. Punkt.

  4. @malte: danke für die Blumen. Ja, der Eintrag ist von mir. Die Infos sind: selbst im Fernsehen gesehen, Wochenendzusammenfassungen von ESPN, CNNSI und CBS Sportsline (Banks, Pasquarelli, Judge), SportsDesk, NFL Total Aceess, 1-2 Blogs, Statistiken von NFL.com und Yahoo.com, Drive-Charts und Play-by-Play von NFL.com und ESPN, New York Times usw, usf.