Fofftein: viele Finanzen

Arsenals Poker

Welcher Klub der Top5 der Premier League fällt aus der Reihe?

Manchester Utd, Liverpool, Chelsea, Arsenal, Aston Villa.
Hinter vier der fünf Vereine stecken relativ einfache Besitzstrukturen: sie gehören grosso modo einem Investor oder einer Investor (“reicher Russe“, “reiche Amis“, “US-Familie mit merkwürdiger Gesichtsbehaarung” etc…) .

Anders schaut es bei Arsenal aus, wo der Vorstand 41,8% der Anteile an die Arsenal Holdings plc hält. In jenem Aufsichtsrat sitzen diverse Leute, sechs davon mit nennenswerten Anteilen an Arsenal. Die Anteile sind nicht auf dem freien Markt erhältlich. Verschiebungen der Anteile sind selten, geschehen meistens in kleinen Schritten. Seit knapp zwei Jahren fürchtet man bei Arsenal, das es sich hinter den Kulissen auf ein Showdown zwischen dem US-Milliadär Stan Kroenke (“ein reicher Ami“) und dem russischen Milliadär Alisher Usmanov (“ein reicher Russe“) hinauslaufen könnte.

Auch wenn man von Seiten des Vorstands mit Hilfe von Selbstverpflichtungen bis 2010 und 2012 versucht den Status Quo im Klub zu wahren, tut sich hinter den Kulissen immer mehr: Mitte Dezember hat man sich im Streit des Aufsichtsratsmitglieds Nina Bracewell-Smith entledigt. Bracewell-Smith hält 15,9% an Arsenal und wurde von der Selbstverpflichtung entbunden. Die Anteile sind also zu haben. Der Macher hinter den Planungen für die Finanzierung des Stadionbaus Keith Edelman, ist nach dem Austritt von Bracewell-Smith zurückgetreten. Die Refinanzierung des Emirates-Stadion fusst auf dem Verkauf von Appartments auf dem Gelände des alten Stadions. Wie es um den Immobilienmarkt bestellt ist, dürfte jeder wissen und folgerichtig gibt es auch keine offizielle Zahl über die verkauften Appartements.

Am Montag wurde bekannt, dass Alisher Usmanov seine Anteile auf exakt oder über 25% aufgestockt hat, obwohl er noch Mitte Januar Interesse an den Anteilen von Bracewell-Smith explizit dementierte. Mit minimum 25% hat Usmanov eine Art (meldepflichtige) Sperrminorität innerhalb des Vorstands und ist der größte Teilhaber geworden.

Der undurchsichtige Usmanov wird in Großbritannien als Bad Guy gehandelt. Sein Gegenspieler ist Stan Kroenke, der 12,4% besitzt. Hätte Kroenke überhaupt die knapp 57 Mio EUR, um die Anteile von Bracewell-Smith zu kaufen?

Denn Kroenke geht es in den USA nicht wirklich brilliant. Freunde des US-Sports kennen Kroenke als Besitzer diverser US-Profiteams in Denver. Die Kroenke Sports Enterprise (KSE) hält Anteile an den St. Louis Rams (NFL), ist Besitzer der Denver Nuggets (NBA), Colorado Avalanches (NHL), Colorado Mammoth (NLL) und Colorado Rapids (MLS) sowie Mitbesitzer der Colorado Crush (AFL). Ihm gehören zusätzlich das Pepsi Center in Denver (wo Nuggets, Avs, Mammoth und Crush spielen), ein Sportpark und ein TV-Sportsender in Colorado (Altitude), der vorzugweise Kroenke-Teams zeigt.

Lokalmedien vermeldeten Mitte Januar Gerüchte, wonach der TV-Sender Altitude und die Franchises Nuggets und Avalanches Entlassungen vorbereiteten. Das Budget für Spesen wurde gekürzt, das Sponsoring bröckelt weg. Die in Konkurs (Chapter 11) gegangene Frontier Airlines zog sich vom Sponsoring der Nuggets, Avalanches, Crush und Mammoth zurück. Der angeschlagene Automobilkonzern General Motors ist einer der wichtigsten Sponsoren für die Avalanches und dürfte auch eher zu den Wackelkandidaten der Sponsoren gehören.

Concultant Alex Flynn malt in der BBC bereits das Gespenst einer Übernahme von Arsenal an die Wand. Derzeit scheint eine solche Übernahme eher von Usmanov als von Kroenke kommen zu können.

Die NBB – National Basketball Bank

Pünktlich nachdem der letzte Korb des All Star-Games gemacht worden ist, in Phoenix die Bürgesteige wieder hochgeklappt werden und die Journalisten abgereist sind, kommt die Meldung dass die NBA ihre Kreditlinie erweitern wird.

Die NBA wird sich Ende Februar auf dem freien Finanzmarkt 175 Mio US$ ausleihen und in einen großen Reservetopf packen. In einer internen Umfrage haben 15 Klubs angegeben, für Kredite auf diesen Reservetopf zurückgreifen zu wollen. Prototypisch wird der Fall der Orlando Magic angeführt, die bis zum Umzug in die neue Arena jährlich sage und schreibe 15-20 Mio US$ Verlust machen sollen. Angeblich.

Das alles mag sich zuerst nach einer reinrassigen Horromeldung anhören. Es riecht aber anders. So war es gar nicht die NBA die um den Kredit angefragt hat, sondern JP Morgan Chase und die Bank of America die auf die NBA mit dem Angebot zugegangen wären. Erst dann hatte die NBA ihre Franchises gefragt und 15 der Franchises dann der Mutter einen Bedarf gemeldet… Fast so, als hätten einige Teams billige Darlehen gerochen. 175 Mio US$ auf 15 Teams verteilt, sind keine 12 Mio US$, also keine wirklich substantielle Summe. Ein Artikel auf nba.com beschreibt aber, an welchen Strippen NBA-Teams wie die Detroit Pistons inzwischen ziehen müssen.

In Sacramento haben die Kings ein Paket an Sparmaßnahmen geschnürt: keine Überstunden mehr für Mitarbeiter, Halbierung der Mannschaft für TV-Produktionen, Halbierung des Personals für Media Relations auf Auswärtsreisen, Umstellung eines Print-Magazins auf online only, nur Trades durchführen, die die Payroll verringern.

Die Kings haben eine sportliche schlechte Saison, derzeit schlechte Zuschauerzahlen, eine der ältesten NBA-Arenen und ein kleines Einzugsgebiet von 2 Mio Einwohnern.

Während die Magics nach Eigenangabe 15-20 Mio US$ pro Jahr verlieren, beläuft sich die Summe in Sacramento auf 25-28 Mio US$. Solche Zahlen sind immer mit Vorsicht zu genießen, da interessensgeleitet. Sei es damit die Franchises in Verhandlungen mit der Spielergewerkschaft als arme Schlucker da stehen, denen man nicht noch höhere Gehälter aus den Rippen leihern kann. Sei es in Verhandlungen mit Stadt, Kommune oder Hallenbetreiber um bessere Konditionen (Steuern, Mietvertrag, Konzessionen) zu erringen.

Im Falle der Sacramento Kings sitzen die Kings mit Hilfe eines Experten aus der NBA-Zentrale mit der Stadt zusammen, um eine neue Arena in Sacramento zu bekommen. Gleichzeitig sickert durch, dass es andere Städte gibt (San Jose, Anaheim), die Interesse an der Kings-Franchise hätten.

Down goes

Wenn schon finanziell gegen die Wand fahren, dann aber richtig. Es gab im letzten Herbst viel Boohay in England rund um Cricket. Ich hatte es kurz mal angeschnitten: der US-Milliadär Allen Stanford hat viel Geld in das Cricket-Team der West-Indies gesteckt und ein spektakulär hoch dotiertes Turnier (20 Mio US$ Preisgeld) zwischen den West-Indies und England veranstaltet (“Stanford Series“), das aber aufgrund einiger Kuriositäten am Rande von den Medien verrissen wurde. Mit großer Pose schmiß Standford dann den Brocken bei den West-Indies, um dann durchblicken zu lassen, dass er vielleicht Geld in den englischen Cricket-Verband investieren würde.

Aber sowas von Pustekuchen. Die US-Amerikanische Börsenaufsicht bezichtigt Allen Stanford eines 8 Milliarden schweren Investmentbetruges und der englische Cricket-Verband ECB steht mit ziemlich heruntergelassenen Hosen da, da der Vertrag mit Stanford über vier weitere “Stanford Series” nun nichtig ist.

“If he is found to be guilty then there will be questions raised about the integrity of the ECB and this alliance with him.

“But the West Indies side of things will feel a much greater impact than back home. It is here where it will be most felt, with this benefactor who was offering them all sorts of rewards.

“It was a rather nasty business all the way through and a huge gamble to get involved with him anyway.”
Stanford had been expected to become a major backer of the proposed English Premier League Twenty20 tournament from 2010.

Wobei nicht nur der Cricket-Sport “Aua” schreiben wird. Die BusinessWeek hat einige der Sponsortätigkeiten von Stanford mal aufgelistet.

Golfer Vijay Singh, Golfer Henrik Stenson, Miami Heat, Golfturniere in Lousiana, Sponsoring der Cheerleader von LSU und Ole Miss, Deal mit dem Toyota Center, Heimat der Houston Rockets, das PGA-Turnier Stanford St. Jude Championship in Memphis, die Stanford Championship – einem Tennis-Turnier einer Seniorenserie mit Courier, Sampras, McEnroe etc… –, die Stanford Financial Tour Championship (Playoffs der LPGA), die Sony Ericsson Open (ATP-Tennisturnier in Miami), “Endorsement Deal” mit Newcastles Michael Owen, und, und, und…

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. super Blog über Arsenal :)