Maselino Masoe – Felix Sturm

Herr Ober?! Zwei Eimer Metapher für Herrn Ploog und einen Teller Klischees für Herrn Hiepen.

Das war ein durchaus unterhaltsamer Kampf. WM-Titel im Mittelgewicht aus dem Hause WBA.

Masoe, der große Unbekannte. Beeindruckender Record, 98% KO-Quote, aber 22 Monate nicht geboxt und 39 Jahre alt.

Das fasst den Kampf erstaunlich gut zusammen.

Masoe trat bereits sehr kurios auf. Im Freizeitlook mit Schlapphut und Südseehemd, zu irgendeiner neuseeländischen Popnummer, während Universum Boxpromotion für Felix Sturm den guten alten 80er-Jahre-Bombast inkl. netzhautzerfetzender Lasershow auffahren ließ.

Masoe bot einen “ehrlichen” Kampf. Immer bemüht. Anfangs sah man auch was ihn gefährlich machte. Ein Mann mit Bügeleisen in den Handschuhen. Felix Sturm ist mehrmals nur Zentimeter dem KO-Treffer entgangen, Masoes Fäuste sausten knapp vorbei.

Felix Sturm war gewarnt und boxte aus der Deckung heraus, aber nicht zu defensiv, sondern sehr kontrolliert. Mit variablen Schlägen guckte er sich den vorwärtsgehenden Masoe aus und schlug hervorragende Linke, Rechte, Uppercuts, Geraden durch die Deckung, war exzellent in der Distanz, Halbdistanz und im Endfight. Es war alles dabei. Sturm zeigte eine sehr breite Palette von Schlägen.

Es war in den ersten Runden ein sehr ansehnlicher Kampf auf technisch hervorragendem Niveau. Aber Masoe musste im Laufe des Kampfes dann Tribut zollen. Zum einen seinem Alter und zum anderen den zahlreichen Treffern von Sturm. Insbesondere nach der sechten Runde, als Sturm Wirkungstreffer erzielte, war Masoe sichtlich der Zahn gezogen. Von nun an, lief es bei Masoe ungleich langsamer. Masoe, deutlich unkonzentrierter, haute sehr viele Luftlöcher, während Sturm auch bis in die letzten Runden sehr agil auf den Beinen blieb und noch schnelle Meidbewegungen durchführen konnte. Sturm hat mir sehr gut gefallen.

Die letzten zwei Runden waren dann ein Witz, weil Sturm und Trainer Timm auf Nummer sicher gingen und vorallem vor Masoe wegliefen um sich nicht doch noch einen lucky punch einzufangen. War dieses schon mitunter an der Kante des guten Geschmacks oder der Sportlichkeit, war Sturms Verhalten in den letzten 10-15 Sekunden der 12ten Runde grob daneben und versaute den ansonsten guten Eindruck: er lief vor Masoe weg und rieß dabei die Arme zum jubeln hoch, während Masoe hinterherlief.

Das Hamburger Publikum reagierte mit einem gellenden Pfeifkonzert nach dem Gong und während des Siegerinterviews. Doch auch hier zeigte Felix Sturm eine im Boxsport selten gesehene Eloquenz, als er auf die Pfiffe des Publikums einging und nicht schmollte (“Ihr ahnungslosen Spacken” oder so), sondern Verständnis zeigte und die Situation der letzten zwei Runden erklärte. Das ist so himmelweit weg von einem Huck gewesen.

Sturm gewann 2x 117:111 und 1x 115:113. Ich hatte auch 117:111, wobei man zwei weitere der ersten Runden auch Masoe hätte geben können, so dass ein 115:113 nicht sooo weltfremd ist, wie Günter-Peter Ploog es darstellte, als er den Punktrichter aus Panama allen Ernstes zum Alkoholtest schicken wollte. Solche Unterstellungen finde ich putzig bei einer Veranstaltung mit Rene Hiepen, der einst besoffen mit seinem Porsche in ein stehendes Taxi knallte, zwei Menschen verletzte und sechs Fahrzeuge demolierte.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Sturm-Masoe ein guter Kampf,Hut ab vor Masoe noch mit

    39 Jhr ,einguter Gegner.Felix Sturm setzt nicht nur seine

    Fäuste ein,er überlegt sehr genau wo und wie er seine

    Schläge einsetzt.Meine Gratulation!

    Corbert

  3. Diese Trottel-Kommentatoren (man verzeihe die eindeutige Bezeichnung) sollten auch mal solche Meldungen abgeben wenn ständig ausländische Boxer in Deutschland betrogen werden.

    Da geht’s bei jedem zweiten Kampf nicht mit rechten Dingen zu und dieser Irre beschwert sich über 115-113. Ich hatte übrigens 114-114. Von den ersten 5 Runden hatte ich nur eine für Sturm. Wenn ein Ausländer als Herausforderer in Deutschland boxt und so wenig tut wie Sturm, gewinnt er überhaupt keine Runde. Natürlich war Sturm ab der 6. Runde besser, aber im Endeffekt ist 115-113 IMO das einzig vertretbare Scoring der drei Punktrichter.

    Ach wär das schön gewesen, hätte der Masoe dem Sturm beim Weglaufen in den letzten 20 Sekunden so eine über die Rübe gezogen, daß er samt seinen Handschuhen über die Seile fliegt…. das hätte den Abend gerettet. Wahnsinn, so ein Unsympathler.

    @Kai: Die Einmarschmusik war mit Sicherheit keine Neuseeländische Popnummer, sondern ein Lied seiner Heimat Samoa (kam auch oft genug im Text vor). Wäre übrigens sehr dankbar, wenn mir jemand bei der “Ausforschung” des genauen Titels bzw. des Interpreten helfen könnte. :)

  4. Spoxen

    Spon und Boxsport – eine Welt für sich. Hauptsache lästern, hauptsache schlechtreden. Ich verlinke den miesen Artikel zum gestrigen Boxkampf zwischen Felix Sturm und Maselino Masoe nicht, sondern verweise lieber auf allesaussersport.de. Das trifft in et

  5. @Atterl: Die ersten Runden waren “Geschmackssache”. Kann man so sehen, das Sturm wenig gemacht hat. Man kann aber argumentieren, dass Masoe viel in die Luft und auf die Deckung geschlagen hat, während Sturm weniger geschlagen hat, aber öfters durchgekommen ist. Wenn Masoe mehr Wirkung erzielt hätte, hätte man darüber diskutieren können, aber nach sechs Runden war Masoes Gesicht deutlich stärker gezeichnet, als Sturms Gesicht. Von daher ist auch ein 117:111 für Sturm nicht an den Haaren herbeigezogen gewesen.

  6. mal etwas Cross-Posting von mir

    Sturm-Masoe:
    Gute Vorstellung von Sturm, hat insgesamt gute klare Aktionen gebracht und so verdient gewonnen, während Masoe sich zeitweise doch etwas an Sturms Deckung ausgetobt hat oder mal die Distanz nicht gestimmt hat … sah aber schon nach ordentlich Pfeffer hinter den Schlägen aus. Masoe hat wohl zweimal doch Wirkung bei Sturm erziehlt (will heißen, mehr oder weniger angeklingelt), aber ebenso musste Masoe in der 6ten (oder 8ten … irgendeine da wars) auch mal nen Schritt zurückweichen. Schade, dass Masoe das Tempo am Anfang zwischenzeitlich nicht gehen konnte … also schade für Masoe. Naja, insgesamt hab ich lediglich bei den Runden 3, 4, 5, 11 und 12 die Möglichkeit gesehen, sie Masoe zu geben … wobei Sturm selbst trotz überwiegendem Weglaufens in den beiden Schlurunden noch Treffer landen konnte, währed Masoe da seiner Verzweifelung Ausdruck verlieh.
    Und da verstehe ich auch nicht wo das Problem mancher Leute ist, dass Sturm da schon jubelte. Mir ist nicht bewusst, warum sich ein Sportler nicht schon vor dem “Zielstrich” freuen darf? Sicher, in den letzten 5 Sekunden ist Sturm nurnoch mit halb zugewendetem Kopf zugelaufen … da hätte Masoe nur einmal ordentlich hinspringen müssen, wenn der Ref nicht im Weg gewesen wäre … aber war das so schlimm, dass man Sturm da nen Strick draus drehen muss?
    Wenn ich das mit anderen Sportarten vergleiche regt sich da auch keiner auf. Da freuen sich Fußball-Spieler und heben die Arme hoch, bevor der Abpfiff kommt, schieben sich munter die Kugel zu und die Fans jubeln. Da ballen Biathleten nach einem erfolgreichen letzten Schießen schonmal die Faust und nehmen ne Flagge in die Hand vor dem Ziel, anstatt noch vorher anzuhalten und auf den winkenden Verfolger zu warten … für nen Zielsprint (den Masoe wohl wollte).
    Was sollte man in den letzten Runden von Sturm erwarten? Dass er zu Masoe geht, der ihn im Kampf auch schon mal hart traf (z.B. mit dem Aufwärtshaken in der Dritten) und ihm die Gelegenheit bietet, sich nochmal an ihm auszutoben?
    Ich denke nicht, dass man dies als unsportlich bezeichnen muss, eher unsportlich war es wohl vom Publikum so laut zu pfeiffen, dass Sturm im Interview (als er versuchte sich zu rechtfertigen) nach Berichten von Anwesenden (die hier posteten) in der Halle nicht hörbar war.
    Sicher, man mag es vielleicht gerne sehen, wenn ein Publikum einen Boxer anheizt, der seinen Gegner 11 Runden lang dominiert und sich dann denkt “Ach, dann hau ich in der 12ten halt weiter auf ihn ein” (Calzaghe-Lacy) … aber Sturm war sich der Punkteführung halt sicher (zurecht), aber er war sich auch sicher, dass er von einem Schlagabtausch in den Schlußminuten, bei einer Punktführung seinerseits, kaum profitieren kann (mehr als gewinnen kann man kaum, die Art des Sieges ist nicht unbedingt entscheidend … hätte Sturm den Masoe womöglich KO geschlagen, dann hätt man wegen dessen Alter lamentiert).
    Insgesamt ein guter Kampf von beiden Boxern. Beide fand ich symphatisch, ich zolle dem Felix Sturm doch Respekt, dass er im anschließenden Interview sich besser und sachlicher geäußert hat, als ich es in seiner Situation bei der Peifferei getan hätte.
    Mag sein, dass andere ihn als unsymphatisch empfinden … ich sehe es eigentlich nicht so, allerdings hab ich auch erst 2 Kämpfe von ihm gesehen (diesen und den gegen Jermain Taylor).

    Chagaev-Virchis:
    Die beiden wirkten doch etwas gehemmt. Vielleicht aus Respekt … vielleicht weil Chagaev etwas gehemmt war durch schlechten Schlaf … vielleicht weil Virchis nicht viel drauf hat… was weiß ich
    Wie dem auch sei, von den paar Minuten die ich gesehen hab, war nichts was mich von Virchis zu überzeugen vermochte … er hat die Arme ein paar mal rübergeschoben und die Deckungslücken von Chagaev ausgenutzt … aber gleichzeitig selbst ordentlich welche Geboten wodurch die besseren Treffer für mich Chagaev zu landen schien. Ja, ich hatte beinahe das Gefühl, dass der Kommentator der Kampfausschnitte am TV-Bild vorbei kommentiert (hatte glatt das Gefühl, dass man so Virchis gut labern will um ihn doch bei Spotlight zu belassen).
    Nunja, bei Virchis dachte ich gegen Sprott noch, dass ihm ne angebliche Erkältung zu schaffen machte, aber auch diesmal reichte seine Kondition nicht aus. Zudem scheint es mir glatt, als seien Schlagtechnik und -geschwindigkeit selbst von Valuev besser als jene von Virchis … wie der gestern gehauen hat … da hats mir irgendwie gegraust … ich dachte da schon Landwirt Virchis wollte da mit seinen Fäusten seiner Felder umpflügen.
    Chagaev schien mir da einfach Probleme mit seinem Gegner, vor allem mit dessen Größe, zu haben … war nicht der beste Kampf von seiner Seite.
    Wie dem auch sei, die wenigen TV-Ausschnitte die gezeigt wurden, ließen mich eigentlich nicht auf einen Virchis-Sieg spekulieren … was der Kommentator da zusammen getextet hat wirkte schon seltsam auf mich (ich glaub der wollte einfach nur den KO sehen … z.B. in der 12ten … da ging Virchis eher aus Erschöpfung KO, als er durch die Gegend stampfte, als dass Chagaev in Gefahr schien). Im Grunde genommen hätte ich Interesse, den kompletten Kampf zu sehen um wir selbst ein (Punkt-)Urteil zu bilden … aufgrund der offenbar geringeren Qualität des Kampfes relativiert sich dieses Interesse jedoch wieder, wodurch ich mich damit begnüge, dass Chagaev gewonnen hat (besser als n Draw und n Rematch das genauso wird).
    Is vielleicht auch besser, denn Virchis scheint mir kein großes Potential zu haben. Er ist kein allzu guter Boxer (macht sich bei Punktentscheidungen nicht allzu gut), bietet manch Deckungslücke, ist einfach langsam … usw.
    Valuev ist aufgrund seiner 214cm zumindest lustig anzusehen und kann so als körperliche Attraktion unterhalten … Virchis dagegen lässt mich kalt.
    Von Chagaev erwarte ich da in Zukunft mehr (wenn auch im Moment nicht allzu viel … aber noch 3-4 Kämpfe, dann kann er sich für nen Titelkampf empfehlen).

    Lustig fand ich anbei am Rande woher der “WBA Inter-Continental Title” kommt … nicht nur, dass ich von jenem Gürtel bisher nie was gehört hab (ich dachte die WBA hätt nen “International”-Gürtel im Angebot) zudem hat keiner von beiden den mitgebracht … naja, vielleicht konnte man es sich so dank der WBA-Regeln erlauben eine 10-10 Runde zu geben (was vielleicht zum Chagaev-Sieg geführt hätte), denn meines Wissens nach, ist das bei der WBO (deren IC-Gürtel ja bei Virchis um die Hüften hing … sowie wohl weiterhin um die von Dimitrenko(?)) wohl nicht drin.

    Sidorenko-Seat Cordoba:
    Sah für mich in den paar gezeigten Sekunden nicht so aus, als wenn Cordoba da viel abgestaubt hätte … daher schon lustig wie die Punkturteile durch die Gegend springen … vielleicht waren die Anwesenden Punktrichter es nicht gewöhnt im Bantam zu scoren (hab mal drauf verzichtet bei Boxrec nachzugucken).

  7. Hallo,

    weiß jemand warum sich,

    Adnan Catic
    in
    Felix Sturm

    umbenannt hat????

  8. Welcher Name hört sich auf deutsch und englisch knackiger an? “Catic” oder “Sturm” ;-)

    Eine Sache der Vermarktung. Bei Olympia nannte er sich wohl noch Catic.

  9. Jo, vielen dank,

    trotzdem noch die frage:

    Künstlername ????

    was sagt der perso. ???

  10. ging wohl um bessere vermarktungschancen in deutschland. an usa hatte er da noch nicht gedacht. außerdem begründete er den schritt damals noch damit, dass er ja nun schon so lange in deutschland sei, einen deutschen pass habe und sich auch deutsch fühlen würde, wenn ich mich richtig erinnere. aber der redet auch mal dies und mal das.

    er trat übrigens nicht nur bei olympia unter seinem echten namen an, sondern auch die erste zeit als profi. die umbennenung müsste so um 2000 herum gewesen sein.