Friday Five

Aus gegebenen Anlaß die “Friday Five” mal hierüber geschleppt. Wer will, kann sich in den Kommentaren “anhängen”

1. Do you watch sports? If so, which ones?

Ich bin “Allesfresser”, d.h. bis auf wenigen Ausnahmen kann ich alles an Sport sehen. Dabei bevorzuge ich allerdings komplette Übertragungen und keine halbstündigen Zusammenschnitte.

Aus gegebenen Anlaß die “Friday Five” mal hierüber geschleppt.

1. Do you watch sports? If so, which ones?

Ich bin “Allesfresser”, d.h. bis auf wenigen Ausnahmen kann ich alles an Sport sehen. Dabei bevorzuge ich allerdings komplette Übertragungen und keine halbstündigen Zusammenschnitte.

Sport ist für mich so etwas wie ein Spielfilm. Entscheidend ist das Wissen über die Sportarten, damit man über das bloße “Resultate-sehen” hinauskommt und stattdessen ein Match/Rennen anfangen kann zu “lesen”.

Es ist wie ein Krimi. Kühl betrachtet, würde es für ein Krimi ausreichen den Mord zu zeigen und anschließend die Verhaftung des Täters. Das ist zwar die Essenz des Krimis, aber dieses Destillat wäre unbefriedigend. Vielmehr ist “der Weg das Ziel” und der Krimi beschäftigt sich mit dem Drumherum der Aufklärung.

Nicht sehr viel anders ist es mit dem Sport. Natürlich läßt sich eine sechstündige Live-Übertragung einer Tour-de-France-Bergetappe auch auf 90 Sekunden zusammenschneiden. Aber die “Seele” würde fehlen. Die Entwicklungen die zum Resultat geführt haben. Die Fahrer, die sich in den Stunden vor der Bergankunft positioniert und profiliert haben. Deshalb mache ich um Zusammenfassungen einen weiten Bogen. Es lohnt sich nicht. Den gleichen Informationswert bekomme ich schneller aus dem Internet.

Das heißt nicht dass man Mister “Superschlau” sein muß, der die Aufstellung von Schalke 1957 im Spiel gegen Rot-Weiß Essen herunterbeten kann. Wenn man lange genug, und hinreichend viel Sport sieht, kennt man bestimmte Mechanismen wie Sport “funktioniert”, kann diese abstrahieren und auf andere Sportarten anwenden. Die Schönspieler die in entscheidenden Augenblicken versagen? Man kann sie Bayer Leverkusen nennen, man kann sie Sacramento Kings nennen, oder Arsenal London. Die Mechanismen die greifen, sind die gleichen.

Der Punkt wo man vom bloßen Zuschauer zum “Connaisseur” wird, ist dann erreicht, wenn man ein Spiel “lesen” kann. Ein Spiel hat nämlich auch so etwas wie eine “Seele”. Am besten läßt es sich an Schiedsrichtern zeigen. Ein guter Schiedsrichter kann nämlich Spiele “lesen” und weiß wann er die Spieler mit lockerer Hand führen kann oder wann er durchgreifen muss.

Wenn ein Spiel entgleitet, trägt meistens der Schiedsrichter eine gehörige Portion Schuld. Sei es weil er “Laissez-faire” hat walten lassen, sei es weil er versucht hat, dem Spiel seinen Willen aufzuerlegen. “Das Spiel”, also die Spieler spüren so etwas und bocken auf. Wie kleine Kinder.

An guten Tagen liest sich ein Spiel wie ein offenes Buch. Man spürt jede Wendung, man ahnt Tore im Voraus. Wenn man will, hat es fast etwas zen-likes: das Spiel und ich werden eins.

Die meisten Filme (beziffern wir es mal schlankweg auf 75-90%) folgen einer fest eingeschleiften Dramaturgie. Man achte auf den Soundtrack und ahne was als nächstes kommen wird… Die Strukturen eines Filmes sind meistens derart 08/15, dass sie bar jeder Überraschung sind und genauso prickelnd daherkommen, wie ein 6:0-Sieg von Bayern München gegen die Spielvereinigung Barsingbüttel.

Im Verhältnis zum Film, sind aber sehr viel mehr Sportereignisse “ergebnisoffener” als Filme. Bayern führt zur Halbzeit 3.0? Na und? Man hat schon Pferde vor Apotheken kotzen sehen, und Mannschaften vier Tore in einer Halbzeit schießen sehen. Letzte Woche haben die Colts 28 Punkte im letzten Viertel erzielt. Und ich habe mir den Thrill versaut, weil ich daran geglaubt und innerlich abgeschaltet habe.

2. What/who are your favorite sports teams and/or favorite athletes?

Als “Allesfresser” hat man da so einiges. Teilweise definiert es sich auch aus einer Anti-Haltung (“der Feind meines Feindes, ist mein Freund”), teilweise ist es temporär.

FC St.Pauli, weil ewiger Underdog. Jürgen Klopp (Trainer Mainz 05), momentan der sympatischste Fußball-Trainer. Nett, läßt aber keine “Nullsprüche” los. Roger Milla. Sein Auftreten 1990, als er als alter Sack alles von Argentinien bis hin zu England ausgepsielt hat, war drehbuchreif.

Dallas Mavericks, weil die offensiven Zauberbasketball betreiben, ohne so unsympatisch wie die Kings rüberzukommen. Dirk Nowitzki. Klar, als Deutscher sowas wie Identifikationsfigur in der NBA. Mag seine für die Größe atypische beweglichkeit. Michael Jordan, Shaq’O’Neal, Kobe: Basketball ist sowieso eine der ästhetischsten Sportarten. Meine herzallerliebste Cookie schwärmt für Schwimmer. Bah! Diese Zombie-Schultern. Nein, mein feuchter Traum wäre der Körper eines Michael Jordans oder Kobe Bryant. Nicht übertrieben muskelös. Und wenn ein naßgeschwitzter Jordan zum Ablegen angeflogen kam, das war einfach ein sensationelles Bild. Ein “Alley-Hoop” ist wie ein Orgasmus, der Höhepunkt an Synchronität zweier Individuen. Ein Robert Horry, weil coolster Spieler ever. 59 Minuten lang ist nichts von ihm zu sehen, aber drei zehntel Sekunden vor der Sirene versenkt er von irgendwo ganz weit hinten den entscheidenden Dreier. Das ist Gänsehaut pur.

Pittsburgh Steelers. Meine erste “Liebe” im US-Sport. Als Frischling in Sachen Football, habe ich mich zuerst nach “sympatischen” Namen und Teamfarben orientiert und sie erst im Laufe der Zeit mit dem reelen Auftreten “abgeglichen”. Übrig sind die Steelers geblieben. Zu der Hochzeit wo ich Football-Kassetten aus den USA “kaufte”, kam Kordell Stewart als “Slash”, als Mehrzweckwaffe zu den Steelers und war damit der Prototyp von Quarterback, den wir heutezutage in der NFL sehen. Das AFC-Championship-Spiel (ich glaube von 1997) gegen die Colts gehört zu meinen absoluten Fernsehhighlights. Leider hat sich Stewart danach auf eine Karriere als QB versteift. Hines Ward ist derjenige NFL-Spieler der vielleicht am ehesten dem 97er-Slash nahekommt.

Barry Sanders von den Detroit Lions. Es gibt einiges was ich an Football mag, aber es ist eigentlich nicht der gleiche ästhetische Genuß, den ich beim Basketball empfinde. mit einer Ausnahme. Die Ausnahme war Barry Sanders, RunningBack und auf dem besten Wege alles an Rekorden zu pulverisieren, was es in der NFL gab. Nur dass er irgendwann kein Bock mehr hatte in einem Müllteam zu spielen und von heut’ auf morgen nach Frankreich reiste und seine Karriere beendete. Sanders beim Laufen zu sehen, war unglaublich. Seine Füße schienen zu schweben. Er konnte Haken schlagen, die waren physikalisch nicht möglich. Sein Oberkörper schien nach rechts zu gehen, seine Füße nach links zu laufen. Sanders ist der beste NFL-Spieler den ich höchstselbst im Fernsehen gesehen habe. Sanders, und keiner der üblichen Namen wie Montana, Rice, Payton und wie sie alle heißen.

Es gibt zahlreiche andere Sportler. Solche die man nett findet, soclhe von denen man glaubt, man habe übereinstimmende Interesse oder Charakterzüge. Solche die angenehm frischen Wind in eine verstaubte Szene reinbringen. Solche deren Auftritt man nie vergißt. Richard Golz, Florian Schwarthoff, Haile Gebresalassie, Muhammed Ali, Ernst Happel, Juan P. Montoya, Laurent Fignon usw, usf..

3. Are there any sports you hate?

Ich bin meistens “Anti-Hype” gestrickt, gehe also Hypes eher aus dem Wege. Der “Boris-Becker/Steffi-Graf”-Boom hat zur Folge gehabt, dass ich schlichtweg keinen Tennis mehr sehen kann. Tennis hörte für mich nach dem Finale in Indianapolis zwischen Ivan Lendl und Miroslav Mecir auf zu existieren.

Ich habe auch Aversionen gegen Sportarten/Rennserien/Veranstaltungen die sich wie wild aufplustern, um dann letztenlich nur “Rummelplatz-Experience” abzuliefern. Nehmen wir z.B. die DTM, welches die wohl lahmste Rennserie auf Erden ist, von der nur Norbert Haug ernsthaft glaubt, dass die Frage ob ein Mercedes oder ein Mercedes Meister wird, spannend für Außenstehende sei. Oder auch Boxveranstaltungen in Deutschland, sei es aus dem Hause Universum oder Sauerland. Beide Veranstalter produzieren zu dreiviertel Events, bei dem irgendein Boxer durch einen schnellen Sieg gegen Fallobst hochgepusht werden soll.

4. Have you ever been to a sports event?

Ich glaube meine am weitesten entferntesten Sportveranstaltungen war ein Spiel der Galaxy in Frankfurt (das letzte Heimspiel ’91 gegen die London Monarchs, vor der WLAF-Pause) sowie zwei Spiele der Gladbacher auf dem Bökelberg. Einmal gegen die Bayern und einmal Europacup gegen Espanol Barcelona oder Athletic Madrid.

Am regelmäßigsten habe ich mal hiesigen American Football besucht. Den Football habe ich für mich durch die Silver Eagles entdeckt, die ’91 bis zu 7.000 Zuschauer auf dem Viktoria-Sportplatz anzogen. Die Silver-Eagles spalteten sich und ich ging mit den Blue Devils ins Volksparkstadion. Zirka drei Jahre lang, bis mir das Boohay bei den Spielen anfing auf den Sack zu gehen (wie häufig kann ein Mensch “We will rock you”, “We’re the champions” u.ä. ertragen?) und das Management meinte, man müsse auch Europacup-Spiele gegen irgendwelche Hinterwäldler zum Gigantentreffen aufblasen. Meine “Anti-Hype”-Ader schlug voll durch.

5. Do/did you play any sports (in school or other)? How long did you play?

Außerhalb des Sportunterrichtes nicht wirklich. Viel Fußball in den Schulpausen gespielt. Ich war nicht gut in Sport, teilweise auch nicht gebaut für den Sport. Basketball macht aus der Warte eines 1m78 großen Schüler nur mäßig Spaß.

Es schwingt ein bißchen Bedauern mit, nichts zum Angeben zu haben.

Heute wird nur noch ab und zu bißchen gejoggt, ab und zu ein bißchen Rad gefahren.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Wie immer kurz und knapp:

    1. Vieles und am liebsten live:

    Fußball (Englischer und Spanischer stehen momentan ganz oben),

    American Football (die alte Liebe wiederentdeckt),

    US-Basketball (auch dank D. Nowitzki),

    Tour-De-France find ich jetztes Jahr einfach nur geil,

    2. Schalke04, St. Pauli, Arsenal London, Eric Cantona, Thierry Henry (Ästhetik), Lance Armstrong, Underdogs

    3. Motorsport, Wrestling, Golf, Turnen…

    4. Öfters AufSchalke, früher regelmäßig American Football in Osnabrück mit den Silverbacks, Frankfurt Galaxy, Deutschland – Italien in Old Trafford (Manchester) EM 96.

    5. Zu Schulzeiten Fußball (Linksaussen), danach Badminton, Squash, Basketball (geht gut bei 1,98). Einmal Skifahren, dabei rechtes Knie verdreht.

    Momentan seit ca. 10 Jahren wieder mal Sport (Laufen, Radfahren).

  3. Das ist übrigens mal ganz locker flockig der beste Text, den ich zum Thema gelesen habe. Respekt!