NFL Kickoff 2004: Die neuen Regeln

Heute nacht um drei Uhr wird mit dem Kickoff New England – Indianapolis Colts die 39te NFL-Saison eröffnet. Wenn der Kaffee hilft, werde ich “live” vor der Glotze hängen. Von jetzt an bis zum Sonntag wird folglich der American Football im Fokus der Site stehen.

Die Regeländerungen sind nicht zwar nicht umwälzender Natur, aber doch massiver als in den Vorjahren.

Freie Fahrt für Freie Receiver

Die möglicherweise umstrittenste Regel-“Änderung” dürfte “Illegal Contact” betreffen, die sogenannte “Chuck Rule“. Diese Regel wurde nicht verändert, aber die NFL betont dass die Schiris sie dieses Jahr verschärft anwenden werden.

Bei dieser Regel geht es darum, dass der Wide Receiver nur auf den ersten fünf Yards nach Spielzugbegin (Scrimmage) geblockt werden darf. Sämtlicher Kontakt dahinter, der nicht unabsichtlich geschehen ist, oder den Receiver nicht behindert hat, ist verboten.

Nicht wenige vermuten, dass es eine direkte Reaktion auf das sehr physische Spiel der New England Patriots Defensive Backs gegen die Wide Receiver der Indianapolis Colts im letztjährigen AFC-Championship Game ist. Die NFL gibt als offiziellen Grund die “Passing Yards” an, die 2003 auf ein “all-time-low” waren.

Die Regelauslegung dürfte deswegen für Gesprächsstoff sorgen, weil bereits jetzt dieses Foul sehr subjektiv gehandhabt wird. Die Preseason-Spiele zeigten jedenfalls eine hautenge Auslegung die Receiver mit Körperkontakt bevorzugt, und Mannschaften die auf die Qualitäten ihrer Backs in Manndeckung setzen, benachteiligt.

“Chuck” scheint übrigens kein Name zu sein, sondern sich auf “to chuck”, einen kleinen Schubser, ein kleinen Block, die Laufrout “abklemmen”, zu beziehen.

Headcoaches, Instant Replay und Time-Outs

Bisherige Regelung: Jeder Headcoach hat die Chance zweimal durch Wurf einer roten Flagge ein Instant Replay zu verlangen (“Challenge“), also den Hauptschiedsrichter dazu zu bringen, an einem Fernsehmonitor seine Entscheidung zu überprüfen (Einschränkung: dies gilt nicht für die letzten zwei Minuten einer Halbzeit und dies gilt nicht für jede Schiedsrichterentscheidung). Wenn der Schiedsrichter seine Entscheidung am Monitor nicht zurücknimmt, verliert das Team eine Auszeit.

Neu: Wenn ein Team mit seinen beiden Challenges erfolgreich war, kann es ein drittes Mal die rote Flagge werfen, wenn das Team noch eine Auszeit hat. Damit sollen “erfolgreiche” Challenges belohnt werden.

Neu: War es bislang nicht möglich in den letzten zwei Minuten einer Halbzeit eine Challenge zu verlangen, ist dieses in der zweiten Halbzeit nun sogar fünf Minuten vor Ende nicht mehr möglich. (Ist das wirklich neu? Waren es bislang nicht nur 2 Minuten?)

Neu: Headcoaches können nun selber Time-Outs signalisieren. Dabei müssen sie aber Augenkontakt mit den Offiziellen haben. Bislang war es nur Spielern auf dem Feld erlaubt Auszeiten bei den Schiris anzumelden.

Egomanen, Touchdown Jubel und Jersey

Man kennt es vom Fußball: exzessiver Jubel wird als unsportliches Verhalten geahndet. Dies wurde bislang auch in der NFL praktiziert, allerdings auch in der Variante der “Nachbestrafung”, wenn die NFL bei Durchsicht der Fernsehbänder am Montag unsportliches Verhalten erkannte. Dann setzte es mehrere tausend Dollar schwere Strafen.

Neu: explizites Verbot von “excessive demonstrations“: 15yds Raumstrafe
Neu: Jubel-Szenen mit Hilfe von Gegenständen die nicht zur Ausrüstung gehören. 15yds Raumstrafe

Diese Verschärfungen geben den Schiedsrichtern mehr Chancen das Vergehen direkt vor Ort “as it happens” zu bestrafen (15yds Raumstrafe).

Diese Verschärfung ist eine direkte Konsequenz aus Vorkommnissen der letzten Saison, als Joe Horn/NO nach Touchdown-Fang zum Goal-Pfosten rannte und aus dem Schaumstoffmantel des Pfosten ein offensichtlich vorher dort verstecktes Handy hervorholte um demonstrativ seine Mutter anzurufen.

Davor hat Terrell Owens/SF (ich meine es wäre 2002 gewesen) nach einem TD-Fang einen Stift aus seinem Trikot gezogen, den gefangenen Ball unterzeichnet und einem Jungen im Publikum in die Hand gedrückt.

Neu: Wide-Receiver dürfen nun auch die Rückennummern 10-19 tragen.

Welcher Spieler auf welcher Position welche Rückennummer tragen darf, ist eine durchaus streng reglementierte Geschichte in der NFL. Receiver durften nur Rückennummer 80-89 tragen. Die Nummern 10-19, eigentlich für QBs vorbehalten, waren nur erlaubt, wenn alle “Achtziger” vergeben waren. Weil im Laufe der Zeit in den Roster immer mehr Receiver aufgeboten werden, war die Zahlenknappheit inzwischen an der Tagesordnung.

Foul-Spiel

Neu: Begeht die Offense ein Foul und verliert danach den Ball per Fumble oder Backward Pass, wird die Strafe nun auf jeden Fall angewendet und der Ball ist verloren.

Bislang musste die Defense die Strafe ablehnen, damit der Spielzug und damit der Ballverlust als durchgeführt galten. Mit dieser Änderung passt man sich dem Prozedere bei einer Interception an.

Gekicke

Wenn das kickende Team beim Kickoff zu früh nach vorne rennt, ist das Offside (Abseits)

Neu: das Ball-aufnehmende Team hat nun die Wahl ob es die Raumstrafe nach Offside zu Beginn oder am Ende des Returns aufnehmen will.

Neu: Wenn kurz vor Spielende nach einem Safety der Anstoß ins Aus gekickt wird, kann die Spieluhr dabei nicht mehr auf Null ticken. Die gegnerische Mannschaft hat in so einem Fall noch einen Spielzug denn es ausführen darf (vergleiche Foul der Defense bei auslaufender Spielzeit)

Neu: Wenn bei einem Punt oder Kick ein “Fair Catch” angezeigt wird (der Returner kreist mit den Armen um den Kopf, darf den Ball in aller Ruhe fangen, aber gleichzeitig nicht nach vorne marschieren), ist der Spielzug sofort tot wenn ihn ein Spieler der aufnehmenden Mannschaft berührt. Bislang durften ihn die anderen Spieler nach vorne tragen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp