Gedankengrube — mit Heike Drechsler

In der KICKER-Kolumne “Gedankensprünge” vollbringen Heike Drechslers Hirnzellen gedankensportliche Höchstleistungen:

Ein Wort zu China. Wenn die alle Kräfte mobilisieren, hat Europa keine Chance. Lassen wir Doping mal beiseite, dann hatte das DDR-System sehr gute Seiten.

Richtig. Lassen wir diese dumme Konzentrationslager-Geschichte mal beiseite, dann hatte auch Adolf Nazi sehr gute Seiten. Autobahnen, zum Beispiel.

[Der Sport] war aber auch sehr zentral und unfrei. Deshalb werde ich, aus meiner heutigen Sicht, lieber Fünfte, als nicht über mich selbst bestimmen zu können.

Richtig. Aber die sehr guten Seiten nicht vergessen. Und die schicken Uniformen erst!

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Wobei “Kräfte mobilisieren” in China ja wohl auch das böse Wort mit D bedeutet, oder?

  3. Doping mit Konzentrationslager zu vergleichen.. ist das Dümmste was ich je gehört hab. Sport war geil in der DDR, das ist nunmal so, sieht man ja bis heute.

  4. ich lese den kicker immer wieder gerne, weil er so ein widerliches, reaktionäres schmierblatt ist. was frau drechsler angeht: ich habe das bild von ihr über dem text gelesen und gedacht: och nö, die gibt es also immer noch ? ich finde das immer traurig, dass es ausgerechnet in dem gesellschaftlichen feld, das am meisten vom leistungsgedanken durchdrungen ist, keine zwangspensionierungen gibt. das ist auch mein einziger gedanke zu oliver kahn, genau genommen seit einem tag im mai 2001: rücktritt, bitte.

  5. Doping mit Genozid nur im Geringsten zu vergleichen ist geschmacklos, ganz abgesehen davon, dass sich Frau Drechsler nicht gerade intelligent daherredet.

  6. @claudi: ich habe nicht doping mit konzentrationslagern verglichen (konzentrationslager taucht nirgends als wort auf).

    aber frau drechsler hat sich einer rhetorik bemächtigt, die zumindest jeder westdeutscher zeit lebens als entschuldigung von älteren menschen bzgl. des dritten reichs gehört hat: “es war damals nicht alles schlecht

    was den “geilen” sport in der DDR angeht: der sport in der DDR diente nicht nur der leibesertüchtigung, sondern auch propaganda-zwecken (nicht nur in der DDR). dabei hat sich die DDR systemtisch des dopings bedient.

    doping ist kein larifari-verstoß, sondern schlichtweg gesundheitsschädigend. man google bitte nach “berendonk doping”. frau berendonk hat mit ihrem Mann umfangreiches material zum thema DDR-staatsdoping zusammengetragen (siehe auch “Sportrechtsurteile.de“).

    das DDR-staatsdoping ist so massiv gewesen, dass die bundesrepublik sich inzwischen veranlasst sah, ein entschädigungsgesetzt zu verabschieden, dass die doping-opfer von damals entschädigt.

    hier auch nur ansatzweise dieses system zu verharmloses und nicht nur von “guten seiten”, sondern “sehr guten seiten” zu sprechen, ist speierregend und hätte vom KICKER nicht durchgelassen werden dürfen.

  7. Zitat1: (konzentrationslager taucht nirgends als wort auf).

    Zitat2: Richtig. Lassen wir diese dumme Konzentrationslager-Geschichte mal beiseite, dann hatte auch Adolf Nazi sehr gute Seiten. Autobahnen, zum Beispiel

    Hm?

    Es klingt so, als hätte jeder Sportler in der DDR gedopt oder wäre gedopt worden. Nunja, ich habe 10 Jahre Leistungssport betrieben, 3 mal die Woche trainiert, jedes WE Wettkampf. Ich habe nie verbotene Substanzen zu mir genommen. Ich war verdammt gut durch verdammt hartes Training, das weh tat, oft genug. Keine Freizeit, kein Essen, wie mans vielleicht manchmal mag… deshalb hab ich 100 Medaillen, auf die ich ziemlich stolz bin, nicht weil ich gedopt wurde. Mir geht es gehörig auf den Geist, wenn alles immer so absolutiert wird!

  8. re: “Konzentrationslager”
    Hast recht, Alzheimer meinerseits, entschuldigung.

    Ich kann nicht über dich urteilen, ich weiß nicht auf welchem Niveau du Leistungssport getrieben hast, ich halte es aber in der Logik der Dinge (Kosten!) für normal, dass Doping “nur” auf einem hohen Niveau betrieben wurde, dort allerdings systematisch und mit staatlicher Unterstützung. Frau Berendonk spricht immerhin von 10.000 gedopten DDR-Sportlern, zuviel um von “Ausnahmen” zu sprechen. Zuviel um ein “System” in Schutz zu nehmen. Der Kontext der Aussage von Drechsler ist Olympia und Spitzensport.

    Der zweite Kontext der im Hintergrund (zumindest bei mir) mitschwebt, sind die mangelnde Aussagen von Drechsler, Otto und anderen Athleten die noch heute im Blickpunkt stehen, und die in Sachen Aufklärung nur verharmlost oder behindert haben. Siehe auch die ZEIT von 2001.

    Das hat für mich nochmal eine andere Qualität als bei Sportlern die inzwischen aus dem Rampenlicht draussen sind.

    Was hinter meinen Aversionen steckt, kann man derzeit beim Radsport beobachten: wenn der Dopingsumpf allmächtig und unausrottbar ist, dann muss man nahezu jede Leistung der Athleten in Frage stellen. Und mit 3-4Jahren Verzögerung brechen dem Sport die Sponsoren weg.

    China ist an den Pranger zu stellen und jegliche Verharmlosung (dat machen die mit Zen, Schildkrötenblut u.ä.) schadet.

    Ja, es gibt auch woanders Doping, in den USA z.B. quasi privatwirtschaftlich organisiert (BALCO) oder auch im Collegesport-Bereich. Hier kommt aber zumindest etwas Bewegung rein.

  9. Reden wir nun vom heutigen Doping oder vom DDR-Doping?

    Wenn wir vom heutigen reden, ist das Ding doch klar. Es geht um Gewinn, und zwar um den Gewinn von Sponsoren, um Druck, einfach gesagt, um Geld. Das ist so und das ist das, was den Sport unehrlich macht. Da sind wir wohl einer Meinung.
    ————-
    Ganz früher übrigens, in der Antike, war es meist so, dass der Favorit seine Gegner so eingeschüchtert hat, dass alle zurüchgetreten sind und der Favorit ohne Kampf mit großem Bamborium gewonnen hat .. Häuser, Steuererlassungen etc. War also auch nicht gerade eitel Sonnenschein. ;o) Nur mal so am Rande.

  10. Wo ist der Unterschied zwischen heutigem Doping und DDR-Doping? Den DDR-Athleten mag es nicht um Sponsoren gegangen sein, sondern, wie dogfood ja schon schrieb, um Propaganda; der übliche “Wir sind eben doch besser als das kapitalistische Ausland”-Quatsch. Der Zweck mag heute ein anderer sein, aber die Mittel bleiben doch die gleichen. Und das Ergebnis auch: verzerrter Wettbewerb, kein Vertrauen mehr in Höchstleistungen, weniger Spaß an sportlichen Veranstaltungen.

  11. Eine Frage zum Anstoßen:

    Hätte es den DDR-Breitensport (bzw. die intensive Sportförderung) gegeben, wenn es kein systematisches Doping an der Spitze gegeben hätte, um dort entsprechende Erfolge zu feiern?

  12. Keine Ahnung, ehrlich. Das Doping Schrott ist, sind wir uns ja einig, aber dies wäre eine Diskussion, die über das DDR-System eine andere, finde ich. ;o) Mehr wollte ich nicht zum Ausdruck bringen, ich schau jetzt weiter Leichtathletik.