Indy Champ Car Racing League?

Dieser Tage streute das US-Magazin AutoWeek das Gerücht, dass die IRL und die CART-Serie in der Saison 2007 zusammengehen werden.

Angeblich sollen die beiden Besitzer bzw. Geschäftsführer der Serien Tony “Spalter” George (IRL) und Kevin Kalkhoven (CART) eine entsprechende Absichtserklärung (letter of intent) unterzeichnet haben. Laut AutoWeek soll Kalkhoven mehrere Treffen mit George bestätigt, aber die Unterzeichnung einer Erklärung dementiert haben.

AutoWeek erinnert daran, wie viel ein Kalkhoven-Dementi wert ist. Im Falle des Aufkaufs von Cosworth Racing betrug die Halbwertszeit eines Kalkhoven’schen Dementi eine Woche.

AutoWeek nennt Details der angeblichen Vereinbarung: die fusionierte Serie würde 50/50 aufgeteilt werden, mit George und Kalkhoven als Frontmänner. Honda und Cosworth sollen dabei sein, Bridgestone als Reifenpartner (entweder als Bridge- oder Firestone). Die Motoren sollen sich nach Einschätzung von AutoWeek eher in die Richtung der Champ Cars bewegen (2,65 Liter, 8-Zylinder) und als Chassis ein für 2007 neu entwickeltes Panoz-Chassis genommen werden. Der Rennkalender soll voll auf die Indy 500 ausgerichtet sein. Es sollen 15 weitere Rennen, auch hier eher aus der CART-Serie, in den Kalender aufgenommen werden.

Sollten diese Rahmenbedingungen stimmen, hätte CART vieles gegenüber Tony George durchgedrückt. Was die Story nicht glaubwürdiger macht.

Der stolze und eigensinnige Tony George dementiert inzwischen den Artikel und jedwede irgendwie geartete Vereinbarung. AutoWeek sagt wiederum, ihr wäre versehentlich ein entsprechendes FAX zugesandt worden und deutet an, dass die Vereinbarung von einer dritten Partei bestätigt worden wären. Immerhin müsste es ja genügend Leute geben, die von einer Vereinbarung wissen müssten, wenn Cosworth, Honda und Bridgestone bereits grünes Licht für eine Saison 2007 unter neuen Bedingungen gegeben haben.

Bereits der Umstand das George und Kalkhoben miteinandersprechen, ungehört in den 10 Jahren seit Spaltung der Open-Whell-Racing-Szene in den USA, wird als positiv interpretiert.

Knapp einen Monat vor Beginn der IRL-Saison wird in den USA die CART-Serie wieder als die stärkere Serie eingeschätzt. Durch den Besitzerwechsel und einer sehr zielstrebigen Führung unter Kalkhoven, scheint es mit den Champ Cars wieder vorwärts zu gehen, während die IRL ihr Momentum verloren haben soll und an Zuschauer-, Sponsoren- und Rennwagenschwund leiden soll. Die große Danica Patrick-Story überdeckt große Probleme ein hinreichend großes Feld zu finden. Sogar Eddie Cheever Jr. (48) wurde nach vier Jahren Ruhestand wieder ausgegraben, damit er die ersten 4-5 Rennen bis inkl. den Indy 500 fährt.

Die IRL weiß nicht wie sie dieses Jahr zu den Indy 500 wieder mit 33 Fahrzeugen aufwarten soll. Der Rennkalender 2006 ist mit 14 Rennen der kleinste seit dem Einführungsjahr. Die Serie hat sich mit einer Ausnahme komplett von der Westküste verabschiedet. Das Saisonfinale steigt in keinem Traditionsspeedway sondern dem Chicagoland-Speedway, zu allem Überfluß auch noch am Kick-Off-Weekend der NFL.

Die “Motorensport”-Situation bei PREMIERE immer noch unverändert. Neben einem neuen Magazin taucht nur die IRL als neue Serie im TV-Guide auf. Keine Spur davon “vorne”, auf der “roten” PREMIERE-Website. Wenn ich es im übrigen richtig mitbekommen habe, findet die Formel 3-Euro-Serie nun komplett im Rahmenprogramm der DTM statt und Lewis Hamilton, der ganz, ganz große Formel 3-Champ des letzten Jahres, ist in die GP2 aufgestiegen, folgerichtig ins ASM-Gewächs ART Grand Prix-Team zu Nicolas Prémat.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Interessante Neuigkeiten. Ein bißchen erstaunlich ist es schon, dass in den USA nicht zwei Serien existieren können. Man sollte meinen, dass es genügend Sponsoren geben sollte, aber die wandern wohl alle mehrheitlich in die beiden NASCAR Serien. Es wäre auf jeden Fall zu begrüßen, wenn sich beide Serien wieder vereinigen würden.

  3. ich hab das gefühl, die wissen es selber nicht so genau, woran es liegt.

    die IRL ist ja als bewusstes gegenkonzept gestartet worden: nur nordamerikanische fahrer, nur ovalrennen, nur rennen in nordamerika, kostengünstige fahrzeuge. davon ist inzwischen nichts mehr übrig geblieben. selbst bei den fahrzeugen scheint CART spätestens nach dem kauf von cosworth billigeres, weil einheitliches material anbieten zu können.

    aber beide serien sind inzwischen ausgeblutet und haben, bis auf danica patrick, keinen WIRKLICH bekannten fahrer. beide serien haben den abgang der alten US-familiensippen wie den andrettis, den unsers und den foyts nicht verkraftet.

    die strecken finde ich inzwischen auch größtenteils belanglos. alle stadtstrecken, inkl. long beach (seit dem umbau), finde ich sturzlangweilig, meist viel zu eng für irgendwelche manöver.

  4. Tjoa, die einzigen Namen im Fahrerfeld der CARTs die mir schon länger bekannt sind, sind Tracy und Vasser … ansonsten kommen da halt jüngere Leute nach, gewinnen WMs und sind dafür vielleicht in 10 Jahren berühmt.
    Sicher, es ist das gleiche wie bei der Formel 1 … die Fahrer von heute strahlen nicht mehr so einen Charakter aus wie früher sondern werden zum Teil in Kursen für die Medien (z.B. für Interviews) maßgefertigt.

    Stadtkurse? Im Grunde genommen sind die mir lieber als Oval-Rennen … da blick ich nicht durch, alle Fahren auf einer kleinen Strecke und alles wartet darauf, dass mal einer in ne Wand fährt und irgendjemand von der gelben Flagge profitiert … das Classement wird da ständig durchgespült, ich krieg da manchmal das Gefühl, da wird mit dem Glück spekuliert, wann man aus der Box gefahren kommt.
    Jedoch hab ich letztes Jahr auf Eurosport ein CART-Stadtkurs-Rennen gesehen bei dem es scheinbar nur 2 Überholmanöver gab … einfach zu eng das ganze und zu kurze Geraden … das war schrecklich.

  5. ich bezweifle das tracy diesmal dabei ist. er scheint NASCAR busch-series zu fahren.

    ich glaube dass es nicht nur ein “charakterproblem” ist, sondern die serien kaum entsprechende leute anzieht oder halten kann. gerade im US-rennsport gibt es noch “ungehobelte” typen. nur dass diese kaum noch in den open-wheel-serien zu sehen sind. greg moore ist leider viel zu früh gestorben. villeneuve zur F1 gegangen, zanardi war nach seinem F1-intermezzo nicht mehr derselbe und der lausitzring-unfall tat sein übriges. carpentier ist nie aus dem schatten eines villeneuve rausgekommen, franchitti war ein one-year-wonder. eigentlich blieb da nur noch “spiderman” castronewes als charismatiker übrig. vorallem aus den USA selber ist nichts markantes in die CART gerückt. ich finde die fahrer in der IRL etwas interessanter.

    was ovalrennen angeht: ein durchschnittliches ovalrennen ist fast immer noch bis tief ins letzte rennviertel spannend, dafür ist die erste rennhälfte unerheblich. solange nicht jemand mehr als eine runde hinten liegt, ist seine platzierung unerheblich. umgekehrt ist es bei F1-rennen. in der zweiten rennhälfte besteht die spannung vorallem ob irgendein motor hochgeht.

    ovalrennen werden schnell unübersichtlich. da kommt es auf gute kommentatoren und einblendungen an. die EUROSPORT-kommentatoren heinrich/jahnke plaudern leider derart am renngeschehen vorbei, dass sie oft noch weniger ahnung vom rennverlauf haben, als ein zuschauer zuhause, der einen ticker auf dem rechner laufen hat. genauso hoffnungslos ist die kommentierung aus einem studio in münchen.

    stadtrennen: das ist das problem: i.d.R. zu eng und zu kurze geraden. ausnahme long beach, die aber nach dem umbau eine wunderbare kurbenkombi rausgenommen haben und durch eine ätzende verlängerung ersetzt haben.

    mein lieblingsrennen der CART ist der flughafenkurs von cleveland, mit 30, 40m breite fahrbahnen, den irrsten fahrlinien und bremspunkten.

  6. Tracy ist 2006 noch dabei und wird 2007 dann NASCAR fahren :-(

  7. Die Strecken sind für europäische Zuschauer wirklich ein Problem. Ich fand die CART am interessantesten, als sie noch einige gute echte Strassenkurse benutzt haben. Cleveland find ich auch sehr interessant, aber gerade auf den klassischen Rennstrecken wie Laguna Seca, Elkhart Lake (Road America) und Portland fand ich die Rennen am besten. Wobei es dann doch eher einem F1 Rennen ähnelt, d.h. die Renncharakteristik ist eine ganz andere als auf den Ovalrennen. Wobei Road America und Portland ja auch im aktuellen Kalender der Champcars enthalten sind.

  8. Ich fand die Mischung aus Oval und Rundstrecke immer recht spannend, weil man dabei auch die unterschiedlichen Qualitäten der Fahrer sehen konnte. Das die Serien langweilig geworden sind, hat sicher auch etwas mit der Aufsplittung des Fahrerfeldes zwischen ChampCar und IRL zu tun. Die restlichen Plätze wurden mit NoNames besetzt, zumindest mit Fahrern, die man hier nicht kennt. Dazu kam, dass die Felder immer kleiner wurden. Letzlich haben sich beide Serien von Anfang an in einer Abwärtsspirale wiedergefunden. Die Sponsoren waren verunsichert, die Teamchefs zerstritten. Etwas, was man aus der aktuellen Formel Eins ja auch kennt. Ecclestone weiß das, weswegen er bei dem Streit mit den Herstellern von Anfang an die besseren Karten in der Hand hatte, da er ja mit den Streckeninhabern Verträge hat.
    Eine Zusammenlegung beider Serien wird früher oder später passieren. Die starken Teamchefs werden darauf drängen, da die Sponsoren im Hintergrund Druck machen. Wenn man hört, das Roger Penske offen darüber spekuliert, in die Formel Eins abzuwandern, dann ist das schon ein deutliches Zeichen.

  9. Ich hoffe dass sie wieder zusammenfinden. Die ChampCar’s sind und waren für mich immer die “wirklichen” IndyCar’s, wie es ja eigentlich bis mitte 90er war. Sie sind für mich die schönsten Formel-Autos der Welt, und hatten den besten Klang als sie noch bis 16000 Umdrehungen tourten. Der neue Panoz sieht auch gut aus, und bin froh dass sie erstmal bei Turbo’s bleiben. Die IRL-Wagen sind hässlich und die Sauger klingen sch…. . Zu den Rennstrecken: ich finde ne Mischung aus allen Arten gut… z.B. 6 Ovale (inkl. Indy UND Lausitzring), 6 Stadt, 6 Rundkurse (inkl. Flugplatz). Ich liebe Oval-Rennen, sind meistens spannender als andere. Und ich liebe den Speed und die Führungswechsel. Wenn beide Serien sich zusammenschließen gibt’s auch keine Probleme mit der Größe des Starterfeldes mehr. Hoffe dass es so kommen möge. Kann nur besser werden.