Das Ende von Tyson?

Mike Tyson unterlag heute nacht gegen den Briten Danny Williams durch KO in der vierten Runde.

Dies ist eine Sensation, dies ist eine Überraschung, denn Danny Williams hat eine sportliche Laufbahn der Güteklasse eines Karussellbremsers hinter sich. Wenn man sich Williams Kämpfe anschaut, so hat er noch nie um einen WM-Titel gekämpft, hat er noch nie einen Mann von Rang geboxt. In Deutschlan wird man sich vielleicht an seinen letztjährigen Kampf gegen Samil San erinnern, der ihn nach 6Runden ausknockte. Samil! Sam! Gewinnt! Durch! KnockOut! Soviel zur Klasse von Williams. Williams wird durch diesen Sieg ein Renommee bekommen und darf sich in 2, 3 Kämpfen von Schwergewichtsmeistern aus dem Ring prügeln lassen, ehe sein Name verbrannt ist.

Im Vorfelde wurde prompt nicht ein Pffiferling auf Williams gegeben. Und nun gewinnt er sensationell gegen Tyson. Wird das die Boxwelt erschüttern?

Nicht wirklich. Tyson ist längst nur noch eine Rummelplatzattraktion, ein Muster ohne sportlichen Wert. Seit 1996 hat Tyson alle Kämpfe gegen hochkarätige Gegner verloren. Sein Marktwert ist kein sportlicher, sondern die des Aggressionsmonster Tyson, der jederzeit ausflippen könnte. Damit konnte man noch Kohle machen. Seit drei Jahre werden Tyson-Kämpfe exklusiv an Pay-Per-View verkauft, gestern kostete das Vergnügen in den Staaten 45US$, bei PREMIERE 15,–EUR (PREMIERE hatte lizenzrechtlich keine Möglichkeit diesen Kampf im normalen Pay-TV zu zeigen!).

Wird man noch Tyson-Kämpfe verkaufen können? Man sollte meinen das bereits gegen Boxer wie Brian Nielsen oder Williamson sich nicht genügend zahlunsgkräftiges Publikum finden liesse, aber das Management ist geschickt genug gewesen, um die “nationale” Karte zu spielen und pickte sich jeweils einen Boxer einer Nation aus (Dänemark, England) und hofft dort einen Hype zu erzeugen. Aber Tyson macht immer weniger Kämpfe (seit Ende 2000: vier Kämpfe) und nun eine Niederlage gegen einen No-Name-Boxer. Hat er noch das Ego?

Auf PREMIERE wurde im Vorfeld eine Tyson-Dokumentation gezeigt. Ein furchtbares Machwerk, dass recht einseitig die Position früherer Weggefährten von Tyson einnahm und gegen Tysons Frau und Don King hetzte.

Was man aber trotzdem aus der Dokumentation nehmen konnte, war ein Mike Tyson, der Zeit seines Lebens zum Spielball von Bekannten, Freunden und Partnern wurde. Ein Mann der sich leicht beeinflussen ließ, der das sprach und tat, was irgendwelche “Masterminds” im Hintergrund ausheckten, bis hin zum Vergewaltigungsprozeß, wo es bewusste Strategie der Verteidigung war, Tyson aussagen zu lassen, dass es sein übliches Vorgehen gewesen wäre, woraus die Geschworenen auf einen Wiederholungstäter schlossen.

Mike Tyson ist nun 19 Jahre im Profi-Boxen aktiv. Sein Image war nach seinen frühen Erfolgen (Tucker, Biggs, Tubbs, Holmes, Spinks, Bruno) größer als sein sportlicher Wert. Und nun macht er auch noch die Restbestände seines Image kaputt. Vielleicht besser, dass es nur im PPV war.

Links: Tyson – Williams via SecondsOut.com, BBC, BBC Photos.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Ich suche den Titel einer Mike Tyson-Dokumentation die vor Jahren (ca. 1996) auf premiere gelaufen ist.
    Sie war in Originalsprache (englisch) mit deutschen Untertiteln und begann mit der Entlassung Mike Tysons aus dem Gefängnis, zeigte den Aufstieg,…
    Kann mir da jemand helfen?

  3. ich bin irgendwie traurig, dass ich nicht mal mitgekriegt hab, dass Tyson wieder boxt…? neben BL war er 1995 für mich ein Grund, premiere zu abonnieren.
    Dass er nun schon wieder verloren hat, ist wohl nicht verwunderlich (auch wenn ich den Gegner nicht mal kenne). Tyson ist das klassische Beispiel, wie jemand, der kaum was im Kopf hat (außer Wut und Hass) von den Medien und Sponsoren ausgeschlachtet wird und dann fallen gelassen wird,wie die klassische heiße Kartoffel. Übrigens vertrete ich die (eventuelle) Mindermeinung, dass sein Vergewaltigungsprozess inszeniert wurde,um ihn von der Bildfläche verschwinden zu lassen, weil niemand mehr gegen ihn antreten wollte und er somit keinen Gewinn mehr versprach… das Comeback wurde auch dementsprechend ausgeschlachtet….

    @outperformer. die doku hab ich leider ned :-(