Vandenbroucke, dritter Akt

Erster Akt: es wird bekannt dass der belgische Profiradrennfahrer Frank Vandenbroucke am Mittwoch einen Selbstmordversuch unternimmt und in Mailand in ein Krankenhaus eingeliefert wird. Das Krankenhaus will keine Prognose abgeben, läßt nur verlauten, dass der Zustand ernst ist. Es war bekannt das Vandenbroucke nach einem Dopingvorfall 2002 an Depressionen litt.

Zweiter Akt: nachdem das Krankenhaus in Mailand Entwarnung gegeben hat, äußern sich am Donnerstag Menschen aus dem Umfeld von Vandenbroucke. Gestern schrieb ich: der Pressesprecher seines italienischen Teams Acqua e Sapone, erklärte das Vandenbroucke an Depressionen litt, nachdem er von seiner Frau verlassen wurde “er hat nur noch seine Mannschaft an seiner Seite“, was im Zusammenhang mit den Dopingereignissen der letzten Woche eher wie eine Drohung klingt..

Dritter Akt: in der heutigen Ausgabe der italienischen Sporttageszeitung Gazetta dello Sport äußert sich die Ehefrau Vandebrouckes, Sarah. Und wie. In der Gazzetta ist der Artikel unter “La mia vita impossibile con un uomo malato” veröffentlicht worden. Heute mittag hat die belgische Zeitung “Le Soir” eine Übersetzung online gestellt, die es in sich hat. Ich übersetze wiederum ins Deutsche:

Jeder spricht von den Depressionen Franks. Ich würde eher sagen, dass er alleine ist, dass er aufgegeben wurde. Niemand ahnt was ich und unsere Tochter Margaux haben durchmachen müssen. Margaux hat Augenblicke durchmachen müssen, die ein Mädchen von 5 Jahren nicht hätte durchmachen dürfen.

Ich kann nicht mehr. Es ist Schluß. Ich habe ihn verlassen. Während der letzten zwölf Monate hat [Frank Vandenbroucke] systematisch Amphetamine und Kokain zu sich genommen, sowie Schlafmittel. Einiges enthielt Halluzinogene. Er ist gewaltätig geworden, gemein und aggressiv.

Als ich mich entschloß zu meinen Eltern zu gehen, hat er es nicht akzeptiert und mich und meine Familie bedroht […]

Ich habe ihn nicht angezeigt, weil ich Angst hatte. Letzten Montag, drei Wochen nachdem ich ihn verlassen hatte, hat er meine Eltern aufgesucht. Er hat mich dort gesucht, er war sehr aufgebracht, völlig durchgedreht. Ich habe die Polizei geholt, aber er ist vorher abgehauen.

Einige Stunden später bekam ich eine SMS das Frank im Krankenhaus wäre. Ich habe geahnt, dass es ein Versuch war, mich zu ihm zurück zu lotsen. Frank kann sehr gut Leute manipulieren. Wenn er seine Sinne beisammen hat, ist er ein guter Vater.

Seit 2002 besuchte er den Psychologen Jef Brouwers und er versprach mir sich zu ändern. Im ersten Jahr zeitigte es auch Wirkung. Es gab Höhen und Tiefen. Aber danach begann wieder alles von vorne. Selbst der Psychologe wusste nicht mehr weiter.

Frank glaubte er hätte die Behandlung nicht nötig und weigerte sich zu erkennen, dass er ein kranker Mann war.

Das letzte Jahr war die Hölle. Natürlich musste ich immer wieder an Pantani denken. Aber Pantani hatte keine Frau und kein Kind die ihm hätten aus dem Loch helfen können. Franks Abstieg begann wenige Wochen nach unserer Hochzeit (Oktober 2000). jetzt ist Schluß. Ich möchte mit Margaux in Frieden leben.

Als Außenstehender kennt man die Hintergründe nicht und kann folglich nicht ausschließen, dass Frau Vandenbroucke vielleicht die Story nur als Mittel in einem Scheidungsprozess führt. Daher ist Skepsis angebracht.

Sollte es sich aber bewahrheiten, wäre dies eine sehr, sehr heftige Geschichte.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Diese Geschichte ist aber wirklich alles, ausser Sport.

    Wie aber kann der Konsum von Kokain nicht sofort auffallen? Werden in Belgien Radsportler grundsätzlich nicht getestet, weil ohnehin 100% positiv wären?

  3. Kommt ja noch besser, laut VdB war es garkein Selbstmord Versuch.

    http://radsportnews.net/2007/vdb_0806.shtml

  4. …Ein Ehestreit eskalierte und Hobbyjäger Vandenbroucke holte ein Gewehr aus dem Schrank und schoss in die Luft. Zehn Polizisten in schusssicheren Westen mussten anrücken.

    http://radsportnews.net/2007/vdb_0906.shtml

    mit linkliste ihn betreffender schlagzeilen von 1997-2007 !

  5. Letzter Akt:

    “Frank wurde tot in einem Hotel im Senegal aufgefunden”, sagte die Quelle der AFP. “Die Todesumstände sind nicht bekannt.”

  6. Wie viele Sportler sind es denn jetzt eigentlich, die am Doping – wenn man den eigenen laienhaften Bewertungen oberflächlicher Pressemeldungen glauben kann, dann vielleicht und eventuell möglicherweise – elendig krepiert sind?