Moin!

Die heutige Tour d’horizon beginnt, dank französischem Radiosender, in Frankreich. Nicolas Anelka, grandioser Fußballer der es sich binnen 1-2 Jahren bislang noch mit jedem Trainer verscherzt hat, zieht nun nach Aufenthalten bei PSG, Arsenal, Real, Liverpool und Manchester City wohl zurück nach Frankreich, zu Olympique Marseille.

Anelka ist ein Eigenbrödler der sich häufiger gehen läßt. Aber Marseille ist eine interessante Wahl.

Anelka ist charakterlich völlig labil. Obwohl er bereits in jungen Jahren viel Geld in den großen Clubs Europas verdient hat, nimmt er immer wieder Auszeiten und wirkt wie ein störrischer Pubertierender. Man hat den Eindruck dass er sich dann das Vorstadtleben von Trappes bei Paris zurückwünscht, mit seiner Clique abhängen und Rap hören. Marseille besitzt in Sachen Hip-Hop, Raggamuffin und Mittelmeer, eine Subkultur und eine Mentalität die Anelka wie auf dem Leib geschneidert sein könnte. Wenn er allerdings irgendwannn mal bei Frankreichs fanatischsten Fans verschissen hat…

Unterdessen muss Anelkas Ex-Klub PSG wegen Zuschauerausschreitungen im letzten Dezember ein Heimspiel vor leeren Rängen absolvieren. Die Fans haben eh einen dicken Hals, da die Mannschaft in der heimischen Liga nicht in die Pötte kommt. Nach einem 0:0 gegen das abstiegsgefährdete Caen gurkt Paris immer noch im tabellarischen Mittelfeld herum, 5 Punkte hinter der UEFAcup-Qualifikation.

Gestern wurden die Redaktionsräume der L’Équipe und des Wochenmagazins Le Point von der Polizei durchsucht. Hintergrund ist die Veröffentlichung von Vernehmungsprotokollen in der Dopingaffäre Cofidis im letzten Januar und April. Die französische Justiz wollte mit der Durchsuchung die Quellen der Journalisten aufspüren. Mehrere Rechner wurden beschlagnahmt.

Getürkter BVB

Dank eines offiziellen Pressetermins berichten heute diverse deutsche Zeitungen über den neuen BVB-Investor, dem Türken Saadetin Saran. Soviel steht fest: wenn der Mann nicht ein Strohmann ist um den Homm aus dem Verein zu befördern, wird die Liga in den nächsten Jahren viel Spasssssss am BVB haben. Ein Großmaul geschwätziger als das andere.

Das erste was Saran macht, ist van Marwijk volles Vertrauen auszusprechen indem er Christoph Daum als idealen Trainer für den BVB bezeichnet. Spiel über die Bande: Saran wurde unter eher unschönen Umständen von Fenerbahce gekickt und könnte mit so einer Aktion Rache nehmen.

Ansonsten berichtet die FAZ von vielen verbalen Nebelgranaten des türkischen Waffenhändlers (und Textilhändler und Sportrechte-Händler etc….). Siehe auch FR und Berliner Zeitung.

Brittania rules. Nicht für alle

Das scheint ja dann doch sehr schnell zu gehen: der Wechsel von Evertons Thomas Gravesen zu Real Madrid soll bereits heute pfannenfertig über die Bühne gehen, meldet nicht nur der GUARDIAN. Die Transfersumme für den sofortigen Wechsel soll irgendwo zwischen 3 und 4 Mio Euro liegen, in der Größenordnung die gleiche Summe die Everton seinerzeit an den HSV überwiesen hat.

Für Real ein exzellenter Deal, denn Gravesen kann nächsten Monat in der Championsleague gegen Juve eingesetzt werden. Das ist ein ganz, ganz bitterer Schlag für Everton, den Gravesen war m.E. das Herz der Everton-Mannschaft.

Die große Lösung des KSCs

Der KSC hat einen neuen Trainer und am Ende des ganzen Boohays hat man sich für Edmund Becker entschlossen. Fand der Sponsor EnBW Fanz Arbeit bei den Amateuren des VfBs noch nicht des KSC würdig, begnügt man sich nun mit der Beförderung des KSC-Amateur-Trainers zum Chef.

Unterdessen hat der Kurzzeit-Trainer Fanz wg. des EnBW-Vorwurfs der charakterlichen Defizite juristische Mittel aufgefahren. Fanz vs. Claassen II.

Die EnBW hat sich unterdessen weitere Male auch wegen der KSC-Geschichte anschiessen lassen, u.a. vom Bürgermeister von Singen. Mit Verlaub, aber dass ist mitunter die schrottigste und geschwätzigste Unternehmenskommunikation ever, knapp anderthalb Jota über das Niveau von Flamewars im Usenet liegend.

Sogar den Betriebsrat läßt man mit einer Erklärung antanzen um der Geschäftsführung Fußballkompetenz zu bescheinigen [1], [2].

Wenn die rechte Hand die linke Hand wäscht

Die NZZ berichtet über den Einzug von PPV für Fußball-Spiele in Italien. Die neuen Mediengesetze des Ministerpräsidenten Berlusconi erlauben es dem Unternehmer Berlusconi mit seiner Mediaset im Pay-TV “La7” Spiele für 2 bis 3 Euro anzubieten, u.a. vom Berlusconi-Club AC Milan.

Bislang gab es in Italien Pay-TV nur via Satellit aus dem Hause Murdoch. Erst die neuen Gesetze öffneten auch terrestrische Frequenzen für Pay-TV, zudem geht eine Umrüstung der Sender auf Digitaltechnik einher. Berlusconis Mediaset hat die Attacke auf das Pay-TV-Monopol von Murdoch (Sky) im Sommer vorbereitet, als es geheime Verträge mit Juve, dem AC und Inter abschloss. Und damit terrestrisches Pay-TV was wird, unterstützt der Berlusconi-Staat den Kauf von Decoder fürs Berlusconi-Fernsehen mit 70,- EUR pro Stück, bei einem Gesamtpreis von 140,- …

Dahinter steckt ein strukturelles Problem, wie die NZZ schildert. Die ungleiche Verteilung der Fernsehgelder durch Murdochs Sky wird durch Berlusconis Sonderverträge verschärft. Juve bekam von Sky 65 Mio Euro, Brescia hingegen nur 1,9 Mio.

Diese himmelschreiende Unfairness läßt die kleinen Vereine Sturm laufen, ohne Erfolg. Denn der Liga-Präsident war Adriano Galliani und jener hat nicht wirklich ein Ohr für die kleinen Vereine. Er führt nämlich derzeit die Geschäfte beim AC Milan und gilt als Berlusconi-Mann. Die kleinen Vereine blockieren daher seit Monaten die Wiederwahl von Galliani als Ligapräsident.

Sky wiederum zahlt horrend viel Geld (406 Mio) für einen kleinen Kundenstamm (2,3 Mio, zum Vergleich: PREMIERE hat 3,25 Mio) und riskiert nun Kunden an Berlusconi zu verlieren. Sky droht inzwischen die Zahlungen um 40% zu kürzen und die öffentlich-rechtliche RAI will ganz aus dem Fußball aussteigen.

Nachtrag 25.3.2005: Kartellamt leitet Untersuchungen gegen Berlusconis Mediaset wg. den Digital-TV-Lizenzen ein, Guardian.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp