SuperBowl-Preview

Wer vor der Saison auf diese Begegnung getippt hätte, dürfte inzwischen ein gemachter Mann sein. Die New England Patriots galten durchaus zum erweiterten Kandidatenkreis, die Entlassung von einigen Schlüsselspielern durch Coach Belichick, nur wenige Tage vor Saisonbeginn, wurde aber als gravierender Schuß in den eigenen Fuß angesehen.

Der Einzug der Carolina Panthers dürfte aber kaum von irgendeinem Experten vorhergesehen worden sein, wiewohl die Qualitäten der Defense eigentlich, zumindest in nackten Zahlen, bereits letztes Jahr vorhanden waren.

Die Erfolgsgeschichte der Panthers zeigt Grundzüge der Cinderella-Story, wie sie in der NFL alle 4-5 Jahre passieren: ein Team das binnen zwei Jahre vom schlechtesten Team zum SuperBowl-Finalist hochsteigt, remember Atlanta Falcons oder San Diego Chargers?
Die SuperBowl pflegen leider in solchen Fällen dann schon zur Halbzeit entschieden zu sein.

Neben diesem geschichtlichen Apercu, dürfte auch die eher defensive Ausrichtung beider Teams der Grund sein, weswegen die meisten Zuschauer eine eher unattraktive SuperBowl erwarten. Zu düster noch die Erinnerungen an das furchtbare Punt-Festival vor drei Jahren, zwischen den Ravens und den Giants. Die Wettbüros in Las vegas erwarten nicht das mehr als 40 Punkte in dieser Partie erzielt werden,

Für Anhänger des Unterdogs, heuer die Carolina Panthers, kann ich leider nicht viel Nahrung für irgendwelche Hoffnung auf einen Überraschungssieg geben. Außer dass ich diesen Satz im Zusammenhang mit den Panthers schon zweimal gebraucht habe…

Die Medien haben sich für den Schlüssel der Partie bereits auf das Duell zwischen Patriots-QB Tom Brady und der Panthers-Defense konzentrieren. Wrong. Meiner Meinung nach, ist dieses Duell bereits ausreichend zu Gunsten der Pats entschieden. Die Panthers werden tun und machen können, was sie wollen. Das breite Arsenal an Passfängern, lassen 14-20Punkte fast unvermeidlich erscheinen. Der Knackpunkt wird eher seinen: kriegen die Panthers genügend Punkte auf das Scoreboard um die Pats-Offense in Zugzwang zu bringen?.

Die Patriots sind kein High-Scoring-Team. Sie gewinnen ruhig und souverän ihre Partien, weil die Abwehr nicht mehr als zwei TDs im Schnitt zu läßt. Die Offense erzielt aber gegen gutklassige Teams nur selten mehr als 20 Punkte.

Für den Angriff der Patriots ist es wichtig: 1/ Laufspiel via RB Stephen Davis und RB DeShaun Foster, 2/ keine Fehler von QB Jake Delhomme, 3/ lange Pässe um die Defense der Patriots auseinanderzuziehen. Die Laufabwehr der Patriots ist eine exzellente. Die Nuß dürfte also hart zu knacken sein. Und die SuperBowl hat förmlich in jeder Partie die Geschichte eines jungen QB der mit dem Druck nicht fertig wird und hinreichend viele Fehler produziert.

Also auch hier die Hoffnung für die Panthers nur sehr gering.

Klar. Die Panther sind mit ihrem Laufspiel sehr gut in der Lage die “Uhr” zu kontrollieren. Aber Zeit ist für die pass-lastigen Patriots nicht wirklich ein Problem.

Hinzu kommt, dass sie Patriots während der gesamten Saison eigentlich SuperBowl-kompatible Mentalität zeigten. Eine gewisse slicke Coolness ohne in Arroganz zu verfallen. Viele Beobachter nennen diese zweite SuperBowl-Teilnahme der Pats binnen drei Jahre, bereits “Dynastie“.

Diesem Ruf ist nicht zuletzt dem cleveren Office der Pats zu verdanken, Team-Besitzer Robert K. Kraft und Headcoach Bill Belichick, die sich dem allgemeinen Trend hochdotierte Veträge mit langer Laufzeit mit Superstars abzuschließen, verweigern und es schaffen dem Team mit mitunter harten Schnitten immer wieder rechtzeitig Blutauffrischung zu verpassen.

Ich muss morgen früh, um 6h30 einen Zug nach Berlin nehmen. Ich bin guter Hoffnung zur Halbzeit ins Bett gehen zu können…

Offense New England Patriots vs. Defense Carolina Panthers

Das Augenmerk richtet sich natürlich nur auf das Pass-Spiel der Patriots. Das Laufspiel hat nur Alibi-Funktion und häufig dienen die RunningBacks als zusätzliche Pass-Empfänger für Screen-Pässe parallel zur ScrimmageLine oder hinter der angreifenden Defense-Line.

Diese Defense-Line der Panthers hat es in sich. Sie ist als eine der wenigen in der Liga auch ohne zusätzliche Unterstützung in der Lage ist, hinreichend viel Druck auf die Offense zu entwickeln. Sie treffen aber auf die stärkste Offense-Line der Liga, so dass sie kaum bis Brady vordringen werden. Es gilt daher “einfach” nur Brady so unter Druck zu setzen, dass er nicht viel Zeit hat, um die ganz tiefen Pässe zu werfen.

Die Patriots setzen eine Vielzahl von unterschiedlichen Pass-Empfängern ein und pflegen den Gegner durch den häufigen Einsatz von “Five-WideReceiver-Sets” in Chaos zu stürzen. Wenn fünf potentielle Passfänger loslaufen, kreuz-und-quer, mit langen, kurzen, diagonalen oder Comeback-Routen, gibt es eigentlich keine Chance, dass da nicht zumindest ein Receiver irgendwann mal anspielbar ist.

Für die Panthers-Linebacker und die Panthers-Secondary ist der Druck enorm, bei der Abdeckung der möglichen Anspielstationen optimale Arbeit zu leisten. Angesichts der schieren Quantität der möglichen Pass-Empfänger ist vorallen Schadensbegrenzung angesagt: die tiefen Pässe vermeiden, nur Screen-Passes zulassen und irgendwie den Drive stoppen, so dass die Pats nur mit Fieldgoals punkten können.

Offense Carolina Panthers vs. Defense New England Patriots

Die Panthers-Offense ist recht ausgewogen zwischen Pass- und Laufspiel. Das Laufspiel mag spektakulärer aussehen, zumal RB Stephen Davis mit 1444yds in der Regular Season zu den Spitzenkräften der Liga gehört. Nach Zahlen, sowohl in Punkten, Yards als auch 1st Downs, halten Lauf und Pass-Spiel sich die Waage.

Diese Balance kommt der Offense der Panthers zugute, da sie den QB-Grünschnabel Jake Delhomme, der auf diesem Niveau noch nie Footbal spielte, entlastet. Das Horror-Szenario aus Sicht der Panthers wäre aber ein Zusammenbruch des Laufspiels und Delhome muss das Spiel alleine Reißen. Interceptions und Fumbles scheinen dann, trotz exzellenter Offense-Line vorprogrammiert zu sein.

Dieses Szenario ist nicht komplett aus den Fingern gesogen, da die Patriots in der Regular Season über eine wunderbare Lauf-Abwehr rund um Nose-Tackle Ted Washington, dessen Lebendgewicht derzeit mit 165kg kolportiert werden, verfügten, die aber gegen die “Big Names” aus Tennessee und Indianapolis mehr Yards als erwartet zuliessen.

Man nehme den Panthers das Laufspiel weg, mische dann eine Prise verwirrende Aufstellungen um Delhomme zu verwirren, voila, fertig ist das Rezept für die Pats.

Irgendwie sieht das alles nicht sehr gut für die Südstaatler aus.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Und? Hat dich dein Bett zur Halbzeit in Empfang genommen? ;).

    Ich kann mich nicht wehren, der letzte Punt von Sauerbrun(?) hat das Spiel entschieden.

    Da wäre locker noch eine Overtime drin gewesen. Obwohl die Offence der Pats klasse Brady die Zeit zum werfen verschaffte, war Brady doch zum Ende des 4. Viertel nicht allzu sicher, bzw. die Panthers deckten die Receiver gut ab so das die Pässe immer öfter incomplete wurden. Deswegen war meiner Meinung nach der verkorkste Punt Schuld das es nicht in die Overtime ging …

  3. ich habe zwar wacker bis zum ende durchgehalten, aber aufnahmetechnisch war das suboptimal.

    es war ein sehr bizarres spiel, die viertel jeweils unterschiedlich. mal 0-punkte-viertel, mal wurden punkte rausgeheauen, dass die schwarte kracht.

    na ja, verkorkster punt (war es nicht kickoff?) und overtime: eigentlich hätte vinatieri beide FGs vorher verwandeln müssen. es ist mir unerklärlich wieso vinatieri derartige schwierigkeiten in dieser halle hat.

    carolina wurde zu dem zeitpunkt stärker, als sie eine “glaubwürdige” gefahr mit den tiefen pässen herstellen konnten. das versaute die defense der pats, weil sie nicht mehr agieren konnte, sondern reagieren musste und zudem die manövrierfähigkeit des backfields einschränkte, da eben dann doch 2-3WRs der panthers abgedeckt werden mussten.

  4. Kickoff? Punt?

    Uhm …. es war der Tritt gegen das Ei entweder nach einem Touchdown oder in einem 4. Versuch … ich glaub aber ersteres.

    Bei den Panthers gibt es 2 die dafür in Frage kommen: Kasay http://www.panthers.com/team/teamRosterDetails.jsp?id=797 Kicker(?) und Sauerbrun http://www.panthers.com/team/teamRosterDetails.jsp?id=941 Punter(?).

    Einer von beiden hat das Ei so getreten das es ins aus gekullert ist und die Pats an der eigenen 40yds anfangen durften anstatt an der stelle wo der Return aufgehalten wird …

    Und jetzt wo ich es schreibe … Kickoffreturn … Danke, ich bin Autodidakt und erst knapp ein Jahr dabei :).