Nach dem Sonntag. Nicht nur HSV –Schalke

HSV – Schalke

Eine Serie musste reißen und es war die Serie von Thomas Doll, der nun in seinem vierten Spiel eine Niederlage kassierte.

Die Partie war über weite Strecken leider nicht so hochklassig wie ich es mir erhofft hatte. Die erste Halbzeit war sehr statisch. Beide Mannschaften standen sehr kompakt und das Mittefeld absolvierte seine defensiven Aufgaben weitaus besser als seine kreativen Tätigkeiten. Folge: viele Ballverluste, viel Hin- und Her aber quasi null Torchancen, nur ein Beinahe-Elfmeter, der m.E. zurrecht nicht gegeben wurde (Kobiashvili spielte zuerst den Ball). Die beiden Flügel wurden sträflich vernachlässigt.

Das beste was der Partie passieren konnte, war der Führungstreffer von Beinlich in der 47ten Minuten, der in die erstarrte Partie mit einer Prise Chaos für Belebung sorgte. Es brauchte noch eine Zeit, aber dann legte Schalke seine Ketten ab. Rangnick reagierte und brachte Varela und zehn Minuten später Hanke. Doll brachte zur Halbzeit Mahdevikia.

Schalkes Sieg hatte viel mit diesen Einwechslungen zu tun. Mahdevikia war eine Art “Jarolim 2”. Fummeln bis zum Abwinken um dann am dritten Mann hängen zu bleiben und für einen Ballverlust zu sorgen. Mahdevikia besetzte überraschenderweise nicht den Flügel, spielte zentral und war ineffektiv.

Anders Schalke. In der Minute in der Varela aufs Spielfeld kam, gewann Schalke die Herrschaft über die Flügel. Varela band Schlicke links, Asamoah rieb die andere Abwehrseite mit Beinlich und Klingbeil auf. Prompt gab es im zentralen Mittelfeld mehr Freiraum für Lincoln, der in der Schluß-Halben-Stunde förmlich aufblühte.

Mit Hanke kam auch ein blutjunger Stürmer rein, der sich einfach vorne hinstellte, auf Bälle wartete und dann einfach mal abzog.

Der Ausgleich (79te) wurde durch einen wunderschön in den Strafraum reingelegten Pass von Lincoln vorbereitet, Hanke lief in die Lücke der Viererkette Boulahrouz/Van Buyten, liess den Pass mit rechts abtropfen und schob den Ball mit links am herausstürzenden Pieckenhagen vorbei.

Zwei Minuten später die Entscheidung, als der etwas grobmotorisch veranlagte Schlicke in bester Lucio-Manier nach vorne stürmte… und am ersten Bein hängenblieb. Schalke konterte, vier Blaue gegen drei HSVler, Lincoln trieb die drei vor sich her und als einer der Schalker mit Lincoln den Laufweg kreuzte, waren Boulahrouz und Van Buyten weg vom Fenster, behinderten sich gegenseitig und Lincoln zog ungehindert ab.

Das Spiel zeigte die Probleme beider Mannschaften auf: sie haben ein Kreativitätsproblem.

Bei aller Lobpreisung von Lincoln, er ist kein Typ der sich die Freiräume selber schaffte, sondern nur dann glänzt, wenn man ihm den Raum gibt. Das wird langfristig für Meisterschaft und ähnliches zuwenig sein. Schalke braucht jemanden der initiativ ist.

Theoretisch hat der HSV Leute die ein Spiel führen und leiten können. Praktisch sind Beinlich und Jarolim aber Mitläufer, Beiwerk. Bestenfalls. Ein Barbarez ist in einer merkwürdigen Zwitterposition. Kein richtiger Antreiber a la Ballack/Frings aber auch kein richtiger Stürmer. Auch das wird für den HSV zu einem Problem, wenn man in den UEFAcup will.

Eine weitere Baustelle für Doll sind die völlig verwaisten Flügel, die derzeit von Jarolim und Beinlich nur ineffektiv verwaltet werden. Das Doll für die Schlußoffensive Hleb und nicht Rahn eingesewechselt hat, ist eine saftige Ohrfeige für den Nationalspieler, denn die Schlußminuten waren wie für ihn geschnitzt: ein Verrückter der auch mal aus 30m draufkloppt, einer der den ebenfalls eingewechselten Romeo via adäquater Flanken zu den entsprechenden Kopfbällen verhelfen kann.

Men in Black

Die Bundesliga-Referees machen momentan nicht die beste Figur. Damit meine ich nicht die Fehlentscheidungen, die nunmal zum Job gehören, sondern der Umgang mit den Fehlentscheidungen. Lutz Fröhlich mit seinem entschuldigenden Handschlag, zeigte an diesem Wochenende eine mittlerweile selten gewordene Souveränität.

Stattdessen stehen die Schiedsrichter vor den Mikrophonen und negieren Fehlentscheidung obwohl sie noch Sekunden vorher auf den Fernsehmonitoren das Gegenteil gesehen haben, zuletzt letzten Samstag bei Bayern – Gladbach.

An diesem Wochenende waren es Schiedsrichter Albrecht und ein Assistent von Schiedsrichter Trautmann die sich dem Handshake mit den Trainer Doll und Schaaf verweigerten. Als der Assistent grusslos an Dolls Hand vorbeilief, ist Doll fast ausgetickt und schimpfte noch eine halbe Minute später wie ein Rohrspatz dem gelben Mann hinterher.

Bombenstimmung

Was ist in Cottbus los? Man sollte meinen, wenn am Vormittag vor einem Zweitliga-Spiel im gegnerischen Fanblock eine 8kg-Bombe mit Chemikalien gefunden wird, dass dieses ein gefundenes Fressen für die Medien ist.

So geschehen am Mittwoch, vor dem Spiel Cottbus – Aue.

Dies wurde jetzt erst bekannt… durch einen Artikel in der Cottbusser Stadionzeitung! Schaut man auf die heutigen Schlagzeilen, oder gestern im Videotext, dann ist die Meldung, bis auf der BILD, nur unter ferner liefen. Wenn überhaupt.

Merkwürdig mutet es in diesem Fall an, dass es offensichtlich keine offizielle Verlautbarung gibt, denn noch am heutigen Montag liest sich die Sachlage alles andere als eindeutig. Während PREMIERE sich gestern im dritten Anlauf darauf festlegte dass die Bombe am Vormittag vor dem Spiel von Schnüffelhunden gefunden wurde, schreibt die BILD heute noch von einem Fund am Vortage.

Es gibt auch keinerlei konkrete Aussagen über die Schwere des Bombenfundes. Diffus wird von “Panik” und “Verätzungen” gesprochen und alles andere mit einem “die Staatsanwaltschaft ermittelt noch” abgewürgt.

Um Kahn wird es einsam

Es mehren sich die Zeichen einer Götterdämmerung. Kahn wird dabei nicht Opfer seiner Fehlgriffe, sondern seiner “Überhohung” der Vorjahre, seiner exponierten Stellung an der er selber fleissig mitgebastelt hat. Das schlägt nun voll zurück. Nicht nur in den Medien, möglicherweise auch in seinem Verhältnis zur Mannschaft. Heinz-Wilhelm Bertram beobachtete jedenfalls am Wochenende u.a. für die Berliner Zeitung:

Als er abpfiff, durfte ein Teil des Publikums, nämlich die stehenden Fans in der Südkurve, Oliver Kahn zujubeln. Dass der Torhüter die Huldigungen isoliert entgegen nahm, hatte wohl seinen Grund. Ihn alleine gelassen zu haben beim Siegtreffer von Juventus Turin, lautete sein Vorwurf. Jetzt strafte er die Kollegen, indem er sich alleine feiern ließ. Das zeigte nur: Kahn entfremdet sich immer weiter von der Mannschaft. Der Bayern-Torhüter ist kein Teamspieler mehr. Eher ein Solitär mit teils selbst gewählter, teils verschuldeter Isolation.

Jeder kann sich ausmalen wie gut ein solcher Kahn in das Konzept von Klinsmann passt.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Re: Cottbus
    Inzwischen bezeichnen Agenturen das gefundene Paket nicht mehr als “Sprengstoff-Bombe”, “Rauch-Bombe” oder “Chemie-Bombe”, sondern als übergroß geratenes Feuerwerk-Paket. Die Ingredenzien sollen ähnlich dem von Fußball-Fan-üblichen Feuerwerk-Arsenal sein, allerdings in Mengen die um ein Vielfaches über dem Üblichen liegen soll.

    Ich bleibe dabei, mir ist unverständlich, warum weder Cottbus noch die Polizei/Staatsanwaltschaft sämtlichen Gerüchten mit einer Presseerklärung Einhalt gebietet…