UFL, doch kein ROFL?

Versuche eine professionelle American Football-Liga neben der NFL zu etablieren, gab es schon einige. Zuletzt hielt sich die von der WWF/WWE und NBC zusammengeklöppelte XFL eine Saison, bevor sie Mai 2001 zu Boden gepinnt wurden.

Die XFL wurde in der Hochphase der Dot-Com-Bubble entwickelt. Die Pläne wurde im Februar 2000 vorgestellt. Die Draft und die Saison 2001 fanden dann mit im Zusammenbruch der New Economy-Blase statt.

Das ist eine interessante Parallele zur AAFL und UFL, zwei Ligen, deren Pläne für semiprofesionelle bzw. professionelle Football 2006/07 entwickelt wurden, und dann 2008 in die weltweite Rezession reinrauschten.

Die AAFL – einer Liga die vorallem die Verbindung zur College Football-Community suchte – musste ihre 2008er-Saison nach der Draft im März 2008 abblasen und haben einen Start 2009 versprochen. Die AAFL-Website ist aber seit März 2008 tot.

Auch die UFL musste ihre 2008er-Saison um ein Jahr verschieben, hat aber dieser Tage wieder Lebenzeichen gegeben und die Planungen für die 2009er-Saison bekanntgegeben.

8 Monate vor dem geplanten Saisonstart ist noch sehr vieles nur im Ungefähren. Die Pläne fallen mit vier Teams und sechs Spieltagen sehr viel kleiner aus, als die ursprüngliche 8-Team- und 12-Wochen-Saison.

Meine Skepsis mit “immens” zu beschreiben, wäre noch eine Untertreibung. Das fängt mit der Auswahl der Franchises an: weil die Kohle anscheinend nur für vier Teams ausreicht, läßt man die vier Teams in sieben Städten spielen. Nur Orlando bleibt in Florida. Ansonsten teilen sich im Osten New York und Hartford (150km), im Südwesten Las Vegas und Los Angeles (450km) und im Westen San Francisco und Sacramento (150km) je eine Franchise, die jeweils alternierend in den Städten spielen werden.

Wie bei nur sechs Spieltagen (= 3 Heimspiele) eine Beziehung zu den Fans aufgebaut werden soll, ist mir schleierhaft.

Mission Statement der UFL war eigentlich, jene großen Märkte zu bedienen, die noch nicht in der NFL präsent sind. New York noch nicht präsent??? Hartford, nur 150km von New York und Boston entfernt, nicht von der NFL bedient? San Francisco nicht bedient? Orlando, 100km von Tampa, 200km von Jacksonville und 300km von Miami entfernt, mit ungestilltem Football-Hunger? Vom Abgreifen der Märkte durch College Football ganz zu schweigen… Immerhin will man Donnerstags und Freitags spielen, geht damit zumindest den ganz großen College Football-Partien aus dem Weg.

Das zweite große Plus: die Ticket-Preise sollen erschwinglich sein, im Schnitt 20 US$ kosten. Zum Vergleich: der durchschnittliche Ticketpreis in der NFL reicht von 51 US$ (Bills) bis zu 118 US$ (Pats) (Quelle: Brand Dunk/Team Marketing Report)

Das Endspiel soll Thanksgiving in Las Vegas stattfinden. In Arizona soll ein 20 Mio US$-Trainingsquartier aufgebaut werden, wo die Liga ein vierwöchiges Trainingscamp abhalten wird. Nachdem man gerade 30 Mio US$ Frischgeld von Investoren bekommen hat, ist so eine Ausgabe von 20 Mio für ein Sportkomplex schon viel Holz. Viel wird für die Spieler nicht über bleiben.

Zwar sind die Herren aus dem Front Office namentlich bekannt – Michael Huyghue ist das “Gesicht” der Liga – aber bis auf Jim Fassel (wie verzweifelt muss der Mann sein? Erst Al Davis einen Brief schreiben und nun dies…), der die LA/Vegas-Franchise coachen soll, ist nix bekannt.

Ein Name der inzwischen unter den Investoren komplett fehlt: Mark Cuban, der Besitzer der Dallas Mavericks, der 2007 die Sache mit der UFL in seinem Blog publik machte.

Huyghue: He always intended to be involved, but he had a lot on his plate in recent months. We might very well see him involved with the UFL in the future

(Interview mit UFLAccess)

Ein Fernsehvertrag ist noch nicht bekannt. Nach Angaben von Huyghue sollen im März TV- und Stadiondeals unter Dach und Fach gebracht werden. Bis Ende der 2009er-Saison will man die Pläne für 2010 bekanntgeben, mit möglichen Erweiterungen gen Salt Lake City und Monterrey/Mexiko.

Sofern man 2009 überhaupt übersteht. Ich bezweifle es.

(Danke an Ghostdog für einen Link auf eine der Meldungen zur UFL)

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Was ich sehr kritisch sehe ich die Teilung der Franchise und das bei 3 Heimspielen!?!
    Warum die Aufteilung statt findet kann ich nicht heraus lesen.
    Zumal das ganze vorhaben sehr er zwonken wirkt.
    Ich staune das nicht gleich Mexixo City mit auftaucht. Immerhin wurde ja erst damit geworben.

    Immerhin gibts ein Wiki eintrag :
    http://en.wikipedia.org/wiki/United_Football_League_(2008)

  3. Mal kurz ein unqualifizierter Kommentar aber das geht mir eben gerade durch den kopf: “Die spinnen die Amis.”

  4. Und ich dache immer, die NFL Europe mit ihren 5 Heimspielen wäre schon der Gipfel der Lächerlichkeit gewesen…

  5. Ich wette, dass die Saison 2009 ins Wasser fällt.(Bei drei Heimspielen macht das pro Stadt 1,5; gaaanz grooß).

  6. Vielleicht hat 1 Team aber auch 6 Heimspiele. 3x da und 3x dort^^

  7. Also wenn die AFL schon nicht rentabel ist es diese UFL schon lange mal.

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