Zeilensport: KHL – wie die NHL und doch anders.

Die Kontinental Hockey League (KHL) gehört vielleicht zu den derzeit ehrgeizigsten russischen Projekten. Es ist der Versuch der russischen Expansion mit friedlichen Mitteln – der Aufbau einer länderübergreifenden Eishockeyliga als Gegenentwurf zur NHL. Dabei kommen Russland die unbegrenzt scheinenden Ressourcen wie Erdöl oder Erdgas zu Hilfe.

Die KHL spielt seit September ihre erste Saison aus. 24 Mannschaften in vier Divisionen. Neben 21 russischen Mannschaften spielt noch je ein Team aus dem lettischen Riga, aus dem weißrussischen Minsk und aus dem kasachischen Astana mit.

Die Ressourcen der KHL mögen groß sein, die Wahrnehmung in Europa ist ziemlich limitiert. Die hiesigen Medien greifen das Thema kaum auf. Fernsehbilder gibt es allenfalls in Form einer dreiminütigen Spieltagszusammenfassung auf dem Nachrichtensender “Russia Today” im Nachrichtenblock. Selbst in Russland werden landesweit nur ein Bruchteil der Spiele übertragen. Nur an den Schnittstellen zum kontinentaleuropäischen Eishockey wie der Champions League oder dem Spengler Cup bekommt man die Teams zu Gesicht.

In Nordamerika scheint das Interesse größer zu sein, nicht zuletzt weil man die KHL als Konkurrenz auf dem Radar hat. Hier dürfte der Spruch von der “russischen Expansion mit friedlichen Mitteln” bejaht werden. Seit dem Sommer macht die KHL immer wieder mit Abwerbung von Free Agents und unter Vertrag stehenden NHL-Spielern von sich Rede. Die KHL wird häufig als “böse” empfunden und der internationale Verband der für die Vertragsstreitigkeiten als Schiedsgericht auftreten sollte, wird als zahnlos bezeichnet. Die KHL macht keinen Hehl daraus, dass ihr autoritäres Auftreten gegenüber den NHL-Vereinen nichts anderes als Rache, für die im letzten Jahrzehnt mitunter rüde durchgeführte Abwerbung russischer Talente nach Nordamerika, ist.

Das erklärt warum das Verhältnis zwischen NHL und KHL mich an den “guten alten” Kalten Krieg aus den 70er Jahren erinnert. Ein Vergleich der den Russen vielleicht sogar schmecken könnte, da man damals noch als Supermacht auftrat und mit dem Respekt einer Großmacht behandelt wurde.

Die Wahrnehmung als “Konkurrent” hat dazu geführt, dass die Berichterstattung in Nordamerika über die KHL größer ist als hierzulande. Und nach einigen Monaten Spielbetrieb mehren sich die interessanten Artikel und Meldungen über die KHL.

Mitte Dezember erschien im Toronto Star eine exzellente dreiteilige Artikel-Serie über die KHL von Rick Westhead. Man beachte auch die Bildergalerie und das Video.
Does Russia’s Kontinental league threaten NHL?
For ex-NHLers, it’s to Russia, with gloves
North America or bust for top Russian player

Westhead beschreibt die Stadien und den Alltag der Spieler. Er fragt ein russisches Top-Talent ob dieser denn die KHL der NHL vorziehen würde und folgt dem Ex-Goalie der Ottawa Senators Ray Emery bei Atlant Mytischi.

In a holdover from Soviet times, Emery and his teammates must stay on a “base” near their arena the nights before a game. The menu, said Emery’s Finnish teammate Esa Pirnes, who played in the NHL with the Los Angeles Kings, hasn’t changed in four months.

“I saw Esa put ketchup on his spaghetti and I wondered what he was doing,” Emery said. “But they don’t put sauce on it and it’s impossible to find. It’s just plain spaghetti. Now I’m reaching for the ketchup.”

There have been other adjustments, like getting used to squads of cheerleaders dancing on platforms right behind his net in some buildings. “You kind of look up and they’re right there at ice level.”

Pirnes recalled an overnight flight in September. A charter plan carrying the team on a road trip landed after an overnight flight. The trip was bumpy and players were anxious for some sleep. But instead of heading to their hotel, the KHL team’s bus drove to the arena as dawn began to break.

Players were told to haul their equipment off the bus and unpack it in the visiting team’s dressing room. Two months on, team officials have eliminated pre-dawn treks to the rink, but Emery was still bemused by the exercise.

Ein Ereignis das in den USA für Schlagzeilen sorgte, war der Tod von Alexei Cherepanov Mitte Oktober auf der Spielerbank während des Spiels gegen Chekhov. Cherepanov brach plötzlich zusammen, konnte in der Kabine wiederbelebt werden, verstarb aber auf dem Weg zum Krankenhaus. Dabei sind in Nordamerika vorallem die medizinischen Zustände kritisiert worden: es stand kein Krankenwagen in der Arena zur Verfügung und in der Halle gab es keinen Defibrillator. Klischee oder allgemeingültige Zustandsbeschreibung?

American goalie John Grahame lives in a first-floor apartment that’s guarded by a series of five locks, a video-camera security system and a heavy door that would do any meat locker proud. “When I first saw it, I wondered, `What have I gotten myself into,'” said Grahame, in the first year of a two-year contract playing alongside former NHL MVP Jaromir Jagr.

He goes through periods where his water is shut off for days at a time, though that’s not uncommon here. In Moscow, the city’s water department typically turns off hot water access every summer for maintenance, leaving some residents of Europe’s largest city settling for stove-heated pots of water and sponge baths.

Internet service can be spotty. When it works, Grahame uses his high-speed service to watch U.S. TV channels and to speak to his friends and family using Skype Internet phone calling.

The 33-year-old sat on a dark brown leather couch in his apartment in downtown Omsk. The curtains and walls were burnt orange and the open-concept kitchen featured a new LG fridge and stove.

Earlier this season, Grahame said he sliced open a finger while opening some canned fruit and was taken to a local hospital “It looked like it was out of a Stephen King novel,” he said. “I got three stitches when I probably should have got nine, and the interpreter kept telling me everything was fine while I’m looking around at how dirty everything looked. It was not good.”

Andrew Meier, ehemals Russland-Korrespondent der TIME gewesen, hat Jaromir Jagrs Wirken in Omsk zum Anlaß genommen um nach Russland zurückzukehren und die russische Sportmaschine unter Vladimir Putin sich anzusehen, mit Abstechern zu Zenit, Dick Advocaat und Guus Hiddink. “Score Another One for Putin” vom NY Times PLAY Magazin, 27.10.

Earlier, after a morning skate-around, Jagr could only laugh when I asked about Avangard’s business ledger, given the expense of a glittery new arena, the price of season tickets (the top seats cost almost $800), the lack of a merchandising tradition. “They don’t care about the money,” he said. “It’s about the oil. It’s all about sponsors here, and no sponsor’s going to get their money back. If the oil is sponsoring you, and the price of oil went up three times, instead of making whatever, $100 million a day, you get $300 million a day.”

“It’s not a business,” concedes Potapov, the Avangard president who spent 18 years at the Omsk refinery and wooed Jagr in Prague during the lockout at the request of the regional governor. “This is sports — we’re blessed with backers, people who give money not for a return in profits.”

Inzwischen wird auch die Mär der angeblich unendlich vorhandenen Geldressourcen näher unter die Lupe genommen. die russische Wirtschaftproduktion ist im November um 9% gegenüber dem Vorjahr gesunken. Der Erdölpreis ist auf einem Tiefstand. Während der Erdölpreis im russischen Budget auf 70US$ pro Barrel eingepreist wurde, sind derzeit auf dem Markt nur 44US$ zu bekommen.

Dem äußeren Anschein nach, arbeitet kaum ein KHL-Team mit schwarzen Zahlen. Zwar werden Spitzehgehälter für die Spieler gezahlt – nicht zuletzt um sie aus der NHL wegzulocken – aber auf der anderen Seite stehen kleine Hallen, die selten gefüllt sind, niedrige Eintrittspreise und kaum weitere Einnahmen wie aus TV-Rechten, Restauration o.ä.. Die ersten Auswirkungen dieses wackeligen Konstrukt sind bemerkbar: ausbleibende Gehaltszahlungen.

Larionov said the economics of the KHL make little sense today, given that some teams in Moscow draw as few as 1,000 or 2,000 fans a game and ticket prices are modest — the equivalent of $5, $10 or $15. At that rate, he does not believe the salaries on offer last season — as much as $10-million to Pittsburgh Penguins star Evgeni Malkin — are sustainable over the long term. Malkin’s former team in Russia, Metallurg Magnitogorsk, is one of several clubs struggling to meet its payroll commitments.

(Aus Globe and Mail, Eric Duhatschek, 10.11.2008)

James Mirtle berichtete Ende November von einem Artikel in einer russischen Sportzeitschrift, der mindestens fünf der 24 Teams in ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten wähnt: Metallurg Novokuznetsk, HC MVD (Moskau), Khimik Viskresensk (Moskau), Vitaz Chekhov (Moskau) und Metallurg Magnitogorsk.

Die KHL hatte ursprünglich aggressive Expansionspläne. Nach dem diesjährigen Start mit 24 Teams war für die nächste Saison eine Erweiterung auf 30 Teams angedacht. Langfristig sollen Mannschaften in Tschechien (Karlsbad/Karlovy möglicherweise bereits nächste Saison dabei), Schweden, Finnland, Ukraine, Deutschland und Österreich sowie eine asiatische Gruppe mit China, Japan und Mannschaften der russischen Ostküste hinzukommen.

Tatsächlich wird sich aber die KHL im nächsten Frühjahr zusammensetzen müssen und über die Nachhaltigkeit der derzeitigen Strukturen nachdenken müssen. Zumindest in Nordamerika ist man der Meinung, dass die KHL derzeit nicht in der Lage ist, kurzfristig sehr weit über die aktuell 24 Mannschaften hinauszuwachsen und die Gehälter bereits in der nächsten Saison mächtig zusammengestrichen werden. Eric Duhatschek meldet, dass es bereits vor Weihnachten ein Treffen der KHL-Entscheider gab, um noch in der laufenden Saison die Gehälter um 30% zusammenzustreichen. Der Vorschlag wurde aber von der neuen Spielergewerkschaft abgelehnt.

The plan is to stumble to the 56-game finish line with all 24 teams intact, but after that, all bets are off. Contraction could easily come to as many as four teams; and it wouldn’t necessarily be offset by expansion to other areas of Europe, which is their long-range plan.

As tough as economic times are in North America as a result of the global financial crisis, it is far worse in some areas of Russia because of its heavy reliance on oil and mineral wealth. Meanwhile, player agents on this side of the Atlantic are monitoring developments closely, knowing that what looked like an appealing alternative for NHL players who’d run out of options last summer may not nearly be as attractive a destination next season.

Auf der anderen Seite stehen die Optimisten wie Andrew Meier der vor kurzem Jaromir Jagr in Omsk besucht hat und glaubt, dass die russischen Ressourcen zu groß und der strategische Wert der KHL zu wichtig ist, als dass die KHL Beschneidungen erleben wird. Andrew Meier in der NY Times Anfang November:

Couple of things we have to remember when trying to gauge how hard the global financial crisis will hit Russian sports. First of all, Russia’s stock market began to plummet much earlier — back in May. It then sank in most dramatic fashion in the aftermath of Russia’s invasion of Georgia in August. It’s down, way down, but still alive. (When trading gets too wild, they shut it down for the day.) Second: the Russian state has been saving up for this rainy day. The state oil reserve fund has at least $141 billion. Third: Putin and Medvedev have moved quickly to shore up the favored oligarchs, offering liquidity lifelines to a host of industrial and financial titans […]

All this comes with a weighty caveat. When it comes to Russia, trying to predict the future is a foolhardy pursuit. In that country, as Russians like to say, the past is unpredictable enough […]

American economic models, and the logic of U.S. front offices, don’t really apply to Russian clubs. First of all, who do they have to answer to? Just establishing who owns what in Russia can be a trying, and more often than not, futile endeavor. Transparency in Russian pro sports, as in nearly every sector of the post-Soviet market, is an acquired taste […]

Europe remains the first target for growth. Above all, Fetisov, and others behind the founding of the K.H.L., fear that the N.H.L. is bent on a self-serving drive to preserve its market share. To Fetisov, the strategy is both myopic and ultimately detrimental to the game. “There’s no market there,” he told me. “North America’s too small. Europe is the future. That’s where the tradition, and the players, and the fans are.” Jagr, and a whole host of Europeans now playing in Russia, would tend to agree.

Andrew Meier hat in seiner Antwort von Anfang November ignoriert, dass der Erdölpreis noch weiter gesunken ist und inzwischen – wie bereits erwähnt – fast nur noch halb so teuer ist, wie ursprünglich im Budget von Russland vorgesehen.

Andrew Meier zitiert in seinem Artikel in der NY Times/PLAY Jaromir Jagr:

When Wayne Fleming, the Canadian coach who arrived just six days earlier to take over Avangard, stops by our table, Jagr shares his worries about the future of Russia’s relations with the N.H.L. His reasoning is economic. In the N.H.L., he tells Fleming, “the top three or four guys eat up half the salary cap.” Fleming nods. “That leaves all the rest of the guys far below, not making a ton of money.” Fleming, a nice guy who was recommended to Jagr to be the team’s new coach, nods again. “But now they’re going to find out how it is over here. That they can make much better money, and you can live over here. They’ll see it soon enough.” Again Fleming nods.

“I’ve always thought the N.H.L.’s wanted to do something big in Europe,” the coach says, “like a division. But I think they’ve missed it,” Jagr says. “The Russians are ahead of them.”

Just as the talk of a new cold war dominates political circles in Moscow these days, the fear of an eastward expansion by the N.H.L. preoccupies Russian hockey officials. In Moscow, I would hear Fetisov echo Jagr’s prediction. Fetisov was the first Russian star to leave for the N.H.L. […] As the prime mover behind the new hockey league, Fetisov worries about how the West will react to Russia’s sports revival.

“I warned Gary Bettman five years ago,” he tells me, referring to the N.H.L. commissioner. “You’ve got your business model, but if you take the best players out of Europe and Russia for cheap — you’ll kill the game, and your own market.” North America, Fetisov argues, is “a small hockey market.” He continues: “For years I’ve tried to tell the Americans to think big. Look beyond Russia and Europe. What about Asia? China? Even in India they play field hockey. Why can’t the N.H.L. see it? They’re afraid. They want to preserve their market. Now it’s too late. We’re gonna take our market share. And you’ll see, it’ll be good for the game.”

Wenn fünf Klubs einer 24er-Liga Probleme bei der Bezahlung der Gehälter Probleme haben und zur Saisonhälfte wirklich Pläne auf den Tisch gelegt werden, ASAP die Gehälter nach dem Rasenmäherprinzip um 30% zu kürzen, kann die Liga nicht jene versprochenen unendlichen Ressourcen haben und erscheint die Expansion von der die KHL so gerne und so laut träumt, eher ein Wunschdenken zu sein.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Ich sehe nach wie vor große Chancen für die KHL. Auch die NHL hat momentan ca. 5 Teams bei denen niemand traurig wäre, wenn sie nicht mehr da wären. Ich würde mich daher eher der Meierschen Argumantation anschließen. Nach wie vor halte ich die tiefen Taschen der russichen Oligarchen für das Große Plus der KHL. Niemand weiß doch wirklich wieviel Geld sie haben und woher es kommt. Und da der russiche Zar bereits das Ende billigen Gases verkündet hat, glaube ich weiterhin nicht an eine finanzielle Krise bei den Abramowitschs Russlands. Es gibt große wirtschaftliche Probleme in Russland, aber die treffen hauptsächlich die Arbeiterschaft. Und ob nun 1000 oder 1500 zu den Spielen gehen halte ich für zweitrangig. Und die beschrieben Lebensumstände der Spieler können höchstens für die Nordamerikaner ein Problem sein. Zumindest alle osteuropäischen Spieler sind in diesen Verhältnissen groß geworden.

  3. Livespiele der KHL gibts übrigens FTA auf Planeta Sport ( Hotbird 13°) mit russichem Kommentar^^

  4. Auch im Internet gibt es auf sportbox.ru regelmäßig Livespiele sowie Aufzeichungen und Höhepunkte zu sehen:

    http://video.sportbox.ru/VidySporta/Hokkej/Kxl

    Hier die Programmvorschau (MEZ+2): http://video.sportbox.ru/schedule

    Bisher bietet die KHL den erwartet hochklassigen Sport. Aufgrund der geringen Medienpräsenz bei uns beschränkt sich meine Wahrnehmung bisher allerdings auf die Ergebnisse sowie das eine oder andere Livespiel. Mal sehen, ob sich das zu den Playoffs ändern wird.

  5. Ich finde es auch sehr schade das man nicht mehr über die KHL in den Medien bringt. War am 24.12 in Riga beim Spiel von Riga gegen Omsk(Was Riga gewonnen hat) und vorhin beim Spiel gegen Voskresensk(Was Riga auch gewonnen hat). Beide spiele waren mit fast 11.000 Zuschauern fast Ausverkauft(Okay Riga hat der höchsten Zuschauerschnitt und ein ganzes Land steht hinter dem Klub).

    Das Eishockey was man hier erlebt ist das beste was ich bis jetzt gesehen habe und ich war oft in Frankfurt bei den Lions. Kein Vergleich. Kaum fehler und eine sehr schneller Spielaufbau.

    Leider gibt es den einen oder anderen Klub der jetzt schon über den verhältnissen sich bewegt und deswegen wohl auch nicht mehr lange mitspielen wird. Aber zum vergleich zu den Topclubs(Ausgaben um die 20 Million und nur 2000 Zuschauern) gibt es auch Clubs die um die 6000-10000 Zuschauer haben und nur 6 – 10 Millionen ausgeben.

    Ich gehe davon aus das nächstes Jahr 4-6 Clubs aussteigen werden und 2-6 dazukommen werden.

    Grüsse aus Riga…. Leider muss ich morgen mit meiner Frau zu einer Feier(Deswegen kann ich nicht zum Spiel gegen Astana)!!

  6. Das große Potential der KHL liegt m.E. nicht in den tiefen Taschen irgendwelcher russischer Oligarchen (solche künstlichen Konstrukte neigen nun mal zum Zusammenbrechen, ob es diese Krise auch der Rohstoffpreise schon schafft, halte ich da für zweitrangig), als darin, dass sie einfach einer simplen und zutreffenden Logik folgt: Es gibt einen Markt. Und es gibt einen sportlichen Sinn.
    Eine KHL die langsam um einen (West-) Russischen Nukleus zu einer eurasischen Spitzenliga reift, mit einer skandinavischen Gruppe, einer west- und mitteleuropäischen (Schweiz, Österreich, Schland und meinethalben noch London, Paris, Norditalien), einer osteuropäischen (Tschechien!, aber nicht nur), sowie einer russischen und auch gerne noch einer asiatischen mit Standorten in China und Japan um einen sibirischen Kern – das ergibt schlichtweg Sinn, denn diese Liga hat alles, was eine erfolgreiche internationale Liga braucht: Die Spieler, die Fans, die Stadien, die Infrastruktur, alles jeweils lokal und regional verwurzelt und durchaus interessiert am internationalen Wettstreit, wie das seit fast hundert Jahren große Interesse am sportlich eher fragwürdigen Spengler-Cup bezeugt.

    Das erscheint mir jedenfalls deutlich naheliegender als eine pan-nordamerikanische Expansion der NHL aus den Frostgebieten im Norden der USA und Kanada heraus (soll es ja trotzdem gegeben haben).
    Wenn dann örtlichen “Besonderheiten” gefolgt wird, um so besser (eine Schere zum Öffnen der Soßentüte nach Mytischi zu spenden könnte allzu krasse Verwerfungen lindern helfen), und wenn man davon abkommt, mit Fantasiezahlen irgendwelche (vermeintlich) großen Namen für das Aufsehen zu ködern, kann dies der sportlichen Qualität bei diesem Zustrom an Nachwuchs an jedem Ende des potentiellem Ausbreitungsgebietes (wann kam eigentlich der letzte große Spieler aus Phoenix oder Tampa?) auch kaum schaden.

    Und wenn sich dann im Gegenzug auch noch der grundgedanke allgemein durchsetzen könnte, dass eine Weltmeisterschaft in verdammt nochmal jedem einzigen Jahr auch nicht so eine wahnsinnig sinnvolle Idee ist, dann hätte man noch zusätzlich einiges gewonnnen. Und Eishockey könnte (wieder) dahin kommen, wo es hingehört: zur uneingeschränkten Nummer Zwei in Europa nach dem Fussball.

    Nur leider sind die durchgeknallten Oligarchen mit ihren zusammengeraubten Fantastilliarden so ziemlich die einzigen Personen gewesen, denen ich das Durchbrechen der allenthalben vorherrschenden Kleinstaaterei und Provinzfürstentümlertum zugetraut hätte.

    Kutz gesagt: Tolle Idee, aber die Welt war noch nicht bereit. Und wird es auch so bald nicht sein.

  7. Sternburg, der Mann mit der Vision. Das mit der Verwurzelung im Kontrast zu Eishockey in Florida leuchtet ein, Auswärtsspiele in China, Japan oder Ostsibirien stelle ich mir aber trotzdem nicht so geil vor. Allerdings: Wann war Eishockey uneingeschränkte europäische Sportart Nummer zwei und nach welcher Definition (und was ist es entsprechend aktuell?).

  8. Nichts gegen Visionen, die können und müssen ja manchmal sein ;-) Die angesprochene Akzeptanz und das “uneingeschränkte” Interesse an Internationalen Vergleichen kann ich so jedoch nicht sehen. Wenn in Berlin der Vergleich mit einem finnischen Spitzenteam zwar gut besucht aber nicht ausverkauft ist, im Gegensatz zu einem Vergleich mit einem mittelmäßigem DEL Team wenige Tage später, bezweifle ich diese Theorie.

    Hinzu kommt die völlig andere Sportlandschaft in Deutschland und Europa. “Geschlossene” Ligen werden günstigstensfalls mit gerümpfter Nase betrachtet, wer die damalige Diskussion um die DEL in diversen Eishockeyforen verfolgt hat weiß was ich meine. Selbst unter den härtesten Fans wurde die Abschaffung des Auf- und Abstiegs kritisiert. Wirklich vorangebracht hat übrigens diese Maßnahme die DEL auch nicht wirklich (siehe Ice Tigers, Adler). Der Totalflop NFLE sei hier nur am Rande erwähnt.

    Ich war früher glühender Fan des US Sports, vor allem Football, habe allerdings inzwischen soviel negative Erfahrungen mit diesem System gemacht, dass ich darauf sehr, sehr gut verzichten kann. In diesen Systemen wird selten permanent gut gearbeitet sondern es wird periodisch auf ein Ziel hingearbeitet, nach Erreichen des Zieles werden die einhergehenden “negativen” Begleiterscheinungen (steigende Spielergehälter, Prämienzahlungen etc.) hingenommen. Zumeist zerfallen die Teams in kürzester Zeit und es wird von vorne begonnen. Lobenswerte Ausnahme hiervon übrigens die Pats. Für mich persönlich hatte das nach gut 20 Jahren erheblich an Reiz verloren.

    Hinzu kommen eigentlich laufend irgendwelche Teamumzüge oder Erpressungen Richtung Franchise Locations und Kommunen um die “Zitrone” halt um noch einkleines Quentchen weiter auspressen zu können. Sorry, sind halt nur meine 2 Cent ;-)

  9. […] den Medien eigenen Content zu liefern; über ein Radiointerview mit Reinhard Rauball; über die Kontinental Hockey League […]

  10. Man muss manchem Spam ja dankbar sein, es wird doch immer wieder auf interessante Artikel verwiesen.

  11. Huch! Damals konnte ich ja noch richtig interessante Gedanken von mir geben (ich weiß, Du meinst den Blogeintrag, mik).

  12. Mädels, gebt dem Hausherrn doch den Hinweis, dass man den Schund löschen kann. Also den Spam.

  13. wie ist denn eigentlich das Fazit, so genau 5 Jahre später?