Veit – Calzaghe: 6x so lange

Ich war mir unsicher wo Mario Veit vor dem Kampf gegen Joe Calzaghe stand. Nach dem Veit sind wir schlauer: Veit ist nicht so schwach gewesen, dass sich von vornherein ein Kampf gegen Calzaghe verbat, aber von einem Weltmeister, und wenn es nur der Interims-Weltmeister der WBO ist, erwarte ich eine andere Einstellung, vorallem wenn man zuhause boxt.

Fritz Sdunek schien die nicht unclevere Taktik ausgegeben zu haben, den stürmischen Calzaghe sich erstmal müde kämpfen zu lassen und ab der 5ten, 6ten Runde die Punkte einzusacken.

Es sah für mich auch so aus, als würde Calzaghe nachlassen, mehr zu Alibi-Aktionen greifen, die Aktivität vortäuschen, aber keine wirkliche Schlagwirkung zeigen. Da kam nicht mehr viel aus der Schulter, sondern waren Innenhände oder von oben herabgeführt.

Während ich über die Schwäche der Schläge von Calzaghe sinnierte, lag Veit Ende 5te Runde plötzlich auf dem Boden. Kombination von Calzaghe, Veit in die Ecke gedrängt als eine Linke einschlug. Der Gong rettete Veit vor Schlimmeres.

Die Sechste begann erwartungsgemäß mit einem Sturmlauf von Calzaghe, bei dem Veit nicht wirklich zu wissen schien, was er tun sollte. Veit musste in die Knie gehen, wurde wieder angezählt. Im Hintergrund winkte Sdunek mit dem weißen Handtuch, drohte mit Aufgabe, Veit stand nochmal auf, der Ringrichter gab den Fight nochmal frei, doch nach 3 Sekunden weiteren Schlaghagel brach der Ringrichter den Kampf ab.

Das Ende hat mich überrascht, den ich fand es recht offensichtlich wie Calzaghe in die 6te Runde gehen würde, doch Veit wirkte völlig überfordert, als hätte man nicht damit gerechnet. Und sowohl Sduneks Androhung der Aufgabe, als auch der Abbruch durch den Ringrichter kam für mich zu früh. Ich bin gerne und häufig für frühe Abbrüche, aber in diesem Fall? Veit stand für mich nach dem zweiten Anzählen nicht dermaßen offen, dass ein Abbruch so schnell notwendig gewesen wäre…

Aber ohne Zweifel, Veit hat nicht eine Minute erahnen lassen, dass Sduneks Taktik aufgehen könnte, nicht einmal die Routine und Erfahrung von über 40 Profikämpfen ausgespielt. Das war gestern dürftig.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Ich hab die ersten Runden nicht gesehen, aber was dann kam sah nicht so aus, als wenn Veit irgendwann hätte auftrumphen können.
    Nun gut, gegen Ende des Kampfes hatten die Schläge von Calzaghe eher etwas von “wild nach vorne wirbeln” als von überlegten Aktionen, aber Veit konnte sich darauf einfach nicht mehr einstellen.
    Daher denke ich auch, dass der Abbruch in Ordnung ging. Schon in den ersten Sekunden der sechsten Runde wurde deutlich, dass Veit nicht wusste was er hätte machen sollen. Somit war er weit davon entfernt dem Kampf noch irgendeine Wendung geben zu können, wodurch ein Weiterkämpfen nur eine Gefärdung seiner Gesundheit gewesen wäre.

    Interessant die Interviews am Anschluss. Das Eingestehen seiner Unterlegenheit seitens Veit und das große Lob von Calzaghe … sowas gibts seltener im Boxsport.