NFL Preview: NFC East

Die NFC-East-Division ist dieses Jahr nicht unamüsant.

Es gibt zwei namhafte und unterhaltsame Coaches und es gibt zwei Playoff-Kandidaten… Das der mal wieder aus der Rente zurückgekehrte Bill Parcells gleich im ersten Jahr was reißen kann, scheint angesichts des vorhandenen Offensiv-Materials unmöglich. Das Spurrier mit einer mal wieder stark umgekrempelten Redskins-Mannschaft in die Playoffs einzieht, würde erstaunen.

Wieso die blassen Football-Verwalter aus New York mit schöner Regelmäßigkeit auch im Januar noch Football spielen, bleibt mir ein Rätsel. Und wieso keiner Andy Reid und seine Eagles für voll nimmt, keine Ahnung.

Dallas Cowboys

“Sag niemals nie”. Bill Parcells kehrt zum dritten Mal aus seinem Ruhestand zurück. Nach den Patriots und den Jets, soll Parcells nun an der Dallas-Franchise Wiederbelebungsversuche vornehmen.

Parcells ist ein Motivator vor dem Herrn, der aber gleichzeitig in der Lage ist ein team langfristig, über 3-4 Jahre hinweg aufzubauen, wenn ihm das eigene Ego kein Bein stellt. Schnell passiert es, dass er die Lust verliert und den Brocken hinschmeisst. Vorallem: er duldet keine anderen großen Egos neben sich. Und wie just dieses in Dallas und den übermächtigen und nicht minder egomanischen Teambesitzer Jerry Jones gehen soll, wird spannend zu beobachten sein.

Das Team ist jung und besondere Talente stechen nicht ins Auge. QB Quincy Carter ist ebenso jung wie farblos.

Für Parcells bedeutet es mit einer starken Defense und konservativen Offense zu agieren. Viel Laufspiel, kurze Pässe. Nur, wer soll nach dem Abgang von Emmit Smith laufen? RB Troy Hambrick hat nicht überzeugt und RB Adrian Murrell hat 2 Jahre lang nicht gespielt.

Es ist bezeichnend für die Situation der Cowboys: obwohl Parcells bereits sieben Monate aktiv ist, scheint der Kader vom Personal nicht aus der Mittelmäßigkeit herauszukommen.

New York Giants

Headcoach Jim Fassel sieht wie ein Beamter aus und irgendwie erwecken auch die New York Giants den Eindruck von Beamten. So bläßlich und emotionslos wie Beamte, so effizient wie — nein, hier hinkt der Vergleich. Die Giants schlagen sich da besser.

Es ist kurios wie blaß die Giants sind, da sie durchaus einige Stars haben.

Glanzstück der Giants ist die Defense rund um DE Michael Strahan, der allerdings nahezu die gesamte Vorbereitung aufgrund eines gebrochenen Zehs versäumte. Mit 22,5 Sacks stellte er vor zwei Jahren einen Sackrekord auf. Letzte Saison waren es aber noch nicht einmal die Hälfte: 11. Und damit blieb er trotzdem noch der dominante Abwehrspieler. Strahans Kapital ist seine Schnelligkeit, daher wird man abwarten müssen inwieweit der Zeh noch Auswirkung auf seine Leistung hat.

Strahan ist der Leader einer der giftigsten Pass-Rushes der Liga. Seine schwache Performance im letzten Jahr, wird damit erklärt dass er viel zu lange spielen musste, mangels Tiefe im Roster. Dem Umstand will man durch entsprechende Draft und Aktivitäten bei den Free-Agents beigekommen sein.

In der Offensive rund um den “Ballverwalter” QB Kerry Collins, ragt der umstrittene TE Jeremy Shockey heraus. Der wild aussehende Shockey legt sich gerne mit anderen Leuten an und gibt desöfteren dumme homophobe Bemerkungen ab. Aber seine Fangsicherheit ist unter TEs die absolute Ausnahme. Neben Shockey ist WR Amani Toomer in den letzten Jahren zu einem guten Fänger für tiefe Pässe geworden.

Die Zeiten als das Giants-Laufspiel von “Thunder and Lightning” beherrscht wurden, dem kleinen, flinken, fangsicheren RB Tiki Barber und dem schweren Brocken RB Ron Dayne, sind vorbei. Dayne hat sich aus dem Kader gespielt, wäre vor der Saison fast dem Cut zum Opfer gefallen. An Dayne und dem für teuer Geld eingekauften RB Dorsey Levens vorbei, hat sich RB Delvin Joyce an die Nummer zwei gerannt. Levens soll angeblich um Vertragsauflösung gebeten haben.

Es spricht aber nichts dagegen, dass die Giants ruhig und unauffällig in die Playoffs schippern.

Philadelphia Eagles

Die Philadelphia Eagles nähern sich Schritt um Schritt der SuperBowl. Andy Reid hat in den letzten Jahren ein solides Fundament und darüber hinaus unterhaltsames Team geschaffen. Andy Reid scheint aber darauf zu achten jedem im Team das Gefühl zu geben, er wäre ersetzbar. Was sich mitunter auch auf die Vertragsverhandlungen auswirkt.

Nur so sind die namhaften Abgänge wie DE Hugh Douglas (JAX), Brian Mitchell, Blaine Bishop, Barry Gardner oder LB Shawn Barber (CIN) zu erklären. Dazu Reibereien mit RB Duce Staley, der nicht die geforderte vorzeitige Vertragsverlängerung bekommen hat.

Völlig überraschend ist die Offseason also die Zeit des Umbruches geworden.

Es gibt im Team nur einen Star, und das ist QB Donovan McNabb, ein bulliger QB, der aber neben Michael Vick zu den besten Läufern gehört. Er ist ein Teamleader und einer der ganz wenigen Spielern, die im Alleingang Spiele entscheiden können.

Headcoach Andy Reid ist einer der originelleren Trainer. Sein Ruf litt aber unter der schweren Heimniederlage in dem NFC-Championship-Game letztes Jahr gegen Tampa Bay, als er sich recht willen- und planlos von John Gruden und den Buccs abschlachten liess. Trotzdem traue ich Reid zu, den Kader in die Playoffs zu bringen.

Washington Redskins

Es könnte eine der wichtigsten Saisons für die Redskins werden. Gelingt ihnen kein Playoff-Einzug, wird der teuer bezahlte Offensiv-Guru Steve Spurrier endgültig zur Witzfigur und Teameigner Dan Snyder, der Jahr um Jahr immens viel Geld und neue Spieler reinpumpt, dürfte einen derart dicken Hals haben, dass er das Team so schnell wie möglich loswerden würde.

Der Probleme hatte Washington so einige. Spurrier drehte letztes Jahr das Ruder radikal um und versuchte unabhängig vom vorhandenen Spielermaterial seine Offensiv-Taktiken durchzusetzen. Run and Gun: schnelle Pass-Offense, viele tiefe Pässe.

Das ging schief, diverse QBs waren überforderte, andere Spieler fühlten sich übergangen und verliessen beleidigt das Team (RB Stephen Davis, nun CAR). Nun sollen sich neue Leute auf den Schlüsselpositionen etablieren.

Spurrier setzt dabei auf QB Patrick Ramsey. Er zeigte gegen die Jets Coolness und die Gabe zu improvisieren. Die statistischen Zahlen waren nicht überragend, aber mehr Spiegelbild der eher vorsichtigen Ausrichtung von Spurrier. Spurrier scheint tatsächlich mehr Laufen zu wollen, zum fast klassisch ausbalancierten Lauf/Pass-Spiel zu tendieren. Mit dem Ex-Jets-WR Laveranues Coles wurde für enorm viel Geld eine pfeilschnelle Anspielstation geholt, der sich anscheinend auf Anhieb mit Ramsey versteht Die OL wurde mit Free-Agents aufgepäppelt: OG Randy Thomas und OG Dave Fiores, dem ersten Spiel nach zu urteilen, aber erfolglos.

Stattdessen versauerte mit Stephen Davis einer der besten Runningbacks auf der Bank. Nun ist er weg und RB Trung Candidate aus St. Louis gekommen und wird sich die Arbeit mit RB Ladell Betts teilen.

Bereits letztes Jahr als “Heilsbringer” vom College geholt worden und mit adäquat dickem Vertrag ausgestattet, wurde LB LaVar Arrington. Letzte Saison darf noch als Anpassungsjahr abgeschrieben werden. Diese Saison scheint er aber die angestrebte Dominanz auf dem Feld auszustrahlen.

In der Saison 2002 war die Defense klar der bessere Mannschaftsteil (fünftbeste der NFL). Nicht wenige schreiben das Marvin Lewis zu, der schwarze Defensive-Coordinator der für viel Geld aus Baltimore losgeeist wurde. Und nun die Gelegenheit wahrnahm und in Cincinnati auf den Headcoach-Posten sprang. Wird die Defense ihren Standard halten können?

Werden die Redskins vorallen bei all diesen Änderungen, seit Jahren hinweg, endlich mal ein eingespieltes Team sein?

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp