NFL Kickoff 2004: Nationalspieler

Die hiesigen Medien haben es zu Genüge in kleinen Meldungen im Sportteil verpackt: Die NFL-Saison 2004 sieht den ersten Deutschen in der NFL.

Wem diese Meldung irgendwie bekannt vorkommt, der täuscht sich nicht. Alles eine Frage der Definition und so ist Constatin Ritzmann der dritte oder vierte “erste Deutsche” in der NFL. Aus dem Gedächnis fallen mir noch Werner Hippler und Patrick Venzke ein.

So richtig offiziell “erster Deutscher” ist Ritzmann, wenn er in einem regulären Saisonspiel mit dem Trikots der Buffalo Bills in der Defense aufläuft. Dann brauchen wir über die Hipplers und Venzkes die in Preseason-Spiele oder in Trainingslager schon zeitweillig NFL-Verträge hatten, nicht zu sprechen.

#63 Ritzmann spielt Defensive End bei den Bills. Laienhaft ausgedrückt: er steht an einem der beiden Enden der Defense Line die am Ball stehen und versucht in der Regel Jagd auf den Quarterback zu machen. Derzeit wird er als zweiter DE auf der rechten Seite geführt (steht also nicht in der Startformation). Am Sonntag geht es mit neuem Coach (Mularkey, OffCoord. der Steelers) gegen Jacksonville.

Man sollte nicht den Fehler machen, und Ritzmann der Förderung durch die NFL Europe zuschreiben. Ganz genau das ist im Falle von Ritzmann nicht geschehen. Ritzmann wechselte von Berlin (Adler?) zu den ambitionierten Hamburg Blue Devils, fiel aber letztendlich während eines Austauschjahres in einer US-HighSchool auf, als er dort alles in Grund und Boden spielte und bekam Angebote von mehreren Colleges.

Er entschied sich für die “Vols” aus Tennessee, nicht zuletzt wegen des euphorischen Publikums. Dort schlug er anfangs gut ein, ehe ihn Verletzungen zurückwarfen. 2002, sein vorletztes Collegejahr, musste er komplett aussetzen. Sein letztes Jahre im College war trotzdem von überraschend guten Leistungen gekennzeichnet. Ritzmann wurde nicht gedraftet, kam aber als Free Agent bei den Bills unter. Die NFL-Europe hatte da nicht wirklich ihre Finger drin. NFLE-Scouts gaben nur eine Einschätzung von Ritzmann als besten deutschen HighSchool-Spieler ab.

Das er jetzt alle Cuts überstanden hat und zu Saisonbeginn im veritablen Roster der Bills steht, ist in der Tat eine Premiere.

Darüberhinaus scheint er einen sensationellen Eindruck beim Coaching Staff hinterlassen zu haben (6 Tackles, 1,5 Sacks). Aufgrund seiner guten Leistungen hielt man einige angestammte Spieler für überflüssig und entließ sie, u.a. Jason Gildon, der fürwahr kein Unbekannter ist. Er stand noch 2002 im ProBowl. Nun hielt man Ritzmann für den besseren Pass-Rusher als den dreifachen All-Star-Linebacker.

Links

Profil auf der Website der Bills
Bericht und Artikel in der Lokalzeitung Democrat & Chronicle
Artikel in der Buffalo News

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp