Alles neue macht die Pro-Tour

Seit einem Monat geistert das Gerücht einer Neuordnung im Radsport-Kalender, die Einführung der “Pro Tour” im nächsten Jahr.

Die ganz intimen Details sind noch nicht bekannt, aber der Radsport-Verband UCI will Weltcup und Weltrangliste durch die “ProTour” ersetzen. Die ProTour soll aus 28 Radsport-Veranstaltungen bestehen, sowohl längeren Rundfahrten als auch Ein-Tagesrennen. 18 Teams werden für die Pro Tour zugelassen und müssen ihre Anwesenheit bei jedem Rennen garantieren.

Die 18 Teams, die zirka 25-28 Fahrer umfassen, müssen ein Lizenzierungsverfahren durchlaufen in dem u.a. auch “ethische” Kriterien, vulgo “Doping”, eine Rolle spielen sollen. Die Teams sollen ferner auch nach einem Länderschlüssel verteilt werden. Deutschland hat Anspruch auf zwei ProTour-Teams. Spitzennationen Italien darf bis zu vier, Spanien und Frankreich drei Teams beheimaten. Die Teams haben die Sicherheit 4 Jahre lang an der Pro Tour teilnehmen zu dürfen.

Natürlich laufen die Radsport-Veranstalter Sturm, die erstmal nicht in den Kreis der 28 Pro-Tour-Rennen aufgenommen worden sind. Aus Deutschland beispielsweise die Rheinland-Pfalz-Rundfahrt, Rund um Köln, Rund um den Henninger Turm und die Friedensrundfahrt. Sie befürchten keine Radsport-Stars mehr zu bekommen. Und die die drin sind, z.B. die Cyclassics aus Hamburg und die Deutschland-Rundfahrt, müssen saftige Pro Tour-Lizenzen zahlen.

Die nun auf August geschobene Deutschland-Rundfahrt wurde ausdrücklich unter dem Gesichtspunkt der Förderung des Radsports in Deutschland aufgenommen. Ähnliches dürfte auch für eine “Tour de Polen” gelten. Neu wird auch ein Mannschafts-Zeitfahren in Holland sein.

Fernsehanstalten kündigen bereits an, sich mit ihren Übertragungen auf die Pro Tour zu konzentrieren. In Spanien wird das Fernsehen Übertragungen von Klassikern wie die Katalonische Woche oder Aragonien Rundfahrt einstellen. Kein Wunder dass die Veranstalter in Spanien, Frankreich und Deutschland Sturm laufen.

Die UCI möchte nicht nur effizienter Kohle verdienen, sondern auch die Spitzenfahrer wie Armstrong oder Ullrich dazu treiben, sich nicht nur auf die Tour de Frace zu fixieren.

Ein Gesichtspunkt spielt kurioserweise in der Berichterstattung über die UCI-Pläne bislang keine Rolle: die Rennfahrer. Wenn bereits ein Rennkalender mit 10 Weltcup-Rennen nicht mit Spitzenperformance auf einer der drei großen Rundfahrten zu vereinbaren ist, wenn bereits ein Sieger beim Giro kaum Chancen hat die TdF zu gewinnen, was macht dann die Aufblähung des Kalenders für einen Sinn?

18 Teams mit 28 Fahrern, das sorgt für eine Fahrervielfalt die es dem Gelegenheitszuschauer nicht einfach machen wird den Namen des Gesamtführenden in der Pro Tour-Tabelle zu kennen.

Der Radsport ist in seinen Spitzenevents so anstregend geworden, dass es Jahr für Jahr eigentlich nur einen Ausnahmefahrer geben kann: den Sieger der TdF. Alle anderen spielen ein bißchen “Reise nach Jerusalem” um bei irgendeiner Popelrundfahrt auch mal auf dem Treppchen zu stehen und nach dem Sportschau-Abspann in Vergessenheit zu geraten.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp