GP: Indianapolis 2003

Bevor ich anfange über das gestrige Rennen zu jubeln, muss ich einen kleinen Exkurs veranstalten: Es ist oft nicht ganz leicht bekennender Schumi-Fan zu sein. Neben den üblichen Kinn-Witzen muss man mit einem miesen Image a la FC Bayern Fan leben: “Aha Du stehst halt auf den Typen der immer gewinnt.” oder gar “klar, schliesslich kommt er aus Deutschland.” Stimmt alles nicht. Seit 1994 schaue ich mir *Schumacher* im Fernsehen an und es gibt einfach keinen, der mich in diesem Maße überzeugt hat. Wie er aussieht, was er sonst so macht und auch bei welchem Team er fährt ist mir komplett egal. Ich wäre auch Schumi-Fan, wenn er bei Minardi anheuern würde (zugegebenermassen wäre das aber nicht ganz so leicht). Der ganze Ferrari-Kult prallt an mir relativ ab – ich fands auch früher bei Benetton klasse.

Warum? Weil nur er solche Rennen wie gestern vollbringt. Solche Wunder haben wir schon öfter von ihm gesehen. Zwar war auch das Wetter und das Glück auf seiner Seite, aber ein Quentchen gehört immer dazu und Glück ist ein Bestandteil von Schumacher. Wenns eng wird und um die Wurscht geht ist er oft am Ende der Glückliche.

Das Rennen gestern war jedenfalls ein Hammer – vielleicht sogar das Beste der ganzen Saison. In den ersten Runden stand ich praktisch vor Spannung auf dem heimischen Sofa. In der ersten Hälfte des Rennens eine Achterbahnfahrt von höchstem Jubel nach dem Start und schierer Verzweiflung während dem Bridgestone-unfreundlichen Nieselregen.

Zwischendurch stand das Ergebniss dann sogar so, dass er den sechsten Titel schon in der Tasche hätte – wieder extreme Emotionen in den höchsten Regionen. Aber mir war irgendwie auch klar, dass Kimi im Verlauf des langen Rennens bis auf Platz 2 kommen würde und die Sache in Suzuka entschieden wird.

Zuletzt noch ein Wort zu Premieres Chef-Analysator Striezel Stuck, der mir mit seiner Dampfplauderei langsam doch ganz schön auf die Nüsse geht. Nicht nur dass er dieses Jahr nach zwei Rennen schon behauptete der Titel sei für Ferrari weg, nein gestern war er wieder mal vor dem Rennen ein glühender Montoya Verfechter. Nach dem Rennen natürlich wie umgewandelt, und er hätte es ja immer gewusst, dass sich die Erfahrung eines Schumachers auszahlen würde. Ich verlange keine Hellseherei, Herr Stuck, aber bitte zukünftig nicht mehr so festlegen und dann wieder doch nicht. Ich sage jedenfalls: Schumi holts auch dieses Jahr und das sage ich schon lange!

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Kommt gerade rein: ralf schumacher macht sich bei williams und den briten richtig beliebt. http://news.bbc.co.uk/sport2/hi/motorsport/formula_one/3155696.stm

    kurzfassung: el-goldkettchen beschwert sich dass bei ihm zu spät auf regenreifen gewechselt wurde. pech für ihn: sogar mario theissen bezichtigt ihn, vorsichtig formuliert, der verzerrten wahrnehmung. in wahrheit hätte die box auf statements von coras liebling gewartet…

    zum rennen.

    ich fand es nicht sooooooo doll. unterhaltsam, aber kein “klassiker”. nach einer dreiviertelstunde war es dann auch schon wieder mit der spannung.

    ja, es hat das beste paket gewonnen. aber es war keine “ausnahmefahrt” von schumacher. es gab drei fahrer die durch ihre fahrweise ins auge stachen: schumacher, montoya und alonso. mit abstrichen vielleicht coulthard und raikkönen.

    wenn wir jetzt die WM resümieren, hat mit MSC der beste fahrer gewonnen?

    da sage ich: moment, nicht so schnell. ich denke montoya ist fahrerisch bis auf wenige prozent an schumacher ran.

    aber es gibt bestimmte faktoren an denen montoya nicht rankommen wird (qua charakter) und die ihm nur mit einen besseren wagen, werden schumacher überholen lassen.

    ein montoya wird nie ein teamplayer sein und anders als schumacher nicht in der lage sein, ein gutes teampaket zu schnüren (siehe brawn, todt) oder seine erkenntnisse dem team zur verfügung stellen (testfahrten, freies training).

    dass ausgerechnet montoya soviel elend in sachen tankstops und technische schäden anzieht, ist nicht montoyas schuld. aber glück will sich auch erarbeitet werden.

    die überlegenheit schumachers würde strahlender ausfallen, wenn ferrari sich nicht immer wieder als schlechte verlierer zeigen würden. mit diesen geschichten wie den im letzten monat angezettelten “reifenkrieg”, verhalten sich die roten wie die “microsofts” des motorsports die ich daher gerne vom thron gestossen sehen will.