Schlitzohr Ecclestone

Unter der glitzernden Oberfläche der Formel 1 gibt es massiven Streit. Letztendlich ist es jenes alte Gezerre um mehr Geld, Einnahmen und Einfluß das im Folge des Machtvakuums nach der Pleite von Kirch entstanden ist.

Sah es lange so aus, als würden die in der GPWC (“Grand Pric World Championship“) vereinigten Hersteller gewinnen, gelang Ecclestone in den letzten Wochen mehrere Befreiungsschläge.

Ecclestone – Rest der Welt 0:1

Die Banken sind im Zuge der Kirch-Pleite eingestiegen und haben die Kirch-Anteile an der SLEC-Holding aufgekauft. Dummerweise ein Muster ohne Wert, wie sie später erkennen mussten, denn die SLEC hält Anteile an diversen Formel-1-Holdings, aber nur wenige dieser Anteile sind stimmberechtigt. Obwohl die Banken Mehrheitsanteile halten, ist das eigentliche Machtzentrum der F1 immer noch Ecclestone gewesen, der in diesen Holdings Chief Excutive ist, und mangels Stimmrecht von den Banken nicht abwählbar ist. Und das gilt für die ganze Beteiligungskette unterhalb der SLEC: der FOH, FOA und FOM.

Die Banken strengten nun ein Gerichtsprozeß an, in der sie bezweifelten, dass es bei Ecclestones Quasi-Machtübernahme in der FOH (“Formula One Holding“) mit rechten Dingen zuging. Das Kalkül war klar: kommen die Banken in der FOH an die Macht, bekommen sie gleichzeitig die Kontrolle über die “untergeordneten Hierachien” wie FOA (Formula One Administration) und FOM (“Formula One Management“, hält die Rechte zur kommerziellen Auswertung)

Ecclestone – Rest der Welt 1:1

Die Banken gewannen im Dezember diesen Prozeß und damit die Kontrolle über die FOH. Sie glaubten dass damit der Weg zur Übernahme der F1 frei wäre, doch sie machten die Rechnung ohne Ecclestone. Noch bevor die Banken die Kontrolle eine Stufe tiefer in der FOA einsetzen konnten, gab die FOA zusätzliche stimmberechtigte Anteile heraus, die Ecclestone für einen britischen Pfund aufkaufte. Ecclestone hält damit 50% der stimmberechtigten Anteile und damit in der FOA genauso viel wie die FOH. Die Banken unterdessen ballen die Faust und strengen den nächsten Prozeß an, zweifeln die Korrektheit der Stimmausgabe der FOA an.

Ecclestone – Rest der Welt 2:1

Zum anderen gelang es Ecclestone Ferrari aus der GPWC herauszuschlagen.
Ferrari unterzeichnete vor einigen Tagen eine Verlängerung des Concorde-Agreements mit der FOM, vulgo Ecclestone, und bleibt damit bis 2012 der Formel 1 erhalten. Viele Beobachter zweifeln nun an den Drohgebärden der GPWC ohne Ferrari eine Konkurrenzserie zur F1 auf die Beine stellen zu können.

Das gefährliche für den gesamten Sport ist aber die Patt-Situation die sich derzeit ergibt. Ferrari hat sich bereits während der letzten Saison häufig von den anderen Teams bei Meetings und Beschlüssen ferngehalten, weigerte sich an Regelkompromissen mitzuarbeiten.

Als “Retourkutsche” boykottiert nun die GPWC die Regelarbeit von der FIA. Am Freitag marschierte Ferrari alleine zu einem lange angesetzten FIA-Meeting auf dem anstehende Regeländerungen diskuttiert wurden.

Spiel, Satz, Sieg GPWC?

Und um die Sache rund zu machen: es gibt ein Szenario an dessen Ende Ecclestone doch noch als Verlierer dastehen könnte.

Wenn es den Banken gelingt, den Deal mit den stimmberechtigten FOA-Anteilen rückgängig zu machen, bekommen sie sämtliche F1-Hierachien unter Kontrolle. Nun wollen die Banken nicht als F1-Veranstalter auftreten, aber sie hätten dann endlich Anteile, die etwas wert wären und einen guten Verkaufspreis erzielen würden.

Potentielle Käufer? Der Kauf der Anteile der F1-Holdings wäre die Hintertür, mit der die Hersteller der GPWC (Daimler-Chrysler, BMW, Renault, indirekt auch Honda und Toyota, möglicherweise auch Fiat) doch noch ihre Ziele durchsetzen könnten. Einfach die Anteile kaufen und die Macht der F1 übernehmen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp