Screensport am Mittwoch: immer noch zweite Halbzeit

Aus der Abteilung “Such den Fehler” lege ich den Artikel “Stell Dir vor, es läuft Fußball – und keiner schaut zu” von Petra Vitolini Naldini in der Telepolis ans Herz. Wer neben hanebüchene Konstrukte mit weniger als zehn sachliche Fehler zurückkehrt, muss über LOS ziehen und darf keine 4000 EURO einziehen. Praktikantenjournalismus at his worst.

Von völlig anderer Gewichtsklasse ist der Artikel im Handelsblatt: “Nebensache Fußball” von Hans-Peter Siebenhaar und Joachim Hofer.

Insider berichten, dass die Vereine aus der Bundesliga angesichts des Fortschritts bei ARENA nervös werden:

Dennoch bleiben Deutschlands Fußballmächtige reserviert. Als de Roos gestern Morgen den Managern der 36 Profivereine von Bayern München bis Sportfreunde Siegen seine Pläne erläutert, ist der Empfang kühl. Zu viele Fragen bleiben unbeantwortet. „Das ist hier nichts als ein Zwischenstand“, sagt ein Teilnehmer […] Die Nervosität unter den Bundesligamachern steigt. Nur noch vier Monate sind es zum Anpfiff der neuen Saison.

Und wiederum andere Insider berichten über die eigentliche Agenda der Investoren hinter ARENA und Inity Media, BC Partners und Apollo:

Wie der ORF-Deal [zur Satelliteneinspeisung via ORF-Tochter ORS] zu Stande kam, verrät, wer wirklich das Sagen hat im deutschen Fußball. Bei den Verhandlungen, die teilweise in bis zu vierstündigen Telefonkonferenzen mit Wien gipfelten, saßen auch die Vertreter der Finanzinvestoren am Tisch, die hinter Unity und Arena stehen: Apollo und BC Partners.

Deren Statthalter bei Arena, der Brite Parm Sandhu, offiziell der Chef von Arena, hielt sich in München im Hintergrund. Aber er hat seine eigene Agenda, wie ein Geschäftspartner sagt: „Apollo und BC Partners wollen in den nächsten Jahren Unity verkaufen oder an die Börse bringen.“

Na ja, dass ist das Tun von Hedge Funds bzw. Private Equity: das profitable Weiterverkaufen nach 3-4 Jahren. Und dürfte in der deutschen Medienlandschaft etwas später auch Kabel Deutschland und NASN drohen.

Rien ne va plus

Gestern fiel eine andere überraschende Entscheidung. Kurz bevor ich mein Büro für einen Kundentermin verlassen musste, schlugen “Breakings News” von tagesschau.de ein: “Staatliches Sportwetten-Monopol verfassungswidrig”. Dies ist im Grunde genommen noch nicht einmal die halbe Wahrheit, am Ende ist etwas anderes rausgekommen, als die Headline impliziert: das Sportwetten-Monopol des Staates ist eher bestätigt worden und all die Dienstleister und TV-Sender die in den Startlöchern standen um ins Wettgeschäft einzusteigen, haben gestern verdammt lange Gesichter gemacht. Neu gefasst wurden nur einige Rahmenbedingungen. Sinngemäß: Monopol ist solange okay, solange es der Prävention der Spielsucht dient. Tut sie es nicht, so muß der Markt geöffnet werden.

Dreh- und Angelpunkt ist dabei Oddset, die Tochter der Lottogesellschaften der Bundesländer, die derzeit aufgrund ihrer Kampagnen zuwenig gegen die Spielsucht tut. Von AP, aus der FR:

Das Gericht untersagte eine Erweiterung des staatlichen Angebots
ebenso “jede Werbung, die über die sachliche Information über die Art und Weise der Wettmöglichkeit hinausgeht und gezielt zum Wetten auffordert”. Ferner habe die Staatliche Lotterieverwaltung umgehend “aktiv über die Gefahren des Wettens aufzuklären”.

Den Politikern bleiben nach meinem Verständnis drei Optionen:

  • sie legen Oddset an die kurze Leine und stoppen im Gegenzug alle “grauen” Wettaktivitäten wie z.B. die zahlreichen privaten Wettbüros oder die vier Wettbüros mit den DDR-Lizenzen. Das sind derzeit die bevorzugten Sprüche aus dem Munde von Oddset und Politikern, wird aber für dass unwahrscheinlichste Szenario gehalten.
  • sie lassen Oddset weiter machen, öffnen und liberalisieren den gesamten Wettmarkt, was zusätzliche Steuereinnahmen bringt und die Gelegenheit gibt den derzeitig Graumarkt zu kontrollieren.
  • sie wissen nicht was sie tun sollen und lassen den bisherigen Status Quo weiterlaufen: private Buchmacher die im rechtlichen Graubereich agieren und die Wettbüros mit den vier DDR-Lizenzen können ungestört weitermachen

Bis Ende 2007 muss ein neues Staatslotteriegesetz her.

Gekniffen sind vorallem die Fernsehsender. Kein TV-Konzern der nicht irgendwelche Pläne für neue Sender und Sendungen in der Schublade hatte. Angesichts der weiterbestehenden Unsicherheit, müssen diese Pläner vorerst weiter auf kleiner Flamme kochen und benötigen minimum einen Kooperationspartner, sei es aus dem Ausland oder einen der vier mit DDR-Lizenz oder Oddset.

Mittwoch, 29.3.2006

10h30 Biathlon: 7,5km Sprint/D, EUROSPORT live

18h00 Zweite Liga, Nachhol- und Wiederholungsspiele, PREMIERE live
(Vorberichte ab 17h45)
Konferenz: Braunschweig – Rostock, Offenbach – Dresden, Saarbrücken – Aachen, Siegen – Ahlen, Burghausen – 1860 München

19h00 Tennis: WTA-Tour in Miami: Golovin – Zheng, Viertelfinale, EUROSPORT live
mit Matthias Stach
Abend-Session ab 2h auf EURO2

20h00 MLB, Spring Training: Boston Red Sox – Pittsburgh Pirates, NASN live
(Whl: 4h30, Do 13h30, 4h)

20h45 Champions League, Viertelfinale, Hinspiele PREMIERE live
(Vorberichte ab 20h00, Dieter Nickles & Hansi Müller)
Olympique Lyon – AC Milan mit Marcel Reif
Inter – Villareal mit Tom Bayer

2h00 – 3h45 Tennis: WTA-Tour in Miami: Myskina – Sharapova, Viertelfinale, EUROSPORT 2 live

außerdem vorab, angesichts der frühen Stunde:
Do 8h00 Biathlon: 12,5km Verfolgung/H, EUROSPORT live
mit Sigi Heinrich und Frank Luck

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Für alle die sich fragen, wo sie in Zukunft in Österreich die deutsche Bundesliga sehen können, meldet die österreichische Fernsehzeitschrift tvmedia in der Ausgabe Nr. 14, S.9:

    UPC Telekabel mit deutscher Liga?

    Springt das Kabel-TV-Unternehmen UPC Telekabel für Premiere ein und zeigt ab Sommer Live-Matches der deutschen Bundesliga im Austro-Kabel?

    Brancheninsider berichten vom UPC-Interesse an deutschen Liga-Rechten, die Premiere im Match gegen Arena verloren hat. – Im deutschen Kabel bietet Arena Live-Spiele um 14,90 Euro pro Monat an.

    Notiz am Rande: UPC Telekabel hat vor Kurzem den österreichischen Internetprovider Inode übernommen. Dieser bastelt wiederum an einem IPTV Angebot…

  3. Und nochmal News aus Österreich: ORF.at berichtet über die Aktivitäten von betandwin.com

    http://futurezone.orf.at/business/stories/99063/