College Football-Saison 2008/09: die Einführung

Am Donnerstag abend hat es mit den ersten zarten Ausläufern begonnen, ehe am Samstag die neue College Football-Saison mit ganzer Wucht einsetzt. 37 Spiele am Samstag habe ich gezählt.

College Football. Trotz aller Medialisierung und allen Hypes, ist es gegenüber dem NFL-Football die relativ bodenständigere Variante, die Spielart die nur so vor Lokapatriotismus strotzt. Nix mit Universitäts-Sport. Millionenschwere College-Sport-Programme, ausverkaufte Stadien mit einem Fassungsvermögen von teilweise über 100.000 Zuschauern.

Football-Teams aus 119 Universitäten bzw. Colleges, aufgeteilt in elf Conferences: man ahnt es: das ist über das ganze Land eine ganz andere Verteilung als es der NFL mit 32 Teams und der Konzentration auf große Märkte möglich ist.



Quelle: Wikipedia, GNU Free Documentation License

Dazu kommt die sehr viel engere Verbundenheit der US-Amerikaner mit ihren Colleges, ihrer Alma Mater der sie sich verbunden fühlen, und die Konzentration auf 11, 12, 13, oder 14 Spiele pro Saison, völlig ungewohnt für US-Verhältnisse.

Wie geht das?

Moment? 119 Mannschaften mit elf bis vierzehn Saisonspiele? Wie sucht man da einen Meister?

Die Teams haben sich sog. Conferences angeschlossen. Diese haben zwar aus Gründen der besseren Vermarktung und der Reduzierung der Kosten einen gewissen geographischen Schwerpunkt, aber es gibt für ein Westküsten Team keine Pflicht in der Pacific Athletic Conference (PAC-10) zu spielen. Einige Colleges, darunter das glorreiche Football-Team von Notre Dame, sind independent, haben sich keiner Conference angeschlossen und schließen ihre eigenen Verträge und ihre eigenen Spielpläne ab.

Diese Conferences sind Organisationen zur Vermarktung und Durchführung des Spielbetriebes. Am Ende der regular season, so gegen Ende November herum, haben die Conferences eine Schlußtabelle und einen Meister.

Ab Anfang/Mitte Dezember beginnt die Bowl-Saison. Bowl wie “Schüssel” oder Pokal. Bis Anfang/Mitte Januar finden knapp 30 dieser Endspiele statt. Diese werden nach einem komplexen Vertragswerk mit den Teams belegt. Zum Beispiel: im XYZ Bowl treffen der Dritte aus der PAC-10 gegen eine Mannschaft aus der Big East oder Notre Dame aufeinander.

Ab Ende August wird das Geschehen Woche für Woche von entsprechenden Polls begleitet: Umfragen von verschiedenen Medien und Organisationen, die die Top Teams benennen sollen. Die bekannteste Poll sind die Top 25 von AP die unter Sportjournalisten abgehalten werden. Die aktuellen Preseason Top 5 von AP sind:
#1 Georgia, #2 Ohio State, #3 USC, #4 Oklahoma, #5 Florida

So: wir haben Conferences mit Schlußtabellen und Meister, wir haben verschiedene Polls… fehlt noch die dritte Komponente: die Bowl Championship Series (BCS).

Die BCS ist ein Zusammenschluß von den sechs großen Conferences und vier Bowl-Veranstaltern. Da man sich auf kein Playoff-System einigen konnte, haben sich die wichtigsten Player im College Football zur BCS zusammengeschlossen um sich am Saisonende die Top Teams selber so zuzuschustern, dass es ein echtes Endspiel gibt zwischen den beiden besten Teams im BCS-Ranking gibt.

Dazu werden zahlreiche Polls durch einen Computer gejagt, nach einer bestimmten Formel gewichtet und am Ende kommt jenes (umstrittene) BCS Ranking heraus. Alternierend veranstaltet eine der vier Bowl-Veranstalter die BCS National Championship, das Endspiel, i.d.R. am 8ten Januar. In den anderen vier Bowls der BCS schustern sich die Veranstalter und Conferences die Teams so zu, dass fast die komplette Top Ten abgefrühstückt wird.

So läuft es ab

Traditionell startet die College Football-Saison am Wochenende vor Labor Day. Die Colleges haben aufgrund ihrer Conference-Zugehörigkeit ein gewisses Maß an vorgeschriebenen Spielen zu absolvieren und können ihren restlichen Spielplan nach Gusto auffüllen, indem sie mit anderen Colleges verhandeln. Entscheidend ist dabei: wann wird gespielt? Hilft die Partie meinem Team im Saisonverlauf weiter? Bringt es das Team in den Polls weiter (durch einenSieg gegen einen starken Gegner) oder schädigt es die Position (durch eine Niederlage)? Wieviel Fernsehgelder und Zuschauereinnahmen lassen sich erzielen.

Dabei entsteht ein Spielplan der gerade in den ersten 2-3 Wochen noch Aufbaugegner vorsieht, ehe dann die größeren Brocken kommen. Die Sensationen die daher in den ersten Wochenenden passieren, sind daher wirklich die Riesenüberraschungen, vergleichbar mit dem Ausscheiden eines Bundesligisten gegen einen Amateurverein.

Im November geht die Saison in die heiße Phase. Die Fans zerbrechen sich die Köpfe wo ihr Team in der Abschlußtabelle und in den Polls landen wird und in welchen Bowl man möglicherweise einzieht. Nach Ende November kehrt dann für 2-3 Wochen die Zeit der Ruhe ein, in der so gut wie kein College Football-Spiel passiert bis die Bowl-Saison losgeht. Es ist gleichzeitig die Zeit in der die ersten Headcoaches fliegen und durch Interimstrainer ersetzt werden.

Saison 2008/09

Die College Sport-Organisation NCAA hat mal wieder einige kleinere Regeländerungen durchgeführt. Die wichtigste und am stärksten diskutierte Veränderung: die 40-Sekunden-Play Clock (also für jeden Spielzug) fängt i.d.R. bereits mit dem Ende des vorigen Spielzugs wieder an zu laufen, also nicht erst wenn der Schiedsrichter den Ball zwischen den Hash Marks hingelegt hat. Im Endeffekt sollte dies die Spiele beschleunigen.

Es gibt dieses Jahr keine haushohen Favoriten, was daran liegt, das #1 Georgia einen schweren Spielplan hat und Georgia, Florida (#5) und USC (#3) in schweren, ausgeglichenen Conferences spielen. Das könnte #2 Ohio State und #4 Oklahoma in die Hände spielen.

Mal sehen wie die Saison 2008 beginnt. Die letztjährige Bowl-Saison war größtenteils fad, aber 2-3 fette Überraschungen im letzten August (Michigans Niederlage gegen Appalachian State), sorgten für eine sehr spannende regular season.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Eine tolle Übersichtskarte, vielen Dank.

  3. Also ich bin ja bei Gott kein USA-Geografie-Profi, aber wieso zur Hölle ist Washington im Nordwesten!? Sollte das nicht ganz im Osten sein? *g*

  4. @ Atterl:

    Ich glaube dir, dass du kein USA-Geografie-Profi bist, denn die verwechseln nicht Washington, D.C. mit dem Staat Washington.

  5. Jop, hab nur “Washington Huskies” gelesen und ging davon aus, daß die aus der Stadt kommen.

  6. […] los. Endlich wieder Football. Als kleine Lektüre empfehle ich den durchaus gelungenen Beitrag auf aas.de und eine kleine Vorschau von Kai auch auf die großen Conferences Das erste Spiel das ich mir […]

  7. Die Regeländerung mit der Playclock soll ja dazu führen, dass die Spieldauer abschätzbarer wird. Hab wo gelesen, dass ein CFB-Spiel in den letzten Jahren durchschnittlich 3 stunden bis 3:30 Stunden dauerte, während bei der NFL mit der 40 Sekunden-Playclock die Spiele nur zwischen 2:55 und 3:05 abweichen.