Fofftein: Mit Coca-Cola Doper (nicht) werden

Es dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, das gestern während des Länderspiels das CMS der Website von Schalke 04 geknackt worden ist und islamische Terroristen (oder sowas ähnliches) eine Meldung über die angebliche Entlassung von Kevin Kuranyi auf der Homepage platzierten. Das Ganze beruht auf eine immense Sicherheitslücke im recht weit verbreiteten CMS “Typo3” die im Laufe des Dienstags bekannt wurde und schon am Mittwoch nachmittag genutzt wurde, um die Website von Wolfgang Schäuble zu verändern.

Die Süddeutsche Zeitung stieg auf das Thema des Hacks ein unter dem Titel “Das Internet entlässt Kuranyi“. Na ja, nicht “das Internet” hat Kuranyi entlassen, sondern die Medien, die die Story in Minutensschnelle verbreiteten:
Die BILD-Zeitung auf Homepage und im Sportteil.

RP Online, hier nur noch mit der Fundstelle bei Google News und dem schnell dezent verbesserten Text.

Und sogar die DFL auf bundesliga.de

Die BILD schafft es den Vorfall so umzubauen, dass man immer noch mit harten Nippeln dastehen kann. Knapp eine halbe Stunde nachdem man die Kuranyi-Ente online gestellt hat, nahm man das Ding runter und stellte stattdessen einen anderen Artikel ein und schrieb: “BILD.de reagierte schnell und berichtete mit Bezug auf die vereinseigene Quelle über Kuranyis vermeintlichen Rauswurf.“. So sieht also die Priorität in der BILD-Redaktion aus: “man reagierte schnell” statt richtig.

Ich wäre auf das Ding vermutlich auch reingefallen. Die Kombination aus Meldung auf der Schalke-Homepage und Meldung in der BILD hätte mich vermutlich auch zur Tastatur greifen lassen. Vielleicht auch nicht, denn die Vorgeschichte des Typo3-Hacks war mir bekannt.

Aber der Punkt ist nicht, ob ich als Blogger darauf reingefallen bin/wäre, sondern das professionelle Online-Medien (= in dem Beruf ausgebildet, für Geld darin arbeiten) so eine Ente gleichberechtigt neben ihren anderen Artikeln gestellt haben.

Es ist seit nun fünf Jahren mein Reden, dass die Grenzen zwischen Bloggen und Online-Auftritte der Medien immer mehr vermischen. Was ich aber damals nicht geahnt habe, ist das Tempo dieser Entwicklung, die vorallem dadurch angetrieben, dass die Online-Medien sämtliche Stärken des professionellen Journalismus (Kontakte, Recherche, Archiv, finanzielle + personelle Ressourcen) wegschmeißen, um schneller und billiger zu produzieren und sich damit auf einem Niveau bewegen, das sich weit unterhalb dessen von guten Blogs bewegt. Ich frage mich wielange es dauert, bis dieser “Journalismus” merkt, dass er den eigenen Ast absägt.

So pauschal diese Aussage ist, gibt es natürlich auch in Deutschland qualitative Unterschiede. Positiv erwähnen möchte ich in diesem Zusammenhang SPIEGEL Online(*), bei denen in den letzten 2-3 Jahren ein sehr zäher, aber spürbarer Lernprozeß eingesetzt hat. Man versucht sich an eigenen Formaten und man stellt Fehler transparenter dar, als es noch vor drei Jahren der Fall war. Ja, geschichten werden teilweise immer noch übergeigt, ja, die Homepage ist manchmal immer noch boulevardesk, aber verglichen mit SpOn von vor drei jahren, hat es sich spürbar verbessert.

SPIEGEL Online leidet zwar darunter, dass das Mutterhaus eine Wochenzeitschrift ist, und daher Synergieeffekte in Sachen tagesaktueller Berichterstattung nur mau sind. Aber SPIEGEL Online hat es geschafft eine eigene Identität aufzubauen, woran andere ambitionierte Internetauftritte (FAZ, Der Westen) aus unterschiedlichen Gründen scheitern. Neben SPIEGEL Online halte ich SPOX für das zweite große journalistische Flagschiff in Sachen Online-Medien. Themenauswahl und -aufbereitung zeigen eine Eigenständigkeit, die so in Deutschland selten anzutreffen sind. Neue Internet-Formen wie z.B. Twitter werden sehr schnell aufgegriffen.
(*Disclosure: ich habe 2008 ein Vortrag bei SPIEGEL Online gehalten)

Mit Coca-Cola Doper (nicht) werden

Das Branchenblatt AdAge brachte vorgestern einen Artikel, wonach ausgerechnet bei einem Sponsor des College-Sportverbandes NCAA, Coca-Colas Vitaminwater, sechs Geschmacksrichtungen des Getränkes auf der Doping-Liste stehende Substanzen enthalten. Vitaminwater ist nicht nur einfach ein Energiegetränk, sondern in der Grauzone zu Nahrungsergänzungsmittel, weswegen es von der NCAA einen langen Riemen gegeben hat, wo man bei Vitaminwater vorsichtig sein sollte.

Der Tipp kam per eMail aus einer Organisation, die Dopingtests für die NCAA durchführt. Jene Organisation – Drug Free Sport – bestreitet eine solche eMail versandt zu haben.

Ein NCAA-Zuständiger für Gesundheit und Sicherheit wird auf einem NCAA-Dokument von Mitte Januar mit den Worten zitiert:

The SAAC also heard from Latrice Sales, NCAA assistant director for health and safety, about issues in the drug-testing area, including the availability of Vitamin Water at NCAA championships. Some flavors of the product contain impermissible or banned substances, and the student-athletes believe that an aggressive educational effort will be necessary to help student-athletes understand that consuming some flavors of the drink could result in a positive drug test and the consequences that follow, including lost eligibility.

Die NCAA sah sich veranlasst gestern per Presseerklärung den Sponsor in Schutz zu nehmen.

In fact, normal daily consumption of any of the 13 Vitaminwater varieties will not place a student-athlete at risk for testing positive for banned substances […]

Three Vitaminwater varieties (Power-c, B-relaxed, and Balance) contain ingredients that categorize them as impermissible under NCAA extra benefit rules. As such, schools cannot provide these varieties to student-athletes as a nutritional supplement, but they can be purchased and consumed by student-athletes on their own without any risk to their NCAA eligibility.

Two Vitaminwater varieties, Energy and Rescue, contain an ingredient or ingredients–caffeine and guarana seed extract (a caffeine source)—that are included on the NCAA’s drug-testing list of banned substances. The NCAA places a limit on the amount of caffeine that can be legally found in the urine of a student-athlete. This level was set to allow ordinary consumption of caffeine-containing beverages, such as cola, tea or coffee. Vitaminwater Energy and Vitaminwater Rescue contain low levels of caffeine. To put it in perspective, an average sized healthy man would have to drink ten 20 oz. bottles [20 oz. = 600ml -dogfood] of Vitaminwater Energy or Rescue within several hours of competition to reach the level that could potentially create a positive NCAA urine test.

A propos Doping: Armstrong

Lance Armstrong stellt sein eh kaum konsequent umgesetztes Anti-Doping-Überwachungsprogramm um. Nachdem Armstrong sich vor Wochen schon geweigert hat, entgegen erster Aussagen, seine vollständigen Werte zu veröffentlichen, hat er sich nun von Don Catlin getrennt. Catlin ist einer der führenden Doping-Kontrolleure der USA und sollte das Trainingsprogramm von Lance Armstrong überwachen. Mit einem transparenten, überwachten Trainings- und Testprogramm wollte Armstrong zu seinem Comeback beweisen, dass er sauber Leistung erzielen kann.

Wegen “mangelnder Effizienz” wurde das Doping-Test-Programm nun in die Hände einer der Kontrolleure des Team Astana gelegt, einem kasachischen Radsport-Team, das Doping-Verdächtigungen so anzieht, wie ein Scheißhaufen die Fliegen. Die L’Équipe übersetzt “mangelnde Effizienz” mit hohen Kosten und logistischen Problemen.

Aber: das Astana-Team wird von Rasmus Damsgaard überwacht, einem um Transparenz und strenge Kontrolle bemühten Dänen, einst Chef der dänischen Anti-Doping-Agentur. Damsgaard ist Ende 2006 durch sein Anti-Doping-Programm bei der dänischen Radsportmannschaft CSC bekannt geworden. 2008 nahm er zusätzlich Astana unter seine Fittiche. Damsgaard gilt durchaus als integrer Mann.

(Hat-Tip für den Tipp an Athloni)

Screensport

Das UEFAcup-Spiel Nijmegen – HSV wird es am nächsten Mittwoch nur per Stream auf maxdome.de geben. Das Spiel kostet 4,– EUR, Anmeldungen sollen möglichst bis Dienstagabend erfolgen. Der Stream steht ausschließlich Windows-Benutzern zur Verfügung.

Bislang steht folgender UEFAcup-Spielplan im Free-TV:
Mi 18h15: Zenit – VfB, ZDF
Mi 20h00: Villa – ZSKA, FIVE
Mi 20h35: Werder – AC, ZDF
Mi 22h30: Nijmegen – HSV, PSG – Wolfsburg, ZDF mit viertelstündiger Zsf
Do 19h45: Schachtjor Donezk – Tottenham, FIVE
Do 20h05 Kopenhagen – ManCity, BBC Three

Spekulationen über Setantas Zukunft gehen weiter

Im Guardian wird weiterhin über die Zukunft des Pay-TVs Setanta spekuliert, nachdem der eines der dringend benötigten Premier League-Rechtepakete im Sommer 2010 wird abgeben müssen.

While seeking to play down speculation of a crisis, Setanta insiders yesterday conceded that it will have to cut costs severely and downsize if it is unable to regain the rights to the Premier League games it has lost […]

Insiders concede talks about the future of the business are continuing and that reshaping it as a “low-cost, low- investment” player is the most likely option. Meanwhile, it is understood that serious divisions emerged among the Setanta board as their bidding strategy was discussed. Some of the investors, believing that the two packages of rights could be retained at a discount, were unwilling to sanction a blockbuster bid. But the company’s executives, several of whom formerly worked at Sky, wanted to be more aggressive.

Investoren könnten die Zukunftssicherheit von Setanta in Frage stellen und ihre Gelder rausziehen, was wiederum die nächsten TV-Rechteverhandlungen beim Fußball, Boxen und Rugby treffen würde.

Setanta plant nach Angaben des Guardians auch bei der britischen Medienaufsicht Ofcom und bei der EU vorzusprechen, um sich gegen die de-facto-Rückkehr der Monopolstellung von BSkyB zu beschweren. Gleichzeitig sucht man Gespräche mit der Premier League und SKY um zusätzliche Premier League-Spiele von der Liga zu bekommen oder von SKY zu sublizensieren.

Nach Informationen der Daily Mail war übrigens ESPN ein seriöser Bieter beim 5ten und 6ten Paket. Angeblich sollen SKY, Setanta und ESPN ähnliche Angebote abgegeben haben, plus/minus 5 Mio EUR pro Jahr.

Tom Mockridge, CEO bei SKY Italia, im Aufsichtsrat von PREMIERE sitzend und CEO des Geschäftszweiges “europäisches TV” der News Corp, geht nun zusätzlich in den Aufsichtsrat von BSkyB.

Canal+ pisst Orange ans Bein

Die Vivendi-Tochter Canal+ (franz. Pay-TV) hat gemeinsam mit der Vivendi-Tochter SFR (Mobilfunk-Betreiber, ISP) vor französischen Wettbewerbsbehörden Beschwerde gegen Orange eingelegt. Die Beschwerde richtet sich dagegen, dass Kunden die eines der IP-TV-Pakete wie z.B. “Orange Sports” abonnieren wollen, sich auch zwangsweise einen Triple-Play-Anschluß von Orange besorgen müssen. Canal+ und SFR behaupten, dass Orange die Pakete (6 EUR/Monat für Ligue 1) zu einem zu geringen Preis anbietet, da die Pakete durch die Triple-Play-Gebühren quersubventioniert werden.

Down goes…

New Orleans gehört auch dreieinhalb Jahre nach Katrina immer noch zu einer angeschlagenen Stadt. Gegenüber dem Sommer 2005 sind 40% der Bevölkerung (Stand Sommer 2007) nicht zurückgekehrt. Es ist fragwürdig, ob eine Stadt mit 255.000 Einwohnern in der Lage ist, Profi-Sport in der Stadt zu halten. Folgerichtig bekommen die New Orleans Saints und die New Orleans Hornets vom Bundesstaat Louisiana Subventionen in zweistelliger Millionenhöhe (dieses Jahr: je 27,5 Mio US$ pro Team, andere Quellen sagen 11 Mio für Hornets, 34 Mio für Saints).

Die Subventionen hat Louisiana bislang aus Steuern auf Hotels finanziert. Aber mit dem wirtschaftlich schlechten Jahr und dem Wegfall sich über den Finanzmarkt finanzieren zu lassen, wird Louisiana möglicherweise nicht zahlen können und sucht händeringend nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten. Sollten die Subventionen an die Saints und Hornets nicht gezahlt werden können, dürften beide Teams die Stadt verlassen.

Wie dieser Artikel bei nola.com und seine Kommentare zeigen, ist die Meinung durchaus gemischt. Der Autor schreibt von der Attraktivität der Saints für die ganze Region und dem schlechten Zeichen, das Louisiana setzen würde, wenn es sich nicht in der Lage sähe, diese Zahlungen zu leisten. Leser kommentieren, dass die Kriminalität in New Orleans aus den Fugen geraten sei, der Hausmarkt immer noch am Boden läge und Stadtviertel noch nicht wieder aufgebaut seien – wie könne es da erste Priorität sein, eine Sportfranchise finanziell zu unterstützen? Dritte weisen daraufhin, dass die Summe nur 0,1% des Haushaltes von Louisiana ausmache und die Saints an Steuern dass Doppelte zurückzahlen, was sie an Subventionen bekommen.

Ein Nebenkriegsschauplatz ist die Klage die die Betreiber des Louisiana Superdomes (Spielort der Saints), die Behörde LSED des Bundesstaates, gegen Merrill Lynch angestrengt haben. Merrill Lynch hat 238 Mio US$ schwere Anleihen für die Finanzierung des Superdomes ausgegeben. Die LSED fühlt sich von Merrill Lynch nicht genügend informiert über ihr Vorgehen beim Verkauf der Anleihen. Die Zinsen für die Anleihe sind von 4 auf 12% explodiert und führen zu Mehrkosten auf Seiten der LSED von bis zu 65.000 US$ pro Tag(!).

Nike feuert…

5% seiner Belegschaft, vulgo 1.400 Angestellte. Wirtschaftskrise und so.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Der Verlust des Qualitätsmediums (Online-)Zeitung zeigte sich ja auch erst bei der Namens(zu)gebung vom neuen Aussenminister und vorallem die Reaktionen der Zeitungen zur Erklärung des Fehlers:

    http://www.bildblog.de/5695/wie-ich-freiherr-von-guttenberg-zu-wilhelm-machte/

    Reaktionen der Redaktionen:

    http://www.bildblog.de/5731/wilhelm-ii/

    Insofern ist die Kuranyi Sache = Wilhelm Reloaded.

  3. …und SpiegelOnline hat diese “Panne” jetzt nicht gerade mit Bravour gemeistert #bockig:

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,606912,00.html

  4. Ehrlich gesagt, finde ich den Boohay um die “Wilhelm”-Geschichte nicht nachvollziehbar und im Maßstab auch nicht vergleichbar mit der angeblichen Entlassung einer der bekanntesten Bundesliga-Spieler. Nur weil Stefan Niggemeier die Story aufbläst, wird aus einem falschen elften Vorname kein Medienskandal.

    Während ich die “Wilhelm”-Geschichte noch unter “Shit happens” und Petitesse abhake, finde ich es wesentlich übler, dass es drei, vier Tage gebraucht hat, bis die Mär um das angebliche mittelständische Unternehmen, das er geleitet hat, aufgeflogen ist.

  5. Nicht nachvollziehbar ist für mich übrigens auch, wieso SPIEGEL Online, für seinen langen und ausführlichen Erklärungsversuch als “bockig” hingestellt wird, während die seeeehr schmallippige Erklärung vom Handelsblatt durchgewunken werden.

  6. Hui, höre ich da etwa leise Kritik am “Alphablogger” Niggemeier?
    Wenn ja… ganz zu Unrecht ist sie sicher nicht. Seit einiger Zeit finde ich schon, dass Niggemeier zunehmend aufgeblasen und von der eigenen Wichtigkeit überzeugt schreibt. Vielleicht hat er auch die oft reichlich devoten Kommentare in seinem Blog zu ernst genommen.

  7. Ich möchte mal kurz die Beschreibung von Vitamin Water als Nahrungsergänzungsmittel einordnen. Das ist eine Limo, nicht mehr und nicht weniger – gibts in den Staaten in jedem größeren Cola-Automaten neben Sprite und Fanta. Ich habe in den USA studiert und dort die gelbe Variante (den genauen Namen weiß ich micht mehr) sehr gerne getrunken. Eine Wirkung habe ich nicht gespurt. ;-) Das “Vitamin” im Namen habe ich eher für einen Werbe-Gag gehalten.

  8. Meine Vergleichbarkeits-Darstellung bezog sich auch nicht auf den Inhalt, sondern eher auf die Tatsache, dass Meldungen in die Welt geblasen werden, die in keinster Weise vernünftig recherchiert wurden, bzw. mit einer 2. Quelle belegt werden können.

    Bevor man die Entlassung von Kuranyi vermeldet, muss man doch vielleicht einen Vereinsvertreter mal fragen, ob das stimmt? Nur die Meldung auf einer Webseite (oder halt Wikipedia) kann doch nicht tatsächlich als Maß aller Dinge betrachtet werden. Zumindest erwarte ich das von einem journalistischen Medium, welches (wie dogfood bemerkt) bezahlte Mitarbeitern beschäftigt.

  9. Schnell und billig ist eben nicht Gut! Leider ist es schon seit geraumer Zeit(auch in Printmedien) üblich das fast ausschließlich abgeschrieben wird(im besten Fall von einem seriösen Ticker).
    Das führt dann zu so einer Lawine an Falschmeldungen sobald eine Quelle, eine fehlerhafte Meldung enthält.

    Da Astana nun teamintern die Überwachung von Armstrong übernommen hat können wir alle sicher sein, dass es keinen positiven Befund bei Armstrong geben wird. Schließlich ist das Astana Team in sowas Experte.

  10. @Michael: Mag ja sein, dass es wie Limo geschmeckt hat. Aber 5 der 13 Sorten sind nach Definition der NCAA Nahrungsergänzungsmittel (bzw. mit Nahrungsergänzungsmitteln versetzt).

    Es gibt ja auch immer wieder Aussagen von Leuten mit positiven Dopingtests, dass sie zu falschen oder verseuchten Nahrungsergänzungmitteln gegriffen haben. Insofern scheinen die Grenzen fließend und nicht immer auf dem ersten Blick sichtbar zu sein.

    @enrasen: Das Problem an der “Wilhelm”-Geschichte: die volle Nennung des Vornamens ist maximal ein “Artikelergänzungsmittel” aber nicht überall ein essentieller Bestandteil des Artikels gewesen. Wenn da einer von 10 bzw. 11 Vornamen falsch ist, so hat es weder grundsätzlich den SPIEGEL-Artikel eine andere Aussage geben, noch dem Absatz in der es um die Quantität der Namen geht. Das ist doof, das ist schlampig, das sollte idealerweise nicht passiere, aber der SPIEGEL hat es sehr gut dargestellt, dass es nicht ganz einfach war, den vollen Namen herauszufinden.

    (Als ich z.B. für den obigen Absatz zur LSED nach Zahlen Ausschau hielt, habe ich in drei Quellen drei unterschiedliche Angaben bekommen. Wenn du offizielle Stellen für andere Sachen anfragst, wirst du mitunter komplett verarscht – was ich hier nicht weiter ausführen kann, ohne Hinweise auf meine Quellen zu geben)

    Anders dagegen bei den Kuranyi-Artikeln die vom Scheitel bis zur Rosette ausschließlich auf ein falsches Fakten beruhten. Es ist bezeichnet das die üblichen verdächtigen darauf anbissen, während so gut wie kein anderes Medium darauf einstieg. BILD, RP Online und Bundesliga.de waren ausweislich Google News von gestern 22h die einzigen großen Medien die es brachten. Und gerade die BILD sollte nun über Kontakte zu Schalke verfügen…

  11. “…sondern das(s) professionelle Online-Medien (= in dem Beruf ausgebildet, für Geld darin arbeiten) so eine Ente gleichberechtigt neben ihren anderen Artikeln gestellt haben.”

    vielleicht ist der ganze rest ja ebenfalls ein hässliches entlein, will sagen: ein scheiß…?!?

  12. Surfguard hat auch noch eine dezidierte Meinung zur Wilhelm-Geschichte, allerdings mit einem anderen Ansatz.

  13. Wer die Meldung gestern auf der S04 Homepage gelesen hat, musste eigentlich sofort schnallen, dass da was nicht stimmen konnte. Das klang doch eher wie eine Meldung in einer Schülerzeitung. Aber da lief bei den Herren “Journalisten” whl sofort der Sabber.

  14. auf die kuranyi-meldung hätte man nicht reinfallen dürfen. einerseits weil es bei schalke seit jahrzehnten undenkbar ist, dass irgendeine entscheidung getroffen wird, ohne dass es schon vorher in den medien steht. andererseits wegen spezieller formulierungen in der “pressemitteilung” selbst. ich habe erst im nachhinein von der geschichte erfahren, wusste also schon, dass die mitteilung fake ist. die ersten sätze fand ich dennoch gut imitiert, der dicke fehler war dann aber der satz “Um die Mannschaft vor einem weiteren Imageverlust zu schützen, und die Stimmung im Verein nicht länger zu belasten, wird Kevin jetzt bedingungslos aus seinem Vertrag entlassen.” spätestens bei dem wort “bedingungslos” hätte jedem leser klar sein müssen, dass das nicht sein kann. suspendiert – vielleicht. freigestellt – vielleicht. aber bedingungslos entlassen bei einem spieler, der noch bis mitte 2010 unter vertrag steht, ist schlicht undenkbar.

    was die geschichte um guttenberg angeht, stimme ich dogfood völlig zu. eine belanglose niggermeier´sche wichtigtuerei mehr, mit allerlei apodiktischen formulierungen und radikalen urteilen gewürzt. ist ja kein zufall, dass er im print inzwischen fast nicht mehr in erscheinung tritt.

  15. Hua, ich habe die Kuranyi Geschichte völlig verpasst. Klingt auf jeden Fall nach einer coolen Nummer. Vielleicht tragen solche Vorfälle ja auch mal dazu bei sich in den Verlagshäusern Gedanken über Qualitätsjournalismus zu machen, ich hört da mal von Grundregeln im journailstischen Handwerk was die Recherche und Glaubhaftigkeit von Informationsquellen angeht. Das gewissenhafte Prüfen und Gegenchecken wird leider immer seltener.

    Das Lance-Armstrong Comeback wird immer mehr zur Farce. Ich verstehe nicht, wie sich eine Sportart so dermassen ruinieren lässt. Irgendwann muss da doch mal einer aufstehen und laut schreien, oder? Immerhin kostet das die Profis irgendwann ihre Existenz.

  16. Natürlich stank die Kuranyi-Geschichte sofort. Die Schreibfehler plus das furchtbare Deutsch, das für eine offizielle Pressemitteilung eines Klubs ein No-No ist, haben die Glaubwürdigkeit schon arg beschädigt.

    Was mich – und das stimme ich in die Kritik ein – stört, ist dass Bild.de das ohne Rückfrage als Aufmacher auf Seite 1 hievt.

    Das soll doch eigentlich der große Vorteil der “Profis” sein. Wenn ich ‘nen Pressevertreter kontaktiere, kann ich froh sein, wenn ich überhaupt ‘ne Antwort bekomme, geschweige denn eine schnelle.

    Bei Bild sollte man ja eigentlich der Meinung sein, dass die in der Sportredaktion die Durchwahl zur Presseabteilung aller achtzehn Bundesligisten haben dürften. Und was kostet es, zuerst mal nachzufragen? Auch wenn es die offizielle Seite gewesen ist.

  17. Klar, im Nachhinein fällt einem der einer Pressemitteilung völlig widersprechende Stil (zumindest im zweiten Teil) ins Auge. “Weiterer” Imageverlust etc). Und natürlich hätte man durch die Schäuble-Geschichte aufmerksam sein können/müssen.
    Andererseits war der Zeitpunkt perfekt gewählt (um das Länderspiel herum), da werden gerne unschöne Wahrheiten verbreiten (siehe Merkeleien bei der WM 2006).
    Ich sag mal so: Einige von denen, die das Ganze nicht gebracht haben, haben von der ganzen Sache auf der Website nichts mitbekommen.

    @bildblog und “Wilhelm”: Eigentlich mag ich das sehr, auch wenn es manchmal arg krümelkackerisch daher kommt. Die Aktion fand ich allerdings völlig daneben. Super: Er hat allen Journalisten gezeigt, dass sie nicht ordentlich recherchieren, dass man Wikipedia nicht trauen darf (darf ich aas trauen?). Aber mal ehrlich. Es ging nicht um eine bedeutende Nachricht, denn ob der Freiherr jetzt zehn oder elf Vornamen hat (und wie sie denn lauten), ist völlig egal. Es gab auch keinerlei Grund zum Zweifel (etwa ein besonders merkwürdiger Vorname, denn tatsächlich heißt der Bruder Wilhelm).

  18. @Frankfurter Löwe: ich würds a bissl differenzierter sehen. Ja, bzgl. SPIEGEL Online war es eine Petitesse, da es für den eigentlich Artikel nur nebensächlich war. Anders aber die BILD-Zeitung, die aus den Namen von Guttenberg am Montag oder Dienstag eine komplette Titelseite gebastelt hat. Hier wiederum würde ich schon den Anspruch stellen, dass alle Namen korrekt recherchiert und aufgeführt werden.

  19. enrasen, gerade habe ich gedacht, der “ich-sprech-jetzt-wie-der-Gerd” Steinmeier hat jetzt auch keinen Bock mehr….

    Sorry für den Klugscheißmodus!

    @ dogfood: wo kann man am Besten was zu dem Bug von Typo3 finden?

  20. @ mario: Kann es sein, dass Du Dir selbst widersprichst? Einerseits klagst Du darüber, dass die Meldung nie hätte in einem, sagen wir: Qualitätsmedium laufen dürfen. Andererseits behauptest Du, es sei “kein Zufall” dass Stefan Niggemeier in Printmedien kaum mehr auftauche. Bemerkst Du den Widerspruch?

    Vielleicht liegt das einfach nur daran, dass Niggemeier an die FAS gebunden ist? Und dass er sich mit anderen grandiosen Qualitätsjournalisten und Bloghassern ausdauernde Wortgefechte liefert.

    Was mich an der Kuranyi-Geschichte wundert: Die Nachrichtenagenturen haben die Falschmeldung nicht verbreitet. Ich will niemandem zu nahe treten, aber ich schätze, das lag am wohl eher am Länderspiel, das Ressourcen gebündelt hat.

    Ich meckere ja auch gern drauflos, empfinde natürlich Schadenfreude für bild.de, sonst aber bin ich mir unsicher, was ich von derlei gehäuften Zwischenfällen halten soll. Das macht mir eher Sorgen. Ohne jemanden verteidigen zu wollen: Es ist – und das gilt für Journalisten und Blogger (schauen wir uns doch nur mal dogfood und sein titanisches Arbeitspensum an) und bloggende Journalisten und artverwandte Typen – im aktuellen Geschäft unmöglich, jede Meldung zu überprüfen. Wohlgemerkt, ich rede nicht davon, dass man ungeprüft irgendwelche Pressemeldungen übernimmt und damit PR betreibt. Nein, auf manche Meldungen (gerade von Nachrichtenagenturen) und hin und wieder Angaben in der Wikipedia sollte man sich schon verlassen dürfen. Mal ehrlich, wenn es um Namen oder einen Geburtstag geht: Wer überprüft schon, was in der Wikipedia steht? Zumal: Im aktuellen Geschäft. Da ist es schon viel, wenn überhaupt jemand in der Wiki oder sonstwo nachschaut, schon das machen die wenigstens, die können dann folglich auch nichts Falsches abschreiben.

    Ich mache hier bestimmt keine Journalisten-Blogger-Diskussion auf, will nur mal die Frage stellen, welche Blogger, die jetzt laut ablachen und die Köpfe schütteln, ihrerseits Informationen prüfen? Manchmal prüfen. Immer prüfen. Mitunter prüfen.

    Was mich am wenigsten überzeugt, sind die Behauptungen, wegen des schlechten Stils der Pressemitteilung hätte man stutzig werden müssen. Hey, absoluter Nonsens. Schon mal Pressemitteilungen gelesen? Schon mal Agenturmeldungen (sorry) gelesen?

  21. Re: Wikipedia
    Da bin ich teilweise bei dir. Wie weiter oben schon geschrieben: wenn es um ein kleines Detail des Artikels geht (siehe SPIEGEL Online, ein Absatz im unteren Drittel), habe ich Verständnis für so eine Schlamperei, zumal es da auch keinen Anlaß gab, das Radar eine Spur schärfer zu schalten.

    Aber wenn die Ansprüche sind, daraus einen Titel zu machen, wie die BILD, verlange ich eine bessere Prüfung.

    Re: “will nur mal die Frage stellen, welche Blogger, die jetzt laut ablachen und die Köpfe schütteln, ihrerseits Informationen prüfen? Manchmal prüfen. Immer prüfen. Mitunter prüfen.”
    Es ist die Frage wie man es darstellt. Beispiel aus meinem Blog: als Hans Meyer in Nürnberg entlassen wurde, hatte BILD die Meldung exklusiv und als einziges Medium. Eine zweite Quelle die die Meldung damals bestätigte, war ganze zwei Stunden später der KICKER.

    Angesichts der Schwere der Meldung, hielt ich es damals angebracht, die Meldung zu bringen. Allerdings mit einem Fragezeichen in der Headline und unter klarer Darstellung der Informationslage.

    Genau das hat die BILD bei Kuranyi nicht gemacht. Obwohl die Produktion der Meldung (Kuranyi-Bilder raussuchen, Headline einklinken, Bilder exportieren) durchaus 10-20 Minuten in Anspruch genommen hat, wurde das Ding einfach rausgeblasen. Ohne klare Identifizierung der Nachrichtenlage (“steht nur auf der Website”, “wir haben noch keine Bestätigung von Vereinsoffiziellen”). Es wurde als Faktum hingestellt, was es angesichts der Nachrichtenlage nicht sein konnte.

    Grundsätzlich:
    Die Beschleunigung der Medienproduktion hat dazu geführt, dass nicht mehr nur Artikel nach klassischer Art und Weise publiziert werden (Absicherung durch zwei unabhängige Quellen), sondern auch noch etwas unausgereifte Geschichten. Finde ich okay, ist auch eine Form der Transparenz, aber…

    … das muss auch dazu führen, das Journalisten (Blogger) klar die “Qualität” ihrer Meldung auszeichnen: Gerücht? Bestätigt? Wasserdicht? Und das wird für meinen Geschmack zu wenig gemacht.

  22. @jw:
    Da hast Du völlig recht. Aber genau deshalb finde ich die Art wie bildblog.de und niggemeier.de darüber “berichtet” haben so abstossend. Oder wie Du es formulierst: “Ich will nur mal die Frage stellen, welche Blogger, die jetzt laut ablachen und die Köpfe schütteln, ihrerseits Informationen prüfen?”. Bildblog behauptet zwar über die Aktion “berichtet” zu haben, das wird aber auch durch stetes Wiederholen nicht wahrer. Bildblog hat den Beitrag/Bericht von dem anonymen Troll unkommentiert veröffentlicht, mehr nicht. Und Niggemeier hat im Tonfall verächtlich bis hohnlachend über die Kollegen (falls er als Journalist geschrieben hat) oder die Ahnungslosen (falls er als Blogger geschrieben hat) abgelacht/den Kopf geschüttelt. Auch wenn er jetzt wie immer antworten würde: “wo habe ich denn verächtlich formuliert?”. Er beherrscht es ganz gut zwischen den Zeilen, mit der Untermalung des Blogeintrags durch zig-Fotos Bildergalerie, mit Überschriften wie “geht sterben” etc. (was mich übrigens nicht selten an die Methoden des Boulevards erinnert).

    Was mich insgesamt wundert ist das Thema überhaupt. Politiker fallen auf Stimmenimitatoren vom Radio rein (dummer Politiker, nicht genug vorbereitet, naiv), Journalisten fallen auf gefälschte Tagebücher rein (Versager), Typen schummeln sich vor dem CL-Finale auf Mannschaftsfotos (Witzbolde), die Twittergemeinde fällt auf den falschen Dalai Lama rein (Lemminge) etc. Und das ist doch völlig normal! Das passiert, das gehört dazu. Denn wenn ich jemanden verarschen will und genügend Energie mitbringe, wird mir das meist gelingen. Keiner von uns rechnet zum Glück rund um die Uhr damit verarscht zu werden, keiner ist ständig auf der Hut. Das wäre auch ein trauriges Leben.
    Was natürlich nichts daran ändert, dass Journalisten gewisse Recherchepflichten haben. Und einige sind der ja scheinbar auch nachgekommen. Sonst wäre Kevin heute ja immer noch alleine zu Hause.

  23. Ich wurde hier schon abgekanzelt, nur weil dieser Marcus Marin womöglich nicht nach Hamburg geht. Moment. Der kommt doch sogar daher…

  24. Denkt eigentlich irgend jemand an das Seelenleben des armen Kevin?

    WOMIT macht man so einen gemeinen Scherz? Natürlich mit dem “Imageschaden” den ein Kuranyi verursacht. Und das ist eigentlich an sich dann ja erstmal völlig glaubwürdig.

    Ein empfindliches, selbstreflexives Seelchen würde sich wohl langsam die Kugel geben. Aber genau deshalb brauchen wir uns wohl doch keine Sorgen zu machen :-)

    Andere Baustelle: Da schau ich seit Tagen die Ski-WM und warte auf die versprochene Maria Riesch-Medaille. Ausgerechnet heute war da nichts angekündigt, ich beruhigt den ganzen Tag unterwegs und prompt fährt eine Frau Hölzl zum Sieg wie mir gerade die Tagesthemen vermelden. Wo finde ich davon denn jetzt online einen Bericht mit bewegten Bildern,
    sprich einen “Stream” ?

  25. @ Thor: Mir fällt im Moment kein krasses Beispiel ein, dass ich selbst mal einer richtig gut gemästeten Ente aufgesessen bin (schiefes Bild, ich weiß). Wenn mir eins einfällt, trage ich es nach. Fällt mir nichts ein, heißt es: Nur nichts drauf einbilden, denn es ist auch Glück dabei. Selbst in meinen Fachgebieten würde ich nie behaupten, das könne nicht passieren, sondern nur: Es ist relativ unwahrscheinlich. Grundsätzlich finde ich: Ein gesunder Menschenverstand reicht meist aus, um derlei Meldungen zu prüfen. Da muss man kein ausgebildeter, erfahrener Journalist sein. Recherche, Freunde, ist das noch lange nicht, sagen wir bloß: überprüfen.

    “Geht sterben” gefällt mir auch nicht. Das ist die Sprache der Gegenseite, also Bernd Graf (oder Graff?) und Konsorten.

    @ dogfood: Beschleunigungsproblem – da bin ich voll bei Dir. Transparenz, also in diesem Fall Kenntlichmachung der Lage – auch das. Ich sehe hier teilweise mehr Korrektheit in guten Blogs als in so genannten Qualitätsmedien; was ich – scheinbar off-topic – besonders auch auf die Quellenangaben beziehe.

    Viel schwieriger, ganz und gar kompliziert und verworren, ist der Punkt: Doppelcheck. Doppelcheck sagt gar nichts, wenn man die falschen Quellen checkt, also von mir aus kicker und bild.de.

    Meine Erfahrung mit diesem doublecheck ist durchaus ambivalent, ich beziehe es jetzt sehr auf sportpolitische Themen, teilweise eigene Geschichten (wie etwa in der Zeit der Leipziger Olympiabewerbung) oder auch kürzlich am eigenen Beispiel in der Zwanziger-Affäre: Kurioserweise prüfen bestimmte Journalisten – etwa die in Nachrichtenagenturen – alle Fakten mehrfach, wenn sie ihnen nicht in den Kram passen. Und komischer Weise wird dann oft gar nichts gedruckt, weil eben die Geschichten mitunter exklusiv sind und gar nicht so schnell doppelt gecheckt werden könnten, denn da steckt mitunter harte Recherche dahinter.

    Andererseits wird meist dann (eigentlich immer) gerade nicht doppelt gecheckt, wenn die Mächtigen (ob nun DFB oder andere Sportskameraden) etwas verlautbaren. Also PR betreiben. Dann wird (nie) etwas überprüft, sondern einfach nur deren Zeug übernommen.

    Schade eigentlich, dass es nicht so einfach mit den journalistischen Bloggerregeln des gesunden Menschenverstands ist. Ich hoffe, das war jetzt nicht zu verworren :)

  26. Habs gefunden in der zdf-Mediathek (war ja auch naheliegend)

  27. Hier wird meiner Meinung nach in Bezug auf die “Wilhelm”-Geschichte der fatale Zirkelschluss übersehen, der in so einem Fall entstehen kann.

    Wie im bildblog-Artikel zu lesen ist, gab es auf der Wikipedia-Seite Diskussionen zur Richtigkeit des Namens, in denen dann das Argument aufkam, dass SpOn ja auch “Wilhelm” schreibt, und zwar im wörtlichen Zitat, das von Guttenberg selbst zugeschrieben wird:

    “Eine beliebte Journalistenfrage an ihn ist jene nach seinem kompletten Namen. Ober er den bitte einmal aufsagen möge. Manchmal macht er das dann auch. Und los geht’s: ‘Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Wilhelm Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg.'”

    Auf einen Wikipedia-Eintrag hereinfallen ist das eine, einen Wikipedia-Eintrag als mündliche Rede eines Dritten wiederzugeben, das andere.

    Zur Kuranyi-Story:

    Werden auf der Schalker Homepage die Spieler immer nur mit Vornamen genannt? Oder wieso ist das keinem aufgefallen?

  28. @ milhouse: Vornamen? Das heißt überhaupt nichts. Vornamen kannst Du täglich in allen Sportmedien finden. Kommst Du deshalb auf die Idee, das hätten keine Journalisten geschrieben (oder Pressesprecher)?

  29. Da meine Frage durchaus ernst gemeint war, betrachte ich das als Ja.

    Mir kam es für eine offizielle Vereinsverlautbarung merkwürdig vor. Aber nun bin ich schlauer.

  30. Leude,
    ihr sprecht hier über die Bild Zeitung.
    Es ist für das Blatt doch eine Super Nachricht gewesen, seit wann interessiert denn bei denen die Richtigkeit einer Aussage.
    Ich kann mir durchaus vorstellen das der Kurany Bericht im vollen Bewustsein einer falsch Meldung rausgehauen wurde.
    Es ist doch überhaupt nicht wichtig ob diese Meldung stimmt oder nicht, es ist eine einsA Meldung – punkt.

    Ihr Sportteil ist zwar wesentlich objektiver uns ernstzunehmender als der Rest des Blattes, dennoch haben sie in meinen Augen nicht den schwarzen Peter, wenn die Information von der Homepage des Vereines direkt kommt, ob die Seite gehackt war oder nicht, macht so ne Meldung doch mehr Umlage als sofort die Richtigstellung zu drucken, das interessiert doch keinen der die Bild Zeitung liest.

    gruss fedEX

  31. Wir reden auch über RP Online und bundesliga.de.

  32. Selber oder gerade bei RP Online wundert mich das nicht.

    Ein anderer Fall liegt meiner Meinung nach bei Bundesliga.de vor. Da geht so eine Meldung gar nicht.

  33. *lol* – DPA via SZ: Schalke stellt Strafantrag.

    Sollten der oder die Täter von der Polizei in Gelsenkirchen und der zuständigen Staatsanwaltschaft in Essen ermittelt werden, drohen ihnen empfindliche Strafen. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Essen sagte auf dpa-Anfrage, dass das Vergehen den Tatbestand der Datenveränderung (Paragraf 303 a Strafgesetzbuch) erfüllen könne, der einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft werden könne. Laut Schalke sind sogar Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren möglich.

    Das muß man sich mal bildlich vorstellen: Ich parke meinen nagelneuen Porsche vor der Kneipe, schaue mir dort das Länderspiel an. Zwar weiß ich, daß ebendort am Vortag ein Auto [das von Schäuble] entwendet wurde – ich laß aber den Schlüssel stecken und hänge ein Schild dran, daß der Sprit locker noch für 500km reicht.
    und dann wundere ich mich, daß das Auto weg ist. Jeder angerufene Polizist lacht sich da doch tot…

  34. Es ward übrigens in Foren zu lesen (ich habe nicht weiter nachgeguckt), dass der zuständige Dienstleister von Schalke eine Tochter der Telekom ist? Also keine kleine 2-Mann-Klitsche, bei denen der Chef gerade im Krankenhaus lag und deswegen das Update nicht aufspielen konnte.

  35. Es ist ja nicht nur der nicht eingespielte Patch – die Zeit zwischen Bugreport und Defacement läßt doch sehr drauf schließen, daß es ein Passwort aus dem Wörterbuch war. Oder ähnlich Kreatives wie “Knappenticker” oder “Schalkenews” ;-)

  36. @ blafasel:

    Trotzdem bliebe das ein Diebstahl oder zumindest eine Unbefugter Gebrauch von Kraftfahrzeugen, denen der lachende Polizist aufgrund des Legalitätsprinzips erstmal nachzugehen hat.
    Oder verstehe ich deinen Einwand nicht?

  37. Na das Auto ist ja nicht weg sondern steht ne Kreuzung weiter – und der Eigentümer will jetzt seinen Sprit sowie die abnutzung der Reifen ersetzt haben.
    Für ein Defacement 5 Jahre zu fordern halte ich für einen schlechten Scherz.
    [Disclosure: nein, ich war es nicht]

    Hinweis in eigener Sache: Es reicht jetzt mal mit dem Schnee, danke.

  38. Was immer wieder übersehen wird: Es wird ja in Presseartikeln (“erwarten den Täter bis zu x Jahren”) immer nur über das obere Ende eines Strafrahmens gesprochen. Klingt ja auch viel spektakulärer. In diesem Fall sind 5 Jahre. Das kommt aber ja nur in Betracht, wenn der schlimmste denkbare Fall von Computersabotage vorliegen würde, in der Praxis also quasi nie.

    Das untere Ende wäre eine Geldstrafe von 5 Tagessätzen. Eine Strafe wäre vermutlich deutlich näher an diesem Ende, wenn es zu einer Verurteilung kommt.

    Die von dir angesprochene zivilrechtliche Haftung (das Äquivalent zu Sprit und Abnutzung) würde den Hacker natürlich auch treffen, wenn er zu identifizieren wäre – hat aber mit der strafrechtlichen Beurteilung, um die es in dem Ausschnitt ging gar nichts zu tun.

  39. Naja, man muß sich halt mal die Tragweite der Sache anschauen:
    Man weiß, das Schalke TYPO3 nutzt, man hat die URL zum Bug. Man ruft das auf, erhält eine User:Passwort-Hash Kombintion. Man wirft den Hash in sein Google-Fenster und hat das Paßwort.
    Wenn hiermit jetzt ein weiterer Admin-User angelegt wird, mit dem man dan nach dem einspielen des Bugfixes mehr oder weniger unverdächtig Vertragslaufzeiten in Pressemitteilungen “anpassen” kann, dann mag das Datenveränderung sein.
    Aber ein “Hey du Depp, fix dein TYPO3” doch nicht.

    Fehlt noch, daß man jetzt einen auf Musikindustrie macht:
    Ein Kevin-Trikot kostet knapp 85 Euro, die Hose nochmal 35.
    Da die Feka-Meldung 1Mio+-50% gelesen haben, diese also kein Trikot kaufen werden (warum auch, der spielt doch dort nicht mehr), entgehen einemal also 180 Milionen Euro!11111

  40. Wie gesagt: Dass hier relativ leicht Zugriff auf die Schalke-Homepage genommen werden konnte, macht dein Zugriff ja nicht zu einem befugten. Es ist halt so: Nicht alles was man kann, darf man auch. Sonst könnten ja auch Kleinkinder wahl- und straflos verprügelt werden mit dem Argument Es war aber doch so leicht, sie haben sich doch gar nicht gewehrt.

    Aber sicher kein schlimmer Zugriff; auf gar keinen Fall etwas für eine Freiheitsstrafe; wenn ich jetzt noch bei meinem Ausbildungsstaatsanwalt stecken würde, würde ich einen Strafbefehl unter der Zentralregisterschwelle empfehlen.

  41. Auf die Website von Schalke hätte ich auch reinfallen können. Das ist ja eine Primärquelle.

  42. Ach, du bist auch ein Paragraphen-Beauftragter, sag das doch gleich. Ist notiert ;-)

    Ich bezog mich auf den Ablauf, dem wohl auch dogfoods Einwurf galt:

    * 2009-02-10: Exploit auf milw0rm
    * Bulletin auf Typo3.org (9 am GMT)
    …im Heise-Ticker (16 Uhr)
    * Wolfgang-Schaeuble.de (22:30 Uhr)
    * 2009-02-10: Golem (00:01 Uhr & Heise (9 Uhr) weisen darauf hin
    * “Kevin wird freigestellt” (21:15 Uhr)

    Nun sollte der Herr Schmusenberg lieber mal seinen Dienstleister fragen, was der denn die 36+ Stunden so getrieben hat. Und ja, einem Hobbybastler kann man verzeihen, milw0rm etc nicht zu verfolgen.
    T-Systems könnte man hier jetzt Versagen vorwerfen, wenn die nicht eh schon den Ruf des IT-Verkackers am Hut hätten.

  43. Das ist genau das selbe wie die “Bügelbrett – Affäre” einer schrieb erfundene Sachen in die Wikipedia und am ende habe alle das geglaubt. Sogar Wer wird Millionär und der Bundespräsident haben das verwendet

  44. […] Ich will hier an dieser Stelle kein Medien-Bashing betreiben (dazu ist hier im Blog der HSV vorgesehen), doch ein wenig bedenklich stimmt mich die ungeprüfte Verbreitung der Fehlinformation schon. Es ist eine Sache, wenn dies auf Twitter passiert, wo hauptsächlich "Privatleute" schreiben und Informationen immer mit Vorsicht zu genießen sind. Eine andere Sache ist, wenn sich diese Fehlinformationen über die "seriösen" Medien verbreiten, denen ein ganz anderes Vertrauen entgegen gebracht wird. Mehr zu diesem Thema gibt es bei dogfood. […]