Mein ist die Rache: Pittsburgh Penguins und Montreal Canadiens

So öd und langweilig die Bundesliga heute nachmittag war (abgesehen von der Schlußphase in Berlin), so fertig war ich mit den Nerven bereits um 15h, nachdem ich mir eine Aufzeichnung des NHL-Spiels am Donnerstag angesehen habe, Pittsburgh Penguins – Montreal Canadiens. Diese Partie macht die Übertragung des Montreal – Pittsburgh-Spiels diesen Sonntag (20h NASN) zur ultimativen Pflichtveranstaltung. Das Spiel am Donnerstag war reines Playoff-Eishockey. Intensiv, spannend und kraftvoll. Das war in der Mellon Arena nicht gefrorenes Wasser, sondern gefrorenes Adrenalin.

Die Pittsburgh Penguins sind trotz der unendlichen Querelen um die Zukunft der Franchise, so etwas wie die Mannschaft der Stunde. Sie sind inzwischen in die Playoff-Plätze gerutscht und liegen dort vier Punkte hinter Montreal auf Platz 6.

Die Tonalität des Spiels wurde gleich beim ersten Face-Off gesetzt: Montreals #40 Maxim Lapierre stach mit dem Stock Pittsburghs Über-Star #87 Crosby in den Magen. Das Spiel wurde zwar sofort unterbrochen, aber es gab kurioserweise keine Strafe. Neues Face-Off, wieder stehen sich Crosby und Lapierre gegenüber. Nun ist es Crosby der Lapierre mit dem Stock aushebelt und zu Fall bringt. Wieder drücken die Refs beide Augen zu und lassen das Spiel laufen.

Es war klar: die Canadiens wollten aggressiv zur Sache gehen und den Star der Penguins physisch einschüchtern. Ebenso klar: die Penguins waren gefordert ihrerseits gegenzuhalten Von diesem Zeitpunkt lief Lapierre als Zielscheibe für die Rachegelüste der Penguins herum. Man musste Angst haben, dass die junge, unerfahrene Truppe es überreißt. Sie fingen sich viele Strafen ein, die jedoch die Canadiens, eines der besten Power-Play-Teams in der Liga, nicht ausnutzen konnten. Es waren die Penguins die das letzte Überzahlspiel des Drittels zu einer 1:0-Führung nutzen konnten.

Im zweiten Drittel wurde die Temperatur nochmals erhöht. Nachdem die Penguins keine klare Aktion gegen Lapierre nehmen konnten, bekam Pittsburghs #20 Armstrong einen klaren, sauberen Hit auf Montreals Star #11 Saku Koivu, der gegen die Bande katapultiert wurde und danach einige Sekunden brauchte um all seine Gehirnzellen vom Eis aufzusammeln. Das rief natürlich die Mannschaftskollegen von Koivu auf dem Plan und Wachhund #44 Souray schmiß sich auf Armstrong und zettelte eine Prügelei an. Während Armstrong zwar die Handschuhe auszog, aber am Boden liegend nur die Arme in einer Abwehrhaltung hielt, drosch Souray weiter auf Armstrong ein. Die Strafe war drakonisch: zwei plus fünf plus zehn plus zehn Strafminuten gegen Souray. Souray also aus dem Spiel geschmissen und die Penguins mit einem siebenminütigen Überzahlspiel. Die Canadiens konnten sich nicht mehr einkriegen, denn zumindest die Hinausstellung per doppelter 10-Minuten-Strafe war für sie unverständlich.

Im Überzahlspiel brauchten die Penguins knapp drei Minuten ehe sie mit einem Distanzschuß von ##55 Gonchar auf 2:0 erhöhen konnten. Das Überzahlspiel der Penguins ging aber aufgrund der vierfachen Strafe gegen Souray noch weiter. Die Canadiens konnten ihren Ruf der Mannschaft mit den meisten Unterzahl-Toren gerecht werden, aber ein weiterer Schlagschuß von Gonchar in den Schlußsekunden des Überzahlspiels brachte das Spiel auf 3:1. Montreal gelang der Anschlußtreffer zum 3:2

Und was man nicht für möglich hielt: das Spiel legte im dritten Drittel noch mal an Tempo zu. Die Penguins gingen 4:2 in Führung nach einer traumhaften Kombination von Armstrong, Talbot und Christensen auf engstem Raum, teilweise hinterm Tor.

Wieder konnten die Canadiens mit einem Unterzahltor den Anschluß schaffen zum 4:3. Die Canadiens erhöhten in den letzten fünf Spielminuten minütlich die Schlagzahl. Ich musste mehrmals auf die Spielstandanzeige gucken um mich zu vergewissern, dass Montreal wirklich nicht in Überzahl war. Es sah wie ein Power Play aus. Die Penguins schmissen sich in die Schüsse und Fleury packte unglaubliche Saves aus. Die Canadiens schossen aus allen Rohren und wurden zweieinhalb Minuten vor Schluß mit dem Ausgleich belohnt.

In der Overtime ging es genauso intensiv weiter. 100 Sekunden vor Ende der Overtime musste die Blue-Line-Option Nr. 1 der Penguins Gonchar auf die Strafbank. Die Penguins verteidigten sehr passiv, aber Montreal fand keine Lücke.

Es kam zum Shootout, welcher 2:1 für die Penguins ausging.

Das waren 65 Minuten ganz großes Eishockey. Spielerisch war es Offenbarung mit etlichen hochkarätigen Schüßen, mehreren Pfosten- und Lattentreffern und guten Goalies. Psychologisch war es ein Thrill zu sehen, wie die Mannschaften versuchten ihre Stars zu beschützen oder zu rächen.

Ich gehe davon aus, dass nach dieser Partie etliche Rechnungen noch nicht beglichen sind. Nur drei Tage nach dem Spiel, geht es nun am Sonntag in Montreal weiter und die Canadiens werden mit Sicherheit versuchen sich an den Penguins für die Schiedsrichterentscheidungen schadlos halten. 20h00 NASN, Broadcaster: CBC.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Montreal – Pittsburgh? Ich sehe nur Habs gegen Isles, keine Pinguine ;-)

  3. Wo Sonntag drinsteht, ist Sonntag gemeint.

  4. Ok, dann ist das heute wohl nur das Warm-Up.

  5. Ich hab übrigens beim Eröffnungsbully kein Foul von Laspierre gesehen, wie die Kommentatoren auch. Er hat halt hochgezogen, damit muss man rechnen beim Bully.

  6. Don Cherry,ja der ist etwas skurill, auch nicht.

  7. So, eine Schachtel Ziggen auf Werder, eine auf meine Pens und dann alles oder nichts auf die Colts.
    Dürfte ein netter Abend werden.

  8. […] Update 4 down, 1 to go: 4:3 in der Overtime, die Habs nehmen erfolgreich Revanche für die Jagdszenen vom letzten Donnerstag. […]