NHL: nächster Halt Prag?

Kuklas Corner verlinkt auf einen Artikel der Pittsburgh Tribune-Review, wonach der NHL-Season Opener nächste Saison nicht, wie von vielen erwartet, in Berlin stattfinden wird, sondern für Prag geplant wird. Angedacht soll angeblich eine Serie zwischen den Pittsburgh Penguins und den Tampa Bay Lightning sein.

Tampa Bay Lightning hat bestätigt dass sie in Planungen für ein Season Opener in Übersee involviert sind, wollte aber weder den Gegner Pittsburgh noch den Ort Prag bestätigen.

Der stete Gast bei CBCs Satellites Hot Stove Eric Duhatschek hat übrigens in der Toronto Globe and Mail ein Portrait der Anschutz Entertainment Group (AEG) geschrieben, die hinter dem Gastauftritt der Kings und Ducks in London steht und eine immer größere Macht im US-Sport wird.

Bemerkenswert sind die Aussagen des Vertreters Tim Leiweke von AEG bezüglich einer Expansion in Europa.

There is a building boom in Europe and infrastructure is improving rapidly, but isn’t up to North America’s standards — yet. It may be that television and merchandising represent the two best hopes for expanding the relationship in the near term.

“Hockey’s relevant in Europe,” said Leiweke, […]. “I’m not sure if it’s the suites, the Internet or the broadcast rights that are the engine. I’m not sure that matters yet. I think what does matter is we’ve got to work Europe. And we can’t just dive in, do a game and dive out.

“We have an obligation to the game to take it to the next level. It is the greatest sport in person. There’s nothing better than a playoff hockey game, seen in person. We’ve got to take that environment and take that opportunity we have for our sport and figure out a way to plant the seed over there.”

[…] “David Stern would say, ‘Look at how popular we are in Turkey. We’re the No. 1 sport,’ ” Leiweke said. “And I’d say, ‘Yeah, but they spend $5 to go to a game.’ The economics don’t work. It’s the same in Berlin by the way, for both hockey and basketball. The average ticket price is maybe $20. That’s maybe one of the problems — too many people think the end game is an expansion team over there and that may be the wrong way to do it.

“What we need to start with is a step. Because whatever the end game is, we’re never going to reach it until we go over there and work the sport.”

Diese Aussagen “wir wissen nicht auf welchem Weg sich die Geschichte langfristig finanzieren wird” und “wir müssen dran arbeiten” sind ein Wandel von dem “Hoppla, jetzt komm ich“-Gestus den man aus dem US-Sport zum Beispiel zuletzt der NFL gewohnt war.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. also beim season-opener auf nasn hat der experte (keine ahnung mehr, wer das war) gesagt, dass es derzeit für die nhl in europa nur 3 arenen gibt, die den ansprüche der nhl für ein season game entsprechen: London (O2), Köln und Prag.

  3. Die “O2 World” in Berlin soll im nächsten “Herbst” eröffnen. Das könnte bzw. wäre zeitig genug.

    An den beiden Teams ist auffällig, dass es keine Anschutz-Teams sind (oder?) und das dürfte die Position Berlins (Anschutz-Halle) nicht stärken.

  4. Ich fand die Haltung von Leiweke nicht überraschend. AEG kann zwar alleine Hallen bauen oder kaufen/umbauen. Aber die Spiele können sie nicht ohne die Mitwirkung der Ligen auf die Beine stellen. Für AEG aber lohnt sich kein Engagement, dass nur kurzfristige PR-Effekte im Auge hat. Und vom Eintrittskartenverkauf allein – selbst bei vollem Haus – lebt AEG auch nicht. Die eine Optimalstrategie des Unternehmens kann man im Fußball studieren. Da haben sie jahrelang die Liga massiv unterstützt und Clubs betrieben, die andernfalls wahrscheinlich zusammengekracht wäre. Dann haben sie das Stadion in Carson gebaut, dann die ortsfernen Clubs gewinnbringend verkauf, dann Beckham geholt und den Budenzauber-Faktor angekurbelt. Die andere Optimal-Strategie hat allein mit Immobiliengeschäften zu tun. Stichwort Staples Center: Da kauft man dann gleich riesige Grundstücke mit und wartet, bis die Wertsteigerung der Gegend durch die voll ausgelastete Arena (Lakers, Clippers, Kings) neue Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet. Das ist alles gar nicht so geheimnisvoll, sondern immer ziemlich klar. Die meisten anderen haben nicht die finanzielle Substanz und die Courage, so zu arbeiten. Und in Europa haben Leute wie AEG nicht den politischen Einfluss, um ihre Projekte voranzubringen. Aber ich bin sicher, Leiweke hat schon lange eine Powerpoint-Präsentation in der Schublade, die ihm sagt, ab wann er die Investitionen abstoßen muss, wenn es nicht funktioniert. Dass AEG die NHL in Europa auf irgendeine Weise verankert, halte ich für ausgeschlossen. Die NHL kann nur überleben, wenn sie den Pool der Clubs in den USA um mindestens sechs reduziert und ein Mehr an Fernsehgeld auftreibt, dass sich die 24 Teams dann teilen. Eishockey in Phoenix, Miami, Atlanta ist eine Katastrophe. Und in “Städten” wie Nashville, Columbus und Muckefuckien auch.

  5. Noch ein Hinweis. Duhatschek, den ich als Eishockey-Schreiber schätze (und die ganze Globe & Mai ist eine meiner LIeblingszeitungen), hat zumindest einen erstaunlichen Fehler produziert. Er behauptet AEG habe funf Major League Soccer Clubs. Das war mal. Es sind nur noch zwei (Galaxy und der von San Jose nach Houston verpflanzte Club namens Dynamo). Chicago Fire wurde vor wenigen Wochen verkauft (http://web.mlsnet.com/news/mls_news.jsp?ymd=20070906&content_id=115581&vkey=news_mls&fext=.jsp) .

  6. Ein bißchen Kontext bezüglich der Ticketpreise + expansion teams:

    By NHL standards, the prices in Edmonton are not bad, ranging from $33.50 for standing room to $147.50 at ice level. Calgary lists its price range as $23.50 to $175.00 (all prices in Canadian dollars). But for those who buy at the cheapest end of the scale, it’s like watching the game from an airplane window. To see anything at all, you need a comfortable budget, especially when you add parking, food, beer, etc.
    Quelle: about.com

    Da werden die Dauerkartenpreise für vertretbare Plätze leicht vierstellig, selbst mit gutem Rabatt. Und das sind ja nur die Saisonspiele, die wegen ihrer Menge nicht unbedingt immer mit letzter Intensität gespielt werden.

    Trotzdem ist ein NHL-Klub nicht gerade eine Gelddruckmaschine, viel Spielraum bei den Preisen ist da nicht. In Prag kriegt man für 10 Euro gute Karten für ein EM-Qualifikationsspiel, das dann trotzdem nicht unbedingt ausverkauft ist.

    Andererseits wären die tschechischen Fernseh- und Werberechte für ein Team in Prag was wert, im Gegensatz zu den amerikanischen z.B. In Deutschland hab ich insgesamt Zweifel, ob man Hockey groß genug aufziehen kann. Ist ja auch nicht gerade ein Oberschichtensport.

    (Noch ne Zahl: Der THW Kiel, als vielleicht bester Handballverein der Welt in einer starken Liga, hat mit etwa 25 Heimspielen ein Budget von 6-7 Mio. Euro. Davon kann man gerade so einen einzigen Jagr bezahlen. Sicher ist mit entsprechender Halle noch Luft nach oben, aber um das Zehnfache?)

    Mehr als der arme Verwandte der “richtigen” MHL-Teams wär ein Europa-Ableger nicht. Eine aufgemotzte Hockey-Europaliga, ähnlich wie im Basketball, scheint mir erfolgversprechender.

    [Edit: Kommentar landete zuerst im Spam-Ordner, bevor ich ihn versehentlich gelöscht habe. Ich konnte den Text des Kommentars noch retten, weil ich in einem zweiten Browserfenster noch die vorige Listenansicht des Spam-Plugins hatte und dort den Text noch rauskopieren konnte. Grund weswegen der Kommentar in dem Spam-Ordner gelandet ist, ist der Link auf about.com als Quelle des Zitates. Ich werde about.com aus der Blacklist löschen -dogfood]

  7. Ich hab mir diese “Events” live vor Ort gegeben mit folgenden bleibenden Eindrücken:
    – Wenn die NHL etwas gegen den Klimawandel und zur Schonung der Reisebudgets ihrer europäischen Fans tun möchte, sollten solche Veranstaltungen zukünftig bitte irgendwo in Zentraleuropa stattfinden. Grob geschätzt ca. 60% der Anwesenden dürften ohnehin aus Ländern wie der Slowakei(!), Schweiz oder Deutschland angereist sein.
    – In der englischen Öffentlichkeit war das Ganze unwichtiger als Powerboating und Speedway und wahrscheinlich sogar Kirschkernweitspucken. Ich hatte zwar Samstag und Sonntag mehrere Zeitungen (mit großen Buchstaben) in den Händen. Aber einen Vor- oder Nachbericht auf eines der Spiele oder den “Event” an sich suchte ich ebenso vergeblich wie wenigstens ein nacktes Ergebnis auf den „Result“-Seiten.
    – “The O2” ist ein ebenso beeindruckender wie seelenloser neumodischer Multifunktionstempel mit dafür allerdings ziemlich schmalen Sitzen und einem Preisniveau jenseits von gut und böse-letzteres könnte aber auch an der Stadt liegen in dem sich dieses Venue befindet ;-)
    – Die Stimmung während der Spiele war NHL- bzw. nordamerika-like, also nicht vorhanden. Stimmung kommt ausschließlich vom Band und bei den anwesenden europäischen Hardcore-Hockeyfans verhinderten wohl Verständigungsprobleme was “eigenes” aufzuziehen.
    – Das Spielniveau war der Bedeutung der Spiele angemessen. Besonders Game 1 war von der Intensität her sehr interessant anzusehen. Bei den Checks die da konsequent zu Ende gefahren wurden, wäre den meisten DEL-Schiris der Strafzeitenarm schon vor Schreck automatisch hochgeschnellt. Und am 2. Tag haben sich die Herren Parros und Murray sogar noch zu einem etwas sehr bemüht und verabredet wirkenden Fight getroffen. Was tut man nicht alles für’s Image… ;-)
    – Insgesamt war es interessant mal einen (zugegeben) oberflächlichen Blick auf London werfen zu können. Mein Fazit: es gibt sehr interessante, sehenswerte Ecken, aber um dieses Preisniveau zu rechtfertigen sind mir sehr viele andere Ecken dieser Weltmetropole schlicht und ergreifend zu VERSIFFT!